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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1920
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19200520014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920052001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-20
-
Monat
1920-05
-
Jahr
1920
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Morgen - Ausgabe lük t:«t»zi, »»» T>,k»tt» zweimal »I,klch »a« H,,a,«bracht. Sonnt«,1aXMorzenalltaod«. »onatl. M. lö.—, »IerIelILdrl.AI.8v.—; lilrAddoler m»natl.A>.VL0. Durch ,nl«r« aatwLrttgenZlllalen in« Kan« ««brach: minaIl.Al.lv.—, »lerlel ILbri. M. Z0 —: tnrch bi« Post lnnerbalb Dealschlandl ch«Iaml A»t,abe inonall. Al. 7.SS, »l»r1el>«brl1ch M.L2.L0, <M»r,«n.A»«,abe M S.-, «denb-An«. »ab« M. L.Lu, S»nniaa1-A,«,ob« M. 1.— monatlich <an«lchli«b»ch Post- d»ß»Il-ed«br). 4lu«l,n»«»,rs,n»: monatl. M. 10 —,.Dr»ckI«ch«n-V»ri» Ttaze.nnmmern: Blorgen-Aatoab, LV Pi.. Bbend-Ant-ad« LO Pt- konntagl-Biitgad« SV Pf. Hauptschriftleiter: Dr. Erich Everth, Leipzig. Rr. 230 Hmrdels-IeUmrg Amtsblatt des l^ales und des PolueiainLes de« Stadt Leipzig 114. Jahrgang «sr^eeipzia -. un,a«b. »««»inl»,li. -c»»sk»ge»^ireis. Aiaparelllezell« M. I.?r. «on -u«wL,t« M. 2.2ä, Anzeigen »»»BedLrten im amtllchill Teil bi« NonparelUezell« M. S.S<), v.au«a>. M. S.—; »lein« Anz«ig«n »l« Aonpaielllezev« M 1.40. oon autwLrtl Mb 1.5V, VelLLftLanzelgen mit Plahvorichrilten im Preis« «rbtbl- Platz und ivaitxoorschril» »dn« D«rbinbiichb«li. Aellogenoiel!« flr dl« <S«lamtaufiag« dal Tausend Mb. 12.— n«lto, für T«iiausiag» dal Tausend Mb IS.— netto, filr Postauflag« Poslgebüdc «ztta. L«rnspr»ch-A»Ichi»ii4kr. tlSur, lluUU an» lluoe. — P»sttch,Ab»ni,7ichv Schristtelia», an» VeschdstafteS, Z»tza,n>«,al>« A». ch Verlag: Dr. Reinhold L Lo» Leipzig Donnerstag, den LV. Mai 1SL0 - Zwangswirtschaft für sämtliche Getreidearten Berlin, IS. Mai. (Drahtbericht.) Der Re ich« rat nahm heute die neue RelchSgetreideordnung für die Ernte 1S2V an. In dieser Ordnung wird an der Zwang«bewirtschaftung sämtlicher Getreidearten festgehalten. Auch der Hafer unter liegt wiederum der Zwangswirtschaft. Die neue Verordnung über die Versorgung mit Herbstkartoffeln aus der Ernte 1820 sieht ebenfalls von der freien Wirtschaft ab. Das bisherige System soll aber derart geändert werden, daß die landwirtschaftlichen Genossen schaften und die Organisationen des Kartoffelhandels mit den Landw:rten Verträge über die Lieferung von Kartoffeln abschließen sollen. Für den Fall, daß diese Verträge bis zum 1. August 1820 über zusammen 120 Millionen Zentner laulen, sieht die Verordnung von einer weiteren öffentlichen Bewirtschaftung ab und überlaßt den verbleibenden Rest der Ernte den Erzeugern zur beliebigen Verwendung, auch zur Fütterung. * * * /X Dresden, 19. Mal. (Drahtdericht unserer Dresdner S ch r i ft l e i t u n g.) Bei der Beratung der Ernährungs minister der Länder über die zukünftige Getreide-, Kartoffel- und Fleischbewirtschaftung am vergangenen Sonnabend hat diesächsische Regierung mit Nachdruck die Auffassung vertreten, daß für ein« Lockerung der Zwangswirtschaft auf allen Gebieten, im besonderen auf dem der Kartoffeln, die Z e i t noch ntcht ge kommen sei. Sie ist weiter dafür eingetreten, daß der Hafer in die Zwangsdewirtschastung wieder einbezogen werden müsse. Roch keine Dorladunq der Kriegsbeschuldigten Wie von zuständiger Stelle in Leipzig mikgekeilk wird, ist die von Berlin aus verbreitete Meldung, daß in der neuen Anklageliste her Entente genaue Beweisangaben über ^ie den Kriegsb«-, Die Aeberwachung der Kriegsgerichte im Ruhrgebiet Di« Maßnahmen der Reichsregierung. — Ein besonderer General staatsanwalt. — Nachprüfung der gefüllten Urteile. Berlin, 19. Mai. Von zuständiger Seite erfahren wir: Die Tätigkeit und Rechtsprechung der im Ruhrgebiet eingesetzten außerordentlichen Kriegsgerichte hat in letzter Zeit einen Umfang und Charakter angenommen, der den für ihre Einsetzung maßgebenden Gründen und der Rechtsausfassung der Reichs regierung nicht mehr in vollem Umfange entspricht. Die Reichsregierung hat zur P r L f u ng der Sachlage besondere Kom' missare des Reichsministers des Innern, deS Reichsjustizministers und der beteiligten Ministerien ins Ruhrgebiet entsandt und auf Grund des Ergebnisses dieser örtlichen Erhebungen Anweisungen er lassen, die die Tätigkeit der Anklagevertreter bei diesen Gerichten neu regierung nicht mehr in vollem s-' ' missare des Reichsministers des Innern, deS Reichsjustizministers u.- — - - ' „" ' ' " " ' "*— -es Ergebnisses dieser örtlichen Erhebungen Anweisungen er lassen, die die Tätigkeit der Anklagevertreter bei diesen Gerichten neu regeln, die Freilassung der zahlreichen ohne hinreichenden Grund oder wegen geringfügiger Hergehen verhafteten Personen verfügen und die Tätigkeit der außerordentlichen Kriegsgericht'« wesentlich ein- schränken. Insbesondere wurde bestimmt, daß alle noch in Haft be findlichen Personen, die vor dem 2. April 1920 In Abwehr der rechts- widrigen Angriffe der Kaopleute auf die Verfassung an sich strafbare Handlungen begangen Haven, wegen mangelnden Bewußtseins der Rechtswidrigkeit ssofort aus der Haft entlassen werden. Zur beschleunigten Durchführung werden sofort besondere Beamte der Justizverwaltung entsandt, um an Ort und Stelle über die sofortige Freilassung Entscheidung zu treffen. Als Vorgesetzter sämt licher Anklagevertreter ist ein besonderer Generalstaats anwalt eingesetzt worden, dessen Anweisungen die Anklagevertreter bei den außerordentlichen Kriegsaerlchten tn allen Angelegenheiten Folge m leisten haben. Die außerordentlichen Kriegsgerichte sollen möglichst bald obgebaut werden. Zunächst wird ihre gegenwärtige Zuständigkeit stark verringert und auf schwer«, gemein gefährliche Delikte eingeschränkt. Bezüglich der ergangenen Urteile der außerordentlichen Kriegsgerichte, die der vorerwähnten Auffassung der Neichsregieruna nicht entsprechen, ist die sofortige beschleunigte Nachprüfung eingeleitet worden, um tm Gnadenwege die ver hängten Strafen aufzuheben und in allen geeigneten Fällen die einstweilige Aussetzung der Strafvollstreckung zu veranlassen. Die Vollstreckung von insgesamt 154 standgericht lichen Todesurteilen ist bereits durch eine frühere Verfügung deS Reichspräsidenten ausgesetzt und die Nachprüfung dieser Fälle im Wege des geregelten Gerichtsverfahrens angeordnet worden. Znformationsreisen des Reichswehrministers Berlin, 19. Mai. (Drohtberlcht unserer Berliner Schrtftleitung.) Relchswehrminister Dr. Geßler ist von seiner Reise ins Ruhrrevler wieder nach Berlin zurückgekehrt. Der Minister konnte in den von ihm besuchten Orten feststellen, daß aller dings eine gewisse Erregung noch vorhanden ist, daß aber di« äußere Ruhe überall schon vollkommen wiederhergestellt ist. Di« Spannung zwischen der Reichswehr und der Bevölkerung be- ginnt sich zweifellos zu lösen, und auch von rrtchtmilitärischer Seit« ist dem Minister viel Günstiges über dos Verhalten der Reicyswehrtruppen mttgetetlt worden. Der Minister beabsichtigt. In den nächsten Tagen nach Kiel und Wilhelmshaven zu fahren, um sich dort über die Verhältnisse in der Marine persönlich zu unterrichten. Rapide Vermehrung unserer schwebenden Schuld In der gestrigen Sitzung -er Nationalversammlung schilderte Reichsfinanzminister Dr. Wirtb die Lage der Reichsfinanzen als äußerst bedenklich, da unsere schwebende Schuld monatlich um 3 bis 4 Milliarden Mark in die Höhe geh«. In der gleichen Sitzung wurde die Vorlage über die Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit en-gültig angenommen. Wir vcr^'sen auf -en Sitzungsbericht Seit« 10. schuldigten zur Last gelegten Handlungen gemacht und Zeugen ge nannt worden seien, unrichtig. Richtig ist nur, daß die neue Liste einiges Weitere über die Beschuldigten und das ihnen zur Last Gelegte beibnngt. Diese Angaben sind aber nach wie vor ganz allgemein ge halten und so mangelhaft, dah sich darauf eine Anklage nicht aufdauen läßt. Unrichtig ist weiter, daß in den Wochen zwischen dem 7. und 20. Juni Vernehmungstermine in Berlin und Leipzig angesetzt seien. Die Ange schuldigten sind zwar zum größten Teil gehört worden, aber nur auf schriftlichem Wege. Keiner von ihnen ist bisher vorgeladen worden und es ist überhaupt noch kein Termin hierfür bestimmt worden. * * * - Dresden, 19. Mai. Bei dem in der neuen Anklageliste der Entente genannten Prinz Ern st von Sachsen handelt es sich, wie von zuverlässiger Seile mitgeteilt wird, nicht um den dritten Sohn des frü heren Königs, den Prinzen Ernst Heinrich von Sachsen. Dieser war im August und September 1914 überhaupt noch nicht im Felde, hat niemals in Namur und in den Ardennen im Quartier gelegen, kann also für die zur Last gelegten Taten in keiner Weise in Frage kommen. Amerikanische Protestbewegung gegen die schwarzen Greuel Berliu, 19. Mai. tDrahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Die Gewalttätigkeiten der französischen schwarzen Truppen im besetzten Gehiet, besonders ihre Ausschreitungen gegen Frauen, haben, wie die .Bl. Z.' erfährt, den Anstoß zu einer starken Einspruchsbewegung in den Vereinigten Staaten von Amerika gegeben. Die amerikanische Presse ist an- ge üllt mit Einzelheiten über diese Ausschreitungen, und mehrere an gesehene Körperschaften bereiten schon Protestkundgebungen vor, andere haben schon Kundgebungen erlassen. Einer der bemerkens wertesten Proteste geht mit Zustimmung des Erzbischoss von dem apostolischen Vikar der .Western Orthodox Church America' aus. Der Protest hak die Form eines Briefes an den französischen Botschafter in Washington. Abschriften dieses Protestes gingen den amerikanischen Parlamentsmitgliedern für auswärtige Politik und zahlreichen Mit gliedern des Kongresses zu. Die Pläne für die internationale deutsche Anleihe Haag, 19. Mai. lDrahtbericht.) Au« London wird gemeldet: ES wird «ungeteilt, daß sie Plärre für eine internationale An leihe für den Wiederaufbau der deutschen Industrie jetzt in Hythe enbgültiag «regelt worden sind. England, Frank reich, Italien, Belgien, die Vereinigten Staaten, Holland, Dänemark und Spaiä werden sich an dieser Anleihe beteiligen. Ueber die Einzelheiten der Anleche wird auf der finanziellen Konferenz in Paris, wo auch die deutschen Delegierten anwesend sein werden, verhandelt. Die Konferenz von Spa endgültig am 21. 3uni London, 19. Mal. (Drahtdericht.) Die .Times' teilen mit, daß die Konferenz von Spa endgültig auf den 21. Juni verschoben worden ist. (Von zuständiger Seile wird unserer Berliner Schriftleitung mitgeteilt, daß die Reichsregierung bisher keine Note der Entente über eine Verschiebung der Konferenz erhalten hat. Die Schriftleitung.) Pari«, 18. Mai. (Drahtbericht.) Wie das .Echo de Paris' mit keilt, werden Millerand und Lloyd George ihre nächste Zu sammenkunft in London haben, «sobald die Finanzsachverständigen ihre Arbeiten so gefördert haben, daß sie zu praktischen Ergebnissen gekom men sind. Vor Eröffnung de« Konferenz in Spa werden Mlllerand und Lloyd George in O st e n d e erwartet. Auf dem Wege zur Konferenz stadt würden die beiden Ministerpräsidenten die letzten Beratungen haben. Polnische Offensive und DSlkerbund Ein Briefwechsel zwischen Lord Cecil und Lord Curzon. Amsterdam, 19. Mai. (Drahlbericht.) Die englischen Blätter ver öffentlichen einen Briefwechsel zwischen Lord Robert Cecil und Lord Curzon, in dem Cecil unter Hinweis auf den polnischen Angriff, der trotz der Friedensbereitschast Sowjet- Rußlands erfolgt sei, sein Bedauern darüber ausspricht, daß Art, 11 und 17 der DölkerbundSsahungen nicht angewendet worden sind. Der Staatssekretär des Aeußeren vertritt in seiner Antwort die Auf fassung, daß das Vorgehen Polens durch die bedrohliche Anhäufung des Denikin abgenommenen Kriegsmaterials an der polnischen Front ver anlaßt worden sei. Außerdem handle es sich nur um eine Episode eines schon im Gange befindlichen Krieges. Deshalb komme die Intervention des Völkerbundes wegen der Offensive des polnischen Heeres nicht tn Frag«. Auf ein weiteres Schreiben Cecils spricht Curzon sein Er staunen darüber aus, daß Cecil die Veröffentlichung d«S Briefwechsels plane. Sein Brief sei nicht für die Veröffentlichung gedacht gewesen: die Kürze der Zeit erlaub« ihm nicht, die Angaben Cecils ausführlich zu widerlegen. Amsterdam, 19. Mat. (Drahtbericht.) Laut .Telegraaf' nimmt ln England die Bewegung gegen drn polnischen Feldzug in Rußland za. Beinahe täglich wird die Regierung im Unterhaus« wegen Waffenlieferungen an Polen zur Rede gestellt. Die neueste Protestkundgebung Ist eine Erklärung von 17 bekannten gemäßigten Führern der «nglischen Arbeiterschaft, daß der polnische Feldzug den Mangel an Lebensmitteln und Rohstoffen vermehre, die Teuerung vergrößere und auch sonst die Arbeiterinleressen schädige. Das Manifest schließt mit den Worten: Es scheint, dah die mächtigen Persönlichkeiten, die in Paris die europäischen Angelegenheiten leiten, einen neuen Krieg zu beginnen wünschen; aber «S wird von drn Arbeitern abhängen, ob Fran imstande sein wird, diesen Krieg lange fortzusrtzen. -- Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen nach 12 Jahren. Wie aus Caracas (Venezuela) von Reuter gemeldet wird, haben die Vertreter von Holland und Venezuela ein Protokoll unterzeichnet, laut dessen dr« im Jahre 1908 abgebrochrnrn diplomatischen Beziehungen wiederh«rgefi«llt werden. Wirtschaftskrifis? xr. Aus allen Zweigen von Handel und Industrie kommen lebhafte Klagen über einen außergewöhnlich flauen Geschäfts gang, der sich stellenweise zum Produktionsstillstand auswächst. Besonders beunruhigende Kunde kommt aus der Beklet- dungsbranche. Hier sind es vor allem die Schuhfabriken, bei denen schon seit Wochen ein völliges Stocken des Geschäfts ganges fcstzustellen ist. Daß der gesamte Leder- und Häutemarkk, ebenso der Sch uh handel, in der gleichen Lage sind, ist selbst verständlich. Hier haben vor allem die an sich gesunden Preis rückgänge in Häuten und Leder den stärksten Anteil. Recht hart betroffen wird auch die Textilindustrie, die im Gegensatz zu den meisten anderen Industrien schon während der ganzen Nachkriegszeit nur schwach beschäftigt war. Heute ist die Lage im Vogtland und anderen Textilgebieten bereits so verschärft, daß eine Reihe von Betrieben mit Stillegung für die allernächste Zeit rechnet. In der Konfektion hat ebenfalls eine bedeutende Einschränkung der Herstellung eingesetzt, da die Nachfrage nach fertigen Anzügen stark nachgelassen hat. Aehnlich lauten die Be richte aus der Wäschefabrikation und der Hukbranche. Auf dem Holz- und Möbelmarkt wirken die fallenden Holzpreise ebenfalls schwer nach. Die Magazine sind überfüllt, da die Kauflust und die Kaufkraft des Publikums erschöpft ist; die Fabriken halten daher zum großen Teil mit Malerialankäu- fen und der weiteren Verarbeitung zurück, weil sie bei den nicht abzuschähenden Konjunkturschwankungen unter Umständen welk unter Selbstkosten arbeiten müßten. Auch der Händler fürchtet von einem Hinzukaufen Verluste, die nicht wieder einzubringen sind. Er wartet deshalb mit seinem immobilisierten Kapital die Krise ab, soweit er nicht durch finanzielle Verpflichtungen zu Angstverkäusen bewogen wird. Das Publikum klammert sich da bei an die Fata Morgana .Preissturz'. Ob sich diese Hoffnung in dem erwünschten Umfange erfüllen wird, ist heute noch nicht klar ersichtlich. Wir glauben es angesichts der hohen Arbeits- und Transportkosten bezweifeln zu müssen. Das Fallen deS Holzpreises wird seine Grenze finden un- die Ersparnisse an Materialkosten werden auf der anderen Seite durch die Löhne " nahezu ausgeglichen, so daß im besten Falle mit einigen wenigen Prozenten Preisrückgang zu rechnen ist. Der Baumarkt ist in dieser Reihe eines der traurigsten Kapitel. Hier liegt der Stillstand aber schon eine geraume Zeit zurück. Besonders schwerwiegend macht sich dabei die Verteue rung und die Knappheit an Kohle geltend. Die reinen Rohstoffe zur Ziegelsabrikation sind in genügendem Maße vor handen, aber Kohlenpreis und Arbeitslöhne schaffen darartige Preise, daß die Bautätigkeit selbst mit großen Reichs- und StaatS- zuschüssen unrentabel bleibt. Bei der außerordentlichen Woh nungsnot ist dies besonders bedauerlich, aber man fragt sich mit Recht: wer soll sich an den Wohnungsbau heranwagen, wenn der Kapitalsbedars so hoch ist, daß die einfachste Wohnung auf Grund ihrer Herstellungskosten Mieten notwendig macht, für die man eine herrschaftliche Wohnung beziehen könnte? In der Metallindustrie liegen die Verhältnisse im Augenblick noch nicht ganz so ungünstig. Die Metallindustrie hat es bei Kriegsschluß besonders schwer gehabt, denn sie mußte sich wieder völlig neu einstellen. Nach vier Jahren intensivster Kriegsindustrie keine leichte Ausgabe Sie wurde aber trotzdem überraschend geschickt und schnell gelöst. Seit einiger Zeit aber macht sich eine Stockung im Absatz von Fertigfabrikaten, beson ders von landwirtschaftlichen Maschinen bemerkbar. Auch hier scheinen die verminderte Kaufkraft des Inlandes und di« Hoffnung auf billigere Preise die Hauptrolle zu spielen. Selbst angesichts der gesunkenen Rohmetallpreise wird man auch ln die ser Industrie vorerst nicht mit einem nennenswerten allgemeinen Preisrückgang rechnen dürfen, da die Herstellungskosten durch Arbeitslöhne und Kohlenpreiserhöhungen weiter stei gen. So macht jetzt der Verein deutscher Stahlformgießereien bekannt, daß er den bisherigen Aufschlag von 30 Prozent auf die Grundpreise vom Februar 1920, mit Rücksicht auf die gestiegenen Selbstkosten, ab 1. Mai 1920 auf 40 Prozent erhöht. DaS sind keine günstigen Aussichten für einen Preisrückgang oder gar Preissturz. Aber nicht nur in den hauptsächlichen Industrien kriselt es. Die Arbeitäeinschränkungen haben alle Industrien erfaßt an sind geradezu bezeichnend für die allgemeine Wirtschaftslage. Recht ungünstig schneidet auch das Buchdruckgewerbe und mit ihm das gesamt« graphisch« Fach ab. Die Rohstoffpreise sind hier auf einer Höhe angelangt, die nicht nur hochwichtig« Er- werbszweige — Zeitung, Buchhandel, Buchdruck, Schriftgießere' usw. — gefährden, sondern tatsächlich unsere gesamte kulturell« Entwicklung in Frage stellen. In diesem Zusammenhang Pei auch auf den starken Rückgang des Besuches von Theater, Vorträgen u. a. Bildungseinrichtungen hlngewiesen. Auch dl« Vergnügungs- und Erholungsstätten, ebenso die Ver- kehrsinstitutionen: Eisenbahn, Straßenbahn usw. weisen Rückgänge in -er Frequenz auf, die vielerorts zu großen Ein schränkungen, teilweise sogar zur Betriebseinstellung geführs haben. Aus all diesen festgestellten Tatsachen ergibt sich die Ge fahr einer Massenarbeitslosigkeit von unerhörtem umfange. Kompliziert wird die Lage noch dadurch, daß im Augenblick« der Gefahr des Preisabschlages die Pfuscharbeit und der illegitime Handel herauskommen, di« sich aberall, be sonders aber in der Möbelindustrie, breikgemacht hatten. Leuts ohne jede Fachkenntnis, die vor Jahresfrist b«i der günstige« Konjunktur des Holzmarktes ein gutes Geschäft witterten, kauf ten mit mehr o-er weniger Kapital Möb«l von g«ringwerttg«r
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