Volltext Seite (XML)
„Weiseri-. Zeitung" «scheint mSchentlich drei mal: Dimsidg, Dormert- tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 R. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich, 42 Pfg. Einzelüe Nummern 1V Pfg. — Alle Postan. statten, Poschoten, sowie vtk Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, »elche bet der bedeutenden Auflmle de» »«den mit IS Psa. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 2» Pfg. Amtsblatt für die Königliche KmtshauptmannschafL, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. MU achtseitigem »Hllustrirten UnterhaltungSblatt". Mit land- mW hanswirthfchastlicher Monatsbeilage. Nr. 43. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Als Nachfeier des Geburtstags Er. Majestät des König Albert wird der hiestge Mi litärverein am 26. April im Saale der Reichskrone «in öffentliches Concert mit darauffolgendem Ball zur Ausführung bringen. Das Programm wird außer Orchesterstücken und einem Prolog verschiedene heitere und ernste Scenen und zum Schluß den Einakter „Strafjubiläum" aufweisen. — Einen Lach-Erfolg hatte am Donnerstag im Theater Kneisels reizender Schwank „Das Geheim nis der Frauen", in dem durch ein Geschenk des Oekonomirath Möller, eine- alten Schwerenöthers, sämmtliche betheiligte Personen in die verlegenste Si tuation geriethen, bis derselbe durch die Gutmüthigkeit der angebeteten Tänzerin und ihres Bräutigams aus der Patsche gezogen wurde und sich dadurch auch der Himmel über den übrigen Personen klärte. Wirkt schon das Stück durch sich selbst, so wurde der Erfolg noch erhöht durch das vorzügliche Spiel des Bühnen personals. Es schien jedem seine Rolle auf den Leib zugeschnitten zu sein, so daß wir keine als bester oder geringer gespielt bezeichnen können, und so daß das Publikum recht herzlich lachend den Ver- und Ent wickelungen folgte. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 10. März ds. Js. beim Rittergutsbesitzer Hrn. Ritt meister d. R. von Lüttichau aus Schloß Bärenstein entstandenen Scheunenbrandes, hat die königl. Brand versicherungskammer der Spritze der Gemeinde (Dors) Bärenstein, sowie der Spritze der freiwilligen Feuerwehr zu Lauenstein Prämien nach Höhe von 30 Mk. und bez. von 25 Mk. bewilligt. — Während in Dippoldiswalde bei der Osteraus- uahme der A B-C-Schützen ein Ueberwiegen der Mäd chen zu bemerken war, hat man in anderen Orten das gerade Gegenthetl zu verzeichnen. In Berthels dorf bei Freiberg wurden sogar 31 Knaben und nur 8 Mädchen ausgenommen. — Das Jahr 1896 ist das Jahr der Aus stellungen: Berlin, Nürnberg, Dresden, Stuttgart, Kiel, Pest, Nischney-Nowgorod und eine Reihe kleinerer Städte Europas sind emsig bet der Arbeit, in wenigen Wochen, rosenrother Hoffnungen voll, ihre Ausstellungs hallen zu öffnen. Frauenstein. Hr. LmtSgerichtSrath Colbitz wird vom 1. Mai an in gleicher Eigenschaft nach Schandau versetzt. Laueustein. Vorigen Freitag, den 10. April, sand hier im Hotel zum „Löwen" unter Vorsitz des Herrn Amtsrichter Ficker-Lauenstein eine Versammlung des AreiSoereinS für innere Mission statt. Die Jahres- und Kaffenberichte wurden mit Befriedigung entgegen genommen. Sodann hielt Herr k. vr. Müller-Liebenau einen Vortrag über „geordnete Krankenpflege auf dem Lande", wobei besonders hingewiesen wurde auf die segensreich wirkende Gemeindediaconie für Dippoldis walde und Umgegend. Diese Anregungen fanden allgemeinen Beifall und wurden besonders von dem mit- anwesenden Hr. vr. moä. Schwarz Lauen stein freudigst begrübt. Näheres soll ehebaldigst in einer besonderen Versammlung berathen werden. Dresden. Der vor Kurzem geschloffene säch sische Landtag hatte eine Gesammtdauer von vier Monaten 16 Tagen, während bei vem vorausge gangenen Landtage — 1893/94 — die Kammern nur 4 Monate 4 Tage versammelt waren. Die Sitzungen der Zweiten Kammer erforderten diesmal 166 Stunden — gegen 136 Stunden des Landtages von 1893/94. E» kommen, da die Kammer 75 Sitzungen abhielt, also im Durchschnitt 2'/« Stunde» auf eine Sitzung. Die kürzeste dauerte 17 Minuten, die längste 6 Stun den SO Mtn. Nicht gerechnet sind dabei natürlich die zum Theil sehr zeitraubenden Ausschuß- oder Deputations-Sitzungen. Sonnabend, dm 18. April 1896. — Nunmehr steht fest, daß die feierliche Ent hüllung de« vor dem Taschenbergpalais zu Dresden errichteten Wettin-ObeliSken zu König» Geburts tag, am 23. April, im Beisein der königl. Familie erfolgt. Die beiden Riesenfiguren, welche den Obelisken auf beiden Seiten flankiren, stellen die „Gegenwart" und die „Vergangenheit" dar. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde der Handarbeiter Gust. Ad. Schneider, geboren am 27. Mai 1854 in Börlas, wegen Beleidigung und Sach beschädigung zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt. Aus der sächsischen Schweiz. Nachdem im ver gangenen Jahre aus der Höhe des Großen Winter berge» das geräumige LogirhauS erbaur und ein gerichtet worden ist, gedenkt man in diesem Jahre mit dem Bau des WirthschastSgebäudes an der Westseite des Plateaus, unweit des BerggasthauseS, zu beginnen. Bis zu Pfingsten 1897 dürfte dann auf dieser Höhe allen Anforderungen der Neuzeit auf dem Gebiete des Fremdenverkehres Rechnung getragen sein. Neustadt bei Stolpen. Wie in Oederon wird auch in unserer Stadt Königs Geburtstag der Bürger schaft zwei Festessen bringen, und zwar veranstaltet eins der Stadtrath, das andere das Amtsgericht. Jedenfalls ist es höchst bedauerlich, die Königsgeburts tagsfeier zum Gegenstand von Meinungsverschieden heiten gemacht zu sehen. Wurzen. In der jüngsten Stadtverordneten sitzung wurden für unsere Stadt wichtige Beschlüsse gefaßt. ES wurde beschlossen: 1. eine höhere Bürger schule für Knaben von Ostern ab ins Leben zu rufen; 2. bei Ertheilung neuer Schanke mcessionen nur die Bedürfnißfrage entscheiden zu lassen und 3. die städti schen Steuern für dieses Jahr nach 250 Prozent der Einkommensteuer zu erheben. Der letztere Beschluß wurde von der Bürgerschaft mit sehr gemischten Ge fühlen entgegengenommen, denn bisher wurden als städtische Anlagen nur 200 Prozent der Einkommen steuer erhoben. Die sozialdemokratisch-freisinnige Mehr heit in den städtischen Kollegien hat mit ihrer Fiuanz- wirthschast ein klägliches Fiasko gemacht. Von dieser Seite wurde immer geschrieen, die Ordnungspartet habe schlecht gewirthschastet und Schulden über Schulden gemacht. Nachdem die Oppositionspartei mehrere Jahre das Heft in den Händen hatte, ist ihr Erfolg: Die Bürgerschaft muß sO Prozent Eteuerzuschlag be zahlen. Borna. Nach Angaben von sachkundiger Seite giebt der Blüthenansatz der Obstbäume in hiesiger Gegend bei den Aepfeln Hoffnung aus eine gute, bei den Birnen auf eine geringe bis mittlere, bei den Pflaumen auf eine mittlere und bei den Kirschen auf eine gute Ernte. Leipzig. „Arme, hungrige Leute merken das nicht!" sagte der frühere Geschäftsführer eines Fleischer meisters, welcher letzterer unter der Anklage stand, verdorbene Wurst immer wieder in die frische ver arbeitet zu haben. Sie schmeckte zwar dann auch noch bitter, aber „arme, hungrige Leute merken das nicht!" Dem edlen Menschenfreund, Spernau ist sein Name und im Stadttheil Volkmarsdorf verkauft er seine „feine" Wurst, wurde nachgewiesen, daß er in der Zett vom Oktober bis Dezember 1895 60 Pfund ver dorbene Wurst, deren Ueberreste schließlich im Pferde stall und unter der Treppe confiscirt wurden, wieder verarbeitet hatte. Wurde die „frische Wurst" nach 4 oder 5 Tagen wieder „anrüchig", so wanderte sie erneut in die Kessel, um dann mit anderem Fleisch vermischt wieder als „frisch" zu erscheinen. Das Kgl. Schöffengericht verurtheilte Spernau zu 4 Wochen Ge- fängniß und 100 Mk. Geldstrafe. — Die Leipziger Sozialdemokraten befinden sich in offener Opposition gegen die Beschlüsse der zu Dresden stattgesundenen LandeSverlammlung der Sozialdemokratie in Sachsen. Fast einstimmig haben 62. Jahrgang. die Leipziger Genoffen beschlossen, sich an den nächsten Landtagswahlen nicht zu betheiligen, und ferner, die sozialistischen Landtagsabgeordneten Pinkarr (4. städti schen Wahlkreis von Leipzig) und Soldstein (Leipzig- Land) zur Niederlegung ihrer Mandate aufzusorbera. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Zum Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I. sind die Modelle zu den Quadrigen, welche über den beiden Portalen der Säulenhalle ihren Platz erhalten, von den Bildhauern Götz und Bernewttz fertig gestellt und werden jetzt in Kupfer getrieben, das Werk von Götz bei Lind und das andere bei Marlin und Pitzing in Berlin. Die Modelle werden dabei mechanisch auf daS Doppelte vergrößert. Die Quadrigen haben fast zweifache Lebensgröße. — Der Kaiser wird am 2. Mai bei dem Festakte der Berliner Akademie der Künste selbst die Rede halten. Bei der Festfeier werden nicht nur alle deut schen Akademien vertreten sein, sondern auch diejenigen zu Petersburg, Rom, Kopenhagen, Stockholm und Wien. — Am 15. April ist die Kaiserin mit den beiden Prinzen von der Jtalienfahrt wieder in Berlin ein getroffen. Der Kaier begab sich nach Karlsruhe und wird später von der Wartburg aus Jagden abhalten. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Ent schädigung, welche der Congostaat in Sachen Lothaire- , StokeS bezahlen mußte, ist benutzt worden, um den im deutschen Schutzgebiet wohnhaft gewesenen Opfern Lothaires eine angemessene Schadloshaltung zu ge währen, was auf die Eingeborenen außerordentlich günstig eingewirkt hat, indem sich dadurch die Macht der deutschen Schutzherrschaft deutlich bekundete. Die eingeborene Frau von StokeS sandte einen herzlichen Dankbrief, welcher der „Nordd. Allg. Ztg." mitgetheilt worden ist, an den Gouverneur o. Wißmann, nachdem sie die Entschädigungssumme erhalten Halle. — Der Kampf gegen die obligatorische Civilehe findet außerhalb Altpreußens nicht einmal bei der conservativen Partei allenthalben Unterstützung. In den westlich n Landen, wo das rheinische Recht gilt, besteht die Civilehe unangefochten seit Menschenaltern, und niemand behauptet dort im Ernste, daß Vie gegen wärtige Form der Eheschließung der Ehe den sittlichen Charakter nehme. Selbst der conseroatrve Mecklen burger v. Buchka hat sich jetzt zu einer Vertheidigung der obligatorischen Civilehe veranlaßt gesehen. — Der Königl. Preußische Minister für Handel und Gewerbe hat, wie nunmehr amtlich gemeldet wird, dem Königl. Staatsministerium einen Gesetzentwurf über die Organisation deS Handwerks und die Rege lung des Lehrlingswesens zur Beschlußfassung zugehen l affen. — Die Abtheilung des Großen Generalstabes für Kriegsgeschichte hat die Arbeiten zur Herausgabe von Moltkes militärischen Werken dermaßen gefördert, daß unmittelbar nach der Veröffentlichung der auf den Krieg von 1866 bezügliche» Korrespondenz auch schon die ven Krieg von 1870/71 betreffende zu erscheinen beginnt; eS wird soeben die erste Abtheilung, den Krieg bis zur Schlacht von Sedan umfassend, aus« gegeben. So erhalten wir Einsicht in di« gesammte, den großen Kriegen König Wilhelms gewidmete Ar beit des Feldmarschalls; ein Rückblick auf d>« Kriege von 1864 und 1866 bezeugt den strengen Zusammen hang, die Einheitlichkeit, den immer gleichen Zielpunkt und die immer gleiche Energie der Gedanke» d«S groben Strategen, aber zugleich auch die unermüdliche Vorsorge, die seine Pfltchtstrenge ihm auserlegte, von Jahr zu Jahr im Hinblick auf die drohende Kriegs gefahr zu üben. Noch vor Ablquf des österreichischen Feldzuges war für den Fall, daß Napoleon Hl. uns den Sieg streitig machen wollte, fein gegen Frankreich gewandter KriegSplan ausgearbeitet. In diesem Bande