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VT* MkykMMA. S-rmavend, 22. Fevrxr 1AL GegvürrSeL 18SS Druck und Verlag von kiepsch L Reichardt in Dresden. Telegramm-Adresse: Nachricht«» Dresden. Fernsprecher: 11 » LOW - SS01. sönivie L -Dartf. n»««»me LS» LnNUl. d<«>tNg«n t>u> nachm »Uhr, Sonach«» mir Marienltrake »8 mm ,1 »t»'/,t Uhr. Dt« «lnloaltige Aktie <etwa « 2W-») !M Pf. die zmeilpalttge Aktie auf Tertsktte 7U^Bt.. die zweüpalt. Rella«e»eil« l.La F«mUte». Nachrichten an« Tr«», de« di« einlpalt. Aktie Äö Pf. - In KllM- mern nach So»«, und Aeterlngen ertzdhler Tarif. — riuswjrlige AuftrLge nur «ege» Varaudbezadlun« - 2«dc»B«iegdlLlti0Pf. Hauptgeschäfts ft elle: Marieustraße 40. in mag kothrvoeoe, S-V^V 10 »UL lier kradsder^sr LxportdlSrdrausi'SL. nisc^e Oummirvaren eu« »ll« — dutopnau un<t ttutoackiduad« «,r>tan »scirgamdL rapariart. — ksinlisi'dl I-SLLpoll, isl»uwitzLiens»di-i^ Or«»ct«er - >d., 2S, Lcd» Naintiarltair^t». Vervivkeln, Vvrxoläeii, Versildvi'o, Vermessmxeo, Verkupkern eie. »Iler IIvtoIlKeMoMocke Vfssdnvl' VsfNl'eKsIuNLS-^NSlsll 01"r0 ^LlKsnslkLSSS l>lk. 1—3. ^si-nspi-seßttzr Nr. 7359. Kvrrr sUigs Mutmaßlichc Witterung: Wolkig, etwas wärmer, kein erheblicher Niederschlag. Die'neue Heercsvorlage wird dem Reichs tage bereits vor Ostern zugehen. Der Reichstag erledigte am Freitag den Etat des ReichSctsenbahnamtcs. Die Deutsche Laudmirtschaftsgcscllschast trat am Freitag in Berlin zu ihrer 00. Hauptversamm lung zusammen. Der Erste Dorskirchcntag fand am Freitag in Verbindung mit der Hauptversammlung des Vereins für ländliche Wohlsahrts- und Heimatpslege in Berlin statt. Die Botschaft des Präsidenten Poincarö fand im Senat und in -er Kammer sehr herzlichen Beifall. In Paris wird der Plan einer Personalunion zwischen Montenegro und dem künftigen Albanien erwogen. Die Operationen in der T s ch a t a l d s ch a - S t e l l u n g werden durch schlechtes Wetter beeinträchtigt: die Rückwärts- konzcntrierung der Bulgaren dauert an. - Von Gallipoli wurden 12000 Mann türkische Truppen nach den D a r d a n c l l e n - F o r t s verschifft. Die Belagerung von Skutari macht infolge großer Ucberschwemmungen keine Fortschritte. Diaz kandidiert um den mexikanische» Präsi den t s ch a f t s v o st c n : das Schicksal Maücros wird vom neuen Kabinett bestimmt werden. kin Kurswechsel i« der englischen Politik? Die von König Eduard VII. cinqeleitetc Vündiiis- politik Großbritanniens befindet sich allem Anschein nach an einem Wendepunkte, wo in der einsichtigen öffentlichen Meinung Englands sich die Erkenntnis Bahn zu brechen beginnt, daß die ausschließliche Orientierung der gesamten auswärtigen Angelegenheiten nach dem Gesichtspunkte „Tripelententc gegen Dreibund" auf die Dauer nicht mit den realen britischen Interessen zu vereinigen ist. So lange das mcerbehcrrschende Albion noch nicht von vem Nordseehnvnotismus beherrscht war. galt auch die englische Politik als das Muster eines ttaatsmännischen Snstcms im Sinne der konsequenten Betätigung des nationalen Egois mus. ohne alle Nebenrücksichten auf Sentiments, mora lische Snmpathien. internationale Freundschaften und der gleichen, die das kühl berechnende Angelsachsentum den für solche Dinge bester veranlagten temperamentvollen romanischen Böllern neidlos überließ Selbst als Groß britannien durch diele Methode den allgemeinen Unwillen Europas zur Zeit deS BurenkrtegeS gegen sich erregt hatte, dachte es noch nicht daran, den Kurs zu ändern, vielmehr wurde gerade damals das stolze Wort von der k-planclicl isolaticm, der glänzenden Isolierung, gesprochen, die Eng land aushalten könne. Als dann aber Eduard VII. das Zepter ergriff, setzte ein anderer Wind ein. Die Gegner schaft gegen Deutschland sing an, aller politischen Weisheit letzter Schluß zu werden, und die „deutsche Gefahr" um nebelte das sonst so klare nüchterne Urteilsvermögen unse rer britischen Vettern so völlig, daß sie ihre alte, ruhige, sichere Würde verloren und den drohenden ZukunftS- ichrecken nur mit Hilfe fremder Unterstützung glaubten abwehren zu können. Tic „glänzende Isolierung" Eng lands sollte nun in eine „demütigende Isolierung" Deutsch lands verwandelt werden: das war das Ziel, wonach Eduard VII. rastlos trachtete, und das er mit Hilfe eines raffiniert ausgeklügelten umfassenden Bündnisstistems zu erreichen hoffte. Was Eduard VII. erstrebte, war die diplo matische Ausschaltung und Kaltstellung Deutschlands durch einen geschloffenen Ring von Berbündeten: England, Spanien. Portugal, Frankreich, das vom Dreibünde los gelöste Italien und Rußland. Der Plan gelang indessen nicht ganz so. wie er ausgcdacht war. Italien verblieb im Dreibünde und Spanien und Portugal traten dem deutsch feindlichen Bunde nicht förmlich bei. Wohl aber kam die Tripelententc zwischen England. Frankreich und Rußland zustande, und außerdem wußte Eduard Vll. noch durch die ostasiatische Entlastung mit Hilfe des japanischen Bünd nisses die englische Stellung in Europa zu »erstarken: auch diente demselben Zwecke die ostentativ betriebene Annähc- , rung an die norbamerikanische Republik, die als der Kampfgenosse Englands bei der Entscheidung der Nordsce- frage gefeiert wurde. Eine Zeitlailg war in Großbritannien der Glaube an die Eduard sch e Bününispolitik allgemein, und man sah in ihr den Ausfluß der höchsten staatsmännischen Weisheit. Allmählich aber hat sich doch auch die Not wendigkeit ergeben, aus den mit dieser Politik erzielten Ergebnissen die Bilanz zu ziehen, und da mußte sich vor allem die ernüchternde Erkenntnis aufdrängcn. daß trotz erheblicher Opfer, die Großbritannien hat bringen müssen, der Hauptzweck, die Ausschaltung Deutschlands, nach keiner Richtung erreicht worden ist. Deutschlands Stel lung ist u »erschüttert geblieben. England aber hat inzwischen an Frankreich Marokko un widerruflich preiSgegebcu. sah sich während der Balkankrise vor die Gefahr gestellt, in einen seinen Interessen nicht entsprechenden Krieg durch Rußland bineingczogen zu werden, und muß überdies erleben, daß das Zarenreich in Asien einen Erfolg nach dem andern erringt und Großbritannien gerade an dieser weltpolitisch so empfindlichen Stelle in den Hintergrund schiebt. In Armenien ist das Zarenreich obenauf, in Persien hat cs den Engländern die strategisch wichtigsten Bahnbauten vor der Nase weggcschnappt, und in der Mongolei hat cs in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht eine Vormacht stellung gewonnen, die jeden anderen Einfluß ausschlicßt und einem förmlichen Protektorate gleichkommt. Die Eng länder müßten völlig verblendet gegen ihre wahren Inter essen sein, wenn sie einer solchen für sic ausgesprochen un günstigen Entwicklung gelassen zusehen wollten. Tatsäch lich ist denn auch die öffentliche Meinung Englands über das russische Vorgehen in merkliche Erregung geraten, die sich in den zahlreichen, im Parlament zur Sache gestellten Anfragen äußert. Auch in den Auslastungen der Presse spiegelt sich das neu erwachende Mißtrauen gegen die Ab sichten der russischen Politik wider. Die Bedeutung des sich zurzeit in England vollziehenden Umschwunges tritt insbesondere darin zutage, daß er bereits bemerkenswerte Wirkungen in der praktischen Politik gezeitigt hat. Wäh rend des Balkandrieges hat sich die Londoner Diplomatie wiederholt von der Tripelententc abgesondert und ist aus die Seite des Dreibundes getreten, und als die Kriegs gefahr zwischen Rußland und Oesterreich wegen Serbiens aus das höchste gestiegen mar. lehnte die gesamte englische Presse, augenscheinlich aus höhere Anweisung, rundweg den Gedanken ob, daß Großbritannien die zarischen Waffen aus solchem Anlaß zu unterstützen batte. Endlich hat sich die Londoner Diplomatie auch vollständig van den gegen Deutschland gerichteten russisch französischen Machenschaften in Sache der chinesischen Scchsmächtc-Ankeihc zurück- gehalten. In Rußland und Frankreich ist naiürlfth das englische Verhalten nicht unbemerkt geblieben, und die Folge ist ein engeres Aneinanderriickcn des Zweibundes gewcien. Tic Pariser Presse hat sich tm Lause der Balkantriie wieder holt über die englische Politik beichwcrt und ihre Ver treter in hohem Tone darüber belcbrt. daß sic nicht nur den besonderen englischen Vorteil, «andern auch „die all gemeinen Interessen der Tripelententc" zu wahren batten. Die russische Presse stellt ausdrücklich, was be sonders hcrvorgehobcn zu werden verdient, einen Kurs wechsel der großbritannischen Politik fest und sucht cs so darzustellen. als ob Deutschland die Engländer listigerwcisc von der Tripelententc fort- und zu sich selbst hcrübcrgelockt hatte, um seinerseits non der Flottenrivali- tär mit England befreit zu werden und seine ganze Auf merksamkeit auf die Verstärkung seiner Landmacht für den Krieg gegen zwei Fronten. Frankreich »nd Russland, richten zu können. Die angebliche deutsche llcbcrlistung Englands ist natürlich ein Hirngespinst, das lediglich der bekannten Sucht gewisser Kreise entspringt. Deutschlands politische Beweggründe und Absichten nm jeden Preis zu verdächtigen und es bei allem, was in der Welt passiert, als die geheime störende Kraft hinziisiellen. Die deutsch - englische Annäherung ist von England selbst auS- gcgangeu. weil cs endlich eingesrhc» hat, daß es bei der einseitigen Zuspitzung seiner auswärtigen Politik ans den Gegensatz zu Deutschland je länger desto weniger auf seine Rechnung kommen kann, »nd wir haben selbstverständlich, getreu unserem stets betonten Grundsatz, daß wir gern mit Großbritannien in Frieden und Freundschaft leben möchten, dir dargebotenc Hand nicht zurückgewiesen. Die I deutsch englische Annäherung kann nur im Zusammen-' hange mit dem Versagen der Eduardschcn antideutschen Bündnispolitik richtig verstanden werden. Die Logik der Tatsachen selbst hat sie allen nationalen Leidenschaften und Widerständen zum Trotz angcbahnt, und gerade hieraus läßt sich die Hoffnung ableiten, daß sic ersprießliche Ansätze zu einem dauernden Einvernehmen der beiden großen Kulturnationen enthält. Bom Ballan. Vom Kriegsschauplätze liegt nichts Neues vor. Die im Abendblatte wicdergegebene Nachricht, daß die Türke« unter Envcr Bei bei ihrem erneuten Landungsversuchc bei Scharküj von den Bulgaren in einen Hinterhalt ge lockt worden seien, hak bisher weder eine Bestätigung von bulgarischer, noch von türkischer Seite erhalten. Ueber griechische Pläne berichtet ein drahtloses Telegvaww der Londoner „Dailn Mail" von den Dardanellen, das der Tampser „Maria Principesia" vom Schwarzen Meere nach Eonstanza übermittelt hat: Ein griechischer Versuch. Truppen in der Besika-Bai dicht südlich des Einganges der Dardanellen zu landen, ist binnen kurzem zu erwarten. Neutrale Schisse bringen die Nachricht, daß bei Mythe - lcnc gä griechische Transportschiffe versammelt find. Widrige Nordwinde habe» ihre Abfahrt bisher verzögert. Das türkische Schlachtschiff „Haireddi» - Barbarossa", der Kreuzer „Mcdjidije" und eine Anzahl Torpedoboote fuhren von den Dardanellen in Lee. „in zu rekognoszieren. Bon Gallipolj werden 1 2 0 0 0 Bf ann türkischer Trup pen nach den D a r d a n c l l c n - F v r t s verschifft. Eine Pcrfoualunion zwischen Montenegro und Albanien wird in Paris gewünscht. Ein entsprechender Vorschlag wird dort sehr ernsthaft erwogen. Das Pariser Blatt „Eclair" meint, König Nikolaus von Montenegro sei zurzeit die einzige Persönlichkeit, die geeignet wäre, dos in Bildung begriffene Fürstentum Albanien einer gedeih lichen Zukunft zuzusühren. Vorschub für die Türkei. Die Finanzovcrationen, über die in Konsiantinovet »er handelt wurde, sollen gelungen sein. Ter erlangte Vorschuß soll sich aus 1Millionen Pfund belaufen. Dschawid Bei wird mit den Delegierten der Decke Publique »on Konstaickinopel nach London abreiscn, um an den Beratungen der Botschaftcrkonfercnz betreffend die Festsetzung des nun den Balkanstaatcn zu übernehmenden Teiles der türkische» Staatsschuld teilzunehmen. Türkischen Zeiliingsmclduugcn zufolge hat dir Pforte durch Verkauf eines größeren Terrains im Stadtteile Taxim und eines Grundstückes in Galata die Summe von 50 000 türkischen Pfund erhalten. Das Los der türkischen Gefangenen in Montenegro scheint ein iehr irauriges zu sein. Der Mailänder „Seeolo" vcrüssentlicht einen Bericht seines Sonderberichterstatters aus Podgoritza, der in den lebhaftesten Farben das schreckliche Los der türkischen Gefangenen in Montenegro schildert. Die montenegrinische Behörde verbietet allen Fremden, jene Stätte» des Jammers, wo sich die unglück lichen Soldaten befinden, zu betreten. Heimlicherweise konnte der italienische Journalist in das Lager der Ge fangenen unweit Dioclca gelangen. Au dem User des Rcbnitza-Flusscs Hausen sic dort in Höhlen, wo Kälte. Hunger und Krankheiten täglich ihre Opfer fordern. Halbnackt müssen sic dort bleiben, niemand sorge für Klei dung und Decken. Hier und da werde ein Teil der Ge fangenen nach Podgoritza geschickt. wo sic die allerniedrigstcn Dienste verrichten müsitcv. Wenn sich einer oder der andere gegen diese unwürdige Behandlung erwehre, dann werde er einfach durch Bajonettstiche zur Ruhe verwiesen. Deutschfreundliche Bestrebungen der Türkei. Tic Regierung bestimmte, daß der französische Unter richt zugunsten des deutschen eingeschränkt werden soll. Osmanischcn, in Frankreich studierenden jungen Leuten sollen in Zukunft nur Beihilfen für den deutschen Hoch- schiilbcftich gewäbrr und sic so ncranlaßi werden, statt der französischen deutsche Hochschulen auizusuchen. Die neuesten Meldungen lauten: Die Lage in der Tsäwtaldscha-Linic. London, iPriv.-Tcl. > Ans K v n si antinopel wird dein Korrespondenten der „Dailn Mail" Donnerstag abend telegraphiert, er erfahre ans einer zuverlässigen Quelle, daß es für die nächsten 'Wochen absolut unmöglich sei. an der Tschakalüscha - L iuic irgendwelche Kämpfe zu bc ginnen, da wegen des fortwährenden Regen, und Schn ec wette rs die Erbe fön: lich ausgewcichl ist, so daß die Truppen nicht norwärtslonimen können. Es werde mindestens drei Wochen dauern, vis die Operationen wieder ausgenommen werden töunen Die türkische Vorhut be finde sich 20 Kilometer non der bulgarischen Nachhut cnt- serni. D i e R ü ck in a r t s k o n z c n > r < c r u n g der bul garischen T i ch a t a l d i ch,i - L i n i c dauert an. Die lürtischcn Truppen werden gut verpfleg!. Die NabrungS-