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Dresdner Nachrichten : 25.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189810255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18981025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18981025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-25
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.10.1898
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20 <ru, »s Hosnnchrichte», Sächs, Volkskunde, Rndsahrer- „Der Schmetterling", „Jugeiid"-2lusstellnng. Muthmaßl. Witterung: Veränderlich. 2H, iikfioii fiom Xöiiixf!. Tienstag, LLVOktob er 18981 Politisches. In Paris sind gestern die Kammern wieder znsammengetreten nnd damit ist ein nenes Moment der Unrnhe in die so wie !o schon genugsani zerfahrenen französischen Verhältnisse hineingetragen worden. Wenn jemals die Worte Thiers', mit denen er seine Landsleute als Parlamentarier charaktcrisirtc, in Geltung gestanden haben, so ist es jetzt angesichts der schweren Gefahren der Fall, die von innen und außen gegen die Republik heranwittern. Um so mehr ist zu bedauern, das; die heutige Generation der Franzosen nicht einen zweiten Thiers auszuweisen hat, der mit kühner Stirn vor das Parlament tritt nnd der vielköpfigen Versammlung aber mals in's Gesicht sagt: „Meine Herren! Das Land hat nur Ruhe, so lange Sie nicht beisammen sind." Es thnt ein Mann Noth, der die fessellosen Geister des französischen Parlamentaris mus zu bändigen, sie in Zaum und Zügel zu nehmen versteht, auch wenn sie noch so sehr in's Gcbis; knirschen. In Paris hatte die Lage in den letzten Tagen einen entschiedenen Anflug von Beruhigung bekommen. Wie es aber jetzt werden wird, wenn die parlamentarischen Klopffechter wieder ihr unverantwortliches Treiben beginnen, vermag Niemand zu sagen. Jeder fühlt nur instinktiv, das; parlamentarische Lärmscenen und Kulisscnschicbereien die Dinge keinesfalls verbessern können, das; vielmehr eine neue Sturm- und Drangperiode, ein neuer Hexensabbats) der Leiden schaften heranfznziehen droht, während es ganz und gar an einem roobor ä« bronrs gebricht, auf den die staatliche Autorität sich retten und von dem aus sie, unerschüttert durch die ringsumher tosende Brandung, ihre Herrschaft im Lande allmählich wieder aufrichten könnte. Unsicherheit, so weit das Auge reicht, das ist das Kennzeichen der herrschenden Zustände. Ungewissheit, was ans alledem hervorgehcn soll, ob sich die Wasser noch einmal glücklich verlausen werden oder ob grundstürzende Schrecknisse mit schicksalsvoller Notwendigkeit unabwendbar herannahen: das ist der dumpfe Bann, der ans der öffentlichen Meinung bei dem Zusammentritt der Kammern lastet nnd auf Aller Lippen die Frage legt: „Was für Tollheiten wird das Parlament verüben? Wird es die zngespitzten Verhältnisse blindwüthig zum Aenßerstc» treiben oder wird cs ein einziges Mal Vernunft walten lassen und, in Abkehr von den Parteileidenschasten, der Republik und der be stehenden Ordnung, dem Frieden nach innen wie nach außen einen Dienst erweisen?" Etwas leidlicher würden sich die Verhältnisse nnlasscn, wenn Herr Mdline noch am Ruder wäre oder irgend ein anderer Staats mann, dessen Regiment einige Aussicht ans dauernden Bestand böte. Der jetzt amtirende Herr Brisson hat jedoch die besten Chancen, Hals über Kopf gestürzt zu werden. Seine radikalen Freunde allein können ihn nicht halten, die gemäßigten Republikaner aber hat Herr Brisson tödtlich beleidigt, indem er einen großen „Präfektenschub" in Scene geben ließ, blos um Männer seiner besonderen Parteirichtung an die Stellen zu bringen, die bisher von Vertretern der gemäßigt-republikanischen Parteisarbe ein genommen wurden. Unter den obwaltenden Umständen kommt diese Maßregel einem politischen Selbstmorde gleich, ist insofern allerdings auch echt „radikal", da ja die Herren von der radikalen Observanz sich nicht blos in Frankreich, sondern auch anderswo dadurch auszuzeichnen pflegen, daß sie den Erwägungen politischer Vernunft nnd Zweckmäßigkeit unzugänglich sind. Die Entscheidung dürfte voraussichtlich schon sehr bald fallen, nnd zwar im Anschluß an die nunmehr ganz aktuell gewordene Frage der Revision des Dreysns-Prvzeffes. Ucbermargen soll, wie bestinmct verlautet, die Entscheidung des Kassationshoss in der Sache ergehen. Herr Brisson hatte seine revisionistische Rechnung folgendermaßen ausgemacht: Er wollte eine nochmalige Wieder aufrollung des ganzen Prozesses vermeiden, um weiteren nnlieb- mäßigten Republikaner für versichert. Seitdem er aber in un begreiflicher Verblendung den Präfektenschub unternommen hat. hat die gemäßigt-republikanische Partei ihn vollständig preis- gegeben. Dadurch sind die Aussichten Msline's ans Wiedereintritt in die Regierung unverkennbar gestiegen. Herr Malinc ist im Sommer vornehmlich gerade wegen der Revisionsfrage zurück- getreten, weil er sich mit der Verantwortung für die Revision, sei es in dieser oder jener Gestalt, nicht belasten wollte. Ta er sich im klebrigen durchaus nicht nbgewirthschnftet, sondern im Geaen- theil recht erhebliche Shmpathien für die Art seiner Geschäftsführ ung znrnckgelassen hat, so wird man Hem, Mölme wohl unmittel bar. nachdem der Kassativnshvf seine Entscheidung getroffen hat, in den Wettbewerb um die Ministerpräsidentschaft wieder eintreten sehen. Er ist auch thatsächlich neben Herrn Constans die einzige Persönlichkeit, von der die Republik in den jetzigen Zeitläuften noch etwas Ersprießliches erwarten darf. Der Ausgang des bevorstehenden Parlamentarische» Kampfes um die Ministerprä,ident,chasi der Republik wird dieses Mal eine besondere Bedeutung auch für die auswärtige Politik haben, da von ihm die Haltung Frankreichs gegenüber England in der Faschvdafragc wesentlich mitbedingt ist. Wenn in der nächsten Zeit in Paris ein Mann an's Ruder kommt, der im Stande ist, die inneren Leidenschaften an der Revisionssragc ohne gewaltsamen Ausbruch vorüber zu laviren, so darf man auch der Weiter entwickelung der Faschvdafrage getrost ein günstiges Prvgnostikon stellen.^ Ein innerlich auch nur halbwegs beruhigtes Frankreich wird sich deswegen nicht in einen furchtbaren, in seinen Folgen unabsehbaren Krieg stürzen Ein gemäßigtes französisches Mini sterium, das nur einigermaßen Herr der Lage zu bleiben hoffen darf, wird keine Neigung verspüren, den Prozeß der inneren Be ruhigung durch eine auswärtige Aktion in Frage zu stellen. Wie aber, wenn Alles schief geht? Für diesen Fall nehmen die Dinge doch ein ernsteres Gesicht au. Selbst ein in seinem kkrtheil io vorsichtiges Blatt wie die „Rhein.-Wests. Ztg." meint, „ein Krieg decke alle politischen Sünden", nnd es liege daher nahe anznnehmeii, daß die französische Regierung schlimmsten Falls „diesem universal- mittel zum Mindesten nicht aus dem Wege gebe» werde." Gleich zeitig veröffentlicht das genannte Blatt eine liebersicht über die bis jetzt angcordueten französischen Rüstungsmaßnahmen. die in solcher Zusammenstellung allerdings zu denken geben. Trotzdem bleiben die offiziösen Kniidgcbungen in London sowohl wie Paris dabei stehen, daß die Gefahr eines Fricdens- bruchs einstweilen nicht vorhanden sei. Hoffentlich stimmt das. Wir werden inzwischen die Ohren steif nnd umer Pulver trocken halten, zugleich aber auch Alle? vermeiden müssen, was den französischen EhanvinismuS unnütz reizen könnte. DaS gilt namentlich mit Rücksicht auf die Erörterungen, die sich in der deutschen Presse an die bevorstehende Entscheidung des Pariser Kassation-Siiofs in dcr Revisivnsfrage knüpfen werden. Mäßigung in kritischen Augen blicken nach dem Vvrbildc unseres großen Altreichskanzlers ist ein Beweis von echter nationaler Stärke, nicht von Schwäche. samen >Mc . en über Mßständc innerhalb des Generalstabs Enthüllung« vorzuveugen, und zu dem Zwecke lediglich die Annullirung des kkrthcils gegen Drcpfus herbciführen. Zum Verständnis; des in den gedachten beiden Verfahrungsarten begründeten Unterschieds ist zu bemerken, daß die französische Stras-Prozeßordnung eine Revision im formellen nnd eine solche im materiellen Sinne kennt. Revi ion lm materiellen Sinne liegt vor, wen» nachträglich neue Thatsachen hervortreten, die die Unschuld des Vcrurtheilten zu bewe len geeignet erscheinen. Das Rcvisivnsgesuch, das Frau Dreyffis emgereicht hat, stützt sich auf zwei solcher Thatsachen: auf die Widersprüche der Schriftsachverständige» des Esterhazys Prozesses gegenüber denen des Dreyfiis-Prozestrs mit Bezug auf das Bordereau und auf das Geständniß .Henry s über seine Fälsch ung. Würde diesem Gesuche stattgegeben, so hätte das die unab änderliche gesetzliche Folge, daß der ganze Prozeß noch einmal verhandelt nnd bis in die geheimsten Winkel gewisser unliebsamer Machenschaften hineingeleuchtet werden müßte. Anders dagegen bei der bloßen formellen Revision. Hier hat der oberste Gerichts hof die Möglichkeit, einfach die begangenen formale» Ungesetzlich keiten festzustellen — dadurch würde iir der Hauptsache nur der General Mercier, der 1894 Kriegsminister war, betroffen werden — und im Anschluß daran das auf ungesetzlicher Grundlage ergangene Urtheil auszuheben, ohne daß die Erhebung einer neuen Anklage und die Eröffnung eines neuen Verfahrens verfügt zu werden braucht: ähnlich wie ja auch das deutsche Reichsgericht in besonderen Fällen das Recht hat. statt eine Revisivnsiache zur nochmaligen Verhandlung zurückzuverweisen, gleich selbst ein frei- sprechendes Erkcnntniß zu fällen. Die einfache Annullirung des Urtheils wird auch von den Anhängern der Revision selbst größtrn- theils der Wiederholung des Verfahrens im politischen Interesse vorgezogen, und deshalb glaubte Herr Brisson, sich durch die Löf- ung der Dreyfusfrage in diesen, sinne den Ruhm eines Retters ' es Vaterlands erwerben und seine Stellung befestigen zu können, -besondere hielt Herr Brisson .sich der Unterstützung der ge- Feruschreib- und Aernsprcch-Bcrtchte vom 24. Oktober. Berlin. Der „Kreuzztg." zufolge bestellt bei der Regierung die ausgcsvrochcne Absicht, der Anregung der Deutschen Kvlonial- gesellschäfi, die Ende Mai dieses Jahres in Danzig die Summe von 25,ik)0 Mark als Zuschuß für ein Forschnngsunternchmcn nach dem nördlichen Kamerun ansgcwvrfen hatte, zu folgen und demnächst eine größere Expedition nach dem Tschadscc zu enisenden. - Der Bemessung der Anssnhrvergütting ffir gebeuteltes Mehl wird jetzt ein Ausbcutelvcrhältniß von 75 Prozent bei Weizen- und 65 Pro;, bei Roggcnmehl zu Grunde gelegt. Dieses Verhältnis; wird von der Kleinmüllcrei nnd der Landwirthschaft als unzutreffend an gejochten. Stattgefnndenc Erhebungen haben ergeben, das; das grobe Schwarzmehl, welches die groizen Ansfnhrmühlen vorzugs weise ansführcn, beträchtlich mehr als 75 bezw. 65 Prozent des Geivichts des zur Herstellung verwandten Getreides enthält. Es werden daher dafür Einsnhrscheinc für größere Mengen von Getreide nusgehändigt, als zur Herstellung der Ausfuhrwaarc gebraucht sind. Dadurch werden sowohl die Reichskassc wie die Kleinmüllerei nnd die Landwirthschaft geschädigt. Eine Beseitigung der sich ans dein »»zutreffende» Verhältnis; ergebenden Exportprämien steht bevor — Nachher im Kaiser!. Statistischen Amte crffolgtenZusammenstellung wurde der diesjährige Erntcertrag Mitte Oktober vom Deutschen Reiche geschätzt: Sommer-Roggen a»f 11,2, Winter-Weizen 18,5, Sommer-Weizen 16, Winter-Spelz 15,7, Sommer-Spelz 6,8 nnd Gerste 17,3Dvppcl-Centner pro Hektar Für Roggen und Weizen find diese Ziffern höher als die Schätzungen der letzten 5 Jahre, Speziell für das Königreich Sachsen stellen sich die Ziffern wie folgt: Sommer-Roggen 15,2, Winter-Weizen 26,3, Sommer- Weizen 26.6, Gerste 21,2 Doppel-Ecntncr pro Hektar. lieber den Saatenstand wird berichtet: Wegen der großen Trockenheit ging die Bestellung der Felder nur laiigsain vorwärts und war Mitte Oktober noch nicht beendet. Die Saaten sind zum großen Theil erst im Aufgehen begriffen. Weizen und Spelz waren zum Theil noch nicht eingesät. Der cinfgegaiigene Roggen zeigte vielfach ungleichen, lückenhaften nnd dünnen Stand. Für das Königreich Sachsen find folgende Daten über den Saatenstand ermittelt: Weizen 2.3. Roggen 2,3, Jung-Klee 2,8, — Im Dezember finden im Rcichs-Gesnnbheitsamte kommissarische Berathungen wegen einer Revision des Weingesetzes vom Jahre 1892 statt. — Seitens des Berliner Magistrats wird jetzt das in Gemäßheit des Stadt verordneten Beschlusses vom 26. Mai d. I. vom Magistrat an den Polizeipräsidenten von Berlin gerichtete Schreibe», betreffend eine Reform der Sittenpolizei und vas Verhalten der Polizeibeamten, sowie die hierauf erfolgte Antwort veröffentlicht. Es ergiebt sich daraus, das; der Magistrat den Beschluß der Stadtverordneten vom 26. Mai erst unter dem 15. Oktober ausgeführt hat. Das Polizei präsidium hat geantwortet, daß cS dem Ersuchen des Magistrats, über die bezeichneten Angelegenheiten mit dem Magistrat m Ver handlungen einzutreten, wegen Obwaltens grundsätzlicher Bedenken nicht in der Lage ser stattzuneden. — Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, wird eine Abtheilnna von 600 Man» der berittenen Leibgarde des Sultans unter Befehl eines kaiserlichen Adjutanten die Eskorte des deutschen Kaisers auf der Reise nach Jerusalem bilden. Dieselbe ist bereits am 19. d. M. in Haifa eingetroffen. mit dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Karl von nach Balmoral zu reisen. — Die Armee-Konservenfabrik Hasell die bisher ihren Bedarf an Schlachtvieh, ca. AM» Ochsen in jeden« Winter, immer bei Schlächtermeistern oder Großviehhändlern deckte, hat diesinal den Anfang damit gemacht, das Vieh direkt von Landwirthen zu beziehen. Sie bat init der Landwirthschastskammer in Schleswig-Holstein einen bezüglichen Vertrag abgeschlossen; auch mit anderen landwirthschaftlichcn Korporationen schweben Verhandlungen. "Berlin. In der heutigen Sitzung des Kolonialrathes theilte der Vorsitzende, Hen Kolonialdtrektor v. Bucbka. mit. daß Seitens der Regiemng eine größere Expedition nach dem Tschadsee geplant sei. Köln. Bei dem gestrigen Pferderennen stürzte Sekonde- leutnant Freiherr von Düngern und trug eine schwere Gehirn erschütterung nnd eine Lungengnetschnng davon. Wien. Die „Pol. Korr." berichtet von einer Zuschrift aus Kairo, die Entdeckung des gegen Kaiser Wilhelm II. von Anarchisten geplanten Attentats sei dadurch erfolgt, daß einige Tage vor der Festnahme der Anarchisten in den Kleidern eines von einem Fran zosen ermordeten Türken ein Portefeuille mit belastenden Briefen gefunden wurde. Bei der in der Wohnung des Ermordeten vor genommenen Haussuchung seien dann Beweise dafür gefunden worden, daß von den Anarchisten eine Verschwörung gegen das Leben des Kaisers eingeleitet war. Auf Grund der Entdeckung sei es gelungen, sämmtlicher Verschwörer habhaft zu werden. Wien. Bei der Konferenz Murawiew's mit Goluchowski wurde außer den Fragen der Abrüstung und Kreta auch die Halt ung des Fürsten von Montenegro und dessen Balkan-Aspiration besprochen. — In Steyr, ivo in der Waffenfabrik seit mehreren Tagen 1500 Arbeiter streiken, sollen Arbeiterunruhen ausgebrochen sein, weshalb aus Linz zwei Eskadrons Kavallerie dahin ab gesandt sind. Wien Der „N.Fr. Pr." wird ans Konstantinopel gemeldet, bei dem Besuche Kaffer Wilhelm s in der dortigen deutschen Schule sei das Gespräch auch auf die Dreyfns-Affaire gekommen. Der Kaffer habe dabei bemerkt: „Das Sonderbarste ist an der ganzen Affaire, daß diese Kunden glauben, ich hätte wirklich Briefe an Trcyfiis geschrieben und da«: der Minister Hanotaux diese Briefe für 27,000 Francs gekauft hat." - Die Beisetzung Dr. Müller's hat heute früh stattgefunden. Das Befinden der Wärterin Pecha ist heute nach einer guten. Nacht befriedigend. Alle übrigen Inter nisten befinden sich vollkommen wohl. Eine barmherzige Schwester, welche sich seit gestern matt nnd abgespannt fühlte, wurde gleich den anderen Wärterinnen mit Pestserum immunisirt. Wien. Das Begräbnis; Dr. Müller's faird heute in früher Morgendämmerung auf dem Centralfriedhof statt. Es war streng stens verboten worden, irgeird Jemand außer den Familien angehörigen nnd den Acrzten. welche dem Tobten die letzte Ehre erweisen wollten, den Zutritt aus den Friedhof zu gestatten. Um 5 Uhr früh wurde der Sarg mit Müller's Leiche vom Epidemie- Spital im geschlossenen Lazarethwagen eingcholt. Die Äerzte des Spitals folgten in einem Wagen. Mittlerweile hatte» sich auf dem Friedhof eingenmden: der zur Einsegnung bestimmte Geistliche, die Schwester nnd ein Bruder Müller's. Professor Nothnagel und etwa 20 Professoren nnd Aerzte. Das Grab war an einem ^ziem lich entlegenen, aber noch niit Gräbern besetzten Theile des Fried Hofs gegraben und zwar nicht tieser, als die vorschriftsmäßige,« 3 Meter. Es wird jedoch die Vorsicht gebraucht, daß dieses Grab nicht mehr geöffnet und auch Niemand inehr darin bestattet werden darf. Als der Wagen mit dem Sarge eintraf, mußten alle An wesenden auf die Seite treten imd warten, bis der Sarg in das Grab hinabgelassen war Tann traten der Geistliche und hinter ihm die Leidtragenden bis auf etwa 12 Meter an das Grab heran. Ter Geistliche nahm die Einsegnung vor, dann hielt Dr. Frankl von Hohenwart im Namen des Hofraths Nothnagel, welcher etwas heiser war. einen Nachruf, in welchem er den Verstorbenen als Helden feierte. Nachdem die Leidtrageirden den Friedhof verlassen hatten, wurde das Grab von sechs bereit gehaltenen Todtengräbern eiligst zngeschaufelt. * Wien, 9 Uhr Abends. Das Befinden der Wärterin Pecha. hat sich verschlimmert: alle übrige» Jnternirten befinden sich wohl. Bodenbach. In der hiesigen Gasanstalt entstand eine Gasansströmung, wobei zwei Arbeiter getödtet und einer verwundet wurde. Paris. Morgen werden strenge Maßregeln ergriffen, um den estellten Kundgebungen vor dem Palais Bourbon i» Aussicht zu li Kundgebungen begegnen. Ms den öffentlichen Weyen werden keine Ansammlungen, geduldet: jede Zusammenrottung wll sofort auseinandergetricben und Jedermann, der aufrührerische Ritte ausstößt, verhaftet werden. Schon heute werden die Straßen von Banden durchzogen, die von den Nationalisten angcworb.'a sind und welche heraussordernde Lieder nach der Melodie des Boulanger-Licdes singen. Rom. Wie ans der Konmlta verlautet, wird die internationale Anarchistenkonferenz am 15. November zusammentrerea. * London. (Reuter-Meldung.> Von der Admiralität »ollen Befehle in PortSmonth, Chatham und Devonvort eingegangen sein, in jedem dieser Häfen 6 neue schnelle Torpedojäger bcreit- zuhaltcn. * Kopenhagen. Der Ausschuß des Fvlkethings lehnte die Nachbewillignng der ffir die Verstärkung der Kovenhagener Seebefcstignng verausgabten 500,006 Krone» ab. * Washington. «Renter-Meldung.» Man erwartet, daß die amerikanischen Fricdenskommissarc in Paris heute den 'vanvcheii Kommissaren eine Art Ultimatum verlegen werden, da sowohl der Präsident Mac Kinley als auch die amerikanischen Kommiffare über zeugt find, daß Spanien absichtlich die Verhandlungen hinauszieht. * Alexandria. (Reuter-Meldung., Ein in Svanien und Frankreich wohlbekannter Anarchist wurde am 23. Oktober an Bord des „Pavananni" verhaftet. Das Schiff kam von Malta und ist nach Mazedonien bestimmt. Der Verhaftete war von Italien nach Malta gereist und schrieb sich dort für die Fahrt nach Alexandria ein. Er beabsichtigte, Palästina zu besuchen Die Polizeibehörden, sowie das britische und italienische Konsulat erw arteten ihn bereits in Alexandria und verhafteten ihn, che er an Land ging. Madrid. Die Bahnhöfe werden sorgfältig überwacht, da die Ankunft mehrerer bctanntcr Anarchisten angekündigl ist. — ES Behufs Anordnung der erforderlichen polizeilichen Maßregeln zum bestätigt sich, daß der Kriegsminister Correa seine Dcmv'ivn nehmen Schuhe des Kaiserpaares auf deffen Reise ist der Bali von will. Er wird dies aber erst thun nach einer ffir heute Vormittag Damaskus, Nazim Pascha, nach Beirut beordert worden. — Das anberaumten Besprechung mit Sagasta. ^.ie Anhänger des griechische Kronprinzenpaar ist. von den Kopenhagens Trauer- Ministeriums hoffen, daß es Sagasta gelingen werde. die Krisis feierlichkeiten kommend, auf Schloß Rumpenhenn eingetroffen nnd zu beseitigen. — Wie der „Jmpercial" meldet, erhielt die Regier- wird brs Ende dieses Monats dort verweilen, um dann gemeinsam ung ein Telegramm aus Port, ..Jmpercial" meldet, , orico, wonach die Amerika»« eure« Meine 5 ^ 'strschok? Fan fürwäslc sagt: und Haushalt
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