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ZlhüMttM (UtMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich L Mk. 5V Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Wallenburg. 1. Donnerstag, den 1. Januar 1»«». ZNm Die letzte Stunde ist verklungen, Es bricht der neue Morgen an; Aus unsern Herzen, tiefdurchdrungen, Steigt eine Bitte himmelan: Schirm Laud und Thron, schirm jedes Haus Und streue reichen Segen aus! Ob's wieder ist ein Jahr voll Sorgen, Ob's Freude, Leiden bringen mag? — Wir grüßen froh den neuen Morgen Und bitten Gott am ersten Tag: Schirm Land und Thron, schirm jedes Haus Und streue reichen Segen aus! Laß unsre Fluren neu erblühen Und reich' uns neue Hoffnung dar, Belohne Aller Fleiß und Mühen, Behüte uns im neuen Jahr! Schirm Land und Thron, schirm jedes Haus Und streue reichen Segen aus! Laß Wohlsein, Glück bei jedem Schritte Vereint mit unserm Leben gehn; Wie du verheißen: „Bleib' in Mitte Bei uns," erhöre unser Flehn: Schirm Land und Thron, schirm jedes Haus Und streue reichen Segen aus! Sei gnädig, Herr, den frommen Deinen Und mildre gütig alle Noth Den Armen, die am Morgen weinen Und seufzen noch beim Abendroth! Schirm Land und Thron, schirm jedes Haus Und streue reichen Segen aus! Nun Gott mit uns in diesem Leben! Ach, segne deiner Kinder Fleiß Und jedes redliche Bestreben, Beschütze Alle, Kind und Greis! Schirm Land und Thron, schirm jedes Haus Und streue reichen Segen aus! Krredrich Hündel. Gefunden wurde am 19. dieses Monats in der Malzhausgasse hier ein Portemonnaie mit 80 Pf. Inhalt. Behufs Ermittelung des Eigenthümers wird Solches andurch bekannt gemacht. Waldenburg, den 30. December 1879. Der Stadtrath. Cunrady. Bekanntmachung. Die Herren Lieferanten der Fürstlichen Hofhaltung werden ersucht, ihre Rechnungen immer am ersten Tage eines jeden Monats einzureichen. Waldenburg, den 31. December 1879. Die Fürstliche Hofhaltung daselbst. "Waldenburg, 31. December 1879. Zum neuen Jahre. Der Abschluß eines Jahres mahnt uns zu einem Rückblicke auf die Ereignisse desselben, zur Betrach tung der historischen Bedeutung dieses einzelnen Glie des in der ewigen Kette der Zeit. Was wir durch lebten, ist erst seit so kurzer Zeit Vergangenheit zu nennen, daß wir es rasch vor unseren Blicken noch einmal vorüber wandeln, wir es geistig noch einmal durchleben können. Das wird zu einem Genüsse, wenn die Erinnerung eine frohe ist, zum berechtig ten Stolz, wenn die Zeit eine große und unsere Theilnahme an den Ereignissen, sei es durch die Waffen oder durch geistige That, eine förderliche war. Die Erinnerung an das Jahr 1879 erweckt der artige angenehme Gefühle nicht. Selbst in die er hebenden Festtage unseres Kaiserhauses, selbst in unsre nationalen Gedenktage, vor Allem aber in das öffentliche Leben und in die Erwerbsthätigkeit des Volkes drängten sich grelle Mißklänge ein. Wie ein Gespt »st der nationalen Wohlfahrt tauchte d.e Kriegs gefahr im Osten auf, und sicherlich wäre die Ruhe Europas gestört worden, hätte unser greiser Kaiser nicht das volle Gewicht seines persönlichen Einflus ses in Gastein und in Alexandrowa in die Wag- schale geworfen. Lauter Jubel ertönte bei der goldnen Hochzeits feier des deutschen Kaiserpaares, aber wir empfan den gleichzeitig den Druck der schweren Zeit im gan zen Erwerbsleben, als wir den hochherzigen Gedan ken des Kaisers und der Kaiserin priesen, von der lauten Freude und allem Glanz des seltenen Festes abzusehen und die reichen Ehrengaben des Volkes in wohlthätige Bahnen zu lenken. Eine neue Aera des wirthschaftlichen Lebens hat begonnen, aber die Zeit eines Jahres war zu kurz, um ihre segensreiche Wirksamkeit erkennen zu lassen; es brachen vielmehr neue Wunden am gesellschaftli- i chen Körper auf, harte und bittere Nothstände, hier > größer, dort geringer, waren Zeichen der socialen ! Krankheit. Die Hilfsbereitschaft des Staates und die reiche Privatwohlthätigkeit bekunden Liebe und Humanität, aber sie können nicht die Bitterkeit des Gefühls verdrängen, daß man ihrer bedarf. So haben wie ein Jahr zu Grabe getragen, von dem man nicht gern spricht, ein Jahr, das wir am liebsten aus unserer Erinnerung streichen möchten. Ueberall hat es brutal in das friedliche Leben, ver nichtend in den Schaffensdrang eingegriffen, es überstürzte sich in Hiobsposten von Tag zu Tag, so daß es uns widerstrebt, hier das entsetzliche Fazit zu ziehen, welches es durch Unglücksfälle, durch ele mentare Gewalt und durch die sociale Noth ange häuft hat. Aber auch harte Zeiten mit ihrem Gefolge von Hunger und Elend, von Arbeitslosigkeit und -allerlei Trübsal vermögen uns nicht zu beugen. Das Un glück stählt die Kraft, und je herber die Zeit, um somehr festigt sich das Vertrauen auf einen Umschlag zum Besseren, je größer die Noth, je näher die Hilfe. So war es seit Menschengedanken, seit den.sieben mageren Jahren des Pharao, und so wird und muß es bis ans Ende aller Zeiten sein. Wie die Sonne nach jedem Unwetter die düsteren Wolken durchbricht, und der Regenbogen die friedliche Natur umspannt, so bricht auch nach dem Dunkel wirthschaftlicher Noth uns wieder ein Heller und froher Tag an. Die Sonne Homers leuchtet auch uns, und bald muß sich Alles, Alles wenden, denn schon kündet sich in vielen Zeichen die Morgenröthe einer besseren Zeit an. Darum nicht verzagt, sondern Jeder rufe mit uns freudig und vertrauensvoll: Prosit Neujahr! Politische Rundschau. "Waldenburg, 31. December 1879. Deutsches gleich. Das Reichskanzleramt wird fortan den Namen „Reichsamt des Innern" und der Vorstand dieser Behörde den Titel „Staatssecretär des Innern" führen. Die Grundzüge zur Errichtung der neuen deut- fchen Südseehandelsgesellschaft sind, wie es heißt, vom Reichskanzler gebilligt worden und man hat angeblich schon in diesen Tagen die Veröffent lichung des Prospectes und die Auflegung der Actien der neuen Gesellschaft zu erwarten. Das Grund- capital der Gesellschaft soll acht Millionen Mark betragen und auf zehn Millionen erhöht werden können. Das Reich leistet, so ist es wenigstens ge plant, eine Garantie für ein 4'/Lprocentiges Er- trägniß der Actien auf die Dauer von zwanzig Jahren, doch fall der vom Reiche eventuell zu leistende Zuschuß die Höhe von 300,000 Mark jähr lich nicht übersteigen. Die alte Gesellschaft soll vor läufig 1,200,000 Mark erhalten, um sich flott er halten zu können. Dieses ganze Abkommen ist bis zum 1. Juni bindend; sollte der Reichstag bis da hin seine Einwilligung nicht gegeben haben, so er lischt alles auf die Bildung der neuen Gesellschaft Bezügliche. Sehen wir von denjenigen Deutschen, welche in ziemlich starker Zahl in Ungarn und Rußland und vereinzelt in ganz Europa sich finden, zusammen gegen 3 Millionen, ab, so ist diedeutsche Nation von der germanischen Race in Europa die zahl reichste, in compacter Masse mit 52 Millionen Seelen in der centralsten Lage Europas ansässig. 40 Millionen davon gehören zum Deutschen Reiche, das außerdem nur noch etwas über 3 Millionen Polen, Franzosen, Litthauer, Dänen und Wenden