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VoiglliinWer Anzeiger. Amtsblatt für die GerichtSämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schönest und Mühltroff. Rebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Revaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-. Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSprei-, auch bet Beziehung durch die Post. I Thlr. >0 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 1! Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Donnerstag. 14V» 15. December 1859. Zeitungen. Sachsen. Plauen, 13. December. DaS allerhöchste GcbnrtSfest Sr. Maj. unserS Königs wurde gestern in unserer Stadt in herkömmlicher Weise begangen. Elsterberg, 13. December. Der Geburtstag Sr. Majest. unserS Königs wurde gestern hier in folgender Weise gefeiert: früh Vortrag der Nationalhymne (den König segne Gott w.) vom Stadtmusikchor auf dem Marktplatze; Reveille, auSgcführt von dem vortrefflich geschulten und schön uniformirten Schützencorps; Schluß der Reveille mit einem vom Hauptmann dieses EorpS, Herrn Bürgermeister Steinmüller, auf Se. M. ausgebrachten, kräftig wicdcrhallcndcn Lebehoch; Abends Illumination dcS RathhauseS auf Anordnung dcS Stadtraths; Erleuchtung vieler Privat wohnungen; Zapfenstreich dcS erwähnten SchützencorpS; Versammlung deS letzter» im Saale dcS SchießhauseS zu einem Freibier; ebendaselbst von dem wackern Musikdirektor Herrn Adolf Strauß geleitete Festmusit vor dem bekränzten und beleuchteten Bildnisse Sr. Majestät. Oesterreich. Wien, 11. December. Eine Silbersendung im Be trage von 4*/, Millionen Gulden ist für das HanS Rothschild hier ein- gclangt. ES sott dies, wie die „Aut. Corr." wissen will, ein Theil der ersten von Sardinien an Oesterreich zu zahlenden Abfindungssumme sein, welche das HauS Rothschild diöcontirt. (Wird nicht zum Staate gebraucht.) Italien. Ueber einen in Palermo stattgehabten Moldanfall auf den Polizeidirector Salvatore Maniscalco wird der Patrie auS Neapel, 3. December, geschrieben: „Am vorigen Sonntag */,12 Uhr begab sich Herr Maniscalco in Begleitung seiner Frau und semer beiden Kinder, seiner Gewohnheit gemäß, zu Wagen nach dem Dom, um die Messe zu hören. AlS er auSgestiegen war und eben die Kirchthüre öffnen wollte, stürzte ein Mann auS dem Volke, der schon seit cincr halben Stunde auf ihn wartete, mit der Waffe in der Hand, auf ihn loS, bohrte ihm den Dolch bis ans Heft zwischen den Rippen durch in den Leib, trat dann eines d/r beiden Kinder mit Füßen und machte sich in aller Eile auS dem Staube. Maniscalco rief sofort seinem Diener zu, er möge den Mörder festhalten; derselbe war aber bereits in den an die Kathedrale stoßenden engen Gäßchen verschwunden. Ein Priester, der Pater Maglio, fing Maniscalco in seinen Armen auf, und der Verwundete ward, von meh reren Personen unterstützt, nach dem Kloster Saut Angelo gebracht. Schon ehe er daselbst angekommen war, hatte er sich selbst die Mordwaffe auS der Wunde gezogen. Hätte nicht der dicke Ueberzieher die Kraft deS Stoßes gebrochen, so wäre derselbe tödtlich gewesen. Den letzten Nach richten zufolge war Maniscalco außer Gefahr. DcS Mörders hat man noch nicht habhaft werden können. Palermo ward in Folge deS Attentats sofort in Belagerungszustand versetzt. Der Polizeidirector, ein früherer Dragoneroffizier, bekleidet seinen Poften seit 1848. Er gilt allgemein für einen rechtlichen Mann." Spavien. Die Madrider Korrespondenzen der „Jndep." fassen den marrokanlschen Krieg in einem wenig günstigen Licht auf. Wie diesem Blatt aus Madrid vom 2. Dezember berichtet wird, hat sich die Kriegö- begeiftcrung dort sehr abgekühlt. Man zweifelt nicht an der Tapferkeit der Soldaten, wohl aber an dem Talent der Führer auf einem durchaus unbekannten Terrain Massen zu führen, da cS unter den Ober-BefehlSha- bern von Armee-KorpS Generale giebt, die niemals eine Kompagnie in- Feuer geführt haben. Dazu kommt, daß die Flotte nicht gut im Stande und bet Weitem nicht zureichend ist, um daS Heer mit Nachdruck zu unter stützen. O'Donell har über dieselbe in Madrid bereits dreimal herbe Klage geführt. Der VerpflegungSvienst ist gleichfalls schlecht, und die mit auswärtigen Häusern abgeschlossenen Lieferungs-Verträge erwiesen sich als so unzureichend, daß mit einem französischen Hause zur Vervollständigung der Lebensmittel direkte Contracte gemacht werden mußten. Die Kriegs schiffe, dle Larasch, Tanger u. s. w. blockircn sollen, werden, sowie sie in Schußweite kommen, mit Kanonenkugeln begrüßt und haben noch nicht ge wagt, sich auf einen Kampf einzulassen. Das Wetter wird mit jedem Tage schlechter, und man fürchtet in der Meerenge heftige Stürme. Der Haß gegen England ist in gewissen Kreisen so blind, daß daS Organ der Hof-Partei, die „Espcrenza" behauptet, die Engländer hätten am Namenstage der Königin die Telegraphen-Drähte abschneiden lassen, sie hätten den Kriegsdampfer „Genova", der ein bedeutendes Kriegsmaterial und daS Kabel für den unterseeischen Telegraphen an Bord hatte, in Brand gesteckt, und die Engländer seien eS auch, welche die Schienen auf den spanischen Eisenbahnen aufreißen, waS in der letzten Zeit ziemlich häufig vorgekommen ist. AuS Madrid, 8. Dec., wird telegraphirt, daß laut Nachrichten vom Kriegsschauplätze bis zum 7. die Mauren seit dem Gefechte vom 30. Nov. sich auf der Defensive halten, während die Spanier sich auf dem besetzten Gebiete verschanzen. Zn den amtlichen Berichten O'Donnell's wird be stätigt, daß von beiden Seiten kein Pardon gegeben wird. Die Mauren schnelden jedem Spanier, der ihnen todt oder lebendig in die Hände fällt, den Kopf ab; die Spanier lassen AUeS über die Klinge springen. O'Don nell hat in arabischer Sprache einen Aufruf an die Mauren erlassen, worin er sic auffordert, ruhig ihren Geschäften nachzugchen, da die Spanier bloS den Kaiser zwingen wollten, ihnen Genugthuung zu geben. Diese Pro- clamation hat in Marrokko jedoch, wie zu erwarten stand, durchaus keinen Eindruck gemacht. Der Verlust des ersten spanischen ArmeecorpS an Todlen und Verwundeten, den O'Donnell nur auf 88 Todte, 644 Ver wundete und 73 Contusionirte angiebt, soll laut Privatnachrichten im Ganzen über 1500 Manu betragen. Der Gaceta zufolge ist der Befehl ertheilt worden, im Januar zur Aushebung von 50,000 Mann zu schreiten. — Die „Corresp." sagt, daß die Feld-Musik der Mauren eine Trommel und eine Art Querpfeife ist. Zu dieser Musik gesellt sich ein furchtbares, unerträgliches Geheul. Ihr Schlachtenruf ist, „Schneidet den Hunden die Köpfe ab!" -- England. London, 11. December. Der heutige „Observer" be zeichnet ebenfalls die LordS Cowley und Wodehouse als die Repräsentanten Englands beim bevorstehenden Kongresse. — „Sunday-TimeS" will wissen, daß die Regierung für den permanenten VertheidigungSstand dcS Landes einen Credit von 12 Millionen Pfund Sterling zu fordern beabsichtige. London, 12. December. Die „Times" hört, daß man in Woolwich die Artillerie verstärkt und zwei Ertrabattcrien einrichtet. (Trotz der gro ßen Freundschaft mit Frankreich?)