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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: viertrljLhrlich ^20 Mark fr?i ins IN der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrlich 1 Mk. Einzelne Nummer <0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »nd Sonnabend Nachmittag, Unter!iaktung8- unä Anzeigebkatt Anzeigtlt-retB: Für di« kleinspaltige Korpus-Zeile oder bereu Naum <0 pfg. — Im Reklamettil für die «einspaltige Petit-Zeile 2S ssfg. Anzeigenannahme bir^r Uhr mittag». Vrilagegebühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dock and Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nunrmer (20 Freitag, den 9. Oktober sM s3 Jahrgang Amtlicher Teil. VrantzkaffenbeitrÄge. Infolge Einberufung mehrerer Beamten der Kgl. Brandversicherungskammer zum Kriegsdienst ist die Einhebung der für den 1, Termin 1914 ausgeschriebenen Brand- kafsenbeiträge für die Gebäudeabteilung vorläufig ausgesetzt worden. Die Einhebung dieser Beträge erfolgt voraussichtlich am Apriltermin 1915 mit. Die Beiträge der Mobilari (Maschinen-) Abteilung werden jedoch jetzt erhoben nud sind bis spätestens den 21. dss. Mts. an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Vttenrorf-Moritzdorf, am 7. Oktober 1914. Der Gemeindevorstand. Reinigung der Geschäftsräume. Nächsten Montag und Dienstag, den 12. und 13. dss. Mts. ist das hiesige Gemeindeamt infolge Reinigung der Geschäftsräume geschlossen. Ottendorf-Moritzdorf, am 8. Oktober 1914. Der Gemeindevorstand. Arbeitslose. Die Arbeitslosen, welche Unterstützung beantragt haben und der Kontrolle eines Verbandes nicht unterliegen, haben sich an jedem Dienstag, Donnerstag und Sonn abend in der Zeit von vormittags 10—11 Uhr auf dem hiesigen Gemeindeamt zu melden. Da infolge Reinigung die Kasse nächsten Montag geschlossen ist, wird die Arbeitslosenunterstützung schon Sonnabend den 10. dieses Monats von vormittags V, 9—10 Uhr ausgezahlt. Fstr gewöhnlich erfolgt die Auszahlung an jedem Montag von vormittags '/z9—10 Uhr. Diejenigen Arbeitslosen, welche der Kontrolle eines Verbandes unterliegen, haben bei Empfangnahme der Unterstützung die Komrollkarte vorzulegen. Olten-orf-Moritzdorf, am 8. Oktober 1914. ——Ver Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier, 7. Oktbr. abends. (Amtlich.) Die Kämpfe auf dem rechten LeereSflüget in Frankreich haben noch zu teiner Entscheidung gesührl. Die Vor stöße der Franzosen in Len Argonnen und aus der Nordostfront von Verdun wurden zurückgeworfen. Bei Antwerpen ist das Fort Broechem in unserem Besitz. Der Angriff hat den Netheabschnitt überschritten und nähert sich dem inneren Fortsgürtel. Eine englische Brigade und die Belgier wurden zwischen dem äußeren und dem inneren FortgÜrtel auf Antwerpen zurück geworfen. Vier schwere Batterien, 52 Feld geschütze und viele Maschinengewehre, auch englische, wurden im freien Felde genommen. Der Angriff der Russtn im Gouvernement Suwaikl ist abgewiesen. Die Russen ver loren 2700 Gesangene und 9 Maschinen gewehre. In Polen wurden in kleineren erfolgreichen Gefechten westlich Iwangorod 4800 Gefangene gemacht. — Der Gouverneur von Kamerun meldet siegreiche Gefechte von Anfang September gegen Engländ r und Franzosen. In diesen Gefechten sind die Oberleutnants v. Roth« kirch und MUbrat, Sergeant Jost, Sanitärs- sergeant Gustav Kühn, Bezirksamtmann Rausch, Zollamtsoorsteher Glock und Land messer Lhhne gefallen. Nach diesem Tele gramm wird an znständigec Stelle an genommen, daß Engländer und Franzosen an den beiden möglichen Einbruchsstellen der nigerischen Grenze in Kamerun Vor stöße versucht haben. — Die „Köln. Ztg." verösfentlicht^Mit- teilungen des Rotterdamer „Maasboden" aus dem belgischen Grenzorte Putte, wonach am Montag früh im Nethegebiet heftig ge kämpft wurde. Wahrscheinlich sind die Deutschen in nördlicher Richtung vorgerückt. Sie begannen bereils die Beschießung in der Rtchlung auf Antwerpen in den drei bis vier Kilometer von Antwerpen ab gelegenen Ortschaften. Die Schrapnells chceleu verettS große Verheerungen an, Ein englisches, zwischen Linth und Lier stehendes Hilfskorps mußte den Rückzug antreten. Das ganze belgische Feldheer ist zwischen Antwerpen und Lier zusammen gezogen. Dort ist ein heftiger Kampf äm Gange. -- Antwerpen vor dem Fall. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Allen voran König Albert, der sein kostbares Leben aus seinen verlorenen Lande in Sicherheit bringt. Könige ohne Land sind ja in England keine neue Erscheinung. Und auch die Zivil bevölkerung Antwerpens, die den Donner der deutschen Geschütze immer näher ertönen hört, auch sie beginnt in Hellen Haufen auszurücken. Das ist der Zusammenbruch der rapide naht. Ein Fort nach dem anderen sinkt in Tümmer, ein Glied nach dem andern wird aus dem eisernen Kettenring gebrochen der Antwerpen umschließe Und dahinter steht eine Welt, die des Augenblickes harrt, da der Zauber gebrochen, da eine der stärksten Festungen Europas, das Bollwerk einer Armee und eines Landes, die weiße Fahne hißt. — Dem Berner Bund wird aus Bordeaux gemeldet: Das amtliche Verzeichnis der Kriegsentschädigungen, die bisher von den Deutschen den besetzten Gebieten auferlegt worden sind, ist folgendes: Brüssel 200 Millionen Frank, Provinz Lüttich 50 Milionen, Stadt Lütttch 10 Millionen, Löwen 100000 Frank, Lille 7 200 000 Fran ArmentiLres bOOOoO Frank, Lens 700 000 Frank, Roubaix und Tourcoing 1 Million, Termonde 1 Million, Provinz Brabant 450 Millionen, Gent 100 000 Frank, dazu 2200 Zigarren, 220 Fäßchen Mineralwasser, 100 Fahr- und 10 Mowrräder, Amiens 1 Mil lion und 100000 Zigarren, zusammen also 7215OOOOO Frank von denen aber bis jetzt nur ein sehr geringer Teil eingegangen ist. So hat Brüssel nur 30 Millionen abgegeben. Stockholm. Die belgische Regierung rrifft alle Vorbereitungen, um die Festem auf dem Wasserwege zu verlassen und nac London überzusiedeln. Der ganze äußere Befestigungsgürtel südlich der Stadt ist in deutschen Händen. Die Bresche ist 13 lcm lang. Die inneren Werke werden seit dem 4. Oktober mit schwerer Artillerie beschossen, die jetzt kaum 18 Kilometer von den wichtigsten Haienbauten entfernt steht. Auch die Stadt Lanaeken an der holländischen Grenze ist von Deutschen besetzt. Mailand. Der Secolo gibt folgende Ostender Depesche des Londoner Observer wieder: In der letzten Woche hat sich in Belgien das Vertrauen in die Festung Ant werpen sehr vermindert. Die Bevölkerung der Dörfer nördlich der Schelde flieht nach Ostende, Lille und Calais. Die Eisen bahnen arbeiten deshalb bei Tag und Nacht. Tie offiziellen Kreise erklären die Lage Antwerpens für befriedigend, aber die Be völkerung ist nicht dieser Ansicht. — Die Trtbuna schreibt: Die französische und die deutsche Mitteilung über die Kriegs lage in Frankreich stimmen diesmal über ein und werden auch durch zuverlässige Privatnachrichten, die hier eingegangen sind, gestützt. Danach scheint es, als ob der Plan der Franzosen, die deutsche rechte Flanke zu überflügeln, vollkommen ge scheitert und in sein Gegenteil verkehrt sei. Denn jetzt scheinen die Deutschen die fran zösische linke Flanke mit Umgehung zu be drohen. Daß die Deutschen den Plan Joffres sofort ahnten, als sie ihre Bedrohung durch das Pariser Heer bemerkten, und in ihrer gewohnten Schnelligkeit Fürsorge trafen, indem sie eine starke Streitmacht dorthin warfen und damit den Umfassungs- plan unmöglich machten, das weiß man. Man kann aber nicht ohne eine gewisse Ueberraschung die letzten Nachrichten lesen, daß die Deutschen sich ihrerseits anschicken, den den Franzosen mißglückten Plan selbst zu versuchen. Woher haben sie — die doch mit immer stärkeren Kräften gegen die russische Drohung im Osten Front machen müssen — nach dem großen Truppen verbrauche während zweier Kriegsmonate ihre neuen Streitkräfte, die sie ins Feld stellen können, und sogar Kavallerie, eine Waffe, die so viel Platz beim Transport wegnimmt? Wir können nur noch einmal diese Frage stellen, die wir schon früher erhoben haben: Warum gelang es denn nicht den Franzosen, die doch nur zwei Drittel oder drei Viertel des deutschen Heeres vor sich haben konnten und die alle Vor teile für sich hatten, die ein Kampf im eigenen Lame, die Unterstützung durch Festungen und mächtige Befestigungen und der Besitz eines ausgedehnten Verbindungs netzes im eigenen Rücken mit sich bringen, ihre letzten Kräfte gegen den Feind in einem selbständigen Heere von nicht mehr als 150000 bis 200000 Mann zu sammeln das das Gleichgewicht Herstellen mußte? Erst nach Beendigung des Krieges wird man vielleicht eine Antwort auf diese ernste Frage erhalten. Budapest. Amtlichen Berichten zu- folge haben die österreichisch-ungarischen Truppen die in Marmaros-Sziget ein gedrungenen russischen Heeresteile geschlagen und bereits bis Nagybocsko verfolgt. Die Verwaltungsbehörden werden im Laufe des Mittwochs die amtliche Tätigkeit wieder ausnehmen. Die Beerdigung der in dem jüngsten Kampfe bei Uzsok gefallenen Russen dauert fort. Bisher wurden 8000 Russenleichen begraben. — Nach einer Petersburger Meldung der „Morntngpost" erfolgte die Abreise des Zaren nach den Kriegsschauplatz in Galizien in aller Stille, nur mit kleinen Gefolge und ohne Hofbeamte. Die Anwesenheit des Zaren ans dem Kriegsschauplatz bedeute keine Einschränkung der Handelsfreiheit des jetzigen Oberbefehlshabers Großfürsten Nicolajewitsch. Der Zar wolle die Truppen nur ermuntern und anfeuern. London. Daily News berichten aus Südwestafrika: Colonel Grant meldet, daß die Engländer bei ihrem Mißerfolg an der Grenze des Warmbad-Distriktes 16 Tote, 3 Verwundete, 8 Vermißte und 35 Ge fangene verloren. Die Gefangenen würden von den Deutschen gut behandelt, General Lutzin telegraphierte, daß Colonel Grant keine Schuld an diesem Unglück treffe. Seine Leute hätten tapfer gefochten. Oertttches und Sächsisches. Ottendorf-Vkrilla, 8. VktobertM- — Feldpostkarten mit Antwort zu verwenden t nötig, um den Empfängern das Adresse- chreiben zu ersparen und sie vor allem in den Zesitz einer Postkarte für eine Nachrichten» Vermittlung zu bringen. Draußen im Felde st es oft mit Schwierigkeiten verbunden, Posi erten zu bekommen. Die Mühe des Adressen- chreibcns möchte den Kriegsteilnehmern möglichst abgenommen werden, deshalb hat die Postbehörde solche Antwortkarten eingesührt. Dresden. Der für den westlichen KriegS- chauplatz von der Kriegsorganisation der Dresdner Vereine ausgestattele Liebesgaben transport, der in der vorigen Woche mit Militärzug abgegangen ist, wie das nachstehende Telegramm des den Transport mit begleitenden Stadtrat Dietz beweist, im Gange. Der Ver such, Liebesgaben unmittelbar an unsere kämpfenden Truppen heranzubringen, verläuft sonach durchaus erfolgreich. Es ist zu er warten, daß die im Lause dieser Woche ge planten Liebesgabenlransporte nach dem Elsaß und nach dem östlichen Kriegsschauplatz ebenso erfolgreich sind. Das Telegramm des Herrn Stadtrat Dietz ist an den Herrn Ober bürgermeister Geheimer Rat Or.-iux Beutler gerichtet und hat folgenden Wortlaut: „Uebernommene Aufträge ausgesührt. Brief an Exzellenz Kirchbach eingegangsn. Grüße von Kirchbach, d'Elsa, Larisch, Sucko, Haenel. Große Freude; Liebesgaben hier sehnlichst er wartet. Dietz." In Dresden wurde ein etwa 12 Jahre alter Schulknabe aus Dessau sestgenommen, der im Wartesaal des dortigen Hauptbahnhofes Aufsehen erregte, La er in der Kleidung eines Pfadfinders mit Luftbüchse, Spaten, Beil, Seitengewehr, Sporen und Reitpeitsche aus gerüstet war. Er gab an, daß er im Auf trage des preußischen Kriegsministecium sich mit anderen Pfadfindern nach dem Kriegs schauplätze begeben solle, um Munition dahin zu befördern. Da diese Angaben nicht glaubhaft erschienen, wurde weiter geforscht, wobei sich herausstellte, daß das Bürschchen seinen Eltern in Dessau unter Mitnahme eines Fahrrades entlausen war, sich Herumgetrieben hatte und dabei auch nach Zwickau gekommen war, wo der Junge einem Schankwirt, einen Bekannten seiner Eltern, aus dem Schranke erwa 250 Mark gestohlen und damit unter Zurücklassung des Fahrrades das Weite gesucht hatte. Von dem Gelbe hatte er sich die Ausrüstung gekauft und seine weiter Reise nach Leipzig, München, Berlin usw. bestritten, sodaß er nur noch etwa 50 Mark bei sich führte. Der jugendliche Schüler wnrde seinen Eltern zugeführt. — Noch Belgien I In den nächsten Tagen reist aus Sachsen wiedereine Anzahl Eiscnbahn- reamte nach den von den Deutschen besetzten Gebieten in Belgien ab. Die dazu Ausersehenen iammeln sich in Dresden. zttrchennachrichterr. Donnerstag, den 8 Oktober 1914. Oitendorf-Okrilla. Abends 8 Uhr Kriegsbetstund»,