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seine spüle Geburt hatte die Hoffnungen des Prinzen Dagobert vernichtet. Der Riß zwischen ihm und dem Vater war seither immer noch wieder geheut, ^ber jetzt — wenn derselbe Alles erfahren sollte, was wie ein Alp auf Prinz Hein- rich's Seele lastet, dann — nun, wie Gott will! Er seufzt auf und hebt den Kopf wieder, um nach der Uhr zu sehen. Die Zeiger derselben waren um eine Viertelstunde vorgerückt. In diesem Moment tritt anch der Kammerdiener wieder ein: „Königliche Hoheit, es ist jetzt höchste Zeit, daß Sie an die Toilette denken." Der Prinz springt auf und streicht sich das Haar aus der Stirn. „Nun ja denn, putze mich heraus, Beß- mann, ich komme." Er geht in das Ankleidezimmer und sieht die Uniform mit Orden übersät daliegen, und dabei wird ihm so heiß zu Muthe, so elend. „Nein," rnft er, „nimm den Kram wieder herunter, ich mag mich heute nicht damit behängen. Fort damit, nur den Hausorden will ich haben — den Stern und die Kette." Der Diener gehorcht kopfschüttelnd. Nach kurzer Frist ist der Prinz angekleidet. Er tritt in den Salon zurück; er ist sehr bleich, und sein Auge hat einen fiebernden Glanz. Eine Weile steht er in der Mitte des Raumes, dann ergreift er plötzlich ein Licht, tritt vor den Spiegel nnd betrachtet seine Züge. Ueber seine Lippen kommt ein jähes Auflachen. „Ja, so! — so! heiter, sorglos, Heinrich! So, immer gelächelt, immer verbindlich, daß keiner den Niß Deines blutenden Herzens hinter der Larve sieht." In diesem Moment klopft es, nnd der Adjutant er scheint. Es ist der Lieutenant v. Grolmann. Der Prinz wendet sich hastig um. „Ist es schon Zeit?" „Zu Befehl, königliche Hoheit, der Wagen wartet bereits." „Grit," antwortet der Erbgroßherzog. — „Beßmann, wo sind meine Haudichnhe — vorwärts also!" Damit verläßt er das Zimmer und schreitet durch eine Flucht öder, nur mäßig erhellter Säle der Treppe zu. In dem „goldenen Saal" rind den daranstoßenden „türkischen Gallerien" ist der ganze Adel der Residenz und was sollst nur irgend Hofzntritt hat, versammelt. Die älteren Damen stecken die Köpfe zusammen, streichen die eigenen Töchter heraus und klatschen abfällig über andere, während die Herren des Hofes den Kopf über der gold gestickten Brust dermaßen emporgereckt haben, als sei es ihnen unmöglich, anders als von der Höhe des Empfindens auf die übrige Menschheit herabznblicken. Der alte Fürst Meerbnrg-Steinholz ist zu der Gräfin Coß getreten und hat ihr etwas in's Ohr geflüstert, was die Dame ungemein zn interessiren scheint, denn ihre Augen werden ganz rund. „Wirklich, Dnrchlaucht? Nein, wie ich gespannt bin auf das Weitere." „Ja," fährt der Fürst fort, „gestern im Theater küßte er die Hand." . „Ah, das sagt viel —" „Und heute Morgen, beim Gang durch die Musem, " hat er sie auch begleitet." „Nun, ja doch, ich wußte übrigens längst, was im Werke sei. Die Malitzin hat es mir schon vor Wochen mitgetheilt, daß der Großherzog und die Großherzogin diese Verbindung wünschen. Sodann der Besuch unserer Herrschaften drüben, und nun der Gegenbesuch der Hoheiten hier! — Heute wird er sich sicherlich erklären; und in den Staatsanzeiger kommt alsdann der altbewährte Artikel, wie, wo, nnd warum die Herzen von Heinrich lind Amalie sich gefnnden haben. Amalie! — Ich frene mich herzlich, daß wir wieder eine Großherzogin Amalie bekommen! Es weckt meine Erinnerungen, als ich jung war, und Hof dame bei der hochseligen Großherzogin-Großmutter — sie hieß auch Amölie — ja ja, Durchlaucht, wenn also —" Ein dreimaliges Pochen unterbricht den erinnerungs reichen Redestrom der alten Dame; der Hofmarschall hat mit seinem Stabe anfgestoßen, zum Zeichen, daß die aller höchsten und höchsten Herrschaften nahen. Die Damen streichen heimlich die Schleppe zurecht, und die Herren drehen noch einmal die Schnurrbärte, und legen alles Feuer, über das sie verfügten, in ihre Blicke. Jetzt öffnet sich die Thttre. Die hohen Gäste, geführt von den Wirthen, dem Grobherzog und seiner Gemahlin, treten in den Saal. Prinzessin Amalie am Arme des Prinzen Heinrich folgt, und hinter diesen an der Seite des Prinzen Georg schritt Prinzessin Klementine, die einzige Tochter des Hanfes. Den Beschluß machte Prinz Dago bert und der lange Troß der Adjutanten und Hofherren. Die Herrschaften machen, nach allen Seiten hin grüßend, einen Nundgang durch den Saal und nehmen unter einem Baldachin aus gelber Peluche und Silber brokat Platz. Prinz Heinrich ist sehr bleich, was allgemein bemerkt wird. Seine Lippen sind fest geschloffen und beinahe blutleer. Die alte Gräfin Coß kann es nicht unterlassen, ihrer Nachbarin zuznflüstern: „In meiner Jugend sah der glückliche Bräutigam eines so schönen Geschöpfes doch anders aus." Die Umstehenden hören es, es entsteht ein Getuschel, alle Augen richten sich auf den Prinzen, welcher unwillig darüber die Stirn runzelt. (Fortsetzung folgt.) Radenauer Anzeiger und ,er 6I>, 10. Jahrgang. Nummer 53 Dienstag, den 11. Mai 1897. Nr. k/ Ans- l3. 14. Gesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangs- 15. 16. Gesetz wegen Abänderung des Gesetzes, betreffend „Die Zeit hat manche Throne umgestürzt, rind die nd M , t steht doch noch- Also was macht es aus, ob einer Nabend ^'üger oder mehr ist, oder welche Familie herrscht!" u. dmB' ua: -- «, Verwaltung. Einführungsgesetz zu dem Gesetz über dieZwangsversteigeruug und dieZwangSverwaltung Grundbnchordnung. öder, ö. Sein ganzes Dasein war ein unansgesetzter Kampf dem Vater, denn ihre Natnren waren von jeher so bümdverschieden, daß sie unmöglich in Harmonie neben Lander leben konnten, zumal bei dem kalten, starren /'Elnpeuunent des Großherzogs. Es hatte Jahre gegeben, Ehrend welcher die Spannung zwischen ihnen eine solche daß der Prinz in dieser Zeit das elterliche Haus wechmipt nicht betrat. Geschäftige Zwischenträger hatten Golfen, die Entfremdnng zwischen Beiden immer größer ^rden z>, lassen, nnd namentlich waren es die nächsten Agnaten des HanseS, die Prinzen Georg und Dagobert Gesetz, betr. die Feststellung des Neichshaushalts- Elats für das EtatSjahr 1897/98. Gesetz, betr. die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Neichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahnen. Gesetz, betr. die Feststellung des Hanshalts-Etats für die Schutzgebiete auf das Etatsjahr 1897/98. Gesetz wegen Verwendung überschüssiger Reichs einnahmen zur Schuldentilgung. Bekanntmachung, betr. Ausführungsbestimmnngenz. Gewerbeordnung. dienst im Baufache betr. 20. Verordnung, die weitere Ausführung des Gesetzes über das Staatsschulobuch betr. 21. Bekanntmachung, die dermalige Zusammensetzung der Landrenten-, Landeskulturrettten- und Alters- die Beschlagnahme des Arbeits- oder Dienstlohnes, und der Civilprozeßordnung. Bekanntmachnng, betreffend Aenderung der Betriebsordnung für die Haupteisenbahnen Deutsch lands vom 5. Jnli 1892. Bekanntmachnng, betreffend Aenderung der Normen für den Bau und die Ansrüstung der Haupteisenbahnen Deutschlangs vom 5. Jnli 1892. Bekanntmachnng, betr. Aendernng der Bahn- ordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands vom 5. Juli 1892. 17. Verordnung, betreffend die Erfüllung der Dienst pflicht bei der Kaiserlichen Schutztrnppe für Süd westafrika. Verordnung wegen Abänderung der Verord nung vom 22. Januar 1874, betreffend die Ver waltung des Neichskriegsschatzes. 18. Frcundschafts-, Handels-, Schifffahrts- und Kon sularvertrag zwischen dem deutschen Reiche und der Republik Nicaragua. 19. Vertrag zwischen dem deutschen Reiche und der Schweiz, betr. die Einrichtung schweizerischer Neben- zvllämter ans badischem Gebiet und die schweizerische Zollabfertigung am Grenzacherhorn. 20. Bekanntmachung, betr. die dem internationalen Uebereinkvmmen über den Eisenbahnfrachtverkehr Ihre Ke t Mld »ast kaufen Vermischtes. — Das Brandunglück in Paris. Die Pariser Blätter sind überfüllt mit Schilderungen der Katastrophe, als der Brand ansbrach und die Menge in wahnsinniger Flucht auf die Straße herausstürzte. Damen wurden nieder getreten und wanden sich mit gräßlichem Hilfegeschrei unter den Füßen der Flüchtenden. Im Innern war die Panik deshalb so furchtbar, weil in wenigen Sekunden da- aus Theerleinwand bestehende Dach brannte nnd bald den Flüchtenden auf die Köpfe stürzte. Die Leichen waren derart in einander geschlungen, daß man mehrfach ihre Glieder brechen mußte, um sie von einander loszumachen; zumeist ist der obere Theil des Körpers verbrannt, der untere unversehrt. Personen, die sich im Innern befanden, erzählten, daß Herren wie toll auf die flüchtende Menge geschlagen haben, am sich Bahn zu brechen; Frauen lehnten wie gelähmt an der Wand, wehrlos den Tod erwartend. Eine Ordensschwester erzählt, als sie flüchtete, sei ihr eine elegante Dame in den Weg getreten, habe sie geküßt und mit den Armen umschlungen mit den Rufen: wir werden zusammen in den Himmel fahren. Nur mit größter Kraft anstrengung konnte sich die Ordensschwester von ver Um schlingung löse». Die Brasilianerin Madame de Silva lief mitten durch die Flammen ins Freie, indem sie ihre beiden Kinder mit ihren Kleidern zu schützen suchte. Alle drei sind gerettet, wenngleich die Mutter schwere Brand wunden erlitt. Zahlreiche heldenhafte Nettungsthaten werden gemeldet. Ein Arbeiter drang mehrmals in die Brandstätte ein trotz der Brandwunden, die er an der Hand erlitten hatte. Unter den Verunglückten befinden sich auch mehrere Pfleglinge des Blinden-Jnstituts, welche Erzeugnisse ihrer Anstalt frilgeboten hatten. findlicht Vre er FrB chen, HenuB Mädchck' äohma^ d MiM alt, dt" Donnerstag, den 13. Mai d. I., Jahrmarkt in Aavenau Der Stadtgemeinderath. ViiUig. pi hab/» rlle NB erstes en Lei«* arth. zleib's mbons nnittet. g! >/o EuB 0 Pfg. tiöbet. Zeitung für Seifersdorf, Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hamsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. ' (Nachdruck verbo»».) Der Weg zum Throne. Novelle von Carl Felix v. Schlichtegrvll. — Der Großherzog vernahm diese Worte mit einem !^l'en Entsetzen, einem Grauen, als höre er die Posaune ° ^.gsten Gerichts. » »Das ist Rebellion," rief er heftig. „Das wagt ein s E ^>abe seinem Fürsten zn sagen, seinem Herrn! Ja, mag !si JMV v,x „ns VE Throne stoßen, so müssen wir wenigstens Elisabc Ais unseren Plätzen fallen. Wir selbst dürfen kein Titel- uns vergeben von unseren Rechten Pflichten! Du M mir Dinge gesagt, Heinrich, die ich nicht hören darf, /'Eder als Fürst noch als Vater. Aber ich will dieselben , rgessen, denn ich nehme an, daß Dn Dich in einem '"bedachten Moment fortreißen ließest. — Geh, Heinrich, ^tsinne Dich, daß ich die Macht Hütte, das zu thun, was angedeutet hast. Geh, Dn kennst meinen Wnnsch, "Einen Befehl, und ich erwarte, daß Prinz Heinrich den- ^ben erfüllen wird." Bekanntmachung. . Eingegangen ist: Gesetz- nnd Verordnungsblatt für ^Königreich Sachsen. 4. Stück vom Jahre 1897, enthaltend: "> 19. Verordnung, die Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den höheren technischen StaatS- beigefügte Liste. Die Eingänge liegen 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht hier aus. Rabenau, am 10. Mai 1897. Der Bürgermeister. willig. VorwF ^naten des Hauses, die Prinzen Georg und Dagobert Schw-B Evesen, die Alles daran zu setzen schienen, den Erbgroß- 531» SS ?ttzog h« seinem Vater zu diskreditiren. Er war den Elden im Wege bezüglich ihrer Aussichten auf den Thron; , Er winkte mit der Hand, nnd der Sohn verließ Mankenden Schrittes das Gemach. Ec taumelte durch gt etlfl 'E Gänge des Schlosses und erreichte seine Gemächer, Nlllhf daß er gewußt hätte, wie er dorthin gekommen war. <> Die Uhr auf dem Kaminsims beginnt zu schlagen. utyen.^ <er Prinz hebt die Angen und blickt auf. Noch eine 5"mde Gnadenfrist! Er schließt die Augen wieder und larkt Avpf zurück auf die Kissen. , -. Wie wird Alles enden, wie werden? Er fürchtet :i»e, Ul' Bater und dessen Energie, er fürchtet sein eigenes Caches, wankelmüthiges Herz. Es ist bisher stets unterlegen. inii. eine! c> n- (6«°' ckoutscb' OllroB »uz ä«» LVN rentenbank-Verwaltung betr- k Ferner ist eingegangen: Reichsgesctzblatt "Er. 12.