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ZchönburM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Ubr des vorhergehenden Tages. ««d re aldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 80 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath z» Waldenburg. ^94. Mittwoch, dm 23. April 1884. «-MO Zum 58. Geburtstage unseres Königs Albert. OEC« 4.ch viele sind der Kränze auf diesem Erdenrund, Gar lieblich anzuschauen, von Wunderblumen bunt! Viel tausende schon blühten und welkten bald dahin, Erfreuten manches Auge, entzückten manchen Sinn. Laßt Einen doch mich nennen! Ihn seh' ich immer blühn; Nach siebenhundert Jahren ist er noch heute grün. In ungeschminkter Schöne zeigt er den alten Glanz, Das ist der immergrüne, der Sachsen Rautenkranz. Lei ihm hat oft gelobet des Krieges Sturm und Graus, Doch nimmer ihn entblättert für der Wettiner Haus; Umschlingt nun sechs und zwanzig der Fürsten Kron' und Schild, Wahrzeichen ihrer lapfern Altvordern Ebenbild. Lr bleib' auch unserm König, dem großen Helden, Zier, Der, würdig tapfrer Ahnen, gefolgt des Kriegs Panier; In Schleswig und in Böhmen, in Frankreich schmückt' sein Haupt Der Rautenkranz und Lorbeer; sie prangen reich belaubt. Ruhmvoll, zum Heil und Segen, sei lange noch sein Pfad, Dem ganzen Land zum Wohlstand Gott stets sein bester Rath! — Ihr sturmbewegten Zeiten, bleibt Sachsen, Deutschland fern! Mög' freundlich uns erglänzen des Friedens goldner Stern! Ireu, fest und bieder halten am Fürstenhaus Wettin Sei heute unsre Losung, der Sachsen edler Sinn! Dann wird nach hundert Jahren der Raule grünes Band Noch blühn und man wird singen: Heil dir, mein Vaterland! — Kriedrich Kündet. Waldenburg, den 21. April 1884. Die Direktion. Hanschmann. der II. Clafse (mit einigen Ausnahmen, die Notiz erhalten) Donnerstag, den 24. April e>, abends 6 Uhr, in der Schule zu erscheinen. Fortbildungsschule Waldenburg. Diejenigen Fortbildungsschüler, welche bisher die III. Claffe besuchten, haben Freitag, den 25. April v., abends 6 Uhr, die bisherigen Schüler Mimmcsts-EiillMW. Mit dem 1. Mai d. I. beginnt ein 2-Monats-Abonne- ment auf das „Schönburger Tageblatt" zum Preise von 1 Mk. Neu eintretenden Abonnenten wird auf Verlan gen, soweit der Vorrath reicht, der Anfang der Erzählung „Mein Karneval", und der „Memoiren eines Klein städters" gratis nachgeliefert. Die Expedition. - " *Waldenburg, 21. April 1884. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist nunmehr vollständig genesen, auch der Kräflezustand hat sich infolge audauernder Scho nung gebessert. Das Befinden der Kaiserin bessert sich dagegen nur langsam, dieselbe ist noch immer an das Bett gebunden. Aus den Krankenzimmern der Kaiserin kam am Sonntag ein für die Braut des Großfürsten Konstantin, Prinzeß Elisabeth von Sachsen-Altenburg, bestimmtes Hochzeitsgeschenk an, das aus einer rothen Glasschale mit perlartiger Einfassung, worin zwischen wundervollen Marschall stilrosen ein Porzellan-Osterei mit antiker Gold malerei und dem Christuskopf liegt, bestand. Das Ei in der Schale deutet auf die russische Osterfeier. Der Reichskanzler conferirte am Sonntag mit dem deutschen Kronprinzen und erstattete am Mon tag dem Kaiser Vortrag. Nochdem die über den Vorsitz im Staatsrathe vorbereitenden Schritte abgeschlossen worden sind, handelt es sich jetzt zunächst darum, ein Mitglied des Staatsralhs mit der eigentlichen Geschäfts führung zu betrauen. Es verlautet, das jüngst er nannte Mitglied des rit« bestehenden Staatsraths, Unterstaatssekretär Homeyer, sei hierfür in Aussicht genommen. Wie es heißt, würde derselbe den Titel eines Staatssekretärs erhalten. Windthorst hat der Commission für das Socia- listengesetz seine Abänderungsanträge eingereicht. Darnach soll unter Anderem das vorherige Verbot von Versammlungen auf Grund der nicht durch Thatsachen gerechtfertigten Annahme, daß es sich um socialdemokratische Bestrebungen handle, nicht mehr zulässig sein. Das Verbot einer socialdemo kratischen Zeitung soll erst erfolgen dürfen, wenn zwei (statt ein) Mal eine einzelne Nummer verboten wurde. Gegen eine auf Grund des Socialisten- gesetzes erfolgende Entziehung der Befugniß zur Verbreitung von Druckschriften resp. zum Handel damit soll Recurs nach Maßgabe der Gewerbe ordnung zulässig sein. Der Beschwerde-Commission sollen künftig keine Mitglieder des Bundesraths mehr angehören. Der kleine Belagerungszustand soll künftig nur über Berlin und 30 Kilometer im Um kreise zulässig sein. Außerdem beantragte Windt horst erstens, den Bundesrath zu ersuchen, dem Reichstage womöglich in nächster Session, jedenfalls aber vor Ablauf der Giltigkeit des Socialistengesetzes einen Gesetzentwurf vorzulegen, worin einschlagende Bestimmungen des Strafgesetzbuches und Preßge setzes zur wirksamen Bekämpfung der socialdemo kratischen rc. Bestrebungen in anschließender Rich tung auf denselben abgeändert werden; zweitens den Bundesrath zu ersuchen, zu erwägen, wie gegen Personen, welche unerlaubte Handlungen mit An wendung von Sprengstoffen begehen oder vorberei ten, oder solche Stoffe unter verdächtigen Umstän den bereiten oder besitzer, im Wege verschärfter be ziehungsweise erweiterter Strafgesetzgebung vorzu gehen sei und einen entsprechenden Gesetzentwurf baldigst dem Reichstage vorzulegen. Zu den großen Strikes in Berlin bei Frister u. Roßmann, der Pianofoctefabrik von Rösener, der Lampenfabrik von Holy und der Berliner Velvet fabrik sind die Tischler getreten, von denen circa 5000 die Arbeit eingestellt haben. In Berlin giebt es circa 12- bis 13,000 Tischler. Die Strikenden verlangen ü'/sstündige Arbeitszeit, Aushebung der Sonnlagsarbeit, Forderung einer Abschlagszahlung von mindestens 18 Mark pro Woche bei Accord- arbeiten und entsprechende Aufbesserung der Löhne. Schweiz. Bei der am 20. d. stattgehabten Neuwahl von Mitgliedern für den Großen Rath des Cantons Basel, Stadt, wurden 84 Freisinnige und 34 Con- servative gewählt, außdem sind 12 Nachwahlen vor zunehmen. Frankreich. Ein Anarchistenmeeting von Deutschen, Schwei zern und Oesterreichern fand am Sonntag in Paris im Saale de Commers statt. Druelle, Digeon, Keneel und Hillton hielten aufrührerische Reden und infolge dessen wurde die Versammlung aufgelöst. Am Montag Nachmittag 1 Uhr sind 3 Personen verhaftet worden, davon Civis, Pecker und Helle genannt Waldow (ein Preuße). England. Die Herzogin von Edinburg ist von einer Tochter entbunden worden. Die „Daily News" weisen in ihrem Leitartikel auf die Nothwendigkeit einer Aenderung des Liqui dationsgesetzes zu Gunsten Egyptens hin und behaupten ebenfalls, daß deshalb eine Conferenz der Großmächte — wahrscheinlich in London — statt finden werde. Egypten. Es bestätigt sich, daß der mit 300 Flüchtlingen von Shendy abgegangene Dampfer auf dem Nil gescheitert ist, die Passagiere und Mannschaften wurden von den Aufständischen angegriffen und sämmtlich niedergemacht. Eine Depesche General Gordon's an Samuel Baker sagt: Ich habe eine dürftige Depesche von Baring erhalten, daß keine englischen Truppen nach Berber geschickt werden sollen, um den Weg zwischen Berber und Suakin wieder offen zu machen, daß aber zur Erreichung dieses Zieles die Verhandlungen mit den Arabern fortgesetzt werden. Sie kennen den Werth derartiger Verhandlungen und wissen, wie viel Zeit die Arrangements nach dem Rückzug der englischen Truppen aus Suakin in Anspruch nehmen würden. Wir sind auf etwa 5 Monate mit Proviant versehen und von einem halben Tau send unternehmender Araber mit einem etwa 2000 Personen umfassenden Troß umgeben. Unsere Lage wird sich bessern, sobald der Nil steigt; Kassala, Dongola und Berber find noch für einige Zeit außer Gefahr. Glauben Sie, daß man durch einen Ap pell an englische und amerikanische Kapitalisten etwa 200,000 Pfund erlangen könnte? mit dieser Summe würde man vielleicht den Sultan bestimmen, 2000 bis 3000 Nizamtruppen nach Berber zu schicken. Mit dieser Truppenmacht könnten wir nicht allein die Dinge hier in Ordnung bringen, sondern auch die Macht des Mahdi brechen, was im Interesse des Sultans nothwendig ist. Ich würde das Com- mando Zebehr Pascha übertragen. Wenn man die von der bewaffneten Bevölkerung Khartums gegen mich an den Tag gelegte Loyalität und die Art kennen würde, in welcher mein Schicksal mit dem ihrigen verbunden ist, so würde man, wie ich über zeugt bin, den fraglichen Appell als durchaus ge rechtfertigt ansehen, es wäre niedrig, wenn ich ir- ein Mittel zu ihrem Beistand vernachlässigen wollte. Amerika. Ueber die Verluste bei dem Aufruhr in Cincin nati liegen jetzt folgende Daten vor: Getödtet wur den gegen 50 Personen; in den verschiedenen Hos pitälern liegen 126 Verwundete, doch schätzt man die Gesammtzahl der letzteren einschließlich derer, welche sich in ihren Wohnungen befinden, auf 150. Das Gerichtögebäude, welches 250,000 Dollars ge-