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Wchmh -MH. Verantwortlicher Redactmr: Carl Irhne in Dippoldiswalde 52. Jahrgang. Dienstag, den 27. Juli 1886 Nr. 85 24 bei Zwickau, auf dem rechten Muldenufer, beide in der Zeit vom 3. bis 9. September an. An den Manövern der I. Infanteriedivision nehmen die 1. Kavalleriebrigade Nr. 23, das 1. Feldartillerieregiment Nr. 12 und die 1. Pionierkompagnie Theil, während die 2. Kavalleriebrigade Nr. 24, das 2. Feldartillerie regiment Nr. 28 und die 2. Pionierkompagnie der 2. Jnfanteriedivission Nr. 24 zugetheilt werden. Außeift dem wird noch für jede Infanteriedivision eine KrankM transportkolonne formirt. Zur Bestreitung des WaM dienstes bleiben in der Garnison Dresden das 1. Ba taillon des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100, sowie die 3. und 4. Kompagnie des Pionnierbataillons Nr. 12 zurück. Die beiden letztgenannten Kompagnien werden sich aber bereits Anfang August an einer bei Posen stattfindenden Belagerungsübung betheiligen. Glashütte. Die Vermessungs-Arbeiten für die Müglitzthalbahn werden von den hierzu beauf tragten Ingenieuren in einigen Tagen vollendet. Die vollständige Ausarbeitung des Projektes geschieht diesen Winter, so daß dasselbe in der nächsten Landtags periode vorgelegt werden kann und hoffentlich auch ge nehmigt wird. — Am Donnerstag gegen 5 Uhr konnte kurz vor Hammergut Gleisberg ein größers Unglück passirem Ein Postillon führte zwei geschirrte Pferde und hatte auf das Handpferd einen ca. 10 Jahre allen Knaben gesetzt. Durch irgend «inen Zufall wurden die Pferde scheu und gingen durch, konnten aber nach einigen hundert Schritten von dem Führer wieder zum Stehen gebracht werden. Der Knabe war heruntergerutscht, hielt sich aber glücklicherweise noch im Geschirre fest. Schellerhau. Am Sonntag wurde beim Heuein fahren in der Nähe einer Steinrücke der Sohn des Schuhmacher Männchen von einer Kreuzotter in den Fuß gebissen, wodurch das ganze Bein stark an schwoll. Dresden. Die Zahl der im Königreiche Sachsen im Jahre 1885 wegen Bettelns und Vagabon- direns bestraften Personen beträgt insgesammt 18,340 (gegen 17,706 im Vorjahre), und zwar gelangten zur Anzeige und Bestrafung bei den Amtshauptmann- schasten 1595, bei den Stadtpolizeibehörden 8853, und bei den Amtsgerichten 7892. Es befanden sich bei den Bestraften 17,639 männlichen und 701 weib lichen Geschlechts. Die Bestrafungen vertheilen sich auf 8909 in Sachsen, 7585 in anderen deutschen Staaten, 1833 in außerdeutschen Staaten Geborene, während bei 13 das Geburtsland nicht festzustellen war. Aus dem Erzgebirge. Nachdem kürzlich der Verschönerungsverein zu Annaberg mit 130 Mitglie dern dem Erzgebirgsverein als Zweigverein bei getreten ist, hat auch der Verschönerungsverein zu Buchholz sich dem Erzgebirgsverein als Zweigverein angeschloffen. Der Erzgebirgsverein hat dadurch eine sehr- erfreuliche Verstärkung erfahren, so daß er jetzt weit über 3000 Mitglieder zählt. Der stärkste Zweig verein ist der Chemnitzer, 250 Mitglieder zählend. Zittau. In der in voriger Woche abgehaltenen Bezirksausschußsitzung wurde u. A. beschlossen, die Arbeitgeber des amtshauptmannschaftlichen Bezirks zu ersuchen, zu Lohntagen statt den Sonnabend ver- üchsweise den Freitag zu wählen. Leipzig. Am 22. Juli wurde bei Schkeuditz in Preußen ein Trupp Zigeuner verhaftet, weil dieselben beschuldigt waren in Linde na u ein Kind mitge nommen zu haben; 2 Zigeuner entkamen durch die Flucht. Leipzig. In Bezug auf den im Jahre 1826 ab- zeschafften Leipziger Thorgroschen, wie dessen neu- ich im „Leipziger Tageblatt" gedacht wurde, kann dasselbe der dort erwähnten eine ergötzliche Episode aus dem Jahre 1699 hinzufügen. Der damalige Kommandant der Pleißenburg, Oberst Georg Fried rich von Hopfgarten auf Mülverstedt, Laucha und Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Das prachtvolle Wetter der gegenwärtigen Tage ist für die Heuernte der ganzen Gegend von außerordentlichem Vortheil und auf allen Wegen sieht man hochbeladene Wagen voll des duftigen Heues den schützenden Scheuern sich nähern. Wenn man bedenkt, welch ungeheure Mengen Heu alljährlich von hier und der Umgegend aus nach Dresden ge schafft werden, wird man ermessen können, wie sehr der ganzen Bevölkerung an einer guten Ernte gelegen sein muß und wie sehr dieselbe für viele Bewohner eine Quelle guter Einnahmen ist. — Das in der Nacht zum 23. Juli auch von hier aus beobachtete Schadenfeuer ist in Voitsdorf gewesen. — Am gestrigen Sonntag wurde uns ein völlig gesunder Steinpilz überbracht, dessen Hutumfang bei einem. Durchmesser von 32 em, etwas über 1 m betrug; der Umfang des Stieles war 27 ow. — Mancher kluge Geschäftsmann bringt bei Be zahlung mittelst Postanweisung 20 Pfg. für Porto in Abzug. Diese Handlungsweise ist unberechtigt und laut Urtheil des Reichsgerichtes sogar straffällig, da in ihr der Betrugsversuch zu erkennen sei. — Den diesjährigen Herbstübungen des XII. (kgl. sächsischen) Armeekorps geht, nach einer Mit theilung im „Dresdn. Journ.", bei der Infanterie ein sechstägiges Exerzieren im Regimente, sowie ein fünftägiges Brigadeexerzieren, letzteres bei Dresden (1. und 2. Brigade), Zwickau (3. Brigade) und Leip zig (4. Brigade) voraus, während bei der Kavallerie zwölstägige Uebungen im Regimente und in der Brigade fünftägige Uebungen, letztere seitens der 1. Kavalleriebrigade bei Königsbrück und seitens der 2. Kavalleriebrigade bei Frohburg stattfinden. Die Exer zier- und Schießübungen der Artillerie auf dem Schieß platz bei Zeithain sind bereits am 22. Juli beendet. Das zweitägige Exerzieren der Jnfanteriebrigaden im Terrain gegen einen markirten Feind, für welches in diesem Jahre jeder Brigade ein Eskadron und eine Batterie zugetheilt werden, und die dreitägigen De tachementsübungen werden seitens der 1. Brigade bei Börnchen, nördlich Dippoldiswalde, von der 2. Bri gade zwischen Radeberg und Königbrück, seitens der 3. Brigade bei Pausa und Mühltroff und bei der 4. Brigade in der Gegend von Zwickau und Hartenstein abgehalten. An die Uebungen schließen sich die Divi sionsmanöver der 1. Infanteriedivision Nr. 23 bei Börnchen und diejenigen der 2. Infanteriedivision Nr. beherzigen wird. Aber die elsaß-lothringischen Ge meinderathswahlen eröffnen in ihrem Ausfälle noch eine weitere bedeutsamere Perspektive. Im nächsten Jahre läuft die gegenwärtige Legislaturperiode des Reichstages ab und Elsaß - Lothringen wird alsdann gleich dem übrigen Deutschland zur Neuwahl seiner Vertreter für das oberste deutsche Parlament berufen sein: Die bei den Reichstagswahlen vom Jahre 1884 gewählten 15 elsaß-lothringischen Abgeordneten ge hören sämmtlich der Protestpartei an, aber noch drei Jahre vorher wurden vier Vertreter, die einer ge mäßigten Richtung, der sogenannten Autonomisten- partei, angehürten, in den Reichstag gewählt und dies beweist, daß schon damals die Protestpartei trotz ihres dominirenden Einflusses die Reichstagswahlen nicht durchgängig in ihrem Sinne leiten konnte. Um so bestimmter darf man heute, nach dem Fiasko dieser Partei bei den Wahlen vom II. und 18. Juli, die Erwartung aussprechen, daß auch bei den kommenden Reichstagswahlen in Elsaß-Lothringen die gemäßigte Richtung zum Durchbruche kommen werde, und daß den Interessen der Neichslande mehr gedient ist, wenn im Reichstage deutschgesinnte Männer statt der pro- testlerischen Phrasenhelden sitzen, wird man wohl end lich in den altelsässischen Kreisen selber begreifen. „Wel-rritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- ltalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Ne- , . . Amtsblatt für die Königliche Umlshauplmaniischaf! Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte nnd di- Siadtrüthe zu Dippoldiswalde" und Zsraumstein Inserat«, «Ke b«i d« bedeutenden Auflage W Blatte« ein« sehr wirt- same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfa. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« «nd complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Elsaß Lothringen. Seit seiner Wiedervereinigung mit dem deutschen Mutterlands hat Elsaß-Lothringen nicht aufgehört, ein Gegenstand besonderen Interesses für Altdeutschland zu sein und mit reger Aufmerksamkeit verfolgte man daselbst namentlich die Vorgänge, die mehr oder weniger einen Fortschritt in der Erstarkung deutschen Wesens und deutscher Gesinnung in den Neichslanden be kundeten. Es konnte daher nicht überraschen, daß in ganz Deutschland den nun vollständig beendigten Ge meinderathswahlen in den Reichslanden ein unge wöhnliches Interesse gewidmet wurde, wohnte ihnen doch eine viel höhere Bedeutung inne, als sonst der artige kommunale Vorgänge zu haben pflegen, sie sollten darthun, ob in der That die stille, aber stetige Pionierarbeit der deutschen Verwaltung dem Deutsch- thume in den jüngsten Grenzmarken des Reiches neuen Boden gewonnen habe oder ob das Franzosen- thum im elsaß-lothringischen Bruderstamme wirklich noch solche kräftige Wurzeln besitze, wie die Chau- . vinistenblätter jenseits der Vogesen immer mit Vor liebe behaupten. Außerdem erhielten die Gemeinde rathswahlen dadurch noch eine ganz spezielle Bedeu tung, daß an ihnen die Hauptstadt Straßburg, die seit 13 Jahren keinen selbstständig gewählten Ge meinderath mehr besaß, zum ersten Male wieder theilnehmen durfte, nachdem sich schon im Anfang dieses Jahres auf Anregung des Statthalters Fürsten Hohen lohe selber det elsaß-lothringische Landesausschuß ein stimmig zu Gunsten der Wiederherstellung einer selbst ständigen städtischen Vertretung Straßburgs ausge sprochen hatte. Nun, der Ausfall der Wahlen ist be kannt und gerade in den beiden Landeshauptstädten bedeutet er einen ganz überraschenden glänzenden Triumph für die deutsche Sache. In Metz wie in Straßburg ging den Wahlen ein heftiger Kampf der verschiedenen sich gegenüberstehenden Parteien voraus, an welchem sich auch die eingewanderten Deutschen wacker betheiligten und ihrem festen Zusammenhalten haben sie ihre erhebenden Erfolge nicht zum Mindesten zu verdanken. In Metz, der altehrwürdigen Haupt stadt Lothringens, ist es ihnen sogar gelungen, die Mehrheit im Gemeinderath zu erhalten, während in demselben die Französlinge gar nicht mehr vertreten sind, und wenn auch im Straßburger Gemeinderathe die altdeutsche Partei an und für sich noch nicht die Mehrheit bildet, so ist sie doch im Stande, in Ver bindung mit den gemäßigten altelsässischen Elementen den durch die Herren Kable, Lauth rc. vertretenen Protestlern vollständig die Spitze zu bieten und das ist ein nicht zu unterschätzendes Ergebniß auch der Straßburger Wahlen. Jedenfalls erhellt aus den Metzer und Straßburger Gemeinderathswahlen vor Allem der Zusammenbruch der Protestpartei, jener Partei, die sich fort und fort ablehnend gegen das Deutschthum, in jeder Beziehung, verhielt und immer die Blicke rückwärts nach Frankreich gerichtet hielt, die nur von jenseits der Vogesen alles Heil für Elsaß- Lothringen erwartete und demgemäß konsequent gegen alle versöhnlichen Bestrebungen der kaiserlichen Re gierung Front machte. Die Partei der Franzosen freunde erntet jetzt — zu ihrer eigenen schmerzlichen Ueberraschung — die Frucht ihres Verhaltens; für die eingewanderten wie für die eingeborenen Elsaß- Lothringer aber möge die Niederlage der Protestpartei eine ernste Mahnung sein zu künftiger gemeinsamer Arbeit, nicht nur auf dem Felde der kommunalen Verwaltung, sondern auch auf allen anderen Gebieten des öffentlichen Lebens. Nur eine solche Arbeit, die auf dem gegenseitigen Entgegenkommen der Einge wanderten, wie der gemäßigten eingeborenen Elemente basirt, kann den ureigentlichen Ausgangspunkt für eine gedeihliche Weiterentwickelung der Reichslande nach jeder Richtung bilden und es steht zu hoffen, daß man auf dieser wie auf jener Seite diese Mahnung