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Freitag. 34 SS. April 18«4. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Ieitrmg. Preis pro Quartal? 1V Ngr. Inserate die- Spalten-Zeile 8 Psg. Amt»- »ad Aizkige-MM der MiMche» Gtkichls-Iemter iid Aladtkälhe M Dippoldiiwaldt, Mimsteii md Mmberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die Einnahme von Düppel. Die beste Vorarbeit für die Londoner Conferenz ist gethan. Die Aufgabe, die den tapferen Heeren der verbündeten Mächte zufiel, ist warscheinlich völlig gelöst; der Augenblick ist gekom men, wo naturgemäß die Diplomatie das Werk weiter zu führen hat, welches die Kriegskunst bisher gefördert, und das deutsche Volk hat kxinen heißeren Wunsch, als den, der preußischen Politik in einigen Wochen sich zu eben so großem Dank verpflichtet zu fühlen, wie der preußischen Tapfer keit. Daß die Befreiung Schleswigs durchgesetzt wurde, noch bevor die Conferenz zusammentrat, darf unsere Hoffnungen auf eine glückliche Erledigung der Angelegenheiten steigern. Die Verluste, die der blutige 18. April gebracht hat, sind früher bekannt worden, als sein Gewinn. Mit Leichen und Sterbenden und Krüppeln ist das Schlachtfeld bedeckt, und der Boden ist gedüngt mit edlem deutschen Blute. Erst wenn Preußen seine Absichten klar gelegt haben wird, werden wir erfahren, wofür dies Blut vergossen worden ist, für den Besitz von einigen werthlosen Sandhügeln oder für Deutsch lands Macht und Ehre. Ganz Schleswig-Holstein war be reits in den Händen der Verbünveten bis auf eine unfruchtbare Insel und einige Hügel, die nicht einmal so viel materiellen Werth besitzen, daß sie die Kosten eines Prozesses gelohnt hätten. Und an den Erwerb dieser Insel und dieser Hügel sind mehr Menschenleben gesetzt worden, als die Einnahme der fruchtbarsten Marschen und der blühendsten Städte gekostet hat. Und mit Grund. Während die deutschen Großmächte zahlreiche Menschen leben geopfert haben für den Besitz von einem Fleckchen Land, das sie cm anderer Stelle für eben so viele Thaler hätten er werben können, bereichern sich die Dänen ohne Opfer und ohne Anstrengung mit dem Raube, den sie dem deutschen Fleiße und der deutschen Arbeit auf hoher See abnehmen. Es sind nicht die in Gelde auszudrückenden Verluste die uns gegenüber einem noch dampfenden Schlachtfelds an diesen Ge danken mahnen, — es ist der Satz, den die preußische Re gierung selbst in so beredter Weise bei Vertheidigung der Militär organisation geltend gemacht hat, der Satz: „Wehrlos ehrlos!" Die deutsche Ehre erfordert es, daß Deutschland wehrhaft zur See werde. Dazu, däß dies geschehe, muß die Eroberung von Düppel und Alsen beitragen, wenn das dort geflossene Blut nicht fruchtlos geflossen sein soll! Es ist eine beispiellose Oberflächlichkeit, die ausspricht, die schleswig-holsteinische Frage sei Nichts als eine Frage der Nationalität, in dem Sinne, daß es nur darauf ankdmmt, in welchen Dorflirchen in Zukunft dänisch, in welchen deutsch ge predigt werden solle. Wie kommt'ein Volk von vierzig Million neu Seelen dazu, sich zu begeistern für den Gedanken, fdaß einige dänische Beamte und Prediger verjagt werden sollen; wie kommen steyrische Jäger dazu, mehrere hundert Meilen von der Heimath ihr Leben dafür zu opfern, daß südlich von der Schlei kein dänischer Lehrer mehr deutsche Kinder unter richte? Nein: die schleswig-holsteinische Frage ist mehr als eine Frage der Sprache und ist nicht zu lösen mit dem Vor schläge, einige hunderttausend Deutsche sicher zu stellen gegen die Danisirungsversuche der schwarzen Gensdarmen. Daß die Dänen zur See sich in räuberischer Weise mit deutschem Gute mästen können, während sie auf dem Festlande der Tapferkeit deutscher Truppen erliegen, zeigt uns, was die schleswig-holsteinische Frage in Wahrheit ist; es ist die Frage der Machtstellung Deutschlands zur See. Es ist alter Satz, daß Staaten nur mit den Mitteln erhalten werden, mit denen sie gegründet worden. So lange ein dänischer Staat existirt, werden daher die Deutschen genöthigt sein, gegen dänische Seeräubereien sich zu Vertheidigen, und noch sind sie machtlos dagegen. Daß zwei herrliche Streifen deutscher Küste mit einem trefflichen Kriegshasen sich in den Händen eines nichtdeutschen Staats befanden, lähmte die Entwickelung der deutschen See macht und setzte uns dem Uebermuthe dieses Staates aus. Ihm diesen widerrechtlichen Besitz jetzt gänzlich und für immer zu entreißen, Kiel.in einen deutschen Kriegs hafen zu verwandeln, die directe Verbindung zwischen Nord- und Ostsee herzustellen, die deutsche Schiff fahrt zu fördern und sich durch eine deutsche Kriegs flottezu sichern, — das ist das Ziel, für welches im Felde gestritten worden ist, und für welches am grünen Tische jetzt weiter gekämpft werden muß! Die beste Vorarbeit ist gethAn. Tagesgofchiehte. Berlin. Das 35. Regiment, das zumeist aus Berliner Kindern besteht, hat ausgezeichnet brav ge» fochten, aber auch große Verluste gehabt. Die Zahl der Trauernden mehrt sich täglich, wie nach und nach die Todesnachrichten eingehen. — WaS die däni schen Gefangenen betrifft, deren wir nun täglich größere Schaaren durchpassiren sehen, so zeigen sie, wie allgemein bemerkt worden ist, keine Niedergeschlagen» heit. Man läßt es ihnen an nichts fehlen, wovvn wohl auch der dänische Consul aus Stettin, Hr. Fretzdorf, der hier deshalb anwesend ist, sich überzeugt haben wird. — Von der Erstürmung der Insel Alsen ist in der That jetzt keine Rede; es scheint, als ob durch die Okkupation Jütlands die Räumung erzwun gen werden solle. Doch darf man wohl als sicher annehmen, daß Preußen nicht eher auf einen Waffen stillstand eingehen wird. — Man berechnet hier die Verluste der Dänen in der Zeit vom 9. Febr. dis 18. April, also während der Belagerung der Düp- peler Schanzen, aus mindestens 8—10,009 Mann. Ueber die weitere militärische Action schreibt man: Allem Anschein nach wird die Hauptaction der