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WUdmfferAaeblM Pas Wilsdruffer Tageblatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amtsgerichts «ud Stadtrats z« Wilsdruff, Forftrentamts Tharandt, Finanzamts Rosien. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Bor geschriebene Lrfcheinungs- —, , tage und Platzvorschriften werd« nach MS,lich»°i« Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 0 berücksichtigt. Anzeigen, anuahme bis vorm.10Uhr - - - " - - - - - -- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabatranspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezsge» werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Pili. P-ftanftatten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^-stboituunduni-r-ou». US^rmtd w^chLstrftellnt — ! «-hm-n ,« jed-r yrit HeLurge» «atgrant. I» «alle dShcrer (Sewall, Krieg oder sonstiger Betried-ftürnnge» besteh» Hein Anspruch aus Lieferung ^«r Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreise,. — RkcksellLung eiugesandter Schriftstücke erf.lgt nur, wen» Porto beiliegt. Nr. 198. 85 Jahrgang r.l^r «dr: .«mttblE Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 25. August 1926 Uruguay erkennt Sowjctrußland an. Newyork. Wie aus Montevideo gemeldet wird, hat die Regierung von Uruguay die Sowjetunion äs juro anerkannt. Der uruguayanische Vertreter in Genf wird auch Deutsch lands Anspruch aus einen Ratssitz im Völkerbund unterstützen- Innere Stärkung. Aus Japan kommt eine Meldung, aus der her vorgeht, daß dieses Land in seiner bisherigen Auswan derungspolitik eine grundlegende Änderung vorgenom men hat. Eine große südpazifische Handelskonferenz wird von den Japanern in Tokio geplant. Bei der Ankündigung dieses Planes erklärte nun unvermittelt ein Mitglied des japanischen Auswärtigen Amtes, daß man die gesamte Auswanderungspolitik umgestoßen habe, nachdem man die Zwecklosigkeit und die Torheit der früheren Bemühungen eingesehen habe, den Überschuß der Bevölkerung dorthin zu senden, wo er nicht gewünscht werde. Japan will deshalb in Zukunft davon absehen, die Auswanderung nach Amerika und Australien zu för dern, wie es bisher, geschehen ist. Es will sich vielmehr darauf beschränken, seine dünner besiedelten eigenen Landesteile, wie die Inseln Hokkaido, Formosa und an- dere ihm zugefallene Gebiete, zu kolonisieren. Gleich zeitig wird der Zweck dieser Änderung angegeben. Japan Will sich im eigenen Lande eine gewaltige Industrie auf bauen, um sich so auf die Ausfuhr nach dem Stillen Ozean konzentrieren zu können. Bei den Kennern der Probleme des Fernen Ostens dürfte diese Programmänderung einiges Aufsehen er regen, bedeutet sie doch nichts weniger, als daß Japan seinen alten Plan aufgibt, vermöge seines Menschen überschusses allmählich aus dem Stillen Ozean ein japa nisches Meer zu machen. Es will sich in Zukunft mit seiner Äurchdringung durch japanische Waren begnü gen. Im Lande wird man vielleicht der Regierung vor werfen, vor den Vereinigten Staaten und auch vor Australien zurückgewichen zu sein. Andere wieder wer den meinen, Japan hätte aus der Not eine Tugend ge macht. Aber bei der Eigenart der ganzen Einstellung der japanischen Politik und bei ihrer Zielstrebigkeit, die Nie gewaltsaiu etwas zu erreichen sticht, was ihr letzten Endes doch in den Schoß fallen muß, kann man annch- men, daß Japan jetzt erkannt hat, welchen Wert die Stär kung des sogenannten inneren Marktes hat. Daß es damit großzügige kolonisatorische Pläne verfolgt, die natürlich auch auf das asiatische Festland übergreifen werden, steht aus einem anderen Blatte. Wenn man die Dinge aber tiefer betrachtet, wird man erkennen, daß Ja pan hier einen außerordentlich geschickten Schachzug tut. Es räumt den Hauptstreitpunkt mit den Vereinigten Staaten aus dem Wege. Dadurch wird es von Händeln ferngehalten und kann bei einem Streite um die Seeherr schaft im Stillen Ozean zwischen den beiden wirklichen Rivalen, den Vereinigten Staaten und England, ruhiger 'Zuschauer bleiben und dabei nach Art der Vereinigten Staaten im Weltkriege schließlich die Früchte des Kampfes der mrdereen in die eigene Tasche stecken. , .Das japanische Vorgehen ist für uns in Deutsch land sehr lehrreich, ganz abgesehen davon, daß der wie- d?* -^"de,H.cmdel Deutschlands in Ostasien durch die Pinne in Mitleidenschaft gezogen werden z" sp>,kt noch in den Köpfen der Ge- 0 Millionen Menschen, die zuviel auf deutschem Boden leben. Dieser Ausspruch C'le- m e n c e a u v hat inzwischen die verschiedensten Varia tionen gefunden, d,e sich, nach zwei Richtungen hin aus zuwirken versuchen. Mitte des vorigen Jahrhunderts war Deutschland das Land, das mit die meisten Auswanderer stellte, so daß man direkt von einem deutschen Kulturdunger sprechen konnte. Das hörte mit der Gründung und dem schnellen Aufstiege des Deut schen Reiches aus. >zctzt stehen wir wieder vor den alten Fragen und sehen eine steigende Auswanderung d"e noch viel stärker sein Wurde, wenn nicht die Verarmung des ganzen Volkes einen Hemmschuh anlegte. Japans Bei spiel zeigt nun den Wert des eigenen Volksgenossen kür die Volksgesamtheit und wie er für die Wohlfahrt des Landes nutzbar gemacht werden kann. Zuerst ist Erstar kung im Innern notwendig, der dann von selbst die Wir kung nach außen folgt.. Deutschland bedarf wahrscheinlich in erster Linie einer inneren Kolonisation. Es ist er freulich, daß man jetzt bei uns energisch «n dre Ausfüh rung solcher Gedanken herangeht. So soll besonders Ostpreußen weiter aufgeschlossen werden. Aber auch im Herzen Deutschlands ist noch viel zu tun Wir können unsern Bevölkerungsüberschuß bis zu einem gel st n Grade sicher selbst unterbringen. Nichts wäre natürlich verkehrter, als dre Auswance' rung ganz unterbinden zu wollen. Im Gegenteil, oa Deutschtum im Auslands braucht die Zufuhr MuM Blutes. Das Auslandsd?utschtum geht aber verloren, wenn es eine schwache Heimat hinter sich hat. Deshalb ist es Pflicht, deren Kraft zu stärken. Politisch werden wir nach dem schlimmen Ausgang des Weltkrieges noch lange in der zweiten Linie stehen müssen, aber schließlich muß uns eine intensive innere Arbeit wieder die nötige wirtschaftliche Stärke verleihen und uns damit von selbst nach vorn bringen. Vas Programm clrr Srnirr Ratstagung. Mkelbundrak am 2. September. Die Tagesordnung. Das Völkerbundsekretariat teilt offiziell mit, daß die 41. Session des Bölkerbundrates am 2. September beginnt und für die ganze Dauer der Tagungen der Vollversamm lung unter dem Vorsitz des Vertreters der Tschecho slowakei, Dr. Benesch, stehen wird. Die gleichzeitig veröffentlichte vorläufige Tagesordnung enthält die folgenden Punkte: Bericht des Gcsundheitsausschusses, der Mandatskommission, des Finanzkomitees, des Wirtschafts-' komitees, der Verkehrskommission, der Kommission für geistige Zusammenarbeit und der Opiumkommission. Der Rat wird außerdem die Schlußberichte der General- lommiffare des Völkerbundes in Wien und in Budapest cntgegennehmen. Er wird sich ferner mit der griechischen bzw. bulgarischen Flüchtliugsfrage, mit der finanziellen Lage der Stadt Danzig, mit der Frage der Sicherheit der Saareiscnbahnen und mit einem Antrag Eng lands, Frankreichs, Italiens und Japans wegen der Be schwerde des Hafenrates von Memel gegen die litauische Memelregierung zu beschäftigen haben. Die litauische Regierung hat zu dieser Beschwerde ein Memorandum versaßt, das bei diesem Punkte ebenfalls zur Prüfung vorliegt. Den letzten Punkt der vorläufigen Tagesordnung für die Arbeiten des Völkerbundrats bildet der Bericht der Studienkommission sür die Ratsorganisation, dem die am 30. August zusammentretende Kommission die letzte Re daktion zuteil werden lassen wird. Genf und Saar. In der Frage der Sicherheit der Saareisenbahnen besteht zwischen dem Präsidenten der Saarregierung und dem Saarvertreter einerseits sowie den drei frankophilen Mitgliedern der Saarregierung andererseits ein gewisser Gegensatz. Der Präsident und der Saarvertreter halten die Anwesenheit und das Eingreifen der beiden franzö sische« Bataillone im Saargebiet für unzulässig. Der Präsident ist bereit, im Notsalle ein Eingreisen der sranzö- sischeü Truppen, die jedoch außerhalb des Saargebiets stationiert sein müßten, zu gestatten. Die oppositionellen Mitglieder der Regierung wollen, daß die sranzösischen Truppen im Saargebiet bleiben. Deutschland und die Vöikerbundiagung. Wie man aus unterrichteten Kreisen in Berlin er fährt, wird die deutsche Völkerbunddelegation sich erst nach Gens begeben, wenn dort die Lage soweit geklärt ist, daß die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund feststeht. Neue Schwierigkeiten durch Spanien. Der in Madrid unter dem Vorsitz des Königs tagende Kabinettsrat hat beschlossen, die Forderung Spa niens auf einen ständigen Ratssitz unverändert aufrecht zuerhalten. Ferner sollen die diplomatischen Vertreter Spaniens angewiesen werden, Spaniens Anspruch auf Tanger bei den ausländischen Regierungen darzulegen. Ferner verlautet, daß der Vorschlag, den Spanien der britischen und der franazösischen Regierung unterbreitet hat, verlange, Spanien für eine Reihe von Jahren das Mandat über Tanger durch den Völkerbund zu übertragen. Dieser Vorschlag sei in unzweideutigen Ausdrücken nüt Spaniens Anspruch auf einen ständigen Natssitz verknüpft Worden. , „ Polens Ansprache. Der polnische Außenminister Zaleski wird sich auf keiner Reise nach Genf vorher nach Brüssel und Paris begeben, um mit der belgischen und mit der fran-^ zösischen Negierung zu verhandeln. Zaleski soll mit ge-! nauen Instruktionen des Ministerrates reisen und für Polen einen ständigen Ratssitz oder einen periodischen Natssitz mit der Garantie der Wiederwahl nach drei Jahren verlangen. Ein der Regierung nahestehendes Blatt bemerkt, Polen müsse aus dem Völkerbund aus- treten, wenn seiner Forderung nicht Rechnung getragen würde. Ser französische Stand-M sür Senf. Eigener Fernspr^chdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 25. August. Die genaue Festlegung der Richtlinien der französischen Regierung für ihre Genfer Delegation wird erst nach den neueren Beschlüssen des Kabinetts in dieser Woche er folgen. Die spanische Aktion hat jedoch in politischen Kreisen die Diskussion über das Programm für Genf bereits stark in Fluß gebracht und auch am Quai d'Orsay zu Besprechungen Beran- - lassung gegeben, deren Inhalt und Ergebnis geeignet sein können, ' den voraussichtlich endgülügen französischen Standpunkt in der Ratsfrage voraus zu bestimmen. Es ergibt sich nach Musterungen aus dem Quai d'Orsay nahestehenden Kreisen etwa nachstehendes Bild: Die sranzösischen Parlamente haben mit überwältigender Mehrheit die Locarnoverträge gut geheißen und als Voraussetzung sür eine endgültige Inkrastsetzung der Locarnoverträge den sofor tigen Eintritt Deutschlands in den Völkerbund anerkannt. Die französische Politik kann daher nur darauf hinauslaufen, die Er teilung eines ständigen Ratssitzes allein an Deutschland zu be günstigen. Die Außenpolitik Briands baut sich nach wie vor auf den Locarnoverträgen aus und ein abermaliges Scheitern in Genf müßte zu einem verhängnisvollen Rückschlag führen. Die voraus sichtliche Authentizität dieser Auffassung dürfte durch eine vom Quai d'Orsay cm die französische Presse ergangene Weisung als bestätigt gelten können, wonach das Außenministerium erklärt, daß cs in der Frage der Locarnopolitit in ihren Konsequenzen keine weiteren Dispositionen für gegeben erachte. Wegen der spa nischen Forderung über Tanger ist ein klares Bild noch nicht zu erhalten, doch liegen Anzeichen dafür vor, daß man am Quai d'Orsay das von London vorgeschlagene Kompromiß, Spanien ein langjähriges Völkerbundsmandat über Tanger zuzuteilen, gut heißen könnte. Briand, meint man, würde damit auf der einen Seite den spanischen Wünschen auf Tanger eine gewisse Erfüllung gewähren und auf der anderen Seite das Verbleiben Spaniens im Völkerbunde sichern. Mur Vertretung in Senf. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 24. August. Nach einer Meldung aus Tokio Hst der japanische Außenminister den Pariser japanischen Botschafter Grasen Ujhn beauftragt, Japan auf der bevorstehenden Völker bundsversammlung zu vertreten. Er hat ihm in Bezug aus die Stellung Japans in Genf völlige Freiheit gelassen. Der deutsche Kanalschwimmer Kemmerich gibt auch auf London, 25. August. Von den beiden deutschen Schwim mern, die versuchten, den Kanal zu überschwimmen, hat nunmehr auch der zweite, Kammerich, aufgcben müssen. Er wurde sechs Meilen von der englischen Küste entfernt von einem Delphin ange griffen, der ihm schwere Verletzungen in der Magengegend bei brachte. Es ist noch nicht einwandfrei festgestellt, ob Kammerich nur von einem Delphin angegriffen wurde oder sogar von einem Haifisch. Kammerich wurde halb bewußtlos aus dem Wasser ge- r°sen. , , , Ruhe in Griechenland. Streben nach Besserung der Wirtschaftslage. , Nach Meldungen aus Athen herrscht in ganz ^'/chenland völlige Ruhe. Die Verhaftung des Gene- Pangalos hat nirgends irgendwelche Ruhe- hervorgerufen. In Athen haben umfangreiche ^""„sobungen für General Kondilis stattgefunden, an sich auch die Arbeiterorgauisationen beteiligt haben. » der bisherigen Opposition, General Me- t » vor einiger Zeit auf Anordnung des Gene- rals P"^salos aus Griechenland ausgewiesen worden zurückgekehrt. GEral Kondilis erklärte einem ausländischen Journalisten, oas einzige Mittel zur Beseitigung der Re volution sei cw Wiederherstellung der durch General Pangalos abgeschafften Freiheit. Er stehe über den poli tischen Parteien, obwohl er der Führer der National- demokratischen Partei sei. Er habe sich der Armee bedient, um die Diktatur Pangalos' zu zerstören, weil diese die einzige Macht sei, um dre Tyrannei zu Fall zu bringen. Sobald Admiral Konduriotis eingetrosfen sei, werde er die Führer aller Politischen Parteien zusammenberufen, um ein unpolitisches Kabinett zu bilden, das sich besonders der Besserung der Wirtschaftslage zu widmen habe. Nach der Bildung der Regierung würde die Armee von jeder Politik ferngehalten werden. Erbitterung gegen Pangalos. Als das Automobil, in dem Pangalos nach Athen zurückgebracht wurde, das Flllchtlingsviertel passierte, ver suchte die Menge, den ehemaligen Diktator zu lynchen, und es gelang den Begleitmannschaften nur mit Mühe, ihtt freizumachen. Der Frau des Generals Pangalos ist es nicht gelungen, ins Ausland zu entfliehen. Die Zeitungen bedienen sich der wiedergewonnenen Pressefreiheit und zählen nicht weniger als dreihundert von Pangalos ge machte irreguläre Geschäfte auf. Durch die einzuleitende Untersuchung würde sich ergeben, daß es sich um einen wahren Skandal handele. Mit Ausnahme von Pangalos, dem Staatssekretär Matrh und Generalstaatsanwalt Buf- fides sowie drei weiteren Persönlichkeiten find sämtliche Personen, die festgenommen worden waren, wieder frei- gelassen worden.