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Verantwortlicher Redakteur: VanlIebne. - Druck und Vertag: «arl Ieftne ix Dippoldiswalde. ^60000^ Donnerstag den 3. März 1921 87. Jahrgang Nr.S2 dauptmannschast 75 Pfg^ im amtlichen TeU (nm von Behörden) die Zeile 200Mg.— Sinsesandt imd Reklamen 260 PK- WeHeritz-Jeilung Taaeszeiluna an» Anzeiger fiir DWEswMe, SchmieSeberg U.U. Netteste Zettung-es Bezirks »—7 «ierlestährNch ÄMK.ohneZw- BkZUgvpW: vagen. - Einzelne Nummern SO Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. Postscheck konto: Dresden 12548. Sieles Blatt ealhSN -le amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannfchaft, -es Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Dippot-iswat-e Dlppoldiiwald«, am l. Mär, 1921. vm SMätrat. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt vuchdruckerei Carl Iehne. Oertiiches und Sächsische». Dippoldi«wald«, 2. März. „Macht und Ohnmacht d« Erziehung" lautete da» Thema, da« Herr Schulrat Sturm gestrrn abend im Gew«brv«rln lm gut besuchten Reich,tronensaalr behandelte. Der »ortrag hätte allerdings einen noch viel stärkeren Besuch verdient, besonder, auch au» Arbrittrkrrisrn, schon um deswillen, «eil diese heute mehr al» früher lm Schulauslchutz, im Titernrat, in dem Gemeinde- rat usw. ln Erzirhungssragen milzurrdrn haben und weil der Herr Vortragende ein anerkannter Fachmann ist und seine Aa,führungen in feder Hinsicht „neutral" waren. Line Ueberraschuny, die dem Grwrrbrorrrinsvorstandr bereit» im Laufe de» Tage» wurde, wurde den Vortrag,besuchern am Abend an der Kasse: e» muht« Llntrittilartensteuer entrichtet werden. Lin Gesuch um Befreiung hiervon wurde abge lehnt. Der Sewerbeoerein,Vorstand hatte aber auf Erfüllung seiner Bitte bestimmt gerechnet, da ,» sich doch um einen rein wissinschastltchrn und belehrenden Vortrag handelte. Er muhte sich jedoch dahin belehren lassen, bah die Möglich keit bestehe, bah der Vortrag teilweise auch unterhaltend sein könne, wa» ohne Durchsicht de» Manuskript» nicht frstzu- stellen sei, und weiter werde teilweise Lintrittegeld erhoben. — Herr Schulrat Sturm führte aue: Heute, zwei Jahre nach dem Weltkriege, stehen wir in einem neuen schweren Kampfe. Wir kämpfen um den Wiederaufstieg de» deutschen Volke». Preußen habe sich von seinem Jena, Frankreich von seinem Sedan erholt, nach der Ansicht führender Männer von da- mal» dank der Erziehung. E» gibt keinen Wiederaufbau ohne Erziehung! Andere behaupten da» Gegenteil. Und doch: Waren wir nicht stolz aus unsere Schulen? E» gilt die Frage zu beantworten: Wa« vermag Erziehung? Die Gegner, di« Pessimisten, sagen: der Charakter und die vegobung sind von Natur gegeben, sie sind ererb«; gegen die Vererbung vermag di« Erziehung nicht» sZola, Ibsen, Schopenhauer). Letzterer behauptet, daß der Mensch den Charakter vom Vater, di« Jni«lltgenz von d«r Mutlrr erbt, and sucht au» zahlreich«» geschichtlichen Prrsonrn au» all«n Zelten zu b«w«tsen, daß dt«s«r vrrrrbung gegenübtr alle Lr- zlehuno,versuche vergeblich waren und sein müsse». Der er erbte Charakter sei unveränderlich. Diese Behauptung der Pessimisten sei aber «In« stark« Uebuketbung «in» beobach- 1«j,n Tatsachr, nämlich dir nicht bestritt«,«» vrrirbung. Ei», Tatsache sei aber auch die Vrrwandlung»fähigk t de« Cha rakter». Sie w«d« u. a. bewiesen durch di« wissenschasllich einwandfrei seftgrstelltrn Lrsolgr von Hypnose und Suggestion <«us di» Redner näher einging), aber ebenso durch Ersolg« der Erziehung. Gewiss sei letztere nicht selbstschöpsnisch, d. h sie könne dem Kinde den Charakter und di« Begabung nicht geben, sondern »üss« mit den vorhandenen Eigenschaften de» Kinde« rechnen, und dürfe de,halb nicht Ichoblontstrrrn. Aber di« Erziehung tön»« Charakter und Begabung de» Kind» beeinflussen zum Guten, zum Nützlichen. Und da» sei ihre Macht. Die Er- soige der Erziehung besonder» durch di« Schuft, von der Volk»schul«, wi« übrrhavpt den Schulen für Normalbigabt«, bi» zu denen für Schw- -sinnig», Taubstumme, Taubstumm blinde und sittlich Entgleiste, weist nunmehr H«r Schulrat Sturm an einer großen Zahl von Beispielen in überzeugender Weis« nach und damit gleichzeitig den Irrtum Schopenhauer». Heut« sei unser Vaterland nicht mehr, da» Land dir Schulin" im siührrrn Sinn«. Klein«« Staaten seien ihm über. Eewttz, unsre Schul« Kist« vkl; ab«r manch«» s«t Verbesserung,- bedürftig. Duhaib müss« die Schul« nsormkrt werd»». Jetzt, wo dl, Knabenfortblldungsschuk gehoben, die Mädchen smtbildung,schul« elngesührt w«rden soll«, zeigten «ich ab«r Gegner und zwar besondu» ft, d«n landwirtschaftlichen Kreilen. Welchen vorteU ein« gut« Lrztehung aber grrad« der Landwirtschaft bringen könn«, beweis« di« Tatsache, daß m Am«,»« dk »egend«, mtt minderwertigem Boden und «'gänsttgurm «Uma, aber mit den besseren Schulonhältntsftn .. L^ten Ernknftäg« hätten. Ein nüh«lirkender vewei» s« Dänemark mit seinem da» unsre wett in den Schatten stellenden, Volkhochschuk genannten ländlichen Fortbildung,- «chnlwisen. Die dänisch«, stark e«portierende Landwktschast bub« kinrr^it. bedrängt von der amerikanischen Konkurrenz, 2"'' Eekteb vom «brmrban ,«l Viehzucht in so kurzer Hulund so erfolgreich umg,stellt, daß« gnechk Bewunderung L» fti und bktb« dk Wahrheit: Erziehung ist der stärkste Hebel bei dem notwendigen Wiederaufbau der Menschheit. Möge sie auch dem deutschen Volke sittliche Stärke und Freude an drr Arbeit wieder geben. Herr Schulrat schloß seine gedankenreichrn, in schlichte Worte ge- kleideten, aber gerade dadurch um so wirkungsvoller«», von den Zuhörern von Anfang bi» Lndr mit größter Aufmerksam keit verfolgten Ausführungen mtt der Aufforderung an jeder- man, an seinem Teile mit,»helfen an solch wahrer Erziehung«, arbeit. Lauter Beifall quittiert«. Herr Felir Jehn« dankt« drm Rednrr «am«»« di« Grwerbrvrrrin» und schloß mit dem Wunsch«: Möge die Aufforderung de» Herrn Schulrat Ersolg haben. Diesem wuusche schließen auch wir un» an. Dippoldiswalde, 2. März. Heute vor 50 Jahren teilte die „Weißeritz Zeitung" ihren Lesern den Friede»,schluß mit Frankreich mtt. Die Redaktion knüpfte daran den schönen Wunsch: „Möge der herrliche Friede on« erhalten bleiben, mögen zwei große Kulturnationtn versöhnt sich die Hände reichen, geeinigt im friedlichen Ringen für die besseren Auf gaben der Menschheit, für die Gesittung, dk Entwicklung der Bölkerfretheit, die Herrschaft drr Gerechtigkeit und die glück- lichen Genüsse de» Volkwohlstande«, die Früchte freudiger, friedlicher Arbeit!" Dtppoldirwalde, im März. Vor 25 Jahren wnrde Herr Ingenieur Ehemann zum Direktor drr Müllerschule gewählt. Die Einweisung erfolgte am 4 Juli. — In diesem Jahr« vollrnden sich auch 25 Jahre, seitdem Herr Gewerbe- studknrat Rlekert al« Assistent drr Müllrrschule angestrllt wurde. — Auch uns« Stadtkassierer Hrrr Schubert wurde im gleichen Jahre ak Ratrirpedirnt hier angestrllt. — Nach drr vom Reichawktschafkmlnister grtroffenrn Prrkfrstsrtzung darf vom Klrinhändlrr für da, ihm durch Straßrntankwagen drr Deutsch. Amerikanischrn Prftoleum. Grsellschast zugrsührle Prtrolrum nicht mrhr ak 7 M. 25 Pf. für da» Litrr ab Laden grfordrrt werden. Dieser Prek bleibt bk >5 März 1921 unverändert. — Erhöhung der Milchpreisr. Nach eingehenden Verhandlungen mtt allin brtelltgkn Kreisen drr Erzeug«, drr Molkrrrirn, dr» Mllchhandrk und drr Verbraucher drr vrrschirdrnrn Trilr dr» Land« hat sich da« Wkt'chafk mintstrrium entlchlosftn, den Stallprrt« stk vollmllch von t M. auf l,45 M. zu «höhru. In ähnlich« wrts« w«drn dir Zuschläg, und di« Hand,Kipannrn gestrig«!. Die For derungen drr Landwirt« ging«« üb«r di« brwilligkn Sätzr «rhrbltch hinou». DK Erhöhung tritt am 7. März in Kraft. — In den Spalten diese» Blatte« «schienen kürzlich (in Nr. 28) interessante Auesührongen über da» neue Verfahren drr rkNrtschrn Konservierung saftig« virhfultnmittrl. Rach näherer Erkundigung sind wir in d« Lagr, dir Richtigkeit und Zuonlässigkit drr dort Grsagtrn zu bestätig«. Zur Einführung d« Verfahren» in di« d«utsch« Landwktschast hat sich ont« Führung d« eirmin«.Schvckert-Werk dir Llektro- futttt-Gesrllschast m. b. tz. in Dr«drn A., Nostrn« Straß« l, grbildrt, die b««twllligft Auriünstr und Vrratung an Land wirt« «rtrilt. Zur Ergänzung dr» in dtrsrn Spaltrn ichon Berichteten sei »och daraus htngrwirs«», daß « nun auch — tm Sinn« rin« Strigrrung drr Prodostlon au» drm Bodrn — möglich ist, Futter pfianzrn, z V. drn ak vtrhsutt« «st- klasstg grschätzkn Drünmak, anzubaurn, die Mastenerträge abwnfrn und von srhr hohem Nährgrhalte sind. E« ist nicht gleichgültig, ob man von l Hektar Laud z. v. bloß 250-280 vopprlzrntn« gewöhnliche» Wirsrngra» «nkt od« 900 Doppel,entnrr Mak mit 800 Kilogramm Liwriß- «rnte und 5200 Kilogramm Stärkwttkrnte je Hektar und Jahr, wohlverstanden: solch intensiv« Fattnbau, solch höchst, Au,Nutzung d« Einheit FuIt«fläche ist «st jetzt mög lich, da allein da» ekkktsch« Konsnolrrung,verfahren solche Futterrrträgr zu einem auigrzrichneten und haltbaren Futter machen kann. Um dem Landwirt ein praktische» Beispiel von dn wtikung de» neuen Verfahren» in seinem Brtrieb zu geben, seien noch einige Zahlen, dk un» zur Verfügung gestellt worden, beigefügt: Nach üblichen versuch,angabrn kann man au» dem Ertrag ein« Hektar, wirs« von 250 Dopprlzentnrr Gra» 42 Doppelz,ntner Heu machen mll 856,4 Kt ogeamm Släikwrrtrn. Gelangt der Gra,«trag derselben Fläche zur «lrvitschen Kons« vier uv g, so «höht sich d« Gra» «trag auf 280 Doppel,,ntn«, weil man auch Schnitt, früh tm Frühjahr und spät i« Hnbjt v«w«nd«n kann. Mw Bntter-Znteiluug. Für dir laufen», Woche beträgt die auf dm Kopf der versorgangrburchttglen «es«- ,«u»g entfall,nde F,ttration LO g Butt«. D«r Pr,k brträgt: für 50 g Butt«: 1.35 M. ,»21 Rob. IV. LowwuvalWrdaock vlppolWMalü», am l. Mär, isri. Keks nn- Grieß kann in drn hirsigrn vrrkaukstrllen von drn Nährmtttelbrzungsberechttgtm abgeholt werden. dlrsrr Mass, «grbrn sich 270 Dopprlzrntnrr ElrktrofuN« im tm Brhältrr mtt 2700 Kilogramm Stärkrwntrn. Da« ist «in Mrhrrrtrag von 1830 6 KilogrPnm Stärkwrrkn. In einem noimalen Kuhfllitrrtag lassen sich mit 5 Kilogramm vollwertigen Stärkewertrn 6 Lllrr Milch täglich erzrugen. Au» den 869.4 Kilogramm Stärkewertrn, gewonnen im Heu, «grbrn sich 174 Kuhfuttertag« mit einer Produktion von 1566 Liter Milch, au» 2700 Kilogramm vollwertigen Stärke- werten, gewonnen im Eiektrofutt«, ab« 540 Kuhfatkrtau« mit 4860 Liter Milch Landwirte au« drm Lrserkrrk, die sich für da« elektrische Konservierung«»« fahr«, intereslierrn, mögen sich an Henn Ingenieur Schmidt, Geschäfkslrlle der 6iemrn«-Schuck«t-Wrrk, Dkppoldi»walde, wenden. ) — Wie reklamiert man auigeblirbrnr Zellungrn? Wenn dir bri drr Post bestrllte Zeitung nicht regelmäßig rintrifst, so können die Bezieher nur bet ihrem Po tarnte Nachlieferung orrlangrn, schriftlich odn mündlich, unter Angabe der Um- ständr, dk zu der Beschwerde Veranlassung geben. Häufig wenden sich die Bezieh« jedoch an die Geschäfkstelk der Zeitung. Da« tst unrichtig, denn nicht der Verlag ist «. der an dk veziehrr liefert, sondern die Post. Dl« betreffen- den Postanstallen sind verpslichlet, dk rektamirrten Rammern nachzulirfern. Großölsa. Dir Einweihung der vom Fabrikbesitzer Carl Schneider gestifteten Krieg«gedSch1ni,stätte soll nächsten Sonntag drn S. März nachmittag« 2 Uhr «folgen. — Im Obstbauvueln für Großölsa und Umgrgrnd wird Sonnabrnd drn 5. März abend« 6 Uhr im Mrnzn'schrn Gasthofe «in Lichtbildtroortrag über Obstbaumpfkg«, Pflanz- art, »aumschnttt, Schädling,b«kämpfung und Düngung ge boten. Gäste und sonstige Intrressentrn sind Willkomm,n. Prrtzschendorf. In d« Nacht zum t. März find HI« zwei Schretbmaschinrn grstohkn wordin. Dresden. In welchem Maß, die Kriminalität in Sachsen zugenommen hat, «hellt au» einer Statist» d« sächsisch«» Justizministnium,. Danach betrag die Zahl der Stafsacheu bri drn Amtsgerichten: ISI5 394,3,1916 39874. 1917 ,5205. 1918 61560, 1919 78688, 1920 101082 (vorl. Ergebnis), bet den Landgerichten: 1915 7140, 1016 6081, 1917 6396, 1918 6477, 1919 9354, 1020 IZ623 (vorl. Lrgrbnk). Die Zahl dn Anzrigesachen betrug bet d«r Slaakanwaltfchastrn: 1915 34538, 1916 39180, 1017 56318, 1918 70248, 1919 93495. 1920 120601 (»yrl. Lrgrbni»). Schlirßtich betrug die Zahl der Ehrich,tdnng»- prozesse bri drn Landgrrichtrn: 1915 1032, 1916 2224, 1917 2234, 1918 3105, 1919 6420, 1920 6525 (vorl. Er- Lrgrbnk). — Sächsisch« Grburtrnzisfrrn: 1801152854,1900 161100. 1913 127482, 1915 90153, 1916 61 185, 1017 52623, 1919 86422.^ . . - — Drr K«i«au»schuß Dr«d«n brfürwortrt b«im Mini- skrium,u,nahm»wrise dk Grnrhmigung dazu, daß d« nru- g«wählk Vürgermeist« von Wiladruff, Dr. Kronfrld, seine Rrchkanwalkprark nrbrnbrt weiterhin «»«üben darf- Frrtbrrg. Di, städtischen Kollegien haben die «n- führung dn Psltchtfmtbtldun,«schule für Mädchen so lange abgrkhnt, ak der Staat kein« Mittel dazu gewährt, da die Stadt au« eigenen Mitteln dk dadurch entstehend« Beiastang d«, «tat» nicht zu trag«, vnmag. Eibau. Ein Unstern schrint üb« dem hiesig,» Gemeinde- oft wallen zu wollen. Dn all« G«m«indtrat war nach angrn unliebsamen Sitzungen oom Ministerium aufgelöst worden, da dk bürgerlichen Mitgltrd« monatelang Obstruk- ion lUfiUen und selbst durch Ordnung,straft» zur Leilnahm- an den Sitzungen nicht bewegt werden konnte». Jetzt Kas >« neue Gemrinderat zu sein« erstrn Sitzung zusammen «» war di« nsk seit Juni vorig«» Jahr«), und gleich letzte die Opposition, di«mal von du Linken her, in rin« weift «ln, dk « nicht nmöglicht«, di, «st, Tagesordnung auch nur zum Teil regelrecht zu «Irdigrn. Lin Mitglied bUrgk di, Bürgnlichen tn «in« noch nk dagewrsenen Art mit Ve- chimpfungen, so daß ihm nach hrftlgrn Zwischrnrusrn schlich- ich da« Wort intzogrn wrrden mußt«. Darauf «rllärkn dk vertret« drr Link», daß sk nunmehr kein Jnt«»ss« an d« krkdigung d« Lagumdnung hälkn und v«ltrß«n d«M«v. katto drn Saal