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WabenauerAnzeiger ZMg smHmM, SOMs, SO, AermMrs, AM,SftchW Isi». Amtsblatt für den Stadtrat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis 1,50 Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Pfg.» für auswärtige Inserenten 20 Pfg., Reklamen 30 Pfg., im amtlichen Teil 35 Pfg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch aufgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Marbeck in Rabenau. Nummer 88. Fernsprecher: An»t Deuben 212« Donnerstag, den 27. Juli 1916. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 29. Jahrgang. Amtlicher Teil. Ausgabe m Füllmitteln. Am Donnerstag, den 27. dieses Monates, vormittags von 8—10 Uhr erfolgt im Hinterhause des Rathauses für die hiesigen Geslügelbesitzer die Ausgabe von Hühnerfutter zum Preise von 35 Pfg. für das Pfund. Außerdem ist für Schweine und Ziegen ausländische Kleie zum Preise von 19 Pfg. für 1 Pfund erhältlich. Rabenau, am 26. Juli 1916. Der Stadtrat. Von den Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 24. Juli 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Wie sich herausgestellt hat, wurden die gestern ge meldeten englischen Angriffe gegen die Front Thiepval— Guillemont von Teilen von elf englischen Divisionen ge führt, deren mehrere hastig von anderen Fronten heran geholt waren. Den einzigen Vorteil, den der Feind auf der ganzen Linie erreichen konnte und den wir noch nicht wieder ausgebessert haben, das Eindringen in einige Häuser von Poziäres, mußte er mit außerordentlich schweren blutigen Verlusten bezahlen. In Longueval warf ihn der mit Wucht geführte Gegenstoß der branden burgischen Grenadiere, von Douaumont glorreichen An gedenkens. Aus einer Kiesgrube südwestlich Guillemont, in der sich der Gegner eingenistet hatte, brachten wir drei Offiziere, 141 Mann unverwundet heraus. Südlich der Somme sind kleinere französische Unter nehmungen bei Soyecourt und westlich von Vermando- villers in unserem Feuer gescheitert. Die Artilleriekämpse flauten nur vorübergehend ab. Unsers Beute aus den Kämpfen seit dem 15. Juli beträgt nach bisherigen Fest stellungen 68 Maschinengewehre. Rechts der Maas steigerte sich der beiderseitige Ar tilleriekampf mehrmals zu großer Heftigkeit. Infanterie tätigkeit gab es hier nicht. Oestlicher Kriegsschauplatz. Auf dem nördlichen Teile d?r Front und bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer außer Patrou illenkämpfen keine Ereignifse. Nordwestlich von Beresteczko wurden starke russische Angriffe glatt abgeschlagen. Balkan-Kriegsschauplatz. Unverändert. Großes Hauptquartier, 25. Juli 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Nördlich der Somme wurden nach dem gescheiterten englischen Angriff vom 22. Juli gestern die englisch französischen Kräfte auf der Front Poziäres—Maurepas zu entscheidendem Stoße zusammengefaßt. Er ist wieder zusammengebrochen, meist schon im Feuer, an einzelnen Stellen nach scharfem Nahkampfe, so östlich von Poziäres, am Foureaux-Wäldchen, bei Longueval und bei Guille mont. Wieder haben sich die brandenburgischen Grena diere und die tapferen Sachsen vom 104. Re serve-Regiment glänzend bewährt. Südlich der Somme führten gleichzeitig die Fran zosen starke Kräfte im Abschnitte Efträes—Soyecourt zum Sturm, der nur südlich von Esträes vorübergehend Boden gewann, sonst aber unter schwersten blutigen Ver lusten für den Gegner zerschellte. o. Im Maas-Gebiete zeitweise heftige Artilleriekämpfe. <-mks des Flusses kam es zu unbedeutenden Hand granatenkämpfen; rechts desselben wiederholte der Feind mehrmals seine Wiedereroberungsversuche am Rücken »^"lle.Erde". Er wurde im Sperrfeuer abgewiesen. Nördlich von Balschweiler (Elsaß) brachte eine un serer Patrouillen 30 Gefangene aus der französischen Stellung zurück. Leutnant Baldamus schoß südlich von Binarville einen französischen Doppeldecker ab und hat damit seinen vierten Gegner außer Gefecht gesetzt. Oestlicher Kriegsschauplatz. Vorstöße schwächerer russischer Abteilungen südöstlich von Riga und Patrouillen an der Düna wurden abge wiesen. Bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen sind feindliche Angriffe an der Stonowka-Front südlich von Beresteczko in geringer Breite bis in die vorderste Verteidignngslinie gelangt. Westlich von Burkanow wurde ein russisches Flug zeug im Luftkampfe abgeschosfen. Balkan-Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Lokales und Sächsisches. Rabenau, 26. Juli 1916. * Kaninchenzucht. Die Kaninchenzucht ist in unserem Städtchen, angeregt durch den vom Geflügel- und Kaninchenzüchter-Verein veranstalteten Vortrag, sehr in Aufnahme gekommen, sodaß bei der letzten Kleiever teilung sich 90 Kaninchenhalter an dem Kleiebezug betei ligten. Seitens der Behörden wurde ja auch die Kanin chenzucht in ihrem hohen volkswirtschaftlichen Werte er kannt und die Beamten der Post, Bahn usw. aufgefor dert, Kaninchenzucht zu treiben und sich den bestehenden Züchtervereinen anzuschließen. Die geringen Vereinsbei träge sollten nicht gescheut werden, denn nicht nur durch Rat und Tat in allen Fragen der Zucht, sondern auch in der jetzigen schweren Zeit durch Beschaffung von Fut ter und Futtermitteln suchen die Geflügel- und Kaninchen züchter-Vereine mit allen Kräften für die Zucht zu wirken. Es lohne daher jeder Geflügel- und Kaninchenhalter die Mühen des Vereins durch seinen Beitritt. * Kreishauptmann Dr. Krug von Nidda und von Falkenstein ist ab 24. Juli bis mit 19. August beurlaubt und wird in der Kreishauptmannschaft sowie in der Ersatzbehörde durch Geheimen Regierungsrat Manitz und in der Generalkommission für Ablösungen und Gemein heitsteilungen durch Geheimen Regierungsrat Kraft ver treten. * Ein frühzeitig er Herbst scheint bevorzu stehen. Die Eberesche, die zu den ersten herbstlichen Vor boten gehört und meist in der zweiten Halste des August die den Früchten eigene orangerote Färbung zeigt, ist in diesem Jahre bereits so weit vorgeschritten, daß sich die Beerenreife noch bis Ende des Monats Juli einstellen dürfte. Auch eine zweite Herbstpflanze,, das Heidekraut, die Erika, ist in diesem Jahre in der Entwicklung er heblich weiter, als es sonst der Fall zu sein pflegt. Die Blätter des wilden Weins weisen bereits die herbstliche rötlich braune Färbung auf. * Die Ernte 1916 im Königreich Sachsen verspricht bekanntlich recht gut zu werden. Es ist deshalb nicht uninteressant, zu erwähnen, daß die sächsische Landwirt schaft soviel Brotgetreide erzeugt, wie die Zivilbevölkerung bei der gegenwärtigen Verbrauchsregelung verzehren darf. Diese Leistung ist um so beachtlicher, als das Königreich Sachsen bekanntlich der am dichtesten bevölkerte Bundes staat ist. Tharandt. Der Reichstagsabgeordnete Dr. Oertel, Chefredakteur der „Deutschen Tageszeitung", Organ des Bundes der Landwirte, ist Sonntag abend 7 Ühr in Spechtshausen bei Tharandt an Herzschlag gestorben. Dr. Oertel war ein langjähriger treuer Kurgast der Sommer frischen am Grillenburger Walde und auch in Tharandt und ganz besonders bei der Tharandter Studentenschaft eine beliebte Persönlichkeit. Wilsdruff. Hier soll ein Ehrenfriedhof für die ge fallenen Krieger errichtet werden. Nachdem die Vor arbeiten beendet sind, wird ein vom Kirchenbaumeister Kandler in Klotzsche hierzu angefertigter Entwurf den Stadtverordneten vorgelegt werden. Haida. Ein eigentümlicher Unglücksfall stieß dem 79jährigen Schornsteinfeger Florian Weidner in Arnsdorf zu. Es träumte ihm, daß er die Tür eines Rauchfangs öffne und hinaufsteige; während dieses Traumes öffnete er ein Fenster und stürzte hinaus, wobei er einen kom plizierten Beinbruch erlitt. Meißen. In einer hiesigen Maschinenfabrik war der 34 Jahre alte Magazinverwalter Schütze damit be schäftigt, einige größere Eisenplatten von einem an der Wand lehnenden Stoß wegzunehmen. Er hatte mehrere Platten gegen seinen Körper gelehnt, hatte aber schließ lich nicht standhalten können und war zu Boden gefallen. Durch einige nachfallende Platten ist er erdrückt worden. Schütze hinterläßt Frau und ein Kind. Chemnitz. Eine Chemnitzer Zeitung schreibt: „Ein Hering kostet heute fast eine halbe Mark, Käse ist kaum noch zu bekommen, alle anderen Nahrungsmittel sind äußerst knapp und sehr teuer. Auf dem Müll-Ablade platz in der Vorstadt Hilbersdorf lagerten jetzt wieder 15 Tonnen Heringe, 5 Faß Sauerkraut und 5 Kisten Käse in verdorbenem Zustande. Wie diese Waren dort hin gekommen sind, konnte leider noch nicht ermittelt werden. Riesa. Der Rat hat beschlossen, die Obstnutzung der Stadt an Obstpächter Wilhelm in Poppitz zum Preise von 400 Mark zu verpachten. Bedingung ist, daß das Obst nur an Riesaer Einwohner zum Preise von 10 und 15 Pf. das Pfund abgegeben werden darf. Oschatz. Die Stadtverwaltung zahlt jedem Oschatzer, der sich mittellos in Kriegsgesangenschaft befindet, einen monatlichen Ehrenfold von 5 Mark aus der Stadtkasse. Leipzig. Ein Leipziger Händler erhielt durch Eisen bahntransport am 11. Juli die stattliche Schar von 327 lebenden Gänsen. Während des Ausladens auf dem Freiladebahnhof war es angeblich nicht zu verhüten, daß sich die Gänse auf dem Gelände etwas breit machten, davonflatterten und sich zwischen und unter den Wagen ihr Futter suchten. Hierbei scheinen nun einige der be gehrenswerten Schlachttiere einen andern Herrn gefunden zu haben, denn am Schluß der großen Zählung ergab sich ein Minus von sieben Stück. Der geschädigte Händ ler hat nun die Hilfe der Kriminalpolizei erbeten, um das offenbar gestohlene Federvieh wiederzuerhalten, — wenn es nicht inzwischen in irgend einen Kochtopf ge wandert sein sollte. Markneukirchen. Ein Ehrenhain für gefallene Krieger wurde vom Pfarrer Naech aus dem Friedhöfe geweiht. Die Bäume, hochstämmige Linden, sind mit Bronzeschildern im feldgrauen Ton versehen, auf denen der Name jedes Gefallenen mit Todestag und Ort in Form des Eisernen Kreuzes angegeben wird. Grimma. Unser Husarenregiment Nr. 19 kann am 30. Juli d. I. auf ein 125jähriges Bestehen zurückblicken. Dieser Gedenktag, der in Friedenszeiten zum Anlaß einer größeren Feier genommen worden wäre, wird mit Rück sicht auf die gegenwärtige ernste Zeit nur in schlichter Weise ausgezeichnet werden. Brunndöbra. Daß man im Juli bei 30 Grad Wärme mit dem Schlitten Heu einfahren kann, dürfte gewiß nicht überall geglaubt und von den Landwirten in der Ebene für unmöglich gehalten werden. Und doch gehts. Auf unseren Bergen, wird dem „Vogtl. Anz." von hier geschrieben, kann man sich davon überzeugen. Das auf den steilen Abhängen hinter so manchem „Bauern zeug" geerntete Heu wird manchmal nicht nur mit dem Rechen talwärts geschoben oder in großen Tüchern auf dem Rücken heimgefchleppt, sondern auch in Wagen planen oder auf Tafelschlitten bis an die Scheune geschleift. Letztere haben noch den Vorteil bequemeren Ausladens und lassen durch Anbringen von Seitenstützen ganz statt liche Fuder zu. Leiterwagen sind vielfach überhaupt nicht zu gebrauchen. Oelsnitz i. V. Vom elektrischen Strom getötet wurde im benachbarten Zaulsdorf der 19 Jahre alte Gutsbesitzerssohn Oskar Winkler. Der junge Mann, der nächste Woche zum Heeresdienst eintreffen sollte, war in der Schlaftrunkenheit morgens gegen 2 Uhr aufge- standen und hatte den im väterlichen Hofe stehenden Mast der elektrischen Leitung bestiegen, war dem Hochspannungs drahte zu nahe gekommen und mit schweren Brand wunden am Unterleibe und an der Schulter herabgestürzt. Der Vater des auf so schreckliche Weise ums Leben Ge kommenen steht im Felde. Löbau. Ein Musterfriedhof mit etwa zwölf Muster denkmälern soll hier angelegt werden. Zur Schmückung der Kriegergräber sollen gleichgearbeitete Steinkreuze ver wendet werden. Ein größeres gemeinsames Denkmal für die auf dem hiesigen Friedhöfe und in Feindesland begrabenen Krieger, welch letzteren Gedenktafeln errichtet werden sollen, will man am Ende des Kirchhofs auf führen. Die Mittel dazu hofft man durch Beiträge von Angehörigen der Gefallenen, durch freiwillige Gaben und eine Sammlung aufzubringen,