Volltext Seite (XML)
MeWtz -ZeitiW Nr. 97 Donnerstag, dm 18. August 1892 58. Jahrgang liche Generale, Stabsoffiziere und Adjutanten waren zu Pferde geblieben, um das Gefecht besser leiten zu können, aber in kurzer Zeit wurde ihnen fast sämmtlich das Pferd unter dem Leibe erschossen, und viele von ihnen, darunter Oberst von Röder, Major von Notz und der sächsische General von CrauShaar starben den Heldentod. Die fast in allen Orten Dentschlands er richteten Gedenktafeln nennen die Namen der Helden, die hier für das Vaterland gefallen sind. In dem brennenden St. Privat mußte Haus um Haus erstürmt werden (gerade diesen Theil des Schlachtfeldes stellt das Dresdner Panorama mit plastischer Anschaulichkeit dar). Das Eingreifen der Sachsen am späten Abend brachte endlich die Entscheidung des noch um ü Uhr für die Deutschen unsicheren Kampfes. Fast gleich zeitig entschied sich auch auf dem anderen Flügel der Kampf für die Deutschen. Die Pommern unter Fransecki, in unaufhörlichen Gewaltmärschen über Pont L Mousson heranziehend, waren endlich zur Stelle gekommen. Um 7 Uhr entwickelten sie sich vorwärts Gravelotte und nahmen in unwiderstehlichem Anstürme die Höhen von Point de Jour und Moscou. Als nach 9 Uhr das Feuer schwieg, führte Bazaine unter dem Schutze der Nacht seine Armee sammt den Geschützen hinter die Festungswerke von Metz. Gegen 40,000 Todte und Verwundete, die auf dem weiten Waffenfelde umherlagen, bewiesen die unerhörte Er bitterung dieses neunstündigen Kampfes, In welchem deutscher Muth nur mühsam über französische Tapferkeit siegte. Marschall Bazaine berechnet den Verlust seiner Armee nur auf 609 Offiziere und 11,705 Mann, wo hingegen sich die Verluste der deutschen Armee Alles in Allem auf 904 Offiziere und 19,058 Mann be liefen. Welch' eine Fülle von Manneskrast hatte der mörderische Kampf hinweggerafft, wie viel Wittwen und Waisen sind ihre- Familienhauptes, wie viel Fa milien ihrer Söhne beraubt worden! Fluch dem, der solchen Krieg frevelhaft hcrausbeschworen, der zwei große Nationen gegen einander gehetzt und unzählige Früchte fleißiger Menschenarbeit vernichtet hatte! — Laßt uns hallen, was wir durch jenen Heldenkampf errungen haben, laßt uns treu zusammenstehen und hie aus dem blutgedüngten Plane von Metz geborene Einigkeit der deutschen Stämme hüten und wahren, damit eS keinem Feinde beikommen kann, noch einmal die Waffen Deutschlands herauszufordern! — Wegen der immer mehr um sich greifenden Maul- und Klauenseuche, welche vorwiegend auf die Einführung von Nutzvieh und Schweinen aus den östlich angrenzenden preußischen Landestheilen zurück- zusühren ist, hat bas König!. Ministerium des Innern jetzt die Abhaltung von Viehmärkten mit Ausnahme der Schlachtviehmärkte in den Bezirken der Kreishaupt- mannschasten Dresden und Bautzen bis auf Weiteres verboten. Hiernach muß die Abhaltung des aus den 24. September d. I. fallenden Viehmarktes in hiesiger Stadt unterbleiben, falls nicht bis dahin das Verbot wieder ausgehoben wird. — Nachdem die lästige Maul- und Klauenseuche im hiesigen Bezirke eine ausgedehnte Verbreitung ge sunden, ist feiten der kgl. AmtShauptmannschast auf Grund der 20 und 21 des Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 der Handel mit Rindvieh im Umher ziehen bis auf Weiteres verboten worden. — Die letzten außerordentlich warmen Tage haben der hiesigen Badeanstalt viele Besucher zugeführt, sodaß sich die Frequenz in dieser Woche auf weit über 100 Bäder stellen wird. Die Temperatur des Wassers geh» durch die Kühle der Nacht in den Morgenstunden zwar etwas zurück, allein Mittags steigt dieselbe wieder und erreicht Nachmittags bis gegen 5 Uhr den Höhe punkt (heute 15—16"). Kinder, junge Leute und Er wachsene benutzen fleißig das Schwimmbassin und freuen wir uns, berichten zu können, daß durch die Güte Echwimmkundiger schon Mancher ohne Entgelt Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Jllustrirterr Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monat-beilage. das Schwimmen in unserer Anstalt erlernt hat. — Zur regelrechten Kaffenkontrolle der städtischen Ver waltung erwähnen wir, daß nur mit Badebillet die Anstalt zu betreten ist. Den Verkauf haben gütigst übernommen die Herren Lincke, Dreßler, Wustlich, Lommatzsch und Schießhausbesitzer Seelig. — Wenig zahlreich sind in diesem Jahre in den Wäldern Schwämme und Pilze anzutreffen. Der Grund hierfür liegt in der trockenen Witterung im Monat Juli, da bekanntlich diese Pflanzen zu ihrer Entwickelung warmes und feuchtes Wetter nöthig haben. — Die letzten Tage haben der Getreideernte großen Vorschub geleistet, indem vom Roggen nur wenig auf dem Halme steht; theilweise ist das Korn schon eingeerntet, zum Theile steht eS aus Puppen und bei fortgesetzter günstiger Witterung wird in etlichen Tagen wenig Roggen auf dem Felde mehr zu finden sein. Auf den Wiesen steht der GraSwuchs noch dürftig und bei dem vorherrschend trockenen Wetter wird die Grummeternte Heuer jedenfalls unbefriedigend ausfallen. — Die Tage werden kürzer und die Abende länger, und es beginnt nun wieder die Zeit, wo eine gute Tischlampe zu Ehren kommt. Hierbei sei da rauf aufmerksam gemacht, daß der alte Docht au- de« Lampen zu entfernen und »euer einzuziehen, die Lampe selbst aber gründlich zu reinigen ist, um ein gutes Brennen und möglichst große Leuchtkraft zu er zielen. — Die Gemeindespritze von Schönfeld und die freiwillige Feuerwehr von Reichenau erhielten 30 M. unv bez. 25 M. Prämien für rechtzeitige Hilfeleistung beim Brande des Preußler'schen Gehöftes in Herms dorf im Erzgsb. am 4. Juli d. I. Altenberg. Am Spätabend des 15. Aug., kurz nach 11 Uhr, ertönten Feuersignale; glücklicher Weise verstummten dieselben bald wieder, da eS den Hausbewohnern und den schnell zu Hülfe eilenden Feuerwehrmannschaften rasch gelang, den Brand zu unterdrücken. In sehr feuergefährlicher Gegend, in einem Anbau des Eichler'schen Wohnhauses an der Oberen Gaffe, unmittelbar neben dem Diakonat und unterhalb des Bergschreiberhauses, war durch fahrlässige Aufbewahrung von heißer Asche in einem Holzkaste« ein Brand entstanden, der große Dimensionen an nehmen konnte, wenn derselbe nicht noch rechtzeitig durch ein Mädchen entdeckt wurde. Bereits war das Schuppendach angebrannt, und da in nächster Nähe des Brandheerdes Stroh und Reisig lagerten, bedurfte es nur noch ganz kurzer Zeit, um bei der herrschenden Dürre eine Feuersbrunst von großem Umfange her- vorzurufen. Außer dem Löschen durch Eimer traten nur eine Handspritze und die Spritze der freiwilligen Feuerwehr für ganz kurze Zeit in Thätigkeit. L Glathütte. Am Montag Abend zwischen 7 und 8 Uhr trat hier ein Schnellläufer auf, der 26jähr. frühere Ulan Kandler auS Röderau bei Riesa, der auf dem Bahnhossplatze rund lief (Runde 475 m lang) und in '/« Stunden einen Weg von 12,» km zurück legte. Infolge dieser außerordentlichen Leistung ver zichtete da- Publikum auf weiteres Laufen fetten- de- SchnellläuserS und gab demselben durch Klatschen und Bravoruf seine Anerkennung. Kandler wird Freitag und Sonntag in Dresden mit dem Wiener Schnell läufer Dippel, den er schon einige Male schlug, von Neuem laufen. — Alle Welt seufzt nach Regen! In den Brunnen, Bächen und Teichen wird immer weniger Wasser und die verschiedenen durch Wasserkraft betrie benen Fabriken, Mühlen rc. können kaum noch die Maschinen in Gang halten. Am schlimmsten sind aber die Landwirthe dran, Hafer und Gerste behalten kleine Körner, auch die übrigen Feldfrüchte bleiben im WachS- thum zurück,, ebenso das Grummet — und Falb hatte doch einen nassen Sommer prophezeit! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 18. August. Wir seufzen unter der Hitze der glühenden Sonnenstrahlen des Augusts, wollen Und dürfen aber dabei nicht vergessen, was unsere deutschen Brüder vor 22 Jahren an diesem Tage vor Metz getragen haben, als sich zur Sonnen- gluth die Hitze des Kampfes gesellte, durch welchen des Vaterlandes Ehre und Macht gegen einen über- müthigen, tapferen Feind erstritten worden ist. Viele unserer Mitbürger haben noch vor kurzem und andere wohl zu anderer Zeit in der Anschauung des großen Dresdener Schlachtenpanoramas eine schwache Vor stellung gewonnen von dem Heldenkampfe, der beson ders am 18. August 1870 in den Schlachten bei Grooe- lotle und St. Privat die nunmehr unser gewordene Festung Metz umtobte und der mit dem Rückzüge der Franzosen hinter die Festungswerke endigte; wir erinnern an den Bericht, den ein preußischer General über diese Schlacht, in welcher Kaiser Wilhelm selbst den Oberbefehl führte, giebt: Der König formirte für den bevorstehenden Kampf seine Schlachtlinie vom rechten Flügel ab gerechnet, aus dem 7., 8., 9., Garde- und dem 12. Korps, denen das 3. und 10., die beide am 16. August stark gelitten hatten, als Reserve folgen sollten. Der GefechtS- pofition nach sollte die ganze Armee eine Rechts schwenkung machen, den rechten Flügel des Feindes umfassen und ihn so nach Metz hineinwerfen. Zu dem Ende war den beiden ganz frischen Armeekorps, der Garde und dem 12., die schwerste Aufgabe, die Ueber- flügelung und eigentliche Entscheidung des Kampfes, zugedacht, und da sie aus der Gegend von MarS-la- Tour bis an den Feind einen Marsch von fast vier Stunden Weges hatten, ward befohlen, daß der rechte Flügel und die Mitte sich bis zu deren Eingreifen ins Gefecht nur auf vorbereitendes Artilleriefeuer be schränken sollten. Es wird als ein schönes Zeugniß der Manövrirsähigkeit der deutschen Armee ausge sprochen, daß sich diese großartige Schwenkung ohne alle Stockung, ohne auseinander zu kommen, in der kurzen Zeit von nicht ganz vier Stunven aussührte und man gegen Mittag auf der ganzen Linie gleichzeitig zum Angriff vorgehen konnte. Gegen 12 Uhr ent brannte an der französischen Vorlinie überall der Kampf, gegen 2 Uhr war sie überall in deutschen Händen und begann der Angriff der Hauptlinie in ihrer ganzen Ausdehnung. Vier Stunden rangen die Heerkörper mit einander, ohne daß ein wesentliches Resultat erzielt worden wäre. Die Franzosen hielten Stand und starben, die Preußen stürmten vorwärts und starben, beide zu Hunderten, fast zu Tausenden. Das 7. und 8. Korps, denen das Terrain sehr un günstig war, waren nahezu erschöpft, das 9. behauptete sich mühsam und unter großen Verlusten vorwärts Verneville; die Garde war mit ungeheuren Opfern in einem Angriff auf St. Privat abgewiesen, nur das 12. Korps unter dem Kronprinzen Albert, das den weitesten Weg hatte, war noch frisch. Nach 5 Uhr hatte dies letztere endlich die Gegend von Noncours erreicht und konnte vorerst mit seiner Artillerie um fassend St. Privat beschießen. Aber erst am späten Abend zwischen und V-9 Uhr wurde dies Boll werk des französischen rechten Flügels durch vereinten Angriff des Gardekorps und deS 12. Korps erobert. Stundenlang hatten bei St. Privat die Gardeinfanterie- Regimenter den heldenmüthigsten Kamps bestanden gegen einen Feind, der an Zahl, Geschütz und Auf stellung im Vortheil war. Ein überaus heftiges Feuer aus Geschützen, Mitrailleusen und Chassepots wurde den anrückenden Regimentern entgegengeschleudert und führte gleich Anfang- große Verluste herbei, die sich bei jedem Schritts vorwärts auf dec mit Geschossen aller Art bestreuten Todesbahn steigerten. Aber un aufhaltsam drangen die tapferen, schwergetroffenen Regimenter mit stolzer Todesverachtung vor. Eämmt- Dir „M ei ßerih-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Gnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Umtshanptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Siadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei de» bedeutenden Artflage der Blattes eine sehr Wirk same Perbreitungfinden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder derer» Raun: berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Epaltenzeil« SO Pfg.