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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931212019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893121201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893121201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-12
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
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Vez«-s-Pre»S »ersiht»««» >»4- »hgehslt: vter»Ii»hrl«ch^I«^L ^ «liaer Ggllcher K,L»l>„, üi» L,«k » Ü40. Durch dt» Post bep»«« für »ntttch««»» >M» vesterretch: »Eneiiüdeltch -I 4.—. Dtrrrtt »glich» Kreuzbondinchnag W «nslaah- ««mUtch ?chO. xik Morgen-Avlgob« erkeheknt tügNch '/,7vhr, dt» Mmrd-Lmigob» vocheatag« d (ihr. Le-ariiov in» Lrpkditio»: Aohannesgai«8. Dtk irprdtNo» tstVocheatag« »»»»trrbrvche» M«ß»M «, ftü» » d» D»h» ?U»e. /Ill-lni: Ott» >«»»'« Gortt«. «Nfretz Hahn), llutvrrsilLt-lkrotze 1, kn» Lösche. Nuch«j«iiftr. 1< d«t- im» KSaiaSpla» 7. Morgen-Ausgabe. rip)igcr.Eagcl>latt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die sigespalrene Peritzeile SO Pfg. Reklamen aater dem Redaetiontslrich (4gv- spafte») bO^, vor den Aamitieniiachrichlca (»gespaiteaj 40-^. GrSherr Schristn, laut »vierem PrriS« verMchmü- Tadellorllcher oud Ziffern so» »ach höherem Darts. chytea-Veilage» (gesalzt), n«r mit der Mor«en-Ausgabe, ohne Posibesörberung w.—, mit Postdejürderung » 70.—. Annats«eschlnß für Anzei-e«: >de»d-AaSqab«: Vormittag» tO Uhr. Mor>«»«Ausgabe: Nachaiillagl 4 Uhr. Sonn- »ad Festtag« früh '/,9 Uhr. Bet de» Filialen und Ännabmeslellea je eia» halb» Eiund« früher. Uijeige» smd stet« an dt« Gxpehttla» t» richten. Druck und Verlag von 2. Pol» in Leipzig. «32. Dienstag den 12. December 18S3. 87. Jahrgang. Amlliche Bekanntmachungen. Fernsprechverkthr mit Wittenberg (Li. Halle). Zwilchen den Vtadt-Fernivrechrinrlchtungen in Leipzig und Künaberg (Vez. Halle) wird am 1V. December der Fernsprech- vertrhr eröffnet. Di« Gebühr für da» Gespräch bt< zur Dauer von 3 Minuten ÜN««' l -« Leipzig, S. December 1693. Der Raiserltck» Dberpostdirector. In Vertretung: Caiame, Gesucht wird dcc am 22. Februar 1SÜS zu Kindelbrück bet Weißensee ge« dnme Kürichner -crdtuanh «tchsrd Lyppe, sont» Hesse» am gl. Iuit 16tiü zu Mühtgrua bet Nnrrbach geboren» iihcsra» P»ultne Angnfte gcb. Lrifert, velL» zur Fürsorge für ihr »ind anzuhaiten sind. Leipzig, de» 7. December 1883. Lcr Roth der Stadt Lechzt,, «rmenomt, Adttz. IV». t.LlV»^aai4./IV».6048. hentschet. hr. HoHauction. Mittwoch, dm 18. Deeember d. I. sollen von Vormittag» 9', Uhr an ans dem Milielwaibschiag« tnAbih. b de« Burgauer Ferftrruier« in der -iah« der giuihrinn« und dem altc» Forjt- haus« bei Vöhlitz-Ehrenberg die nachstehenden Hölzer, ol«: St «mw. Gichen-Mutzschette 1. und 11. Ll. 16» , Gsteben» t 9 » Buchen- b . Eschen- , vrrnnscheitr, 4» . Rüftern- 10 - Linden» 1 nnter de» im Dermin au-hangenden Bedingungen und der üblichen Kazahianq an Ort und tztell« meistbietend vertäust «erden. Zusammenkittist: Aus dem obengenannte« Schlage. Leipzig, a« 2. December 1693. De» Watt« -arftdedutatiau. Dlebßahis-Lekanntmachuug. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: I) rin« stlbsrn» Ankrr-Nrmantatruhr mit doppeltem Gold« e«»d. Gecund«, glatter Rückseite «tt Hchiidche» und dehnbarer Ilickel kette, vom b di« » h. M.; 2> ein Thermometer mit Baronerter, ca. 30 em lang, mit pschmtzlem Hoizrahmen, vom 24. bi< Sb. vor. M. ; 8) «'/, « schwarzer Kammgarnstoff — Diagonal — mit schwarzen Goto»«, am L4. vor. M.; 4) et« Cchuppeopelzmuff, ichwarzbraun, schwarz gefüttert, am L. d. M-; b) ca. 88 » vlolKter Gcidenftaff, am 1. d. M.; ü) ein Havelock, ziemlich »«», Mil Pelerine, ohne Aermel, a»s brannem ichwarzcarririen Stoff, mit braunem Füller, Kettchenbenkcl, darunter die Firma „4. Vvlss L Oo., Oer», fteus» j. l,.", »in heüdrauoer steiser FtlztzUt, blau geiiittert, vom 29. bi« 30 vor. M.; 7) ein Grhrock. getragen, von schwarzem Kammgarn, mit schwarzem Futrer, schwarzer Borde, in einem Pappcarwu, am 23. v. M.; 6) et« Wtnterüberzieher, dunkelblau, lang, mit grau« und blaacarrrrtrm Futter, mit »mcr Reihe verdeckter Knüpfe, Kettchen- Henkel und Laminetkragen, am 4. d. M.; 9) »in Opernglas, schwarzlackirt, im Etui, »in schwarzseidener Herren-Schlr« mit schwarzsridenrm Bezug, braunem S:ab mit Llohiriniage und gelbem Hoizgriff, am ö. d. M.; !ü> rin Wtuternderitctzer von glattem grünlichen Stoff, mit grünlich-gelbem Futter, einer Reihe Knüpfe und Saminetkrageu, a« 3. d. M.: II) ein Winterilberzirhrr, hellgrau, mit braunem Sammet« kragen und brauncarrirlem wollene» Futter, einer Reihe Perlmutter« knöpir und Krttchenhenktl, am 3. d- M. ILtwaia« Wahruehmungeu über den verblieb der gestohlenen Ge«r»ftänd« oder über den Thiter sind uugestumt bei nnjerer Lrimioal-Abthrilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am ll. December 1393. La» Pattzetamt der Ltad» Letstzig. «relichnrider. Ml Üekannlmachung. Nachdem die .Lrankrnrafst de» kattzalischen Ges,Sen- Vereins zu Leipzig" am 26 Juli >683 ihre AustSiuug beschiossen bat, nimmt di« unlerzeichuele Lasse hiermit Brraniasjuug, die Herren Arbeitgeber daraus hinzuweijrn, daß die versichcrungSpstichligen Mitglieder dieser Lasse nach Vorschrift de« Kroiikenverslcherungr- gesege« binnen 3 Dagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet mittelst de» vorgeschriebenen Formular« zur Anmeldung za bringen sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten dl« Nachiheilr der bO und 6! de« anqezogroea Gejehe« in Kraft. Leipzig, am 9 December 1893. Dt» vrr»r»a»r»ncafi, snr Leipzig «n» vmgesend. vr. Wittmar Schwabe, Vorsitzender. nehmen oft plötzlich an Häufigkeit so zu, daß man von Der- breckenScvidemien spricht, I» bcitc» Fällen sucht da» dr- drohtc Publicum zunächst bcbutz durch BervoUständiaunci seiner BerlbeidigungSmittel und rrböht die Potizei ihre» Eiser, BorbeugungSmaßrrgeln zu tresse». Beide» reicht nicht immer au«. Wenn gewisse Einrichtungen einen verbrecht' rischen Mißbrauch gestatten, ist oft nur durch Brrbessrrnng der Einrichtungen zu Helsen In neuerer Zeit hat der Mißbrauch der Spareassenbstcher in auffallender Weise zugenomnien. Zwar kommt eS nicht leicht vor, daß der Jnkaber eine» SparcassenbucheS rS ver fälscht, um etwa mehr zu erbeben, ai» er eingelegt bat, ein solche« Unternebmen wäre aussichtslos. Aber die Lpar- casscnbUchrr spielen weit über dir Begebungen zwischen Easse und Einleger binau» ein« erhebliche Rolle im BerkehrSleben de- »kleinen Mannr»", sie sind ein de- iiebics Mittel zur Sicherheitsleistung. Wer eine kleine Sparcassrnciulage besitz« und in Geldverlegenheit kommt, der holt nicht gern da» Geld von der Sparcaffc, weil er weiß, wie viel Tbatkrast er braucht, um später wieder Einlagen zu machen; er geht lieber zu riiiem Bekannten oder lum Pfandleiher und versetzt daS «parcasseiibuch; Privat- oedienslele. denen beim Tienslanlritle Eauiion adverlangt wird, leiste» diese durch Ucdergabe «ine» Sparcasscubuche»; der Unteimielber, der Schlasburschc, der der Wirlbin ein Sparcassenduch zur Ausbewabrung überaiebt, ist besonder» wlilkomiuen, er bietet Sicherheit für Mielhe und Verpslegung. Hier ist nun dir Versuchung zur Fälschung besonder» groß. Man dritte sich einen bedrängte» Schuldner, der dringend eine» DarlehuS bedarf, einen Wohnungssuchenden, der aus Mangel an Sicherheit überall abgcwicsen wird. Er weiß, daß er sofort in den Besitz de« so dringend Rothwendigen sich setzen kann, wenn er statt seines Sparcasscnbuche» mit nur geringen, ein solches mit hohen Ci.llagcposten prasentir». Und die hohen Einlageposten lassen sich so leicht mit ein Paar Federstrichen hiiiznfügen. Wie will der Empfänger LcS Spar- cassenbuchv den säiichlich eingetragenen Zablen ansehen, daß sie nicht vom Sparcassendramlen, sondern vom Buchinhaber selbst eingetragen sind? Und wie seilen pflegt der Empfänger der Sicherheit die Echtheit de» übergebenen Sparcassenduch«» durch Nachfrage in der Sparcaffe ru contrvtjren! Da die wirkliche Einlage mr,st«n» gering ist, s» entsteht dem Ein leger kein großer Verlust dadurch, daß er da» gefälschte Buch nicht mehr bei der Easse vorlrgen kann. Er beschwichtigt also sein Gewissen mit der Erwägung, daß er ja Nttmanven schädigen wolle, sondern bald eigenes Geld verdienen werde, um au- all den Verlegenheiten herauSzukommen er thui eie wenigen verhängnißvoUen Federstriche, und nun hat er au einmal den Eredit, dessen er bedarf. Sogar die Fälle sind in neuerer Zeit mit auffallender Häufiglrit vorgekommen, daß Personen 3 j„ die Sparkasse eingelegt, dadurch ein Sparcassenduch erlangt und diese« durch Einträge über weitere Einzahlungen gesälscht baben und daß hierbei die Einlegung der 3 .n: nur erfolgt ist. um dann die Fälsmuiig vorzuiiehiiien. Aber der »rboffte Verdienst bleibt aus, und nun kommt daö traurige Nachspiel. Jede solche Fälschung ist die grwiiiiisüchtige Falsa ung einer öffenl lickzn Urkunde, ist mit schwerer Zuchthausstrafe de droht, gebärt vor das Schwurgericht, und es vergebt in der Thar an größeren Landgerichte» selten eine Schwurgerichts periode, ohne baß den Geswworencn Sparcassrnbuchfällchungen zur Aburthcilung Vorgelegen hätten. Hiergegen scheint es nur ein VertheidigungSmiltel zu geben; die Sparcassen müssen jeden Eintrag unter ste m P e l n. Die Sparcasseiieinnchtungen sind ganz allgemein bekannt; führen die Sparcassen eS e«», unter ,eren Eintrag einen Stempelabbruck zu setzen, so wird sehr bald jeder nicht unterstempelte Eintrag von Ievermann als gefälscht erkannt werden. Natürlich darf man da nicht an große runde Stempel von 3 und mehr Eentimeter denken, eS genügt ein eckiger Stempel von 1 di» 1h, om Höhe und etwa 4 bis 5 ow Breite. Freilich macht da» den Sparcassen einige Anschaffung» kosten, den Beamten einige Mühe mehr, allein das kann bei Behörde», welche vfse»ttiche Urkunden ausstellen, nicht ins Gewicht fallen, wen» r« sich darum Handel», den Mißbrauch der Urkunden zu betrügerischen Zwecken zu verbinden, uub so manchen Willensschwäche», den die allzuleichie Gelegenheit zum Verbrechen lockt, durch Erschwerung der Thal auf dem Wege der Ehrlichkeit zu erhallen. ^enrtliolier Derii ksverein V«r»«mml,en» vle»»t»U, »on 18. veoemker I8K8, »den»» S Vdr 1» 6»»I« ck«e «r»tea v>tlr«r»«kulo. D»»U«»»>e«I»»»i»Lr I. vnblon ckor Voroiurbvamten unä 4uü- «cdtbuo kür I86t l)«r lVstilnot «neck am 7 Ddr plinst llell klle ^e«oklE0n orlrlitrl asrüv» Alle lurcir ai«»er 2«rit «cd einiliiüeucke» dlltesliscker «in» von ckvr Xbstiwmunjr »v»<r««.>>iv»»so. II. Ln^enlwncdt. HI. 8t»oäo«uiirelex»ndelr«n (<ck. Linl»<1un^ Lnrin). vr. Velare. Der NothKand der Aparrallendücherfälschurige». Im. I» immer neuen Formen richtet da« Berbrechertbum sein» Unansse gegen di« Rechtsordnung, und Brgedunasarten von Bervrechen, »elche früher nur ganz vereinzelt austraten, sein Scharfblick schon bei flüchtigem Durckblättern »zahllose Entstellungen der Wahrheit feststellte". Auch darüber, was der Herr Graf .ohne jeden Schaden für daS Andenken" eines Vater- tbun oder lassen will, hat ibm Niemand Bor» christen zu machen. Aber in dem vorstehend milgelbeilte» Tatze des Herrn Grafen befinden sich die schwersten Ver dächtigungen gegen den Verfasser und sein Werk, ür weiche der Herr Graf dem Verfasser vor der !>efseniiichkeil, io die er binauSgetrclen» Recken- chast schuldig ist. Denn er bedauptet: daß er .zahl lose Entstellungen der Wahrkei« sestgestellt" bade, und weiter, daß „oer Verfasser diese zabUoseu Entstelluiige» der Wabrbcil im Interesse de-Fürsten B iS marck sür nötbig hielt." Ich erwarte von dem Herrn Grase» v, Arnim-Schlageniliin ösfentlich die Angabe derjenige» Stellen meines Werkes, welche nach der „Feststellung" VeS Herrn Grasen ..Entstellungen der Wahrheit" enthaften solle», sowie den Beweis seiner Behauptung, daß ich diese Ent stellungen „im Interesse de» Fürsten Bi-marck sür nölhig hielt". Wird diese« bcrechtiale Verlange» nickt befriedigt, so wird die von dem Herrn Grafen angerufene Orffentftchkeil dessen Verhaften zu beurtbeiicn wissen. Leipzig, 11. December 1893. vr. Han» Blum. Oeffentliche Entgegnung. Herr Gras v. Arnim-Schlagenthin folgert iu einer öffentliche» Erklärung dir angeblich unrichtige Darstellung, weiche mein Werk .Da» Deutsch« N»«ch zur Zeit Bismarck'»" aus Seite 183—194 und Seile 233 über da« Verhallen de« ehemaligen deutschen Botschafter«, Grasen Harry v. Arnim, in Pari» gied«, au« der Tbatsacke, daß dieser .bi« zum 2. März >874 kaiserlicher Botschafter in Paris blieb und erst an, i9. März l874", also ein volles Iabr nach den von mir erzählten Gclchehiiisien, .zum Botschafter in Konftantinopel ernannt wurde." Diese Schlußfolgerung wird die Skcnuer -der Sache nicht zu der Annahme befähigen, daß die Logik de- Herrn Grase» v. Ar»im-Schlage»td»i starke Leite tei. Denn sie wissen, welche Fülle von Pflichtwidrig st ire» und Dienstvergehen erst zusammen kommen mußte, lim jenem Botschafter die kaiserliche Gunst sewei» zu »»triebe», daß eS dem Fürsten Bismarck endlich gelang, io» in Paris unschädlich zu machen. Herr Gras v. Arniui-Schlagenibin bält sich außerdem sür befähigt, aus der Darstellung dieser Vorgänge rin allgemeine« Unheil über den .Wcrlh" mnneS Buche» zu fällen, indem er sag,: Ich glaube dabcr mich eines eingehenden Studium» de» Buche« oder gar einer Wiccrleguiig der zabllosen Entstellungen der Wahr beit, die der Verfasser im Intrrefse des Fürsten BiSmarck irrthümiicher Weis« für nölhig hält und die ich bereit« bei flüchtigem Durchblältern dc« Buche» frftstellte, ohne jeden Schaben für da« An- denleu meines seligen Vater« enthalten zu tonnen." Gewiß wird Niemand von dem Herrn Grasen da» ein gehend« Studium eine« Werke- verlangen lönncn, in Welchem Deutsches Reich. »s. Berlin, t l. December. Die erschreckende Einseitigkeit, mit der die bcrrschenden Kleise der evangelischen Kirche in Preußen ihre Aufgabe erfasse», kann nicht greller beleuchtet werde», al« durch eine AuSeinanderietzung der kirchftch- ossiclöfen „Kreuzzeitung" über den SonntagSunterricht in den Fortbildungsschulen. Es ist kürzlich an dieser Stelle auf die große Bedeutung dieser Angelegenheit hin- gewiescn worden. Seitdem sind auS den Reihen hervor ragender Schulmänner weitere Stimmen laut geworden, weiche die Auslastung bestätigen, daß der ForlbiidiingSuntcr richt mit dem Sonntagsunrerrichl steht und fällt. Die „Kreuzzeitung" sucht, ohne den Versuch einer BeweiS südrung zu uuternebmeii, die Leistungen der Fort bildungSschulcn hcrabzusetzcn, erklärt aber auch ihrer se i« die Bedeutung diese« Unterrichtes nicht zu ver kennen. Desseiiungeaaittt haben die Synoden — aus ihren Widerstand führt dir .Kreuzzeitung" den Mangel an Ent gegenkommen zurück — .durchaus richtig gehandelt" . . „Der Kirche", so beißt e» weiter, „kann nickt gut zugemuthel werden, di« Zeiten sür den HauptgotteSdieiist, welche überall auf altem Herkommen beruhen und denLebenSgewohnhriten der großen Mebrzahl der Kirchenbcfucher entsprechen, einer kleinen Minderheit Wege» abzuändern. Ebenso wird sie einer Vermehrung der „besondere» Gottesdienste" sür bestimmte Gruppen von PersE» mit Reckt Widerstand leiste». Der Gemc>ndegotte«d>e»st ist eben sür die gesammte Gemeinde de stimmt, ohne Unterschied deS Stande« oder Berufes. Besondere Gottesdienste sind nur ein Rvthbebels, zu dein man in Ge fängnissen, Krankenhäusern und ähnlichen Austafte» greise» mag, deren Insassen an einen bestimmten Ort gefesselt sind. Die Kirche wird ihren berechtigten Widerstand gegen „be sondere Gottesdienste" oder gegen die Verlegung de« Haupt- gotteSdiellste« am allerwenigsten zu Gunsten einer Ei»rickt»ng preiSgeben, durch welche viele ihrer Glieder in ihrer Sonntagsruhe beschränkt werden." Diese Begründung ist schlimmer, ai« der Widerstand gegen die Ermöglichung des SounlagSiinterrichls selbst. Sie beruht auf einer gänzlichen Verkennung der Forderungen der Zeit. Die Kirche kann von ibrem „alten Herkommen" nicht abgebcn, „einer kleinen Minderheit", einer bestimmten Gruppe von Persvnen zu Liede. Aber wer bildet die Minderheit dieser Gruppen? Die Jugend, ein großer Tbeil der christliche» Jugend, und gerade derjenige, der für die Kirche, wir meine» für die Religion, der wichtigste »st, den» die gewerbliche Jugend ist der Gefahr, der glaubenslosen Socialdc»iokrat>c in die Hände zu fallen, vor Allem ausgefetzt. Und die Pflicht, dieser Gefahr zu begegnen, lehnt die Kirche unter Berufung auf ein alte« Herkommen ab. Da« Herkommen ist freilich all, aber die Zeilen sind »cu, wa« doch z. B. durch die Gründung de« evangelisch-socialen Eougresscs auch von kirchlicher Seite anerkannt worben ist. Glaube» die Synoden etwa, daß die Socialvemokratit ihr Beispiel befolgen und aus die Ge- miunung derjenige» junge» Leute, die an dem Besuche der „herkömmlichen" Agitalioiisversamiiituugen verhindert sind, verzichten werden? Soll sich diese Jugend zu riner Luche hingczogen fühlen, die ihr sagt: E« verlohnt sich nicht, euret wegen ein« besondere Veranstaltung zu treffen - Und gar »och, wenn die Diener de« Herrn priesterlich« Tbätigkeit ai» Tage de« Herrn mit dem Hinweise auf das Bcdürsniß nach Sonntagsruhe sür „viele ihrer Glieder" ablebuen? Aft'o etwa Ausdehnung der reichSgesctzftchen Sonntagsruhe auf Pastoren und Lütter? * Berit«, tl. December. lieber die angeblich zwischen Preußen und Württemberg sch-edende» Verbandiunacn be züglich riner „Militairconvcntion" wird der „M Z." auS Stuttgart geschrieben, daß die in Frage stehende Eonvrntion sebr harmloser Natur sei: „Sic hält sich eurchau» in den Grenzen der Versailler Verträge und fällt deshalb gar nicht in die Eonivetenz der Stände, mit deren »launbafte». Widerstand be reit- in reckt unnötbiger Weise gedroht wird. Von der Aufhebung dcS württeinberzischeii Kricgsministcriumsj, die allerdings eine Abänderung der Landesverfassung wie der Versailler Verträge bedeuten würde, ist leine Rede. Es würbe aber kein wttrltcmbcrgischcS Interesse verletzt, wenn man dir Absonderung de« württcmdergischen Armcccorp« vom deutsche» Heere insofern durchbräche, daß die höheren württembergis> en Osficierr, vom SlabSossicier a», tünrtig mit ibrcn AvancemcntSverbältnisscn de» Osficieren de» deutschen Heere» eingcrcihi wurden. E» wäre die- nur ein Bortdeil für dir Osficierr unsere» Armeecorp» und würde den zuweilen empfindlichen Stockungen de» Avancements adhelsen. Dadurch, daß unseren pciifionirlen Osficiren, wie in Preußen, gewisse Eiviidieiist- itellen au«drücklich Vorbehalten sein sollen, würden gleichfalls keine svnderftaatlichen Rechte geschädigt. Man siebt, c» Han- bell sich wrfrntlich nicht um Dinge, die in die Politik rin- greifen, sontern um Fragen der Zweckmäßigkeit." —So weit wäre die Sacke in der Tbat harmlos. Der Stuttgarter Eorrespondent der .M. Z." fügt aber hinzu: „U,wezgen» konnte e« ja, im Hinblick aus gewisse, wenn auch noch ferne Evenlua itaien, nicht« ichaden, wenn die Zukunft Württembergs, wir durch Religionüreversalien, Io gewissermaßen durch eine Art von Re ichsrevers alten sichergeslellt und vor künsttaen Schwankungen iewadri würde " Mit den .fernen Evrntualitäien" wird auf den einstigen Tbron Wechsel bingedcutet, der dir katholische Seiten linie deS Königshauses zur Herrschaft bringt. Da diese Seitenlinie im Lande selbst fick keiner besondere» Beliebtheit erfreut, so liegt, wie die .M. N." sich auSdrücken, der Gedanke nahe, .daß unter diesen Verhältnisse» sich das Streben geilend macht, Württemberg rin für allemal fester noch al« bisher an da» Reich zu selten, und zwar durch eine engere Militairconvrntion." V. Berltu, ll.December. (Telegramm.) Der Kats» war, während er in Barby weift», von dem Paris«» Bomben-Attentat benachrichtigt worden. Er schien da durch lehr überrascht und drückte seinen tiefen Adscken gegen die Urheber dieser Untdat auS. Hier coursirte heute das Gerücht, der Kaiser bade selbst die Meinung ausgesprochen, daß nur durch die schärfsten Maßregeln Abhitse ge schaffen werden könne. --- Berlin, l I. December. (Telegramm.) Der,Reichs anzeiger" veröffentlicht folgende OrSeiis-Brrlethunge»: dem russischen General der Eavalleric, Gencral-Adjuianten Sr. Majestät de« Kaiser», Grasen Mussin-Pnschkin, daö Großkrruz de- Rolben AdlerordcnS; dem russischen General- Major und General ü In suits Sr. Majestät de» Kaisers. Fürsten Dolgoruky der Rothe Adlerorden I. Elasse; den, sächsischen Rittmeister Freikcrrn v. Salza und Lick tenan der Rothe Adlerorden IV. Elasse; dem sächsische» General- Liculrnant von Rcyher der Kroncnorkcn l. Elasse »nd den, sächsischen Major und Flügel-Adjutanten Sr. Majestät LcS Königs, Freiherr» Vitzthum von EckstLdt, Militair Bevollmächtigten in Berlin, und dem russischen Skabs Rittmeister Fürsten Kotschudey, persönlichen Adjutanten de» Großfürsten-Thronfolger», der Krouenorden lll. Elasse. « Berltu, ll. December. (Telegramm.) DerEnltuS- learan minister llr. Busse hat, wie di« .Norddeutsche Allgem. Zeitung" mittheilt» beule, zum ersten Mal nach seiner Er krankung an der Influenza, eine Ausfahrt im ge schlossenen Wagen unternommen. --- Berlin. 11. Deeember. (Telegramm.) Die Ver handlungen Uber die Grenz-Rcguliruli» »es (»interlauves von Kamerun haben deute hier begonnen. Sowokl den deutschen wie de» sranzösischei, Delcgirten ist die strengste Geheimhaltung der Verhandlungen auferiegt. Die französische» Delcgirten sind nicht mit bestimmte» Vollmachten versehen, sondern verhalten sich nur refe rirend. Berlin, 11.December. (Telegramm.) Ter .Kreuz» zeitung" wird geschrieben: Es ist kaum ein Zweifel mehr möglich, daß die Verlobung »es Groiisürflc» Throufglnero von Auszlan» mit der Prinzessin Helene von Lrieans in Aussicht genommen ist und daß die Familie Orleans au ihre Einwilligung nur die Bedingung knupsi, daß in kirchlicher Beziehung der Papst seine Gut- hcitzNNti ertheilt. Allein höchst wahrscheinlich wird der Plan scheitern. Gegen den Uedcrtrilt der Prinzessin Helene zur griechisch-unirtcn Kirche würde der Papst zwar nicht» zu erinnern haben; eS fragt sich aber, ob den Russen damit gedient wäre. Die griechisch unirte Kirche wird von der russischen Kirche am aller erbittertsten verfolgt. Ein Katholik, der zur griechisch-unirtcn Kirche Übertritt, ändert seinen Glaube» ja »icki. er hat sich nur neuen RitnSsormen anzudequcinen. Die Schwicriglcil liegt in der Trauung und in der Erziehung der Kinder Rom kann nie zugcben, daß sämmtliche Kinder nicht katholisch erzogen werden, aber der Zar wird daraus bestehen. ch Berlin, lt. December. (Telegramm.) Der „BLrsen- Eourier" verzeichnet ein Gerücht, wonach bei dem Börsen Vorstände anläßlich de» Pariser Dy n a m i t-Ät le» tat es der Antrag auf Schließung de» Borsrn-Galerien sür das Publtru« gestellt werden soll. Da« Blatt bekämpft den Antrag. (D dtrlin, kt. Deeember. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" erklär! die Meldung der , Börsen zeiluug", daß man in parlamentarischen Kreise» da« Scheitern der Wein- uu» Ser rabatsabrikatstruer sür zweifellos halte und bereits die Umwandlung der Tabak sabrikatsteuer in eine Rohlabak-Wertbit euer plane, für durchaus unbegründet. WaS die Tabaksteuer an jangt, so habe die Regierung sich mit der Frage der Rob tabaksleucr im vorigen Jahre beschäftigt. Da» Projekt ft: fallen gelassen worden, nachdem die Sachverstän digen von Bremen und Hanidurg dasselbe für undurck sührbar erklärt hätten. Die Regierung werde an der jetzigen Tabaksteuer Vorlage festhalten. "Berlin, ll.December. (Telegramm.) Der.ReichS anzeiger" meldet: In Stettin sind seil nlinmrdr 3 Wochen weitere Cholera-Erkrankungen nicht fcstgestcUt. DeSbalb ist anzunelnnen, daß die Seuche daselbst vollständig er loschen ist. * Hamburg. 10. December. Die .Hamb.Nacbr." schreiben: .Da» Schicksal der ReichSsteuerresorm und der Stcuervorlagen ist auch nach den bi-bcrigcn Erörterungen vor und hinter den Eoulissen de» Reichstages schwerlich be stimmt vorausziisagen. Wahrscheinlich geben sich Diejenigen, welche bereit« außer der Novelle zum NcichSslcmpelabgabrn acsctz sämmtliche Vorlagen als gescheitert betrachten, einer Illusion bin, bei der wohl der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen ist. Man muß im Auge bedalten, daß gerade das Eentrum e» gewesen ist, wclckcS srühcr den Gedanken einer Tabaksabrikatfteucr niit Luput-charakter propagirt bat. Wenn da« Eentrum gegen die cingebrackte Tabaksteuer- Vorlage sein sollte, so ist eS deshalb doch mindesten« nickt unmabrschcinlich, daß eine Mehrheit desselben einem ad- geänderten Gesetzentwurf, der vielleicht dir Belastung geringer nvrmirt, sein« Zustimmung ertheilt. Da« Scheitern
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