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Mbemim Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung für WlMd, HMrÄM, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, für auswärtige Inserenten 15 Ps' Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzei gen für alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cokmannsdorf, Laban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publika! iouskraft für amtliche BekanntmachmMn. Nummer 128. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 29. Oktober 1908. Fernsprecher: Amt Denbe» 114. 21. Jahrgang. Erwerbung des öürgerrechts. Nach Z 17 der Revidierten Städteordnung vom 25. April 1873 sind zum Erwerbe des Bürgerrechts berechtigt alle Gemeindemitglieder, welche 1 die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2 . das 25. Lebensjahr erfüllt haben, 3 ., öffentliche Armenunteistützung weder be ziehen, noch im Lanie der letzten 2 Jahre bezogen haben. 4,unbescholten sind, 5,eine direkte SlaatSstcuer von mindestens 3 Maik entrichten. 6 auf die letzten 2 Jahre ihre Staats- stener» Gemei»deavgaben,Armen- «. Gchulanlagen am Ölte ihres bis- heligen Aufenthaltes vollständig be richtigt haben, 7 ., entweder im Gemeindebezirk ansässig sind oder d. daselbst seit wenigstens 2 Jahre» ihren wesentlichen Wohnsitz haben oder o. in einer anderen Stadtgemeinde des Königreichs Sachsen bis zur Aufgabe ihres bisheiigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Dagegen sind zum Erwerbe des Bürger rechts verpflichtet diejenigen zur Bürger rechtserwerbung berechtigten Gemeindemitglieder welche männlichen Geschlechts sind, 2. seit 3 Jahren im Gemeindebezirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben und 0. mindestens 9 Mark an direkten Staats steuern jährlich zu entrichten haben. Bei Berechnung der Steuer ist »ach Ab satz 1, 1—3 des Gesetzes vom 2. August 1878 davon auszugehen, daß die Grundsteuer nach 4 Pfennigen von jeder Stelnreinheit und d. die Slaatseinkommensteuer nach den im Oels- stenerkataster eingetragenen Steuersätze äuge- nomunn wnd, wohingegen dis Steuer vom Gewerbebetriebe imUmher- zikhen außer Belücksichtigung bleibt. Alle dikj nige», welche nach Vorstehendem zum Erwerbe des Bürgerrechts Verpflichtet find, werden hierdurch ausgefordert, sich bis zum S. November dieses Jahres bei Vermeidung von Strafe unter Vorlegung dcS Staatsrinkommenstenerzetlels und eines Ge burtsnachweises zur Bürgerverpflichtung an Ratsstelle anzumelden. Düjenigen hiesigen Einwohner, welche,ohne daß ihnen die Beipflichtung hierzu obliegt, von ihrer Berechtigung zur Exlangung des Bürger rechts Gebrauch machen wollen, werden eben falls aufgesordert, ihre Anmeldung in denselben Zeil unter Vorlegung der nötigen Unterlagen bewirken. Rabenau, am 13. Oktober 1908. Wittig. Auf dem hiesigen, Gemeindeamte ist ein Trauring abgegeben worden- Kleinölsa, den 28. Oktober 1908. Nen kSmsinavnst. Moses, Vorstand- NUZ Nah una fern. Rabenau, den 28. Oktober. — Die unverhältnismäßige strenge Kälte dec letzten Woche machte am Sonntage einer wilderen Temperatur Platz, was dem Jahr- warkt natürlich sehr zu gute kam, obwohl da bei ein heftiger Sturmwind durch die Straßen fegte, der die Festigkeit der neuerbauten Buden- ftadt auf eine harte Probe stellte. Da die Kartoffelernte zu Ende war, hatten sich die Landbewohner in ziemlicher Mengs cingesunden, doch war im ganzen keine rechte Kauflust zu erkennen. Der winterlichen Jahreszeit angc- wessen wareir Woll- und Filzwaren rege ge ¬ fragt, auch Stoffcester verschiedener Art fan den lebhaften Absatz und auch die 10 Pfennig- Artikel gingen ab, doch wurden wieder anderer seits vielfach Klagen laut. Ein Marktschreier aber sammelte, wie immer, eine stattliche Menge um sich und wußte mit urwüchsigen Witzen seine Ware an den Mann zu bringen. Die Psefferkuchenbuden wurden, wie gewöhnlich, von der lieben Schuljugend umlagert, und das Karnffcll zog selten ganz unbesetzt seine ewige Kreisbahn. Am Montag war der Marktbesuch äußerst schwach, die Landleule fehlten ganz und viele Firanten halten schon lange vor Ende eingepackt; hoffentlich bietet ihnen der kommendr Frühjahrsmarkt genügende Entschädigung für so manche getäuschte Hoffnung. — Am Dienstag verschied nach längerer Krankheit der seit ca. 20 Jahren der hiesige» Försterei vorstehende Förster Herr Ernst August Clemens, Veteran von 1870/71. Im Früh jahr nächsten Jahres gedachte der Entschlafene nach einer langen Reihe verdienter Dienstjahre in den Ruhestand zu treten- — Der ordentlichen Generalversammlung der Sächsische» Holzindustrie - Gesellschaft zu Rabenau, der 14 Aktionäre mit 389 Ak tien beiwohnte», wurde die letzte mit 40 680 Mark Verlust abschließende Jahresrechnung zur Beschlußfassung vorgelegt. Das schlechte Er gebnis des Belriebsjahres wurde seitens einiger Attionäce zum Teil auf die mangelnde und Schmidigkeit vermissende Geschäftsführung des Aufsichtsrates in früheren Jahren zurückgeführt, die der hohen Inventarisierung alter unmoder ner Lagerbestände zugestimmt habe. Der Auf- sichtsrals-Voesitzende Herr L. Buhle erwiderte hierauf, daß der Aufsichtsrat jederzeit bestrebt gewesen sei, die Interessen der Gesellschaft zu wahren, aber nicht immer, wie sich nunmehr herausstellte, von der früheren Leitung in wünschenswerter Weise unterstützt worden wäre- Herr Balz, der jetzige Leiter der Gesellschaft, legte den Aktionären noch einmal die Mängel in den Anlagen und Einrichtungen des Werkes dar, die in der Hauptsache das ungünstige Resultat gezeitigt hatten und versprach eine rationellere Ausnützung des Betriebes für die Zukunft. Nachdem das Unternehmen von den ihm anhaftenden Schlacken befreit sei, Verbes serungen in den Kessel- und maschinellen An lagen gemacht und die veralteten Kataloge u. Muster ausrangiert seien, werde das Werk wieder konkurrenzfähiger, besonders gegenüber den österreichischen preisdrückenden Firmen sein. Im laufenden Jahre ist ein ziemlich befrie digender Geschäftsgang zu verzeichnen, die Um sätze haben sich gegenüber dem Vorjahre nicht unwesentlich gehoben. Die Anträge der Ver waltung wurden schließlich einstimmig geneh migt und als viertes Aufsichtsratsmitglied Herr Kaufmann Crasselt-Dresden neu gewählt. — Das Freiberger Landgericht verurteilte den dreimal vorbestraften, zuletzt in Hains berg in den Stanz-und Ziehwerken als Buch halter beschäftigt gewesenen Albert Holschert wegen Betrug, Unterschlagung und Urkunden fälschung zu 1 Jahr 3 Monate Gefängnis- — Am Sonntag bemerkte ein Besucher des Poisenwaldes in der Nähe- der Teiche in tensiven Brandgeruch. Seine Vermutung, der Geruch könne von eiurm Waldbrand her- rührcn, bestätigte sich. Es brannte eine Wald fläche von ca. 20 Quadratmeter. Infolge der Trockenheit und dein früh herrschenden Sturm griff das Feuer schnell um sich und hätte sicher einen größeren Waldbrand zur Folge gehabt, wenn der Hiuzugekommene nicht durch schnelles Eingreifen das Feuer erstickt hätte. — Der Evangelische Bund will Evange lische und Katholische warnen; erstere, daß sie sich ihre protestantische Freiheit nicht beeinträch tigen, und die Segnungen der Reformation nicht rauben lasse»; letztere, daß sie sich nicht jesuitisch und römisch machen lassen, sondern deutsch und christlich bleiben. Daher gilt es auch, alle ultramontancn Schmähungen und Angriffe abzuwehren. Nicht minder aber will der Evangelische Bund den evangelischen Geist und evangelisches Leben stärken. Beides, das Warnen wie das Stärken, wird im nächsten Vortragsabend unseres Zweigvereins am 1. November iin „Sächsischen Wolf" zu Deuben durch die beiden Redner, Herr Lehrer Nietzsch- Deuben und Herr Dr. Bassenge-Dresden, vor trefflich zum Ausdruck kommen. Es wird da her ein rechter Festabend werden. — Der frühere Besitzer der Pappenfabrik „Churprinz" in G ro ß sch irm a, Köhler, der sich schon seit November vorigen Jahres wegen Verdachts der wiederholten Brandstiftung in Untersuchungshaft im Landgericht Freiberg be findet, wird auf Antrag seines Verteidigers demnächst auf seine» Geisteszustand untersucht und zu diesen, Zwecke auf einige Zeit nach der Irrenanstalt des Zuchthauses Waldheim über führt weiden- Außer Köhler, in dessen Fab rik bekanntlich viermal Feuer ausbrach, befin den sich wegen Mithilfe auch sein Buchhalter Koch, ein bei ihm beschäftigt gewesener Arbei ter und ein bei Köhler früher in Stellung ge wesener junger Kaufmann in Untersuchungshaft. .— Am letzten Ziehungstage der Sächsischen Landcslotterie fiel die Prämie von 300 000 Mark auf Nr. 32 521 in die Kollektion von Bretschneider nach Großenhain. — Das Luftschiff Zeppelin 1 ist mit dem Prinzen und dem Grasen Zeppelin an Bord zu einer mehrstündigen Fahrt aufgestiegen. Die Landung ist glatt erfolgt. — Vermißt wird seit dem 14. Oktbr- der 11 Jahre alte Schulknabe Gerhard Ihle aus Roßwein. — Wegen Betrugs wird verhandelt gegen den Schankwirt Karl Heinrich Walther aus Dresden, den Baugewerken und jetzigen Gastwirt Paul Emil Tzschoppe aus Bres lau und den Agenten N.inh. Max Starke aus Fördergersdorf. Tzschoppe besitzt in Radeberg ein Grundstück, auf welchem für W. bereits eine Hypothek von 30 000 M. lastet, die jedoch noch nicht eingetragen ist, ebenso eine zweite kleinere Hypothek. Vor eini ger Zat brauchte Tzsch. eure Hypothek von 4000 Mk. und wandle sich durch Vermittlung Starkes an de» Z »gen U. Bei den Unter handlungen sollen die Angeklagten dem Zeuge» die Vorb.lastnng des Radeberger Grundstückes verschwiegen und ihn zur Hergabe von 1200 Mark veranlaßt habe». Die Angeklagte» werden freigesprochen, da sich eine Täuschung des U. nicht nachweisen läßt. — Kleine Notizen. In Hainichen feierte die dortige Schneider-Innung ihr 350- jähriges Bestehen. — Vom Unglück schwer heimgesucht wird in Hohnstein-Ernstthal die Familie des Ziegelträgers Reinhold. Dieser wurde vorige Woche auf dem Bahnhofe Sieg mar bei der Heimkehr von der Arbeit von einem Personenzuge überfahren und schwer ver letzt, so daß ihm der linke Arm bis zur Schul ter abgeuommen werden mußte. Jetzt ist auch seine Frau, die infolge des Schreckes über das Plötzliche Unglück ihres Mannes schwer krank geworden war, gestorben, so daß die drei hin terlassenen schulpflichtigen Kinder gegenwärtig ohne Ernährer sind. Dresden. Ein junges Mädchen sprang von der Marienbrücke in die Elbe, wurde aber von 2 Schiffern wieder herausgezogcn. — Die Sozialdemokratie bereitet große Wahlrechtsdemonstrationen vor. Zu nächst ist zu Gunsten der Einführung des gleiche», allgemeinen, direkten und geheimen Wahlrechts ein großer Demonstrationsumzug am kommenden Sonntag, den 1- November, in Dresden geplant. Der Zug soll mitte» durch die Stadt gehen und auf der Radrenn bahn enden. — In der Wohnung des Barbier Nafelt in Dresden ist, am Dienstag früh dessen einjähriges Kind im Bette erstickt aufgefunde» worden. Ob ein unglücklicher Zufall oder Fahr lässigkeit vorliegt, ist »och nicht festgestellt worden. — Wege» Unterschlagung im Amte wurde ein Dresdner Postbeamter in Haft genom men. Ec hat seit einem halben Jahre Briefe mit Warenconpons der Zigarettenfabrik Jas- matzi, die von deren Kunde» zur Einlösung an die Fabrik geschickt worden waren, beseitigt und sich die Coupons angeiignet, die er dann durch eine» Bruder einlösen ließ Bei seiner Verhaftung wurde» »och etwa 2000 Coupons vorgefunden. — Einen Max und Montz-Streich haben vor einigen Tagen zwei Knaben in Stadt Wehlen vollführt. Die beiden Büischlcin spielten vor dem Schaufenster eines Kaufladens mit einen, Brcnnglas. Plötzlich sahen sie, daß Zigarre» in einer dort ausgestellten offenen Kiste zu rauchen begannen. Anfangs wohl ebenso erstaun! als vergnügt über diese Wir kung ihres Spiels, setzten sie cs fort und frön ten so diesem eigenartigen Genuß desZ'garren- rauchens. Als aber mehrere der braune» Ha vannas im Schaufenster schwellten und der Kaufmann auf die beiden Attentäter aufmerk sam wurde, suchten sie das Weite. Sie waren jedoch erkannt worden und entgingen so ihrer Strafe nicht. Der lustige Streich wird »och ein böses Nachspiel habe». Gefährlich hätte die Sache werden können, wen» die Jungens statt der Zigarren die im Schaufenster aus liegenden — Feuerwerkskörper durch ihr Bren»- glas in Brand gesetzt hätten. — „Ach, so ein Walzer!" In Ane brachen Diebe nachts in das Restaurant „zum Tunnel" ei». Durch Auswuchten der Türe gelangten sie in das Innere des Hauses. Sie erbrachen die Kästchen des elektrischen Musik automaten. Als sie jedoch das zweite Kästchen erbrechen wollten, setzte das Instrument mit einem Walzer ein, unter dessen Klängen sich die Spitzbuben aus dem Staube machten. — Aufsehen erregende Diebstähle sind bei der Oberlausitzer Landwirtschaftlichen Ein- u. Verkaufsgenossenschaft in Zit.tau aufgedeckt worden. Mehrere bei ihr beschäftigte Arbeiter haben in den letzten Monaten für nahezu Mk- 1000 Getreide veruntreut. Der Hauptschuldige wurde bereits verhaftet- — In dem am 27. Oktober in Leipzig begonnenen Mordprozeß Döll wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Oeffentlich- keit wegen Gefährdung der Sittlichkeit für die ganze Dauer der Verhandlung ausgeschlossen. — In Leipzig ist der Rechtsanwalt Karl Marli» Grosse in seinem Bureau auf Antrag der Staatsanwaltschaft veihaftet worden. — Wie soll sich die deutsche Frau klei den? Wenn man dies wissen will und noch ein weniges mehr von den Herrlichkeiten an zürlichen Kleidern, Pelzen, Hüte», Abendmän teln und Jackels, die in dieser Saison Mode sind, so lasse maii sich den „Haupt-Mvde-Be- richt" der Fa. Adolf Renner in Dresden, Alt mai kt 12, kommen. — In der Lehmgrube der Hölzelschen Ziegelei in Hohenkirchen bei Lunzenau ist ein 40 Jahre aller unbekannter Mann mit ungeschlagenem Schädel tot aufgefunden wor den. Man nimmt an, daß der Mann vom Bahnhof Cossen gekommen ist und vom Bahn hof Lunzenau weiterfahren wollte. Bei der herrschenden Finsternis ist er anscheinend vom Wege abgekommen und hinter dem Finsterbusch- schen Grundstück über den Abhang in die Lehmgrube gestürzt. — In Bautzen hat sich infolge Ge schäftssorgen der 38 Jahre alte Schriftsetzer und Zigarrenhändler Johann Karl Nyschka mittels Cyankali vergiftet. Ec hatte das Gift in einem Glase Bier zu sich genommen, von dem er vorher auch seiner Ehefrau zu trinken gegeben batte; diese wurde durch den schlechten Geschmack aufmerksam und konnte das Ge nossene wieder ausbrcchen. — In Untersuchungshaft kamen in Riesa zwei Handlungsgehilfen, die das Geschäft, in den, sie zulitzt «»gestellt waren, um etwa 600 Mk. geschädigt habe».