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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188303017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830301
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-03
- Tag 1883-03-01
-
Monat
1883-03
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1883
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Erfchet»t täglich ftth «'/. Uhr. Net«««» »atz LrpMtO» I»h«>»IsO»st« SS. -PrechSvatk» »er Rröactt-»: Vormittag« 10—18 Uhr. NachiatttogS ü 8 Uhr, »» »«. «ick».», A»«sh»e Ü«s für tzte nöchAfolgens« Nn»«»r öeKtmwt»» Anfernt» «» vi»ch,nt«rn »is 8 Atz« Nnchmittn,«, an Ti»«-NN» Festtagen trüb »ü»'/,» Uhr. 2, »euFUirlr, FtrIüs.-Ttmistz«: Vtt» Ule««, Uni»ersittt«üratze >1, KaÄts Köfch«, KatkMttnenstrahr 18, »«r »t« '/^ Utzr. WpIgcr.Tagcblatt Anzeiger^ Lrga« fir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A«slags 17,V0G. 1v«v»nne»r»prns vierlelj. 4'/, tncl. Brmgerlohu ö Mk.. darch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nimmer 20 Pf. Velegexemplor 10 Pf. Gebühren ,ür ExtraSeilaa«, »tzne Poftbe'Srderuo- 8S ML «il PoslbesSrder»,, 48 Mi. Inserate üaespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unjere« Preis- verzeichn». Tabellarischer Sa» »ach h»hrrm> Tarif. Pertamen unter dem Krdactiouostri^ die Spalt»««« bO Pf. Ialcrate sind siel« an die -ktzeslttau zu sende». — Rabatt «ird nicht gegeben. Zahlung praavawsiNosa »der darch Post- Nachnahme. KV. Donneratag den 1. MItrz 188Z. 77. Jahrgang. Amtlicher Thell. velnimlimchmr. »nf dem städtische» Lagerplatz« vor de« Dresdner Thor« solle« a» G. Mär; er Vorratttag» S Uhr 18 Lausen alte« Vaoholz an d«r Meistbietende» gegen sofortige Baarrahlung versteigert werde». Da« Holz ,st sofort nach ver Versteigerung abzufahren. Laipsig, a« 24. Februar 1888. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georai. Cichoriu«. VeLlmntmachml-. Die Verstellung der Schleuste lll C'aff« in der verlän gerte« Etdouienstraße zwischen dem gloßplctz und der User» straße k' des südwestlichen Bebauungsplanes soll a« einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. Zimmer Nr. 14 aus «nd können daselbst eingesehen refp. eutuommc« verdat. Bezügliche Offerte» find versiegelt mit der Aufschrift: Gchle«st«»bau i» der verlänaerteu Stdonteaftraße versehen ebendaselbst und zwar b,S zu« 17. Mär; «m. Machiatttags S Uhr einzureichen. Leimig, am 27. Februar 1888. De« Rath« »er Stadt Leipzig >uf Antrag eine« MiteigeathümerS soll zum Zwecke der Aut- etnandersetznnadie im Betriebe befindliche Thonwaarenfasrtk von L. Reisch z» VMeZelb am 88. «irz 188». «^mittags 1« «»* s» hle^iger^ Gerichtlf^lle, Zimmer Nr. 81, öffentlich meistbietend Li» ans Verlangen u, stellend« Vtet»»g0ea»tio» belässt sich ans zwSlftansendachthnndrrt Mark. vte sveeielle» Verkaufobedingnngen liege» in der Gettchttschrtt bvei. «btheilan« -ichneten Gericht« »ad im Lmnptoir der Relsch'sche» Fabrik zur Einsicht an«, werdaa auch von der Betriebs leitung »er tzabi« abschriftlich ans Vmlang«, «itgtthetlt. vttterfelb, de» 8». Leeemter 1888. Königliche« Amtsgericht, «btheilnag I. rufe oem rrogeorvneren Lvinoipor,i vie umer,iutzung, ii er wünscht«, zu — die übrigen Liberalen schwiegen. Vr. Stern wurde dann für seine Brrritwilllgkeit von .freiheitlich gesinnten" Windthorst als der einzig« Lit Nichtamtlicher Thetl. Vie Freiheit der Wissenschaft. Die Angriffe, welch« der Abgeordnete Stöcker im preußischen Abgeordnetenhause in diesen Tagen gegen die Vertreter der Wissenschaft gerichtet, haben dem Führer de» Tentrum- Gelegenheit gegeben, sich als einen begeisterten Anhänger der Freiheit in jeder Hinsicht aufzuspiele», und der Linken de« Hauses ein Collegium über den wahren Inhalt des versaffungsartikels von der Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehr« zu halten. „Wenn die Liberalen es wirklich ernst memn» mit der vertheidigung der Lehrfreiheit, dann sagen Sie mir, oh Sie unser Gesuch tei dem Herrn Minister unterstütze« «nd «ns bei »hm die Erlanbnist zur Errichtung einer freien U«iderfität auswirken wollen", so rief i» höchster Erregung die kleine hannoversche Excel! enz. Nur der volk-parteiliche Abgeordnete vr. Stern (Frank furt). der offenbar noch nicht in die Schliche der «ltramontane« Politik einaeweiht ist, sagte in einem Zwischen rufe de» Abgeordneten Windthorst d»e Unterstützung, welche „ n-L «— 'M. Her, von dem einzig« Liberale gepriesen, der' wisse, was Freiheit fei tmd der sich als Docrnt oe« Liberalismus innerhalb der Liberale» habilitire» müffe. Dir gönne« dem Abgeordneten Stern diese schöne Eensur von »ltramontaner Seit« sehr gern, müffe« aber trotzdem behaupten, daß die Haltung der übrigen liberale» Abgeordnete« bei dieser Gelegenheit eine viel correctere war. Eine» unbefangenen Politiker muß schon die Thatsach« stutzig machen, dag Herr Windthorst in dem Nuaenvlicke wieder anfängt von der Freiheit «nd Gleichheit rn declamiren, in welche« eine Wendung in der preußischen Kirchen- politik ihn zwingt, in seine alte Oppositionsstellung wieder einzuschwenken. So lange der kirchenpolitisch« Waffen stillstand dauerte, so lange noch irgend eine Aussicht vor handen war, selbst das Heft in die Hand zu bekommen, da war er in allen wichtigen politischen Fragen, in !denen die freiheitlichen Principien in Betracht kamen, nicht aus Seiten der Liberalen zu finden, sondern bei ihren Gegnern. Seit säst drei Jahren hat Herr Windthorst das Steckenpferd der „Autorität und staatlichen Ordnung" geritten, wer soll ihm jetzt ernstlich glauben, wenn er plötzlich nothaedrungen den Rappen der Freiheit sattelt? Es erinnert fein Verhalten stark an da» Losungswort, daS einst der Klopffechter des Ultramontamsmus in Frankreich, Louis veuillot, auSgab: „Wenn wir in der Minorität sind, dann fordern wir die Freiheit im Namen unserer Principien, und wenn wir in der Majorität find, dann versage» wir die Freiheit i« Namen unserer Principien!" Unterrichtssreiheit! Freie Schulen «nd frei« Universitäten Es ist begreiflich, daß die Ultramontane» jetzt nach diesen wer hätte i« davon der römisch« Rleru« Kirchenstaate selbst, irgend ein Schimmer von Unterrichtssreiheit bestanden hätte? Oder ist Jemand so naiv zu glauben, daß in einem von Ultramon tanen beherrschten Staate jemals der freigefinntm Minorität «ine derartig« Eoncession gemacht würde? Rehme» wir ein mal an, es würde Herrn Windthorst gestattet, in Berlin sein« »ielbegrhrtr frei« Universität z» errichten; würde er vielleicht den Professoren Dubois und virchow »der selbst feinem vrotestantiscben Busenfreund« Stöcker ge statte», an derselben Vorlesungen vor den Studenten zu halten? Wir alauben es nicht. Da» ist die Unterrichtssreiheit s I» Windthorst, die weiter nicht« wäre als die schlimmste UnterrichtStvrannei über die katholische Bevölkerung. Mil alle» den Machtmittel» des Klerus aus dem Gebiet« der leichgiktig. wo w»n die Grenzlinie zwischen Beicht«, der Predigt und der Seelsorge, mit allen den weitst schließlich ganz gieilvgil g, ^h man gehenden diSeretionairen Befugnissen der bifchvslichen Gewalt s Dogma und Wchenfwa,^ ^^stEhend« lich die Sonne dreht, würde dort abgesperrt von jeder freieren GeisteSregung und Stöcker und Windthorst ann mnct, von der übnaen Jugend de- Lande«, sie würde auSschUcßlich m Geiste Rom« erzogen, und dann hätte allerdings die Curie keinerlei Anlaß mehr, dem Staate auf kirchenpolitischem Gebiete irgend welche Zugeständnisse zu machen. Nicht nur aus diesen praktisch-politischen Gesichtspunkten muß da« ultramontan« verlangen nach UnterrichlSsreiheit zurückgewiesen werden, sondern auch au- principiellen Grün den, wenn auch dieses verlangen heuchlerisch im Namen der Freiheit und der Verfassung gestellt wird. Wir sind freisinnig genug, um auch den Ultramontanen das Recht zuzugesteben, daß sie ihre Lehren, ihre Wissenschaft frei verkünden können. Wir sind vorurtheilöfrei genug, um den Anspruch ultramon. tarier Gelehrten aus die Lehrstühle aus den staatlichen Uni versitäten nach dem hervorlretrnden Bedürfniß der Hörer voll und ganz anzuerkennen. Aber wir können die Freiheit einer Richtung nicht so weit auStehnen, um ihr die Berechtigung einzuräumen, durch besondere Anstalten einen bestimmten Thell der deulschen Jugend ausschließlich in Beschlag zu nehmen und nach antinationalen Grundsätzen zu erziehen. Hier ist die Grenze, wo Lehrfreiheit und Unterrichtssreiheit sich scheiden, wo daS Sell'stcrhaltungSrccht de« Staate- gebietet, der Frei heit de« Einzelnen eine Schranke zu setzen. So wenig der Staat in seiner unveräußerlichen Eigenschaft als Obcrvorinund der Unmündigen Jedermann die UnterrichlSfreiheit gestatten kann, der nicht die wissenschaftliche Befähigung dazu hat. ebensowenig kann er diese Freiheit Anstalten gewahren, wenn andere Gründe dcS allgemeinen Interesse- es verbieten. Tie Schule und auch die Hochschule ist eine Staatsanstalt, auf welche all« im Staate vertretenen Richtungen die entsprechende verfassungsmäßige Einwirkung >m Parlamente haben. Dieses nvthweiidige Berhällniß kann nicht zu Gunsten einer Rich tung alterirt werden, namentlich wenn man da« Berechtigung«- wesen zu staatlichen Aemtcrn berücksichtigt. Lehrfreiheit im Sinne der Ultramontanen ist denn doch durchaus nicht zu verwechseln mit der wahren Lehrfreiheit l Leipzig, 1. Marz 1883. * Bei dem großen Liitereffe, welche die am Montag statt gcsuubene Sitzung des prenßlsche» Abgeordnetenhauses darbietet, geben wir noch in Ergänzung unsere« heutige» Leit artikel« die folgend« Corrrsponden^ welche speciell de» Dar winismus in Betracht zieht. Dieselbe laulet: „Der Abgeordnete Stöcker hat am Montag der Wissenschaft «inen großen Dienst erwiesen, denn er hat durch seine An griffe gegen den Darwinismus den Werth der wiffenschaft- lichen Forschung nur in rin um so hellere- Licht gesetzt. Herr Stöcker mußte r« über sich ergehen lasten, daß Virchow ihn darüber belehrte, waS Materialismus sei. Wenn ein Theologe die Vertrelcr der Naturwissenschast anareisen will, dann muß er aus diesem Gebiet zu Hause sein, aber sich nickt blo« dilettantisch damit beschäftigt habe». Differenzen zwischen dem Gewicht deS GorillagrhirnS und de« »»enfch- lichen Gehirn«, wie sie obne genaue Kenntniß de« wahren Sachverhalt« von Stöcker behauptet wurden, können nur dazu beitragen, seinen wissenschaftlichen Ruf i» Frage zu stellen. Wie aber erst dann. wenn der Mann der Naturwissenschaft sich in einem Grade bibelfest erweist, wie Birchow, der durch seine Specialkenntniste über den von Stöcker so hochgestellten König HiSkiaS seinen parlamen tarischen Gegner gewiß zu größter Bewunderung hingerissen hat. WaS wollte Stöcker eigentlich erreichen, al« er ein Ketzergericht über DuboiS-Reymond'S Rede bei Gelegenheit von Friedrich'« des Großen Geburtstag abbielt? Er wollte beweisen, daß di« Lehren der Naturwissenschaft, insbesondere de« Darwinismus religion-feindlich sind, daß sie gtundstürzend sind, wie er sich auSdrückt, und den Glauben an Gott unter graben. Und waS hat er durch seine Kapuzinade gegen den Dar winismus tatsächlich bezweckt? Er hat darüber Klarheil »er- breitet, daß nicht nnr sein« naturwissenschaftlichen, sondern auch seine theologischen Kenntnisse nicht auf der Höh« der Zeit stehen. Birchow hat schon bei einer früheren Gelegenheit, al» der Naturforschercongreß in München tagte, sich öffentlich dabin ausgesprochen» daß der Darwinismus di« Lehren der christ liche» Religion in keiner Weis« beeinträchtige, und andererseits daß die Frag«, wie der Mensch entstanden sei, dadurch nicht gelöst worden sei. virchow hatte damals überhaupt noch wenig Hoffnung, daß diese Frage von der Wissenschaft jcmal» gelvst werden würde, am Montag hat er di« Ueberzeugung ausgesprochen, daß die» geschehen werde, aber er hat zugleich hinzugesügt, daß di« Frage eine wissenschaftliche sei, aber keine religiös«. Aus dem Centrum erschallt« der Nus, daß der Glaub« allein die Lösung bringen werde, und das war e-, waS Stöcker durch seine Reden bezweckte. Stöcker und seine Anhänger wollen der Wissenschaft ein „Bi- hierher und nicht weiter" zurusen; dir Wissenschaft kann sich keine Eckranken sehen lassen, sie hat die Ausgabe, die menschliche Erkenntniß unaofhvrlich weiter zu entwickeln, aber nicht vor irgend einem von Menschen ausgestellte» Dogma Halt zu machen. Der Kampf zwischen Glauben und Wisscnschast wird nur durch die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung gegen stand-los gemacht ist. Wohin da< eigensinnige Festhalten an Urberliesorungen führt, hat virchow durch Darlegung de« Ursprung« der jüdischen Schöpfungsgeschichte bewiesen; da« christliche Lehrgebäude ist von diesem Beiwerk befreit noch ebenso fest und fester als mit demselben verbunden; e« giebl Thesse der Bibel, die wie da« Hohelied Salomoni« und die Geschichte von König HiSkiaS sogar ihre großen sittlichen Be denken habe», wie der bibelfeste virchow am Montag über- zeugend nochgewiesen hat. Aber Herr Stöcker hat auch noch vo« einer andern Seite eine Abfertigung erhalten, von wo er sie Wohl kaum erwartet hat. denn ver EultuSnnnister hat es gerade heran« gesagt, daß Glaub« und Wisirnschast mit einander durckau« nicht in Widerspruch stehen. E< ist also vorläufig keine AuSstckt vor handen, daß Leuten wie DuboiS-Nehmond der Zutritt zu den Lehrstühlen deutscher Universitäten »erschlossen wird; Herr v. Gvßler hat sich nickt darüber belehren lassen, daß der Darwinismus religion-feindlich ist. Da« Schlimmste, was Stöcker widerfahren konnte, ist, daß ihm von Virchow neben Darwin auch noch Herder Vorgehalte« wurde al« Vertreter der Lehr« von der ;thierischen Natur de« Menschen. E« ist mit Knak der feststehend« Körper 'st. oder ob man m" daß der Seist de» Körper existirt, Da« Me, unabhängig FN Wesentliche, wa» alle Dr« »ul « gruben Halt Forderung. d°ß di. W.ffensch-'t ° der^ö,- m.che» soll- Der DarwiNiSmuS -U ^ z^p. de« -iL i« -."»r.»:: «brr worin die Anschauungen Beider Zusammen trafen, da« Ar die tirchc i» A.'spruch 3^"°« Windthorst die Theologie d,e erste und vo^h"ste W ss ci, allein iki unantastbar undunwandelbar, xia, wen» N wirklich ° wäre dann könnten wir überhaupt aus alle wiffenschastlich- Forschung pickst leisten und -» -nS °m Glauben genügen lassew Dannbegebenwirun« e'nsaw unter den Scd.rm der Kirche und überlassen ihr d.e Serge für dir Gestaltung unsere« ganzen Dasein«, de« bürgerlich und menschlichen wie de« kirchlichen. Dann kommen wir au, den AuSgauqöpunct V-« Streits rurück und d,e Erziehung de, Menschengeschlecht« wird auSschtteßlich Priesterhänden anver- traul So weit will aber wieder Stöcker nichl gehen also bätte er besser aethan. den DarwlniSmu» de» Männern der Wisseusckast zu überlassen und sich aus dir Seelsorge m srmem Kirchensprengel zu beschränken." * DaS preußische Abgeordnetenhaus fitzte am - Dienstag di« BrraLhuvg des Lultnsetats fort. Nach Er ledigung der »och rückständigen Etat- dsr Universitäten kamen die „höheren Lehranstalten'^ an die Reibe. Abg. Konighosf hielt eine sehr lange, vorzugsweise die UeberbürdungS,rage behandelnde, bei dem leisen Organ de« Redner« kaum ver- -iä.idliche Rede. Aba. Westerburg brachte die Berechkiau.igS- rage der höheren Realschulen zur Sprache. Abg. Peter- orderte eine gesetzliche Reaulirung und Ausbesserung der Ge- baltS- und AscensionSverhältmss« der Gymnasiallehrer, worüber sich dann auch der CuUuSministcr veröreitete. Abg. Huysfin bestritt da« Vorhandensein einer Ueberbürdung aus den Schulen. Aba. Kantak brachte verschiedene polnische Klagen über GermanisirunaSversuche vor, Abg. v. Epnern führte auS, daß die Staatszuschüsse zn den höheren con'munalcn Lehr anstalten ganz ungleich und principlo« verthcilt seien, und wünschle, der Staat möchte sämmtliche Anstalten dieser Art auf seinen Etat übernehmen. Miiiisterialdireclor Greifs wir» darauf hin, daß die Negierung mit der Vorbereitung zu einer gesetzlichen Regelung der Znschüsse beschäftigt sei. Die Abgg. Windthorst und Brürl erklärten sich mit Entschieden heit gegen den Vorschlag, den Communen die Gvmnasien ab- zuiiehmeu und sie vollständig aus den Staatshaushalt zu übertragen. Weiter wurden von klerikalen und conservaliven Abgeordneten über ungenügenden Religionsunterricht an ver schiedenen Anstalten geklagt, lieber den Antrag Löwe, be treffend die Zulassung der Abiturienten der Realgvmnasien zum Studium der Medici», entstand eine längere Debatte. Der Antragsteller und verschiedene andere Redner sprachen für diese Zulassung, Abg. Windthorst dagegen; der CultuS- minister erklärte, d»e Regierung habe sich über die Frage »och nicht schlüssig gemacht. Der Antrag wurde alsdann zurück gezogen und die «eitere Berathung vertagt. * Woher sollen in Zukunft die Diäten für den Volk» wirthschaftSrsath in Preußen bestritten werden, wenn daS Abgeordnetenhaus dieselben, wie wahrscheinlich, auch in der dritten Lesung ablehnen wird? DaS ist die Frage, welche die Regierung-Presse beschäftigt. Aufrecht erhalten soll der BolkSwirtbschastSratb unter allen umständen werden. Die „Rordd. Allg. Ztg> meint: „Die große Industrie hat «m Interesse daran, daß den Arbeitern die Möglichkeit, ihre Ansvrüche an die Gefitzgebuna innerhalb de« BolkSwirth- schaftSraH« zur Geltung zu bringen, nicht entzogen wird." Man will au« dieser Wendung schließen, daß in Zukunft die wohlgrspickteCaffe de« Eentralverbande« der deutschen Industriellen die Zahlung der Diäten für die Arbeiter- m>tgl,edn de« BolkSwirlhschaftsrath- übernehmen soll. Die Herren Beulhner, Buek, Stumm und wie die schutzzvllnerischen Protrctore» jener vereiniaung sonst noch beißen mögen, werden da« ihnen zugemulhete Ärldopser gern bringen.'sie werde» sich aber dafür beim Herrn Handelsminister ein wenn auch nicht Lfscntlich. so doch geheim auSzuübenbe« Milbcstimmunqs- recht beider Auswahl der zu berusenden Arbeiter aurbe dann religion-feindlich, wenn die Theologen verlangen, daß dingen. Ob ein solcher Zustand geeignet ist, namentlich in den der Glaub« auch da noch in Kraft bleiben solle, wo er bereit» Augen der Arbeiter den Werth der Voten de« volkSwirth- schaflSrath« zu erhöhen, möchten wir stark bezweifeln, viel- mehr dürste e»ne solche Politik nur die Geschäfte der Social- demokratie führen. Interessant ist die Erklärung der „Norbv. ' °°t.der«rbeiterstand in den parlamentarischen » b» «ne Vertretung nur erlangen kann, wenn er a,.schließt. Die liberalen «bgeord- ganzen Volke» und auch dessen Interessen sie sich bisher stet« nach d"ben. Möglich, daß dic „ ^ Eonfirvativen, namentlich der LandtaaSaboeordnete Delbrück, in feiner „politischen ^ne??°nvmPropaganda für die Errichtung östlichen Reich-amt«. Wir haben * lieber die jüngst in Krakau stattgefimdeilen ver- iastungen mehrerer Socialdemokratcn wird von dort den galizisch-polnischen Blättern weiter geschrieben: ,Mw- wobl es prißt, daß die Polizei durch die -erhastimge», einen wichtig«» Fang gemacht und zum Zwecke weiterer Nach- orsckungcn sick Über alle Einzelheiten sehr schweigsam ver- >Alt, so will man in Krakau dock bereit« wissen, daß die ver- »asteten Sociatdemokraten. man spricht von vierzehn, der lefährlichsten internationalen Bcrschwörerbande cmgehvrcn. s- sollen sich darunter drei von der russische» Regierung vcr- olgte Nihilisten klcinrussifcher Nationalität befinden, welche, onl sic auch vollkommen polnisch sprechen, sich als Polen auSqaben und mit falschen Pässen reisten. E» ist bereits cstgestellt, daß zwei dieser Nihilisten vor einigen Wochen noch in London sich befanden, von dort nach Pari« und der Schweiz iingeu, worauf sie Über Frankfurt a. M., Berlin und Bres- au in Krakau eingetroffen sind. Bei einem der Nihi listen hat die Polizei einen fichsläufigen. geladenen Revolver, einen vergifteten Dolch und ein Notizbuch gr ünden, da« mehrere mit Chisfreschrist beschriebene Seilen enthält. Noch geheimnißvoller scheint ein anderer verhafteter, dessen Herkunft und Nationalität man bisher nicht festste!!«, konnte. Derselbe, welcher einen belgischen Paß auf den Namen van Kloose besitzt, spricht weder russisch, polnisch noch deutsch, sondern macht sich nur durch ein wenig eorrectc« ranzösisch verständlich. Dem Aeußern nach, scheint er ein Italiener zu sein, verweigert aber bezüglich seiner Person jede Auskunft. So hat jick auch da» Gerücht vorßreitet, daß er ein Sendling der Itnlia irreäont» sei, welch« beab sichtige, in Galizien und Oesterreich mit den socialdemo» irakischen RevoluNonairen Fühlung zu nehmon. Di« Übrigen verhafteten sind theil« au« Galizien, theit« ans h«n König reich Polen und scheinen nicht alle Arbeiter zu sei«. Ueber- ,auvt wohnten von den verhafteten nur fünf länger« Zeit in Krakau, wo sie de» zugereisten Verschwörern du Unter- unst besorgten. In einem Hause der Vorstadt Kleparz hat die Polizei allein sieben Verhaftungen vorgenommen." » Unter den Persönlichkeiten, welche in MosI«» «Is Krvnungsbotschafter der verschiedenen Staaten fnnatren ollen, wird als Vertreter Italien« auch General Etalvini genannt, woran da« Gerückt geknüpft wird, daß dieser über haupt mit dem italienischen Botschasterposte« bei dem rnssischeu Hose betraut iverden solle, nachdem Mancini von setnen rühereu Absichten ßnrückgekommen und nun, «ttgeaen de» Dünsche« de- Herrn Dopreti«, diese Ernennung beavfichttge. » Berichten zufolg«, die un« au- Rom rugrhen. cirenlirt dort da« Gerückt, daß. sowie die- der Graf von Aquila ge- tban. auch dessen jüngerer Bruder, der Graf von Trapani, sich dem italienischen Hof« anzunähern beabsichtige. * Die au« Genf geschrieben wird, herrscht dort feit einiger Zeit unter den au« Frankreich geflüchtete» Anarchisten und den mit ihnen verbündeten russischen Nihilisten eine auffällige Bewegung. E» tauchen unter ihnen neue Gestalten aus, die plötzlich wieder verschwinde», »hoe daß man weiß, woher sie gekommen und wohin sie gegangen liik. Auch mehrere russische Nihilisten haben seit etwa dier- zehi, Tagen Gens verlassen. Man will diese Bewegung »it allerlei unheimlichen Pläne» und Absichten in Verbindung bringen, welche seiten« der internationalen Umsturzparle, jesaßt worden seien. Thatsache ist, daß russische Nihilisten ,ch geäußert, ihre Genossen in Nußlano verhielten sich gegen wärtig »ur deshalb zuwartenv, bis das große socialrevo- lulionaire BUndniß in Europa vollzogen und der allgemeine AiigriffSplan in allen seinen Einzelheiten sestqrstellt fei. Selbstverständlich werden seiten« der Polizei alle Äewognngcn 1er Unisturzpartei sorgfältig überwacht. * BemerkenSwerth ist, wie die türkische Presse di« Ver handlungen der Donau-Conserenz und ihr nach aller Voraussicht zu erwartende« Schlußcrgevniß beurtheilt. ,/vie Differenzen zwischen Oesterreich und Rumänien", meint der „Bakit", „werden zwar in den politischen Kreisen lebhaft be sprochen, entbehren aber im Grunde aller Wichtigkeit. An genommen nämlich, daß die Beschlüsse der Eonfcrenz nicht zur Durchführung gelangen, so dürste sich deshalb schwerlich ein Staat entschließen, einen Krieg zu beginnen. Daraus erhellt, daß die ganze Conserenz schon von vornherein eine völlig verfehlte Maßnahme war Sic konnte nur aus Ersvlg rechnen, wenn man vor ihrem Znsammciltritt« Garantien ge schaffen hätte, daß ihre Beschlüsse auch zu Ausführungen ge langen. Man ließ zwar in gewissen Blättern die Nachricht verbreiten, daß solche Garantien vorhanoen wären, aber daS war. wie e« sich nun zweifellos hcransgeslcUl, einfach uichk wahr. Recht sonderbar scheinen uns die Klagen, welche man gegen Rußland bezüglich der Kilia-Fragc vorbringt. Wenn die Weisheit der europäischen Cabincle Rußland wieder Bess- arabien übergeben, so kann Europa über die natürlichen Folgen jener Gebietsabtretung sich wohl kaum beschweren." * Wie a»S London berichtet wirb, erwartet man in dortigen parlamentarischen Kreise», daß noch vor Schluß dieser Woche oder zu Ansang der nächsten dem Parlament da« Ergebniß der Donauconserrnz vorlicgen werte. Daran, daß dieses ein günstiges sein werde, wird nickt gezweifelt. Bezüglich, der Verlängerung de« Mandat» der Donauconserenz hält man e« nicht für unmöglich, daß das Ersorberniß der Stimmeneinbelliakeit für de» Fortbestand der Commission in Znkunsl durch, eine Stipulation ersetzt werden solle, nach welcher vielmehr die Auslösung der in eine Permanenzcominissio» zu verwandelnden KöiPorsebast von der Slimmenelnheüigkcit abhängig gemacht werden würde. Unter den LeSarten, die über daS Arrangemsnt, betreffend die Kilia-Frage, verbreitet werden,klingen iene sehr annebmbar, welche wissen wollen, daß einfach die Anlehnung der für die Freiheit der Dcnauschisssnhrt geltenden Normen des Pariser Vertrag« aus den schiffbar zu mackenven Kilia-Arm ronstatirt und mit Rußland Berclnbarungen getroffen werden dürsten, »ach welchen viele- sich bei de» Arbeiten am Kilia-Arm von Fall zu Fall mit der Donaucommission in- Einvernehmen zu setzen haben würde. * ES wäre im Augenblick wirklich eine allsrichtige Freude, einen Iren austrrlen zu sehen, welcher im Iirtersffr der Menschlichkeit sei,, unumwundene« Bcdaöcrn über die Ver rohung seiner LandSleute kundaäbr. Leider hört man nichts al- da» Gegentbeil. «nd selbst die englischen Zsitungeii melden, tatz in Dublin unser den niederen -«tsclassen eine tirsgebenbe Theilnabme ftlr die Angeklagten herrsch«, welche von Earev an den Strang geliefert sind. Sv Pnttsn die Dubliner Maurer eine Versammlung ab zu dem Zweck, Care» von der Liste ihrer Berufsgenossen zu streiche». Dabq
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