Volltext Seite (XML)
M.I« Et»»». >« «prtl i«» «r-stans-rlN: »achrlchte» »re»d,n g«rnIvr«ch«-Pau>m«Inummer: L-L11 R« VN NackilgelpiSch«: Schri'tleUung u. HuuvIgelchLIlsftellr: Lreldea - «. l «artenftra^e »8,48 «e,i>a»ae»r>hr vom »I« 80- «vr« ,,R> bR ,»gli« ,we!maNs« ZnstoNm,,, ,n4 Hau» 1.70 VN. Lollbe^ugtvrei« sür Monat AprU 8.40 Ml. rmlchl. »s PIg. Postgebühr lohn« Post,usteüungtgebühr>. Einzelnummer lo Psg., auherhalb Irelden« lb Big. Anaeisenvreste: Die Anzeigen werden nach Poldmark berechne«: die einipallige »0 mm breite Zette Sb PIg.. lür au«wär<« 4ü Big. gamUten- anjeigen und Gtellengeiuche ohne Rabatt lb Big., auberhalb üb Big., die »v mm breite Rektamezeite Sstü Psg., auberhalb Sbü Psg. vsiertengebühr »0 Plg. Äluiwitrttge Auiträge gegen BorauSbezabtuna reust «. Beklag: Nepich st Reichard«, Dreioen Bostichest-lllo lv«s Lre»den Nachdruck nur mit deutt.Quellenangabe lDreSdn. Nachr.i,»lästig. Unverlangte Lchriitftücke werden nicht auibewobr« Neues SWegramm -er ReWreglerung Besinn -er Kabmettsverhanölungen Berlin» IS. April. Zum Oftprogramm der Reichs- regierung erfahren wir von authentischer Seite folgende Einzelheiten: Die Besprechungen zwischen dem Reichs- ernährungsministcr und dem Reichskanzler unter Zuziehung anderer Ressortminister haben im Lause des Dienstags aus Grund der seinerzeit bei Schiel es Eintritt in die Sieichsregieruug formulierten Grundlagen ihren Ansang ge nommen. Die Borlage ist so weit gefördert, daft mit einer Verabschiedung im Kabinett voraussichtlich in der ersten üabinettssttznng nach Ostern gerechnet werden kann. Die in der dem Retchsrat seit einiger Zeit vorliegenden Denkschrift des alten Kabinetts enthaltenen all gemeinen Gesichtspunkte für das Ostprogramm dürsten nnr zum Dell in die neue Vorlage übernommen werden. Ein grundlegender Unterschied besteht schon darin, das, nach dem alten Plan aus zehn Jahre Mittel im Gesamtbeträge von etwa SSO Millionen Mark gegeben werden sollten, von denen als erste Rate in dem ordentlichen Haushalt bereits 22 Mil lionen Mark eingestellt sind, während die neue Vorlage sich am einen Fünsjahresplan beschränkt Dabei ist nach den schon beim Eintritt Schleies in die Regierung sestgelegtcn Gesichts punkte» mit ganz erheblich höheren Beträgen sowohl in der Gesamtsumme als auch in.dcn einzelnen Jahres raten zu rechnen. Die -Hauptpunkte des neuen Programms sind die besonders aus die La n d w i r t s ch a s t angeschnittene Lastensenkung, die B esttzb e sestigu ng und die Umschuldung. In dieser Beztelmwg geht hi« «»»lag« »eit über de« alle» Pia» hi«««S. Anderseits dürsten die alten Pläne jn zahlreichen Einzel- siagen der Verkehrsregelung, der sozialen Hilfe usw- nicht übernommen werden. Es ist jedoch wohl damit zu rechnen, da« dieser Teil unter dem alten Et a t ö t i t c l im ordentlichen Haushalt, also unter Absonderung von der speziellen Osthilse, bestehen bleibt, wobei sich unter Umstanden der Betrag von 22 Millionen Mark etwas verringern dürfte. Weiter sieht der neue Plan ein geographisch wesentlich größeres Wirtschaftsgebiet als der alte Plan vor, der sich nnr auf einen verhältnismäßig schmalen Grenzstreifen beschränkte. Es kann damit gerechnet werben» daß das neue Ost, Programm die sechs preußischen Ostprovinzen, beide Mecklenburg und angrenzende Gebiete umfassen wird. Im Gegensatz zu der bisherigen Praxis ist auch bei der Be arbeitung der neuen Ostvorlage das R e i ch s m i n i st c r i u m für Ernährung und Landwirtschaft sedersührend, mährend das bei der srüheren Vorlage das Rcichsinnenmini- jierinm war. Wie wir weiter erfahren, dürfte im Rahmen des Ost- programms das bisherige O st preußenkomm ij- sariat überflüssig werden. Die Uobcrwachung der Durchführung des Ostprogramms dürfte unter der Ober leitung der Zentralstellen in Berlin ln die Hände auto nomer P r o v i n z i a l a u si ch ü s s e gelegt werden. Ser MMrat nimmt die NeimgMe an Berlin, IS. April. Ter Retchsrat nghm in seiner Sitzung am Dienstag, die vom Reichssinanzmtnistcr Dr. Molden- Hane r geleitet wurde, die am Montag vom Reichstag bc- Ichlosscnen Gesetze über Zollänücrungen und die Tteucrgcsctzc an, ohne Einspruch zu erheben. Der Vertreter Thü ringens enthielt sich bei allen Abstimmungen der Stimme. Neichssinanzminister Dr. Moldenhauer gab dann in kurzen Ausführungen seiner Befriedigung darüber Aus druck, daß durch die Zustimmung des Reichsrates nunmehr das gesamte Gesctzgcbungswcrk zur Sanierung der Reichskasse abgeschlossen sei. Wenn der Etat so verabschiedet werde, wie die Negierung ihn vorgelegt habe, so werde, wenn nicht außer gewöhnliche Verhältnisse eintretcn, nicht mit einem so großen Defizit zu rechnen sein, wie im vergangenen Jahre. Das werde zur Stärkung des Kredits des Reiches und damit auch der deutschen Wirtschaft beitragen. Nach der erfolgten Kasi'en- sanicrung wolle die Negierung im nächsten Jahre zu jener Steuersenkung schreiten, ans die die Wirtschaft rechnen muß, wenn sic die ihr aiiserlegtcn schweren Lasten tragen ugd wett- bewerbssähig bleiben soll. Der Reichspräsident Hat bereit» am Dien-taguach» mittag die Gesetze durch seiue Unterschritt voll zogen. » - Brüning beim Reichspräsidenten. Der Reichspräsident empfing am Dienstag den Reichskanzler Dr. Brüning z u in Bortra g. Kaas an Brüning Rom, 15. April. Der zur Zeit in Rom weilende Vor sitzende der Deutschen Zentrumspartei, Prälat D r. Kaas. hat nach Bekanntwcrden der Reichstagöabstimmungcn an Reichskanzler Dr. Brüning folgende Drahtung gerichtet: Ansrichtigen Glückwunsch zu der in schwerem Ringen er kämpften freien Bahn für weitere Arbeit. Ich hoffe, daß der ans der Notlage von Staat und Volk erwachsenen staatspoli- tischcir Ordnung»- und Ausbausront, deren Führung Ihnen ohne Ihr Wollen zngcfallcn ist. eine fruchtbare Tätigkeit im , Geiste der Versassniigstrenc, Sachlichkeit und Sammlung bc- > schieden sein werde. Mit treuen Freundesgrüßcn Ihr Kaas. BlutiM MmmeaMi la Kalkutta London, 1.5. April. Im Lause des vom indischen National- kongreß wegen der Verurteilung von Pandit Nehru und des Bürgermeister» von Kalkutta angeordneten Trauertagcs ist cs am Dienstag in Kalkutta zu sehr ernsten Unruhen gekommen. Die Menge versuchte in verschiedenen Teilen der Stadt, den Verkehr zu unterbinden, und setzte sich gegen die Polizei mit Stcinwürscn zur Wehr. Die Straßenbahnlcitungcn wurden durchschnitten» zwei Straßenbahnwagen in Brand gesteckt und drei weitere zerstört. Jeuerwehrleute, die das Jener löschen wollten, wurden mit S t e i n w it r s c n empfangen. Ein Polizist, der einem bedrohten Kameraden zu Hilfe eilen wollte, feuerte ans die Menge. Eine Engländerin, die sich trotz der polizeilichen Warnungen aus einem Motorrad den Weg durch die Menge erzwinsen wollte, wurde hernnter- gerissen und mit Steinwürfen derart zugerichtet, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Ihr Motorrad wurde völlig zerstört. 13 Personen, darunter zwei Verwundete, sind verhaftet worden. Mehrere Aufständische sollen getötet worden sei«. Nach Wiederherstellung -er Ruhe blieb bewaffnete Polizei an den gefährdeten Stellen. Panzerkrastwagen fahren durch die Straßen. In Bombay wurde infolge der Verurteilung von andtt Nehrn die Börse für zwei wettere Lage geschlossen, n Ahmedabad hat der Gerichtshof am Dienstag nicht amtiert. Die Gemcindeschule, sowie die Geschäfte der Hindus waren geschlossen. Die Baumwollspinnereien mußten wegen Fernbleibens der Arbeiter gesperrt werden. Als Protest gegen die Verweigerung der Anerkennung des auf indischen Uni versitäten erworbenen Doktorgrades haben die Drogisten und Apotheker in Kalkutta einen Boykott britischer Heilmittel beschlossen. Das nach dem Unruhogebtete entsandte Mitglied der indischen Regierung ist nach Bombay zurückaekehrt, wa» tn britisch-indischen Kreisen dahin ausgclegt wird, -aß keine un mittelbaren Maßnahmen gegen Gandhi beabsichtigt sind. „Graf Seppelin" über Frankreich Paris, 15. April. „Graf Zeppelin" passierte auf seiner Spaniensahrt um 15,55 Uhr bei strömendem Regen Basel. Das Lnstschiss flog wegen der dichten Wolken sehr tief, so daß cs in allen Einzelheiten genau beobachtet werden konnte. Die Positionsmeldungen des Luftschiffes „Graf Zeppe lin", die in Paris eingehen, lassen sich zeitlich wie folgt zu sammenstellen: 4,30 Uhr Belfort. Höhe 400 bis 600 Meter, 5,13 Uhr Besä «von, geringe Höhe, wolkig, 6,50 Uhr Dijon, 800 Meter Höhe, Kurs nach Lyon und Bordeaux. Durch einen Junkspruch hat das Luftschiff um 7 Uhr wissen lassen, daß an Bord alles wohl ist. Die Funkstation des Hafens von Bordeaux hat folgen den Junkspruch, datiert 9 Uhr Grcenv. Zeit, aufgesangen: „Wir überfliegen Mo n t m o r t l l o n." jMontmorillvn liegt in der Nähe von Pottters.) Das Wunder von Konnersreuch Die Wundmale der Therese Neumann bluten wieder Berlin, 15. April. Mit Anbruch der kirchlichen Fastenzeit haben bei Therese Reumann in Konnersreuth die ekstatischen JreitagSleiden wieder mit »oller Wucht eingesetzt. Während sie in der übrigen Leidens-«» nur ans dem Herz» ftigma und den «opfftigmen blutete, begann ihr Blut wiederum aus den Hand- und Fußwundmaken sowie ans den Schulter» wnnbmalen zu stießen. Daz« kommt der große Blntverlnsi durch die Blutträneu. Therese Reumann ist sehr geschwächt durch diese Leiden. Jeder Besuch würde gegenwärtig als schwere Belästigung und kaum erträgliche Belastung empfunden. Die Zahl der Besucher ist infolge der Beschränkung tn der Ausgabe der BesuchSschetne, die durch bas erzbischöfliche Ordinariat er folgt, verhältnismäßig klein. An Freitagen soll das Hans Neumanns jetzt selbst denjenigen verschlossen bleiben, die mit einem bischöflichen Besuchsschein kommen. Jn jüngster Zelt kündig« sich bei Theres« Nenmann eine neue entwickln«« an» über die »« schreibe« aber «och ver früht ist. Geschäfte ES gibt noch Geschäfte, man muß sie nur zu machen ver stehen. Das Geld? Es liegt noch heute aus der Straße. Man muß es nur zu finden wissen. Freilich, eine gute Por tion Unbedenklichkeit, ein etwas derbes Gewissen und sehr viel Skrupellosigkeit sind unerläßliche Voraussetzungen. Und noch eines. Man muß in der Stadt des Heils, in Berlin, wohnen und gute Beziehungen zu gewissen Stadtvätern unterhalten. Dann scheffelt man das Geld millionenweise. Wir kennen ja unser Berlin, das aus seinen Unternehmungs geist so stolz ist. Zumal damals, als noch der Demokrat Bös; und die kleineren Leuchten der Sozialdemokratie un behelligt ihres Amtes walteten. Ihr Ehrgeiz war, Berlin zur Weltstadt zu machen. Es bekommt das größte Hallen schwimmbad. das größte Stadion, den höchsten Funkturm des Kontinents. Vöß veranstaltet eine Festspielwoche nach der anderen. Die Fremden sollen kommen und sehen, was der Oberbürgermeister in seiner verblendeten Eitelkeit aus der Reichshauptstadt gemacht hat. Auch die Bergnügungsindu- stric witterte die gute Konjunktur. Die Tanz- und Varietö- paläste schießen wie die Pilze nach dem warmen Regen empor. Und das Ausland kam, staunte und meldete nach Hause, man pflastere in Deutschland die Straßen mit Gold. Man hatte Berlins glänzende Fassade gesehen, aber nicht das, was sich dahinter verbirgt, das Elend der Arbeitslosen, die Sorgen der Wirtschaft und die Not der Wvhnungslosen. Man konnte es in Berlin nicht sehen und erst recht nicht in der Provinz, die man gleichfalls nach der Berliner Fassade einschätzte. Die Quittung ist man uns nicht schuldig ge blieben. Jn Paris und im Haag wurde sie überreicht! Unterdessen ist es ja in Berlin anders, ganz anders ge worden. Die Scheinblüte städtischen Unternehmungsgeistes ist in einem enormen Schulde nmeer erstickt. Auch die Staatsaussicht blieb der Reichshauptstadt nicht erspart. Jetzt geht man sogar daran, das Schulwesen abzubauen, um ein bißchen Luft zu schassen. Aber nicht nur Großmannssucht ist an diesen Verhältnissen schuld. Schuld ist vielmehr auch eine unerhörte Korruption, die sich in der städtischen Verwaltung breitgemacht hatte. Mit dem Sklarckskandal be gann es. Aber das war nur ein Anfang. Die Grund stücksgeschäfte, die der Stadtrat Busch mit einigen ge rissene» Geschäftsmännern tätigte, stellen die Sklarckgcschäfte an Unbedenklichkeit völlig in den Schatten. Was hier der Untersuchungsausschuß in diesen Tagen ans Licht gebracht hat, spottet jeder Beschreibung. Wie immer, ist der Ober bürgermeister Büß völlig ahnungSlvs. Er ist zwar durch die Presse gewarnt worden; aber darauf hört man doch nicht! Zuschriften aus dem Publikum wurden ignoriert. Er ver traut dem Grundstttcksdczcrnciitcn, Stadtrat Busch, grenzen los, obwohl er gegen ihn selbst einmal eine Untersuchung führen mußte, die, wenn sie auch nichts Positives ergab, doch binreichtc, um ihn von dem Schlachthosdezernat zu entfernen. Ausgerechnet deshalb hielt man ihn für geeignet, das Grund stücks- und das Krcditdczernat zu verwalten. Dort entfaltete Stadtrat Busch ungestört seine Talente. Er kaufte für die Stadt große Güter auf. Aber nur durch Mittelsmänner. Direkte Geschäfte machte er grundsätzlich nicht. Die Güter Biesdorf und Düppel wurden der Stadt zwar von den Besitzern selbst angebvten. Büß lehnte ab. Die Stadt habe kein Geld. Das war im Jahre 1924. Zwei Jahre später ließ Stadtrat Busch durch seine Mittelsmänner die Güter zu Preisen erwerben, die um Millionen- bcträge höher waren, als die ursprünglichen Angebote. Beim Kauf von Biesdorf erhielt der Ver mittler Maltking 300 900 Mark, obwohl seine Dienste völlig unnötig waren. Noch schlimmer war es beim Kauf vvn Düppel. Naclchem der Magistrat daö Verkaufsange bot des Besitzers abgclchnt hatte, erschien ein Herr Htller bet dem Besitzer, um ihm für das Gut, statt des ursprüng lich geforderten Preises von 6 Millionen, aus freien Stücken 6 Millionen zu bieten. Bereits vorher hatte der geschäfts tüchtige Htller dem Stadtrat Busch das Gut, das er über haupt noch nicht gekauft hatte, für 7H Millionen angebvten und eine Zusage erhalten. Auf eine Frage im Unter suchungsausschuß, wie er dazu käme, Güter anzubteten, die er gar nicht besitze, erklärte Htller großzügig, er könne selbst die Siegessäule verkaufen, auch wenn sie ihm nicht gehöre. Und als ihn der Abgeordnete Hosfmann fragte: „Sie verkaufen wohl auch den Mond?", ant wortete dieser Zyniker: „Den können Sic auch haben, wenn Sie wollen." Da Hiller selbst nicht einmal über das Geld verfügte. Düppel zu erwerben, streckte ihm Stadtrat Busch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kreditan-schusses auch noch das Kapital vor, mit dem Hiller die Stadt so gründlich ausbcutete, daß ihm ein Profit von l,5 Millionen verblieb. Bedenkt man, daß die Stadt das Gut ursprünglich statt der 7L Millionen für 5 Millionen hätte erwerben können, so läßt sich der Schaben der Stadt wohl ermessen. Böß, obwohl schriftlich vor HtllerS teurer Vermittlertätigkett gewarnt, sah diesem Treiben mit Seelenruhe zu. Er erhielt ja dafür vvn Hiller 30000 Mark für seinen Kunst- fonds überwiesen! Für Böß mar jedes Geschäft tn Ord nung, wenn er dabet nur für seine Festsptelwochen Geld her ausschlagen konnte. Daß Stadtrat Busch selbstverständlich die Vermittler nicht aus reiner Nächstenliebe au den Grundstücksgeschästey