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chönimgti TaaMU Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 1«4. Mittwoch, den 20. Juli 1881. Bekanntmachung. Der Kostenanschlag der Königin-Marienhütte in Cainsdorf bezüglich der neueinzurichtenden Hauswasserleitungen hier liegt zur Einsichtnahme der Betheiligten an hiesiger Rathsexpeditionsstelle aus. Waldenburg, den 19. Juli 1881. Der Stadtrath. Cunrady. Der auf den 11. August 1881 anberaumte Termin zur nothwendigen Versteigerung des der Frau Christine verehel. Ahnert vorher verw. gew. Schumann geb. Erler in Eichlaide gehö rigen, auf Folium 15 des dasigen Grund- und Hypothekenbuchs eingetragenen Hausgrundstücks wird nach erfolgter Rücknahme des bezüglichen Antrags hier mit ausgehoben. Waldenburg, am 14. Juni 1881. Königliches Amtsgericht. Baumbach. ^Waldenburg, 19. Juli 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Kaiserin schreitet in der Reconvalescenz regelmäßig, aber sehr langsam fort. Der an der Operationsstelle befindliche, in eine mäßige Tiefe führende Gang zeigt eine günstige Absonderung und wird sich erst nach der vollständigen Absonderung der kleinen Gewebstheile schließen. Trotz zunehmen der Kräfte bleiben mancherlei Störungen zu be kämpfen und sind Schwankungen des Allgemein befindens für die nächste Zukunft deshalb noch nicht ausgeschlossen, der Zustand ist im Allgemeinen jedoch, ein nach den Umständen befriedigender. Das eben ausgegebene Heft der Preußischen Jahrbücher enthält einen bedeutsamen Artikel: „Die Zukunft des deutschen Reichsgerichts." Nach dem schließlich vorgeschlagen worden, das Reichsge richt selbst vor die Wahl zu stellen: Leipzig oder Berlin, und eine gutachtliche Aeußerung des Plenums dieser höchst betheiligten Körperschaft zur Grundlage weiterer Entschließungen zu machen, heißt es: Der nächste Reichstag, sei er nun wie er sei, sollte durchaus vor die Entscheidung gestellt werden, ob es bei dem Reichsgericht in Leipzig sein Bewenden und ihm hier bald thunlichst ein würdiges Dasein bereitet werden soll, oder ob man dafür hält, es sei die höchste Zeit, einen falschen Schritt zurückzuthun, das Andenken des Berliner Obertribunals sei nun mehr zur Genüge gesühnt und man solle dem Kai ser wiedergeben, was des Kaisers ist. Unter den Studenten Berlins herrscht große Agitation, um dieselben zu bewegen, im nächsten Semester in Prag zu studiren und damit dem deutschen Elemente an der dortigen Hochschule ent schieden die Mehrheit zu verschaffen. Die Agitation verspricht, wie es heißt, großen Erfolg. Unter demTittel„Ein liberaler österreichischer Minister" veröffentlichen die „Grenzboten" einen Brief des früheren Ministers Glaser (eines Juden) an seinen Vater, worin es unter Anderem heißt: „Gelingt cs uns, den höchsten AdU bei der Dynastie zu diskreditiren, dann lieber Vater, wird der wahrhaft neue und regenerirle jüdische Adel aus unserem Volke den Einzug halten und die ihm von Gott verheißene Mission erfüllen." Die „Grenz- boten" sagen: „Der Brief ist in Berlin 1872 unter dem Titel „Ein österreichischer Minister und sein Vater" erschiene.,, und es ist uns nicht bekannt ge worden, daß die Echtheit des Briefes jemals in Abrede gestellt worden sei." Die Wiener „Presse" macht hierzu folgende Glosse: „Wir wollen dem giftigen Anti-Semiten, der diesen Schinähartikel in die „Grenzboten" einzuschmuggeln wußte, nicht weiter einen Vorwurf daraus machen, daß er überhaupt ein Schriftstück so intimen Charakters, wie der Brief eines Sohnes an seinen Vater, der Oeffent- lichkeit preisgiebt; von solchem Gelichter kann man sich jeder, nur keiner anständigen Handlung ver sehen. Im Interesse der Wahrheit jedoch sei con- statirt, daß Or. Glaser niemals um die Erhebung in den Adelsstand angesucht hat, trotzdem ihm zwei der höchsten österreichischen Orden, nämlich jener der Eisernen Krone erster Klaffe (1873) und das Großkreuz des Leopoldordens (1879) verliehen wor den sind, welche beide Orden statutenmäßig den Anspruch auf den erblichen Freiherrnstand begrün den. Angesichts dieser Thatsache gehört die ganze Gemeinheit eines norddeutschen Scriblers dazu, um mit einigen hämischen Bemerkungen sich an einem Manne zu reiben, den die deutsche Wissenschaft und die gesammte Juristenwelt nur mit Ehrfurcht nennt. Sollte übrigens der Brief echt sein, so würde er nur beweisen, daß Or. Glaser sich damals in ganz vortrefflicher und vielleicht sogar etwas übermüthiger Laune befand, und seinem Vater Etwas zu lachen geben wollte." Die Glosse beweist, daß der Brief auf jeden Fall echt ist. Und wenn irgend ein Ein wand albern ist, so ist es der von der Wiener „Presse" zuletzt gemachte. In Neustettin war am 17. d. nachts ein be deutender Krawall. Eine erregte Menge bewegte sich während der ganzen Nacht in den Straßen. Mehrere Läden und die Druckerei der „Neustettiner Zeitung" wurden demolirt. Infolge dessen wurden über 30 Verhaftungen vorgenommen. Oesterreich. Die Aerzte in Wien haben jede Hoffnung auf Rettung des Lebens des erkrankten Prinzen August von Sachsen-Koburg aufgegeben. Frankreich. Der Polizeipräfect von Paris, Andrieux, hat seine Entlassung gegeben. In seinem Ent lassungsgesuch sagt Andrieux, er habe alle Hoffnung aufgegeben, die Regierung zu denjenigen Ideen zu bekehren, welche allein eine gute Verwaltung der Polizei möglich machen. In Paris wird Niemand über diese Entlassung erfreut sein, als der Pöbel. Die Ausweisung Don Carlos, der erste Act des neuen Pariser Polizeipräfecten Cannscaffe, er folgte (infolge Ministerialerlasses), weil Don Carlos am 16. d. gelegentlich der legitimistischen Messe in der Kirche St Germain sich in unverschämter Weise bei der regierungsfeindlichen Demonstration bethei- ligte. Die clerical-legitimistischeu Kreise sind über die „Infamie" der Negierung wüthend. Spanien. Die russischen Juden haben sich die Einwan derung in Spanien aus dem Kopfe geschlagen. Die sich in der Türkei aufhaltenden russischen Ju den, welche nach der pyrenäischen Halbinsel aus wandern wollten, haben zunächst bei der Madrider Regierung angefragt, ob man ihnen Unterstützung gewähren wolle. Darauf hatte das spanische Cabi- net verneinend geantwortet. Rußland. Ein Beamter der Detectivpolizei in Kiew ist von Studenten, zu deren Zusammenkünften er unter der Maske eines Studenten ausgenommen war, ermordet worden. In Gegenwart der Versammlung wurden ihm die Halsarterien durchschnitten. Afrika. Aus Tunis wird gemeldet: 300 Berittene plünderten das einige Kilometer vom Bardo belegene Bordischikir, sowie besonders Ansiedelungen alge rischer Staatsangehöriger, Besitzungen des Beys und tunesischer Beamten, und trieben die Kameele und anderes Vieh fort. Französische Truppen sind zur Verfolgung abgeschickt. Amerika. Dem „Daily Telegraph" wird aus New-Z)ork vom 13. d. M. berichtet: Es verlautet hier, daß der Zweck der Reise des Königs der Sandwich- Jnseln nach Europa der sei, sein Königreich an irgend eine europäische Macht zu verkaufen. Während die Vereinigten Staaten die Inseln nicht selber zu annectiren wünschen, würden sie die Er werbung derselben seitens irgend einer anderen Re gierung als eine den amerikanischen Interessen feind selige Handlung betrachten. Die „New-Dorker Times" sagen, den fremden Regierungen sollte zu verstehen gegeben werden, daß irgend ein Versuch ihrerseits den Besitz dieser Inseln durch Ankauf oder in anderer Weise zu erwerben, von den Ver einigten Staaten als ein feindlicher Act betrachtet werden würde. Aus -em Mnldenthale. * Waldenburg, 19. Juli. Herr Lehrer R. von hier unternahm gestern mit seiner Classe (IV) einen Spaziergang nach Kleinchursdorf, wo sich die 9 —10- jährigen Knaben und Mädchen im kühlen Saal und auf der schattigen Wiese am Hause sehr vergnügt machten. Eine Anzahl der Eltern war zugegen. Kleinchursdorf, etwas von der Landstraße abseits bei Remse, bietet noch die Einfachheit und Idylle des Landlebens. Bei passenden Preisen hat man eine schnelle, gute Bedienung; verschiedene Biere, gutes Brod und guter Schinken sind vorhanden. Besonders für größere Landpartien ist Kleinchurs dorf als hübscher, billiger Aufenthaltsort zu empfeh len. Vor Kurzem wurde der hiesige Musikverein ebenfalls dort sehr zufriedengestellt; vorigen Sonn tag war aus Glauchau eine Gesellschaft von 300 i Personen, meist Arbeitern, dort. *— In der hiesigen Bürgerschule fielen heute > wegen zu hoher Wärmegrade Nachmittag die Stun- ' den für die Kinder, welche schon Vormittag 3 bis 4 ! Stunden Unterricht gehabt, aus, während für die Classen, welche nur Nachmittag Unterricht genießen, derselbe abgekürzt wurde. *— Heule Vormittag hatte ein in einer hiesigen Schlosserwerkstätte beschäftigter Markthelfer das Un glück, beim Abladen von Eisenbahnschienen verletzt zu werden, so daß sich seine Unterbringung ins Krankenhaus nöthig machte. — Hr. Amtshauptmaan v. Bose in Zwickau hat am 18. d. einen vierwöchigen Urlaub angetreten und ist Herrn Regierungsassessor Di. Bonitz die Stellvertretung übertragen worden. — In Colditz schwamm am Sonnabend oberhalb des Wehres eine Frauensperson im Alter von zwi schen 25 bis 30 Jahren an, die ein etwa 4jährlges Mädchen um den Leib gebunden trug. Beide Lei chen werden mindestens 14 Tage schon im Wasser liegen. Ihr Anzug — Beide trugen braune Klei der und Zeugstiefelletten — lassen sie als den wohl-