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Wchkkitz-ZitiW In,«rare, welche bei da bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenjeile oder deren Raum berechnet. — Ta« , bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im revaltronellen Tbeile, di« Spaltenzeile S0 Pfg. Die „Welßerttz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1» Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- - - "'" " Amtsblatt für öi- Königliche «mishLUptm-imfch-st MxMswalde. sowie für di- Königlichen -Amtsgerichte und di- Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnt in Dippoldiswalde. Nr. 13, Dienstag, den 29. Januar 1889. 55. Jahrgang. Zur europäischen Lage. Die politische Gesammtphysiognomie Europas weist noch immer jenen verhältnißmäßig friedlichen Zug auf, den sie schon seit einiger Zeit im Gegensätze zu den Beunruhigungen und Befürchtungen, welche noch vor Jahresfrist unfern Welttheil erfüllten, angenommen hat und selbst eingefleischte Pessimisten geben zu, daß der Stand der internationalen Beziehungen keineswegs ein ungünstiger sei. Die friedekündenden Zeichen, unter denen Europa in das Jahr 1889 eintrat, haben bis jetzt nicht getäuscht und die von Kaiser Wilhelm noch jüngst bei Eröffnung des preußischen Landtages so bestimmt geäußerte Zuversicht auf die fernere Er haltung des Lölkersriedens deckt sich vollständig mit der zur Zeit herrschenden diplomatischen und politischen Lage. Sicherlich bestehen die Gegensätze in der Hohen Politik, wie sie sich namentlich aus der noch immer ungelösten bulgarischen Frage ergeben, nach wie vor fort, aber sie geben sich ihrer äußerlichen Erscheinung nach gegenwärtig weit weniger schroff, als etwa noch im Herbste 1887 und ersichtlich waltet gegenwärtig an den maßgebenden Stellen der europäischen Diplomatie allseitig das Bestreben vor, den schwebenden inter nationalen Streitfragen möglichst ihre Schärfe zu nehmen und den bisherigen .stutus qua" in den gegen seitigen Beziehungen der Mächte aufrecht zu erhalten. Dies wird auch durch die jüngste, an gewisse Aus führungen der Wiener „Militärzeitung" und des Lon doner „Daily-Telegraph" anknüpfende Auslassung des hochosfiziösen „Journ. de St. Petersburg" bekräftigt, die in der Versicherung ausklingt, Rußland sei immer bereit, volle Gegenseitigkeit bei guten Beziehungen walten zu lasten. Aber freilich, diese guten Bezie hungen, von denen das Petersburger Regierungsorgan spricht, sind immerhin nur sehr bedingter Natur und hängen zum Theil von der Kriegsfertigkeit der einzelnen Mächte ab, und hiermit stimmt es allerdings überein, daß das ullgemeine Rüstungsfieber fortdauert. Erst kürzlich hat Rußland die Umwandlung seiner euro päischen Schützen bataillone in ebensoviel Regimenter beschlossen und am vorigen Montag ist in der fran zösischen Depulirtenkammer das neue Militär-Gesetz ge nehmigt worden, welches nach den Versicherungen des Kriegsministers Freycinet die französische Armee auf drei Millionen Streiter bringt. Gleichzeitig harrt auch in Oesterreich-Ungarn das neue Wehrgesetz nur noch auf die Genehmigung durch den ungarischen Reichstag, um alsdann sofort zur Durchführung zu gelangen, und in Italien hat das Parlament noch zu Ende des alten Jahres namhafte Kredite für Heereszwecke und für die Marine bewilligt. Diese fortgesetzten mili tärischen Vorsichtsmaßregeln tragen indessen nirgends einen die Sicherheit Europas bedrohenden Charakter, vielmehr entspringen sie nur dem aus den obwalten den Verhältnissen sich erklärenden Bestreben der maß gebenden Staaten des Welttheiles, für alle Möglich keiten nach Kräften bereit und gewappnet zu sein. Man nimmt daher die fortgesetzten Rüstungen nach gerade als etwas Unvermeidliches hin, ohne sich hier durch weiter aufregen zu lassen und auch die von Zeit zu Zeit einlaufenden Meldungen über neue Ver schiebungen russischer Truppen aus dem Inneren nach den Westgrenzen des Czarenreiches werden nur mit Achselzucken ausgenommen, da außerhalb der russischen Grenzen im Allgemeinen die Anschauung vorherrscht, daß die Truppenverschiebungen Rußlands vorläufig noch immer mehr einen demonstrativen, als einen aggressiven Zweck haben. Trotz aller günstigen Aus sichten für die nächste Zukunft bleibt jedoch die allge meine politische Lage dadurch, daß die schwebenden großen Streitfragen nur vertagt, nicht aber gelöst sind, immerhin eine derartige, daß sich der europäische Horizont ganz plötzlich einmal mit drohenden Wolken umziehen kann. Dann erscheint das unerschütterlich fortbestehende Bündniß zwischen Deutschland, Oester reich-Ungarn und Italien immer wieder als das einzig sichere Fundament, auf welchem sich die Friedenshoff nungen der Völker noch aufbauen und die Gewißheit von dem allen Jntriguen gegenüber feststehenden mittel europäischen Bunde läßt alle Friedensfreunde stets mit neuer Zuversicht der Zukunft entgegenschauen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 88. Januar. Der Geburtstag Sr. Maj. Kaiser Wilhelm II. wurde bei uns in wür digster Weise begangen. Am Vorabend hatte der hier neuentstandene Arends'sche Stenographen-Verein im Saale des Gasthofs „zum Stern" einen von den Mit gliedern des genannten Vereins und vielen Bürgern besuchten Kommers veranstaltet, bei welchem Herr In genieur Blank Se. Maj. den Kaiser und Herr vr. Kirbach Se. Maj. König Albert in begeisterten Watten feierte. Trotz des während der Nacht und des Morgens niedergegangenen Schnee- bez. Stöberwetters, erscholl doch punkt 7 Uhr der vom Militärverein ausgehende Weckruf, die Feier des eigentlichen Festtages einleitend. In der, wegen des üblen Wetters allerdings höchst spärlich besuchten Predigt, fehlte es nicht an Be ziehungen auf die Bedeutung des Tages. Nachmittags nach 2 Uhr begann, bei Hellem Sonnenschein, bei dem sich denn auch einige Flaggen herausgewagt hatten, das im AathhauLsaal üattfiudeüde. Mittagsessen, bei welchem Herr Schuldirektor Engelmann den Tcinkspruch auf Se. Maj. Kaiser Wilhelm ausbrachte. Später fügte demselben Herr vr. Platzmann-Saida ein Hoch auf Se. Maj. König Albert hinzu. — Abends hielt der Mililärverein eine patriotische Abendunterhaltung ab, welche zahlreich besucht war. In einem Prologe und in einem Festspiele wurde der Feier des Tages ihr Recht. * Kleincarsdorf. Beim hiesigen Rittergutspachter Herrn Müller ist in der Nacht vom 23. zum 24. d. M. eine Kuh umgestanden, welche nach dem Gutachten des am Donnerstag hier anwesenden kgl. Bezirksthierarztes Herrn Lehnert aus Dippoldiswalde mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver der umgestandenen Kuh mußte vergraben werden und sind gegen die Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichts maßregeln getroffen worden. (-) Sadisdorf. Ein höchst bedauerliches Unglück ereignete sich am Freitag früh gegen V»8 Uhr hier. Der allseitig beliebte, Anfang der vierziger Jahre alte Gutsbesitzer Julius Püschel wollte mit seinem Ge schirr ausfahren, auf dem sehr steilen Wege nach der Straße schleuderte der Schlitten und Püschel stürzte mit Pferd und Schlitten auf die Dorfstraße derart auf, daß man ihn für leblos in seine Behausung trug und der sogleich herbeigerufene Arzt einen Schädelbruch konstalirte. Mittags, ohne zum Bewußtsein gekommen zu sein, trat der Tod ein. Das Pferd war unver letzt stehen geblieben. Altenberg. Die Berliner Velvetfabrik, welche zur Sammtschneiderei jetzt bekanntlich die Räume des hies. Schützenhauses erpachtet hat, gedenkt dem Ver nehmen nach im Sommer ein eigenes Fabrikgebäude hier zu erbauen und soll dasselbe an der Dresdner Chaussee, unweit der Schulstraße und Gärtnergasse, entstehen. Wir wünschen dem Unternehmen das beste Glück und freuen uns, daß der Betrieb der Sammt schneiderei sich hier eingerichtet hat. Zur Zeit sind fast sämmtliche verfügbare Stühle in der Fabrik von jungen Mädchen besetzt. Der Verdienst ist gut. S Glashütte. In der am 21. Januar stattge habten ordentlichen Versammlung der hiesigen frei willigen Feuerwehr wurde dem stellvertretenden Haupt mann Göhlert für seine 20jährige hervorragende Thätig- keit im Dienste der Feuerwehr vom Bürgermeister Kühnel das Diplom des Landesausschuffes unter ent sprechender Ansprache feierlichst überreicht. Ferner wurde ein Schreiben des hiesigen Stadtgemeinderaths bekannt gegeben, nach welchem letzterer beschlossen hat, der freiwilligen Feuerwehr ein Geschenk von 300 M. zur Anschaffung von Feuergeräthen zu machen. — Anläßlich des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. hatten viele Häuser geflaggt. Im Hotel zur Post hatten sich eine größere Anzahl hie siger Herren zu einem Festmahl zu Ehren deS TageS eingefunden, während der hiesige Militärverein nach seiner auf denselben Tag fallenden MonatSversamm- lung einen Festkommers veranstaltete. Dresden. König Albert ist am Sonntag Abend wieder von Berlin zurückgekehrt, wohin er sich bekannt lich zur Theilnahme an den Geburtstagsfeierlichkeiten des Kaisers begeben hatte. — Kaiser Wilhelm er wartete seinen hohen Gast bei der Ankunft auf dem Bahnhofe und begrüßten sich Beide herzlich durch Um armung und Kuß. — Am 13. April werden es 40 Jahre seit dem Tage, an welchem einst im hohen Norden Deutsch lands die Truppen des damaligen deutschen Bundes, unter ihnen Söhne des engeren Vaterlandes Sachsen, im siegreichen Sturmlaufe dieDüppelerSchanzen, das hartnäckig vertheidigte Bollwerk der Dänen, nahmen. Vor mehreren Monaten faßten bekanntlich eine Reihe von Mitkämpfern, welche der Vereinigung deS Schles wig-Holsteiner Veteranen von 1849 angehören, dm Entschluß, das verfallene Denkmal der sächsischen Ge fallenen auf dem Kirchhofe zu Satrup bei Düppel zu renooiren resp. zu ergänzen. Dies ist inzwischen unter finanzieller Beihilfe deS königl. Kriegsministeriums in würdiger Weise geschehen, und die Tochter des um die Angelegenheit sehr verdienten Herrn Pfarrer Jessen zu Satrup wird, wie sic kürzlich brieflich versicherte, bemüht sein, binnen kürzester Frist den großen Grab hügel in ein grünendes und blühendes Gewand zu kleiden. Die noch lebenden Veteranen aus jener Zeit, deren Häuslein im letzten Jahrzehnt außerordentlich zusammenschmolz, werden zur 40jährigen Doppel-Ge denkfeier gebeten, möglichst zahlreich nach Dresden zu kommen, woselbst die Feier am 12. April mit einem Dankgottesdienst in der Jakobikirche eröffnet werden soll. Hieran schließt sich die Schmückung der Gräber des Generals von Heintz, der das sächsische Kontingent 1849 befehligte, des Generals v. Rockhausen (f auf der Festung Königstein), des Oberst v. Süßmilch (Re giment Max) und anderer Veteranen, die ver Ver einigung angehörten. Abends findet Festtafel im „Tivoli" und am nächsten Tage (13. April) die eigent liche Feier statt, welcher voraussichtlich der König, Generalfeldmarschall Prinz Georg, und auch der Kriegs minister Graf v. Fabrice beiwohnen werden. König Albert zeichnete schon vor 10 Jahren die Düppel-Ge denkfeier der Schleswig-Holsteiner Veteranen mit seiner Gegenwart aus und war auch bekanntlich als Artillerie hauptmann bei dem Sturm auf die Düppeler Schan zen betheiligt. Ebenso nahm s. Z. der Kriegsminister als aggr. Rittmeister des Gardereiter-Regiments an der Kampagne vor 40 Jahren Theil. — Die Gründung eines sächsischen Landesvereins des „Evangelischen Bundes zur Wahrung deutsch protestantischer Interessen" ist am vergangenen Diens tag in Dresden beschlossen worden. Das Direktorium des neuen Vereins, welcher seinen Sitz in Dresden hat, ivird demnächst einen Aufruf erlassen, um zum Beitritt zum Bunde und zur Förderung der Bundes interessen aufzufordern. — Nach neuerlichen Beobachtungen ist die Schüler zahl der landwirthschaftlichen Schulen EachsenS, welche in den letzten Jahren etwas zurückgegangen war, erfreulicher Weise wieder im Wachsen begriffen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese Thatsache mit den besseren Getreidepreisen im Zusammenhang steht. So wird von allen Schulen berichtet, daß die letzten Oster- bezw. Michaelisausnahmen sehr gut waren und. auch für das bevorstehende Sommerhalbjahr die An