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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. .V 117 Erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage tLgltch Abend» und Ist durch all« Postanstaltrn zu beziehen. Dienstag, den 3V. Juni. Preis für da» Vierteljahr Isü Thal«. Insertion«-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. 1857 Amtlicher Lheil. Dresden, 28. Juni. Wegen erfolgten Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Fürstin Maria, verwittw- Herzogin von Gloucester, gebornen Prinzessin von Großbri tannien, ist am königlichen Hofe Trauer auf eine Woche, von heut, an bis bis mit dem 4- Juli angelegt worden. Dresden, 28- Juni. Seine Königliche Hoheit, Prinz Leopold beider Tirilier«, Graf von SyracuS, ist am 26. d. MtS. von Wien hier eingetroffen, im Hotel Victoria ab getreten und heute abgereist Dresden, 29. Juni. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist heute Nachmittag ^3 Uhr von Wien hier eingetroffen, hat sich sofort auf den Weinberg Ihrer Majestät der Königin Marie begeben und wird heute Abend dir Reise nach Darmstadt fortsehen. Dresden, 18. Juni. Se. Königliche Majestät haben geruht, in Anerkennung der von dem Schornsteinfegermeister Karl Wilhelm Gämlich zu Dresden bei mehrfachen Bränden sowohl in der Stadt Dresden, als auch in benachbarten Dörfern bewiesenen hülfreichen Thätigkeit und Unerschrocken heit, demselben die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen. betreffend.— Wien. Kaiser!. Handschreiben an den Fürsten Metternich. Kaiserzusammenkunft. StaatSrisrnbahnein- nahme. — Innsbruck: Anwesenheit der königl. säch sischen Majestäten. — Verona: Marschall Radetzky. — Berlin: KriegShafen aufRügen. Vermischtes. — Darm stadt: Rheinbrücke- — Bremen: Erster Lloyddampfer. — Paris: Au den Wahlen. Reise drS Kaisers. — Flo renz: Akademiesttzung zu Ehren des Königs von Sachsen. — Madrid: Kammerverhandlungen — London. Eid bill angenommen. Vermischtes.— Stockholm. Badereise deS Königs. — Athen: Kammerschluß. Vermischtes. — Konstantinopel: Neueste Post. — Alexandrien: Der Vicekönig zurück. — Ehina: Letzte Nachrichten. — Bombay: Aufstand der Sipahi» Local» und Provinzialavgelegen-eiten. Dresden: Johannisfeier- Brodpreise. — Leipzig: Brand. Ein sturz. — Chemnitz: Johannisfeier. Waldbrand. — Zschopau: Feuersbrunst. Oeffeutl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden ) Erledigte Schulstellen.^ Frequenz der sächsischen Bäder. Feuilleton. Inserate. Lageskaleuder Börseunachrichten. Bekaililtinachnug. Nachdem das Finanz-Ministerium beschlossen hat, daS VereinS-Reglement für den Güterverkehr auf den deutschen Eisenbahnen vom 1. December 1856 auch auf den inneren Verkehr der königl. sächsischen Staats- und der in StaatS- Verwaltung befindlichen Privat-Eisenbahnen Anwendung leiden zu lassen, ist das zeither für diesen Verkehr gültig gewesene Allgemeine Güter - Reglement vom 19. August 1852 neu bearbeitet und ,S sind dabei zugleich auch die Special-Regle ments der einzelnen Bahnen einer neuen Bearbeitung unter worfen worden. Dieses neue allgemeine Güter-Reglement vom 1. April 1857 tritt zugleich mit den unter gleichem Tage von den StaatSttsenbahn-Directiomn für die einzelnen Staatsbahnen erlassenen besonder» Bestimmungen von und mit de» L. Juli dieses Jahres in Kraft und rS werden von diesem Zeitpunkte ab die Be stimmungen der bisher gültigen Reglements für den Güter- Verkehr außer Wirksamkeit gesetzt. E« wird dieß zur allgemeinen Kenntnißnahm, mit dem Bemerken hterdurch bekannt gemacht, daß Druck-Exemplare dn Allgemeinen Reglements für den Güterverkehr, welchen die auf den betreffenden einzelnen StaatSeisenbahnen geltenden und zu beobachtenden besonderen Bestimmungen beigegeben sind, bei den Hauptverwaltungen der StaatSeisenbahnen und den qesammten Güterexpeditionen zu dem Preise von 2'^ Ngr. pr. Exemplar zu haben sind. Dresden, am 18. Juni 1857. Finanz-Ministerium. Abtheilung für öffentliche Arbeiten und Verkehrsmittel, von Ehrenstetn Opelt. »-. »».-> - > . -> > » —- Nichtamtlicher Theil. Tlebersicht. La-etgeschichtc. Dresden: Reisen der königl. Familie. Der Graf von SvrakuS. Die „Neue München« Zeitung" TageSgeschichte. Dresden, 28. Juni. Den neuesten hier einqegangenen Nachrichten zufolge kann über die Reise Sr. Majestät d,S Königs Folgendes nur Erfreuliche mitgetheilt werden: Am 17. dieses MonatS Nachmittags haben die allerhöchsten Herr schaften, nach bereits getroffenen Bestimmungen, Florenz in Begleitung Ihrer k. k. Hoheiten deS GroßherzogS und der rrbgroßherzoglichen Herrschaften verlassen, begaben Sich zu nächst nach Pisa, von wo Sie denselben Tag Abends in Livorno rintrafen. Den 18. früh sind Allerhöchstdieselben per Dampfschiff von Livorno abgereist und nach einer günstigen Fahrt Abends in Genua angekommen. Den 19. wurde die Reise bis Stresa, den 20. über Como, den Comer-See bis Barenna, den 21. bis Tirano, fezA« den 22. bis Malo und den 23. nach Imst fortgesetzt und Allerhöchstdieselben daselbst von dem Erzherzog-Statthalter und Höchstdessen Gemahlin empfangen. Den 24. früh besuchten Allerhöchstdieselben die Unglücksstätte bei Brennbichl und langten Nachmittags im Schlofft AmraS bei Innsbruck an. Dresden, 29. Juni. Se. k. Hoheit der Graf von Sv rakuS hat vorgestern Vormittag wiederum längere Zeit der Besichtigung der k. Gemäldegalerie gewidmet, im Laufe d,S Nachmittags Ihren k. Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Georg einen Besuch abgestattet und Abends der Vor stellung der Oper „Cortez" im k. Hoftheater beigewohnt und ist gestern früh ^5 Uhr über Leipzig nach Frankfurt a. M. adgereist. — Die „Neue Münchener Zeitung" giebt in ihrem Morgenblatte vom 27. Juni über den in einer älteren Nummer desselben Blattes enthalten gewesenen Artikel, be treffend den Zweck der Reise Sr. Excrllenz d«S Herrn Staats ministers Freiherrn v. Beust, welcher als dem „Dresdner Journal" entnommenen bezeichnet und in Nr. 135 unserS Blattes zurückgewiesen worden war, folgende Aufklärung: Die „N. M. A." schreibt, diesen Artikel nicht direkt unserm Blatte, sondern einer andern deutschen Zeitung entnommen zu haben, welche sich jedoch ausdrücklich auf daS „Dresdner Journal" berufen habe, und zwar sei eS daS „Frankfurt« Journal", welches den Jrrthum veranlaßt habe. Indem wir der „Neuen München« Zeitung" die Vertretung ihres Ci- tateS überlassen, müssen wir dieselbe natürlich nunmehr von dem Verdachte der Unterschiebung freisprechen und bedauern nur, daß sich die „N. M. 'Z." unrichtige durch Bezeich nung ihrer Quelle demselben au-gesetzt hat, da sie nach ihrer gestrigen Veröffentlichung unser Blatt gar nicht hält und also auch nicht in der Lage sein konnte, die Vertretung von Anführungen au« demselben zu übernehmen. Dresden, 29. Juni. Se. königl. Hoheit d« Kronprinz ist gestern Abend von hi« nach Chemnitz adgereist, um die dort stationirte Recrutenabtheilung zu inspiciren. Höchstder- selbe wird morgen allhier zurückerwartet- Elfter, 27. Juni. Nach der neuesten (13 ) Curliste ist der Besuch unser» BadeS bereits bis auf 286 Parteien mit 464 Personen und 406 Personen gestiegen, von denen noch 271 Parteien anwesend sind. Wien, 27. Juni. Se. k. k. Majestät haben die Drdi- cation deS unter der Leitung Sr. Durchlaucht deS Fürsten Metternich verfaßten GedenkbuchS zur Säcularfeier drS Maria- Theresien-OrdenS in dem nachfolgenden allerhöchsten Hand schreiben allrrgnädigst anzunehmen geruht: „Lieber Fürst Metternich! Ich freue Mich wahrhaft, daß die Geschichte Meine« erhabenen Maria - Thertsirn - Ordens der Mit- und Nachwelt unter der Leitung eine» Mannes überliefert wird, der so wie Sie die Weisheit mit wahrer Seelengröß« ver bindet und von beiden d« Welt in schweren Momenten sprechende Beweist zu geben wußte, daher Ich die von Ihnen gewünschte Zueignung mit um so größtem Vergnügen an- nehme. Wien, am 2. April 1857. Franz Joseph." — Die „Oest. Atg." bringt mit fetter Schrift an der Spitze ihre« Blattes folgende Mittheilung: „ES M abermals die Rede von einer Zusammenkunft der Kais« von Ruß land und Frankreich in Berlin bei Gelegenheit der nächsten Herbstmanöver. Schon wahrend d« Anwesenheit de» Prin zen Napoleon in Berlin sei dies« Eventualität als wahrschein lich bezeichnet worden. In vergangener Woche soll nach Paris die förmliche Einladung an den Kaiser abgegaagen sein!" Nach veriässigen Nachrichten dürfte diese Mittheilung gleich ähnlichen jedenfalls als verfrüht anzusehen sein. — Di« Einnahme der k. k. StaatSeisenbahn vom 18- bis 24. Juni beträgt 262,385 fl., wodurch die Gcsammt- einnahme deS laufenden Jahr^ dis zu» letztgenannt«» Lage auf 5,390,843 fl. gebracht wird. Innsbruck, 24. Juni. (B.f-T.u.B.) Ja Begleitung Ihrer kaiserlichen Hoheiten deS durch!. Erzherzog-Statthalter» und Höchstdessen durch!. Gemahlin sind heute im erwünsch ten Wohlsein Ihr« königl. Majestäten von Sachsen und die zwei königl. Prinzessinnen gegen 3 Uhr Nachmittags, von Imst kommend, hier angelangt. In Repräsentation der Stadtgemeinde Innsbruck war zur Bewillkommnung der allerhöchsten und höchsten Herrschaften die uniformirte bür gerliche Standschützencompagnie mit Fahne und Musik in vollster Parade an der westlichen Stadtgrenze gegenüber der k. k. LandeShauptschirßstätte ausgestellt. Während Ihre Ma jestäten an derselben langsam vorübersuhren, spielte di« Mu sikband« die Volkshymne und die zahlreich an diesem Platze versammelte Einwohnerschaft grüßte di« Höchsten Herrschaften mit Ehrerbietung. Ihre Majestäten und di« k. k. Hoheiten fuhren sofort nach dem Schlosse AmraS, der Sommer-Re sidenz Ihrer kaiserlichen Hoheiten. Verona, 26. Juni. (W Z.) Se. Excellenz der Feld marschall Graf Radetzky war gestern ruhig und hat die Nacht gut geschlafen, daS übrige Befinden ist den Umständen ge mäß befriedigend. Feuilleton. LuSflug von Tintöllust nach AgadeS in Central afrika. Bon ve. K. Kartl). (Schluß au« Nr. I46-) Um dem Leser einen richtigen Begriff von den hiesigen Zu ständen zu geben, muß ich auch von einem kleinen Spaziergang erzählen, welchen ich in Begleitung Hamma'S und einiger anderer Kel-owi außerhalb der Stadt nach Norden zu machte. Ich muß erst bemerken, daß die Häuser in AgadeS nicht alle die Bequem lichkeiten besitzen, an welche wir im Norden von Europa gewöhnt find, sondern daß hier, wie in so vielen Städten Italien», da» Princip de» „dapertutto", welche» Goethe so sebr in Erstaunen setzte, al» er auf seiner italienischen Reise nach Rivoli am Garda see kam, in voller Anwendung besteht. Die» wird erleichtert durch die Menge zerstörter Häuser, die sich in jedem Theile der Stadt finden. Der freie nomadische Bewohner der Wildniß aber liebt diese Gewohnheit nicht und zieht e» daher vor, sich ge legentlich in die Wildniß außerhalb der Stadt zurückzuziehen. Dabei aber ist er durch die Unsicherheit de» Lande» und die fort währenden Fehden, welche selbst die allernächste Umgebung der Stadt unsicher machen, genöthige, selbst solche Geschäfte in Ge sellschaft zu besorgen. Wenn die versammelte Truppe nun bei einem weit kenntlichen Baume angekommen ist, werden die Speere mit der Spitze nach oben fest in den Boden gesteckt und di« Gesellschaft zerstreut sich hinter den Büschen. Nach voll brachtem Naturbwürfniß versammeln sie sich wiederum unter »em Baume und kehren in feierlicher Procesfion nach der Stadt zurück Diese kleinen nothwendigen Ercursionen wurden mir da durch angenehm, daß sie mich mit der Umgebung der Stadt be kannt machten. Mohammed, Annur'S auSgelafsener Vetter, war endlich glücklich genug, mich in eine kleine Verlegenheit zu bringen, die ihm eben so unendliche» Vergnügen verursachte, al» sie mir un angenehm war. Al» nämlich am mondhellen Abende Gesang und Tanz mit lebhaften Zeichen von Lustbarkeit in einiger Ent fernung von unserm Hause stch vernehmen ließen und er sah, daß ich dafür rege» Interesse zeigte, versicherte er mich, daß Hamma dort sei und gegen ihn den Wunsch auSgedrückr habe, ich möge hinkommen, um ihre Lustbarkeit mit anzusehen. Leider ließ ich mich nur zu leicht überreden, und indem ich tlo» einen Hirschfänger übrrhing, machte ich mich ganz ohne Begleitung dahin auf, in der Zuversicht, meinen Beschützer unter der lustigen Gesellschaft zu treffen. E» war etwa 10 Uhr Abend», der Mond schien glänzend und beleuchtete die interessant« Scene. Nachdem ich zuerst aus einiger Entfernung zugesehen, trat ich ganz nahe, um die Bewegungen d« Tänzer genau zu beobachten. ES waren vier junge Männer, die einander gegenüberstanden und mit leidenschaftlichen, kriegerischen Bewegungen, und indem sie mit dem linken Beine heftig auf den Boden stampften, sich rund im Kreise drehten. Die Bewegungen wurden von energischem Händeklatschen eine» Ringe» darumstrhender Zuschauer begleitet. ES war ein interessanter Anblick, und ich würde gern länger ge blieben sein ; aber da ich sah, daß Hamma nicht da war und alle Anwesenden junge Leute waren, auch die Meisten von ihnen zu jenem verrufenen Stamme der Busaue gehörten, so folgte ich dem Rathe Abdu'S, eine« Sclaven de» kleinen Annur, welcher unter dem Haufen war, s» schnell al» möglich mich zu entfernen. Ich hatte indeß nur ein« geringe Strecke zurückgelegt, al» die jungen Bursche, die mich erkannt, mit dem KriegSrufe de» Is lam, ihre Schwerter ziehend, mir nachstürzten. Da ich aber doch einen kleinen Vorsprung hatte und glücklicherweise Niemandem in den engen Straßen begegnete, erreichte ich unsre Wohnung, ehe ich genöthigt gewesen wäre, meine Waffe zu gebrauchen. Hier nun hatten meine Kel-owi-Freunde, di« mich in dieser Klemme sahen, die Kette über die Thür de» Hause- geworfen und ließen mich unter einem malitiösen Gelächter mit meinen Verfolgern draußen. Ich mußte also von meinem Hirschfänger Gebrauch machen, um sie von mir abzuhalten; hätten sie aber einen ernstlichen Angriff gemacht, so wäre ich wahrscheinlich mit meiner kurzen europäischen Waffe gar sehr im Nachthril gewesen gegen ihre langen, scharfen Schwerter. Ich war etwa» unwillig über meine Gefährten, hauptsächlich üb« Mohammed, und al» sie nach einiger Zeit die Thür öffneten, lud ich mein« Pistolen und drohte, den Ersten, welcher mich be- lästigen würde, zu erschießen. Indeß überzeugte ich mich bald, daß der Hauptfehler mir selbst zu Schulden komme, und um den Übeln Eindruck, den diese» kleine Abenteuer natürlicherweise in der Stadt hervorbringen mußte, einigermaßen zu verwischen, und zumal weil da» große moslimischt Fest vor d« Thür war, wel che» da» Borurtheil gegen den Christen nur verstärken mußte, beschloß ich, mich einige Lage zu Hause zu halten. Ich konnte die» um so leichter thun, da mir die Terrasse unser» Hause» einen Blick über Alle«, wa« in der Stadt vorging, gestattet». Kurz nach dem Feste besucht« un» d« freundlich gesinnte Hadj - Abdua, dn sich in Lghellal wegen eine» Fieberanfall» von un» getrennt hatte; er sagte mir, daß eine döse Krankheit in der Stadt herrsch«, an welcher täglich zwei bi» drei Leute stürben.