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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910910010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091001
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-10
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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Abend-AuSgad«: die kgespaltene Petttzeil« 40^ Reclamen unter dem Rrdactionsstrüh <4gespalteu) 1 ^!, Familirnnachrichteu und Anzeigen verlorener Gegenstände <6 gespalten) 20^. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichnib- Tabellarischer und jjifferusatz nach höherem Tarif. Extra-veil«gen (gefalzt), nur mit dev Marge,-Ausgabe, ohne Postbesörderuug 60.—, mit Postbesörderuug ^ 70.-» Äuvahmeschluß für Inserate: Abeud-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh S Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» fr ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stet» an di« Ex»e*i1t<» zu richte». 260. Donnerstag den 10. September 1891. 85. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. DaS 26. Stück des diesjährigen RcichSgrsetzblntteS ist bei nnS eingegangen und wird bis zum 3. Lrtobcr VS. Ir», auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Skr. 1975. Verordnung, betreffend die Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprungs. Vom 3. September 189l. Leipzig, deu 7. September 1891. Ter Math der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Krumbiegel. Lekannlmachlmg. Das von der Sparcassenverwaltung zu Gohlis ausgestellte Sparkassenbuch Nr. 1929 wird hiermit gemäß 8.10 des bezüglichen Regulativs für ungiltig erklärt. Leipzig, den 5. September 1891. Ter Math der Stadt Leipzig. Ib. 1821. vr. Georgi. Wirthgen. Laut erstatteter Anzeige ist die für den Kaufmann Herrn trwald Engclman» hier Hierami» am 21. Januar dieses Jahres unter Nr. 698/L. ausgestellte Gewerbelegitimationskarte abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dieselbe hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, den 7. September 1891. Das Palizciamt der Stadt Leipzig. I. 3411. Bretschneider. K. Erstatteter Anzeige zufolge ist das für Anna Emma Vollrich aus Wermsdorf im Jahre 1888 vom Gemeindevorstand in Neu sellerhausen ausgestellte Dienstbuch vor ungefähr 3 Wochen verloren gegangen. Dasselbe ist im Auffindungssalle an unS abzirliefern. Leipzig, deu 7. September 1891. Da» Palizeiamt der Stadt Leipzig. I. 3535. Bretschneider. G. Im Erdgeschoß des Unterzeichneten Polizeiamts sollen Dienstag, den 15. September 18S1, Nachmittags 3 Uhr verschiedene Gegenstände, u. A. eine Anzahl Schmuckgegenstände, eine Taschenubr, diverse Kleidung«, und Wäschestücke, eine Anzahl Schirme und Spazierstöcke, an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 8. September 1891. Das Palizeiamt der Stadt Leipzig. Bre v. R. 3774. etschneider. Ml. Bekanntmachung, Schleutzrnbau in Leutzsch betreffend. Die zur Einbauung einer 50 Meter langen Thonrohrschlenße in die hiesige Gartenstraße, sowie einer solchen von 140 Meter Länge in die Ausmündung der hiesigen Kurzen Straße erforderlichen Arbeiten sollen an Unternehmer vergeben werden. Formulare zu Kostenanschlägen, welche ausgefüllt, verschlossen und mit obiger Aufschrift versehen bis längstens zum 14 VS. MtS. Nachmittags 6 Uhr hier einzureicken sind, können gegen Erstattung der Schreiblöhne an 1 auf dem hiesigen Gemeindeamt entnommen werden. Da- selbst liegen auch die Baupläne, sowie die Bedingungen zur Einsicht nahme aus. Die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung der sämmtlichen Angebote wird Vorbehalten. Lentzsch, am 7. September 1891. Ter Gkmciiidkvarftand. Th. Uhlig. Lagd-Verpachtung. Die Jagdnutznng aus den Grundstücken der Dklitzfcher Stadt flur soll auf den Zeitraum von 6 hintereinander folgenden Jahren vom 1. Februar 1892 bis 31. Januar 1898 verpachtet werden. Termin hierzu wird aus Donnerstag, den 17. September er> Vormittags 10 Uhr im Nachhause, Zimmer dir. 3, anberaumt und werden Pachtlustige zu demselben hiermit eingcladen. DaS zur Verpachtung gestellte Terrain umfaßt: den 1. Bezirk von ca. 1454'/, Morgen Größe, - 2. - - - 941'/, - 3. . - - 1740'/« - « - 5. » - - 600 - * zum kleineren Theil Waldung. Die Bedingungen werden in dem Termine bekannt gemacht, können aber auch schon vorher in unserer Registratur eingesehen oder gegen Erstattung der Copialien bezogen werden. Delitzsch, de» 1. September >891. Der Magistrat. Zu den Laiserlagen in Oesterreich und Bayern. Mitten unter den Beunruhigungen und Aufregungen der hoch gespannten politischen Lage gewährt eS Befriedigung und Genugthuung, zu beobachten, wie sich die beiden Haupt- träger des Friedensgedankens in Europa, die Kaiser von Teutschland und Oesterreich, zu der neuen, von St. Peters burg und Paris ausgehenden Bewegung verbalten. Man wird sich vergeblich bemüben, auS den Berichten über den Verlauf der Manöver im Waldvicrtel, über die bei Festmählern auSgebrachten Trinksprüche und über die Verhandlungen der Souverainc mit den beiderseitigen leitenden Staatsmännern irgend etwas herauSzuicsen, was wie im Gegensatz zu Ruß land oder Frankreich ausgefaßt werden könnte. Das einzige Streben, waS überall erkennbar wird, ist der auf beiten Seiten vorhandene Wunsch, das bestehende freundschaftliche Verbältniß so fest und innig wie möglich zu gestalten, damit e« sich im entscheidenden Augenblick auch bewähren und den darauf gesetzten Erwartungen entsprechen möge. Besonders guten und nachhaltigen Eindruck hat eS in Oesterreich gemacht, daß Kaiser Wilhelm bei dem Frühstück, welche- Erzherzog Albrecht zu Ehren des Kaisers und des Königs von Sachsen in Göpsriy gab, die braven österreichisch- ungarischen Truppen seine Kameraden genannt hat. Die maßgebenden österreichischen Blätter stimmen darin überein, daß der Kaiser da» Verhältniß der beiden Verbündeten nicht treffmdrr kamzeich»« komrte. Oesterreich-Ungar» u»L Deutsch land wollten bei einander auSbarren in guten und bösen Tagen und eine so enge Gemeinschaft bilde», wie sie unter verschiedenen Staatswesen überhaupt möglich sei.' DaS Alles berührt so wohltbucnd, die Empfindungen, welche Worte fanden, sind so natürlich und in den Verhältnissen be gründet, daß auch die Gegner dadurch weder gereizt noch verletzt werden können. Die Glieder des Dreibundes bedürfen keiner lärmenden Kundgebungen, um ihre gegen seitige, aus wohlverstandener Interessengemeinschaft beruhende Zusammengehörigkeit darzuthun, cs genügt ihnen, ihre Wehr kraft zu prüfen und der gegenseitigen Bcurtheilunz zu unter stellen, damit volle Klarheit darüber gewonnen werde, waS in der Stunde der Gefahr bevorstcbt. Die Höchslcomman- dircnden der deutschen und österreichisch ungarischen Armee sind keine Neulinge auf mililairischem Gebiete, und besonders Kaiser Wilhelm hat durch seine Reise Gelegenheit gehabt, Vergleiche anzustellen zwischen der Leistungsfähigkeit der Armeen deS Dreibundes nnd Rußlands. Auch von deu Leistungen der eng lischen Truppen hat er Kenntniß genommen, nur der französischen Armee gegenüber ist er aus Berichte angewicsen, die Wehr kraft der übrigen Großmächte kennt er aus eigener An schauung. Solche Erfahrungen erweitern den Blick und ermöglichen ein Unheil, was Andern versagt bleibt. Es giebt aber auch Anlaß, daraus Nutzanwendungen auf die eigenen HeereS- vcrhältnisse zu ziehen, Verbesserungen vorzunehmcn und auf gewisse nationale Unterschiede das Augenmerk zu richten. Da ist z. B. die Lanzenfrage bei der Eavallcrie. Die Kosaken wissen sich ihrer Lanzen mit großer Geschicklichkeit zu bedienen, die polnischen LancicrS haben sich durch ihren Mulh und ihre militairischcn Erfolge einen kriegSgcschichtlicheu Ruf erworben, aber die Frage ist noch offen, ob die Lanze sich als Waffe für andere Nationalitäten empfiehlt. Tie österreichischen Manöver im Waldvicrtel scheinen da egen zu sprechen. Ju den Berichten über die Uebungen auS achverständiger Feder ist besonders die Leichtigkeit der öster reichischen Eavallcrie in der Handhabung des Gewehrs und deS Säbel» hervorgehoben, welche durch die Führung der Lanze nicht beeinträchtigt wird. Bei den Kosaken bilde» Reiter und Pferd gewissermaßen ein Wesen; diese Reiter werden durch nichts behindert, weil eine Art von organischer Gemeinschaft zwischen Pferd und Reiter besteht, ähnlich vzie bei den Beduinen und bei den Tataren. So innig sind die Beziehungen zwischen Reiter und Pferd in Teutschland nicht, obwohl auch in Deutschland die Fähigkeit zu reite» weit ver breitet ist und nicht mit auch nur aunähcrnten Hindernissen zu kämpfen hat, wie in Frankreich. Die militairischcn und politischen Beziehungen zwischen dem deutschen Kaiser und seinen deutschen Bundesgenossen sind anderer Art, wie zu Oesterreich - Ungarn und Italien. In Teutschland bestehen verfassungsmäßige Bestimmungen, welche die militairischcn und politischen Verhältnisse der Bundesstaaten regeln. Aber der deutsche Kaiser hält mit Recht an der Auffassung fest, daß eS nicht Zwang ist, welcher die deutschen Bundesstaaten zusammenliält, sondern freier Wille der Fürsten und Vertreter der Freien Städte. Tic Verträge, welche in Versailles im November 1870 zwischen Preußen einerseits und mit Bayern, Württemberg und Hessen- Darmstadt andererseits geschloffen wurden, sind nicht auf Zeit vereinbart, sondern für die Dauer. Aber die führende Macht in Deutschland bat stets Werth daraus gelegt, die Freiwilligkeit des gegenseitigen Verhältnisses hervorzuhcben und den Mitgliedern des deutschen Bundes die volle Gleich berechtigung zu verbürgen. Wir haben das bei dem zwei maligen Regierungswechsel im Jahre 1888 gesehen, und Kaiser Wilhelm II. ist beflissen, dieses Verhältniß auch für die Folge als maßgebend aufrecht zu erhalten. Die deutsche Einheit hätte ja auch keinen Werth, wenn sic sich nicht als eine innere Nothwendigkeit erwiese, deren Hcgung und Pflege im eigenen Interesse aller Betbeiligten liegt. Bei dem Einzüge Kaiser Wilhclm'S in München am 7. September hat es sich gezeigt, wie die Bayern ihr Ver hältniß zum deutschen Bunde ausfaffen, daß sie in dem Kaiser das selbstgewählte Oberhaupt des Ganzen und im Prinz regenten den angestammten Herrscher Bayerns verehren. Der Kaiser hat diese Auffassung stets zu der scinigen gemacht und bei seiner neuesten Gegenwart in München wieder als Richt schnur seiner Handlungsweise bestätigt. Die Antwort auf die Begrüßung des Bürgermeisters von München spricht den Dank deS Kaisers dafür aus, daß ihn der Prinzregent in seinen Bemühungen für Aufrechterbaltung deS Friedens unter stützt, und das Hoch des Prinzrcgcntcn auf den Kaiser bei dem Festmahl am 8. September drückt die Gefühle der treuen Freundschaft und Bundesgenoffenschaft für seinen hochwill kommenen Gast aus. Die Gegenseitigkeit des Wunsches nach dem Fortbestehen der innigsten Freundschaft und Bundcsgenoffenschaft ist eS, welcke das zwischen den deutschen Bundesgenossen bestehende Band zu einem so festen und unauflöslichen macht. Schon im Jahre 1870 beruhte die Siegeszuversicht der Franzosen zum großen Theil aus der Hoffnung, daß eS gelingen werde, Süddeutschland, insbesondere Bayern uno Württemberg, auf die Seite Frankreichs hinüberzuziehen. Diese Hoffnung war eitel, und wenn sie in den Vorstellungen der franzvsisckcn „Patrioten" heute wieder aufleben sollte, was nach bestimmten Wahrnehmungen der Fall ist, so entbehrt sie heute mehr denn je der thatsachlicken Grundlage. Es besteht ein unauflös liches Band zwischen den deutschen Bundesstaaten, welches trotz mancher Besonderheit der einzelnen Thcile seine Festigkeit bis aus die Gegenwart bewährt hat und ferner beweisen wird. Der durchgreifendste Gegensatz ist der zwischen Protestanten und Katholiken, mit diesem hat aber die führende Macht des Bundes selbst in ihrem eigenen Gebiete so schwer zu kämpfen, daß an diesem Gegen satz die deutsche Einheit nicht in Trümmer gehen wird. Es ist so viel politisches Verständniß in Deutschland vorhanden, daß der deutsche Kaiser in dem katholischen München nicht als Protestant, sondern als Oberhaupt des Deutsckcn Reiches empfangen und gewürdigt wird. Deshalb ist aber der kon fessionelle Unterschied doch tief beklagenswert!,, und daß er vorhanden ist. müssen wir täglich aus den Aeußerungen der katholischen Herrschsucht erfahren, mag sie in Trier oder in Danzig zu Tage getreten sein. * Leipzig, 10. September. * Der Kaiser nahm am Dienstag Abend nach dem Zapfenstreich bei dem preußischen Gesandten Grasen zu Eulen burg das Abendbrod ein. Am Mittwoch früh 8 Uhr 25 Min. fuhr der Kaiser, welcher die Uniform seines bayerischen UlancnrcaimentS angelegt hatte, mit dem Prinzregenten, welcher bayerische Generalsunisorm trug, in einer offenen vierspännigen Equipage mit Vorreitcr durch die LudwigS- straße zum Paradcfcld, von der dicht gedrängten Volksmenge mit jubelnden Zurufen begrüßt. Wie unS ferner ein Tele- gramm von gestern auS München meldet, trafen der Kaiser und der Priurrcgent bald nach 9 Ukr auf dem rechten Flügel deS ersten Treffens, begrüßt von den Prinzessinnen und den Kin dern der Prinzen, ein. Beim Einreiten auf das Paradefeld, von dreimaligem Hurrah der Truppen und dem Jubel des Publikums begrüßt, ritt der Kaiser die Fronten, dieselben genau inspicircnd, ab; rechts von ihm ritt der Prinrregent, die Suite und die Equipagen der Prinzessinnen folgten. Ilm zehn Uhr, nach deni Frontabritl, galoppirte der Kaiser querfeldein zu den Veteranen, welche den Kaiser mit dreimaligem Hurrah begrüßten. Der Kaiser sprach viele Decorirte an. Hierauf folgte Vorbeimarsch. Der Priuzregent ritt an der Spitze der Armee an dem Kaiser vorbei, begleitet vom Feldmarschall Grafen Vlumenthal, weiter begleiteten die Prinzen ihre Regimenter. Der Kaiser führte sein Ulanenregiment. Die Eavallcrie machte den zweiten Vorbeimarsch im Trabe. Der Kaifer setzte sich dabei wieder an die Spitze seiner Ulanen. 11'/« Uhr war die Parade zu Ende. Der Kaiser kehrte um 12'/, Uhr nach der Stadt zurück. DaS Wetter war prächtig. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kommt im gestrigen Abendblatt auf die Meldung der Wiener „Montags revue" zurück, welche besagte, daß in der Eonferenz zwi schen Äalnoky und Eaprivi Veränderungen in der diplomatischen Vertretung Deutschlands und Oesterreich-Un- aarnS im Orient erörtert worden seien und hebt hervor, über die Vertretung eine« Staates bei anderen verständigen sich stets auch nicht besonders intime Staaten, dagegen sei die Besetzung von diplomatischen odsr ConsulatSposten in dritten Ländern niemals Gegenstand der Erörterung, selbst befreundeter Länder. * Die Zabl der bei den preußischen Justizbehörden vorhandenen Iustizanwärter, sowie die Zahl der für da- Amt eines Gerichtssckreibergehilscn, eines GcfängnißinspectorS und eine- Gerichtsvollziehers notirteu Stellenanwärtcr ist nach einer Bekanntmachung des „ Armee-VerordnungS- BlatteS" gegenwärtig so erheblich, daß für die nächsten Jahre das cintretende Bcdürfniß zur Ergänzung des für diese Dienstzweige erforderlicken Personals reichlich gedeckt ist. Infolge dessen bat sich der Iustizminister ge- nöthigt gesehen, Eivilanwärter zu dem Vorbereitungsdienst für die Gerichtsschreiberprüfung und Militairanwärter zum Vorbereitungsdienst für das Amt eines Gerichtssckrciber- gehilfcu, eines Gefängniß-Inspectors oder Gerichtsvollziehers bis auf Weiteres nicht mehr zuzulassen. In Zukunft wird die Zahl der neu zuzulassendcn Anwärter je nach Eintritt deS Bedürfnisses festgesetzt und veröffentlicht werden. — Den in der Militair-Bauverwaltung beschäftigten Regie rungs-Baumeistern ist nach einer kriegsministeriellen Verordnung ebenso wie den auf Probe und etatsmäßig angestellten Baubeamte» während der Ableistung militairischer, in Folge von Einberufungen ftattsindendcr Hebungen im Reserve-, Landwehr- oder Erlatzreserve-Verhältniffe das Dicnst- einkommen als Beamte — letzteres jedoch unter Ausschluß etwaiger Dienstauswands-Entschädigungen rc. — zu belassen. Eine Anrcchnnng der beim Truppentheil empfangenen Bezüge findet nicht statt. Den Negierungsbauführern und sonstigen Hilfsarbeiter» ist der Regel nach die Eivilbesoldung neben den Militairdicnstbczügen nicht fortzuzahlen. * In Görlitz sind die Führer der Antisemiten von der Beleidigung hiesiger jüdischer Geschäftsleute durch Vertheilung Leipziger Flugblätter auf Antrag deS StaatSanwaltS frei gesprochen worden. * Kaiser Franz Joseph ist am Mittwoch früh 5>/, Uhr, begleitet von dem deutschen und italienischen Militairattachv, zu den Manövern nach Galgocz abgcrcist; mit späteren Zügen folgten die Erzherzöge Karl Ludwig, Albrecht, Wilheln, Rainer und Josef Ferdinand dem Kaiser dahin nach. * Unter den Berichterstattern, welche in den Pariser Blättern den gegenwärtigen großen Manövern eingehende Betracktungcn widmen, zeichnet sich Jules Richard in seinen Artikeln für den „Figaro" durch eine gewisse Unbc- sangenheit aus. In dem gestern eingctroffenen „Figaro" schildert Richard insbesondere auch die Elemente, auS denen sich die französischen Reservisten zusammensctzen. „Ick habe Reservisten und zwar in größerer Anzahl gesehen", heißt eS unter Anderem, „die schmutzig gekleidet waren und ein ver lumptes Aussehen batten. Dann befanden sich in ihrer Mitte einige Kleinbürger und Bauern, die sich in ibr LooS fügten, aber murrten." Nickt minder rüstt der Mitarbeiter de- „Figaro", daß die Reservisten zu spät eingezogen würden, so daß sie mit den activen Truppen nicht erfolgreich zusammen wirken könnten. Auch den unablässigen Wechsel im Systeme tadelt Jules Richard mit aller Entschiedenheit und bemerkt in dieser Hinsicht: „Die Deutschen, die weit methodischer sind als wir, wechseln daS System nicht so häufig. Sie legen keinen Werth darauf, die Ein bildungSkrast deS Soldaten zu unterhalten und die Neugierde der Eivilistcn zu erregen. Die Armee ist bei ihnen eine Ein richtung. an die man nur rührt, um sie zu verbessern, und dann muß man ganz sicher sein, daß man sie auch ver bessert .. . Wenn eine bei einer Compagnie, einer Schwadron, einer Batterie geprüfte Neuerung durch die Prüfung anderer taktischen Einheiten als gut erkannt worden ist, so tritt eine Commission zusammen und prüft, ob der Fortschritt ver allgemeinert werken soll. Bei uns laufen permanente Com Missionen unendlichen Fortschritten nach. Wäre die Armee selbst vollkommen, so würde die Commission noch ihre Ver besserungen treffen. Sie muß eben ihre Existenz rechtfertigen und insbesondere ihre Permanenz, diese wackere und würdige Commission." Diese Betrachtungen müßten Wohl geeignet sein, die Uebcrsckwänglichkeiten der Pariser Blätter einiger maßen zu dämpsen. * Ueber den Katholiken-Congreß in Mechelu wird unterm 8. September berichtet: Nach der Messe wurde der Congrefi im Locate des Seminars um 11 Uhr in Gegenwart von 2000 Congrefimitgtiedern eröffnet. Den Saal schmücken Fahnen des Papstes, Belgiens, des Cvngo- slaateS, Büsten deS Papstes und der Königin von Belgien. Dem Staats- minisler Jacobs, welcher auf zwei Stöcke gestützt in der Bersammlung erscheint, wird bei seinem Eintritt begeistert acclamirt. Auch der Cardinal-Erzbischhof Gasscur von Mecheln und viele andere Würden träger sind anwesend. CardinalKLrzbischhof Gasseur erklärt in seiner Ansprache, der Zweck und die Bedeutung des Congresses seien die selben wie di« der vorangegangenen, nämlich: die Bereinigung aller Katholiken in gemeinsamer Liebe zu Papst und Kirche, in Verehrung und Gehorsam für den Papst und in Hingebung für die leidenden fflassen. Wir haben uns — sagt Redner — die Ausgabe gestellt, die Mittel zu suchen, das Schicksal der letzteren zu mildern. Wir sind hier keine Parteiversammlung, sondern nur Katholiken, die ent schlossen sind, das Echo des Papstwortes zu sei». Hieraus dankt Redner in warmen Worten für den Besuch des Tongreffes und schließt: „Katholiken! Wir wollen dem Papste helfen seine Freiheit wieder zu erlangen. Man möge sich Etwas merken: in diesem Puncte ist das Bcrtrauen der Katholiken eia unerschütterliches, denn die Freiheit des Papstes ist die Würde der Kirche." Schließlich be tonte Redner die einzelnen Schlußfolgerungen der päpstlichen En- cpklika, worauf die Verlesung des im Namen des Congresses an den Papst gerichteten Briefes, sowie der hierauf erhaltenen Antwort folgte. Dann folgte die Ernennung des Bureaus und die Wahl in die Sektionen. Etaatsminister Jacobs wird per Acclamatioa zum Präsidenten gewählt. In feiner Eröffnungsrede paraphrasirt der selbe die päpstliche Enchklika und gedenkt huldigend des großen Kämpfers, wclcherjseit dem letzten Congrcsse in Mecheln im Jahre 1870 gestorben. Bei der Nennung deS Namens Windthorst erhebt sich die ganze Versammlung und acclamirt dem Redner begeistert. Am Schlüsse seiner Rede empfiehlt der Präsident das Eingreifen deS Staates in der socialen Frage, alles Uebrige jedoch möge der christ lichen Liebe überlassen bleiben. Die Sitzung wurde um 2 Uhr 20 Minuten geschloffen. Die Sectioneu versammeln sich um 4 Uhr. O -» * * AuS London wird gemeldet : Der conservative „Globc" schreibt nach Hinweis aus Lord Salisbury'S Brief, die inter nationale Diplomatie habe noch nicht ihr letztes Wort über die Dardanellenfrage gesprochen. Rußland, Frankreich und die Türkei besäßen weder ein Mandat zu einer un mittelbaren Kündigung des europäischen Völkerrechts, noch könnten ihre Herrscher glauben, daß solch willkürliches Vor gehen ohne starken Einspruch der übrigen Mächte geduldet werden dürfte, trotz deS allgemeinen Wunsche-, die Orient frage schlummernd zu halten. Deutschland, Oesterreich und Italien seie» eben so sehr interessirt wie Groß britannien, der durck deu neuen Pact geschaffenen Lage die Stirn zu bieten. „Wenn sic diese Verpflichtung nicht ein- scben wollen, werden sie sich später nicht zu beklagen haben, wenn England sich darauf beschränken sollte, seine eigenen Interessen allein zu wahren." „St. James Gazette" meint, eS könne nicht länger bezweifelt werden, daß der Rücktritt Kiamil's der Wiederbelebung des russischen Einflusses bei der Pforte zuzuschreibcn und eine der Folgen der An näherung zwischen Frankreich und Rußland sei. Die Ent lassung deS Großvericrs sei ein Schlag nicht nur für Eng land, sondern auch für Deutschland; Kiamil Pascha war ein gründlicher Anhänger des Dreibundes. — Der „Standard" sagt in einem Leitartikel: „Die Welt müsse nickt erstaunt sein, jeden Augenblick von einem Act de« Dreibundes zu hören, der berechnet ist, den Eindruck abzuschwächcn, wenn nicht gar zu verwischen, der durch die Kronstädtcr Verbrüde rung und waS damit zusammenhängt, hervorgeruscn worden ist. Wenn nun doch das Spiel der Prahlereien einmal an- en sei, so werde man die übrigen Mitspieler gerade kühn wie den Zar und die französische Republik finden. ÄuS diesem Grunde wurde der jüngste Besuch de- deutschen Kaiser- in Oesterreich mit so großer Aufmerksamkeit ver folgt, und auS demselben Grunde ist der enthusiastische Empfang, der Sr. Majestät zu München zu Theil geworden, von großer Bedeutung. Wer immer die Feinde Deutsch lands sein mögen, und so drückend auch die Militairlastcn sind, das deutsche Volk und seine Fürsten sind ein Herz und eine Seele gegen die Feinde deS Vaterlandes. Deutschland ist ohne Zweifel nicht ohne Sorgen und Beängstigungen; aber eS vertraut fest auf seine eigene Kraft und die Loyalität seiner Verbündeten. So kann eS sicher der Zukunft ohne Furcht und mit männlichem Muth entgegensetzen." * Wie man der „Pol. Corr." a»S Athen schreibt, wird die schon wiederholt ausgetauchte Nachricht von der bevor stehenden Verlobung des Großfürsten-ThronfolgerS Nikolaus von Rußland mit der Prinzessin Maria von Griechenland nunmehr auch in gut unterrichteten Kreisen als den Thatsackcn entsprechend betrachtet und die Kundmachung der Verlobung für die allernächste Zeit er wartet. Als äußerliches Anzeichen derselben wird unter Anderem auch der Umstand angesehen, daß anläßlich der Rückkehr des Thronfolgers von seiner Weltreise außer der Familie des Zaren von anderen Anverwandten nur Prinzessin Maria zu seinem Empfange erschienen war. * Einem Telegramm deS „Herald" aus Tegucigalpa (Honduras) zufolge ist bei der am Sonntag stattgchabtcn Wahl eines neuen Präsidenten der Kriegsminister, General Ponciano-Leira, welchen die Progressisteu ausgestellt hatten, gewählt worden. Marine. " Admiral Schulze ist nach dem im Frühjahr verabschiedeten Viceadmiral Paschen der zweite Admiral, welcher innerhalb eines halben Jahres die Garnison Wilhelmshaven verläßt. Contre- admiral Schulze scheidet, wie verlautet, gänzlich au« der Marine, wozu ihm Genindheitsrücksichten — Admiral Schulze war während des ganzen verflossenen Sommer« kränklich -ßBeranlassung gegeben haben dürften, Max Schulze war am 18. Juni 1861 in die da malige preußstche Marine eingetreten und wurde, nachdem er die unteren Officierschargen verhältnißmäßig schnell durchlaufen, am 15. November 1877 zum Corvettencapitain befördert. Als solcher führte er im Winter 1883/84 daS Eommando über die Glattdecks- Corvette „Freya", welche damals als Schiffsjungenschulschiff auf der ostamerikanischen Station lag, wohin eben jetzt das Schiffsjungen- schulscbiff „Moltke", welches Schulze, der am 3. Februar 1885 zum Capiiain zur See befördert worden war, im Winter 1888/89, alt zum letzten Mal di« alten Krruzerfregatten unter Führung deS „Stosckx' zum Uebuugsgrschwader vereinigt waren, cvmmaadirte, abgegangen ist. Batd daraus wurde Schulze, der im Sommer 188? di« erst« Werfidivisio» geführt holl«, zu» oberst«» Ltrrvt« i» Douztg
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