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für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Kretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten llnterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mart, bei freier Zusendung durch Boten in» Haus l Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« nur Rabatt nach Uebereinkuft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag */»11 Uhr einzusenden. Schnstleilung, Druck und Verlag von N. Schurig, Dretnig. Nr. 95. Sonnabend den 26. November 1904. 14. Jahrgang. ... . > - Oertlickes und Sächsisches Bretnig. Die Königliche Amtshaupt Mannschaft Kamenz hat mit ihrem Bezirks ausschüsse in der Sitzung am 22. Oktober 1904 die Einziehung des von der Bischofs- werda-GroßröhcSdorfer Staatsstraße in Bret niq abzweigenden, hinter dem Grundstück des WirtschastsbesitzerS Gustav Adolf Jörke Ka- tasternummer 51 vorbeisührenden Fußweges, — Flurstück Nr. 131 des Flurbuchs für Bretnig — beschlossen. — Das 22. mitteldeutsche Buudesschießen wird vom 9. di» 16. Juli 1905 in Döbeln abgehalten werden. — Verjährung! Am 31. Dezember 1904 verjähren die Außenstände von Handwerkern, Kaufleuten, Fabrikanten rc. aus Geschäften, die sie im Jahre 1902 gemacht haben. Wei ter verjähren Löhne, Zechschulden, Aerzte Honorare, Privatstundengeloer u. a. m. aus dem Jahre 1902. Man schütze sich vor Ver lusten, indem man rechtzeitig gerichtliche Schritte gegen den säumigen Zahler ein leitet. — Falsche Fünsmarkstücke werden jetzt vielfach angehalten. Tie Fälschung ist eine ungewöhnlich plumpe und leicht zu erkennen, da von den echten Stücken die beiden Ober flächen von Kopf und Wappen als dünne Scheiben abgenommen sind. Je eine solche echte Scheibe wird auf ein unechtes entspre chend großes Metallstück gesetzt. Die Rück seite ist so auch nach außen unecht. Bei der Zerschneidung der echten Stücke hat die Um schrift gelitten. Von den drei Worten „Gott mit uns" sind nur die Worte „Gott" und „mit" vollständig, während von „uns" nur die obere oder untere Hälfte zu lesen ist. Sämtliche Falschstücke tragen die Jahreszahl 1904. Sie sind dementsprechend blank und neu. Der gefälschte Teil der Stücke fühlt sich seifig an. Es sollen mich falsche Taler stücke im Umlauf sein. Bischofswerda, 23. November. Ueber die hiesige Stadt und ihre Umgebung ist heute die Hundesperre bis zum 17. Februar nächsten Jahres verhängt worden. Auf Rittergut Schmölln war ein Hund verebbet, welcher nach dem Sektionsbefunde mit Tollwut be haftet war. Leider sind einige Personen ge bissen worden, zwei in hiesiger Stadt und zwei in Schmölln. Kamenz. Im hiesigen Schulinspektions bezirke ist im 3. Vierteljahr 1904 Herr A. Müder, bisher Vikar, als Lehrer in Milstrich angestellt worden. Dresden, 24. Nov. Die Königliche Polizeidirektion gibt heut« einen Raubanfall bekannt, bei dem ein kleines Kreuz einer Dame geraubt worden ist. Bei dieser Ge legenhert ist es nicht ohne Gewalt abgegangen, der Täter hat dabei seine Wäsche mit Blut befleckt. Wahrscheinlich hat er die geraubten Gegenstände auf dem Wege von Loschwitz nach Blasewitz in die Elbe geworfen. Dresden, 23. Nov. Wegen Familien- zwistigkeiten versuchte gestern in der Johann- Vorstadt eine Arbeitersehefrau sich zu vergif ten. Sie löste zu diesem Zwecke den Phosphor von zwei Päckchen Streichhölzern im Kaffee auf und trank denselben. Ein Arzt stellte die Vergiftung fest. — Auf dem Albertplatze verstarb gestern plötzlich ein Schloffergeselle von hier infolge eines Herzschlages.. — Oberst von Wilucki, diensttuender Flügeladjutant des Königs von Sachsen, wird in den nächsten Tagen dem (3. Württ,) Infanterie-Regiment Alt-Württemberg Nr. 121 in Ludwigsburg ein Bild des verstorbe nen Königs Georg überbringen Meißen, 21. Nov. Die Oberschwester Stephania Herz der bekannten Heilanstalt Lindenhof im benachbarten Coswig hat heute nachmittag durch einen Genickbruch infolge Durchgehens der Pferde ihren Tod gefunden. Sie wollte die zur Kur in Lindenhof weilende Prinzessin Liebkowitz zur Bahn geleiten. Die Prinzessin, die gleich der Oberpflegerin aus dem Wagen gesprungen war, ist nur leicht, dagegen der vom Bock geschleuderte Kutscher schwer verletzt. Der Wagen ist zertrümmert, die Pferde sind schwer beschädigt. — In den nächsten Tagen wird in Frei berg der Verkauf des bergfiskalischen Areals an der Frauensteiner Straße an die Stadt vor sich gehen und ' damit der erste Schritt zur Ausführung des zwischen der Stadt Frei berg und der Aktiengesellschaft Porzellanfab rik Kahla getroffenen Abkommens zur Gründ ung einer Zweigniederlassung in Freiberg ge tan werden. Zunächst ist die Errichtung von Materialien-, Maschinen-, Mahl-, Brennöfen- und Lagereigebäuden mit Schmelzerei» uno Malereiwerkstätten in Aussicht genommen Es ist beabsichtigt, mit 6 Brennöfen und 300 Arbeitern zu beginnen. — Der Stalions-Assistent Weber in Zittau, der erst kürzlich wegen des bekannten Berts oorfer Eisenbahn-Unglücks vom Landgericht Bautzen zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt wurde und vom Dienst suspendiert war, ist bei der Baynoerwaltung wieder eingestellt und nach Dresden-Neustadt an die Güterverwaltung versetzt worden. — Um den Großenhainer Bürgermeister posten haben sich 33 Bewerber gemeldet Darunter befinden sich sieben Nichtsachsen. Glashütte, 23. Nov. Gestern nach mittag wurde bei Räumung der Düngergrube eines Hauses der Oberneustadt der Körper eines noch nicht ausgetragenen Kindes aufge funden. Da in demselben Hause eine etwa 20 Jahre alte Frauensperson wohnt, welche bereits vor Jahresfrist in einem gleichen Falle wegen Abtreibung in Untersuchung war, so lenkte sich der Verdacht sofort auf diese. Durch das Königliche Amtsgericht Lauenstein und den Gerichtsarzt Herrn Dr. Schwarz von dort fand heute in der Tvtenhalle des hiesigen Friedhofes die Besichtigung und Unter suchung des kleinen Wesens statt Eine Ver letzung war an demselben nicht wahrzunehmen, doch hat dasselbe jedenfalls Leben gehabt und ist absichtlich beseitigt worden. Die Unter suchung wird das weitere ergeben. — Bei der Besatzung des glücklicher Weise ohne Menschenverlust gestrandeten Dampfers „Gertrud Wörmann" hat sich auch ein säch sischer Offizier befunden, der bisherige Haupt mann von Wolf vom 1. Feldartillerie-Rcgi- ment Nr. 12, ein Sohn des in der Lößnitz lebenden Generalmajors z. D. von Wolf Ein anderer Sohn des Generals hatte schon an der China-Expedition mit Auszeichnung teilgenommen. OelSnitz i. V. Vom Diebe zum Selbst. Mörder geworden ist der im 14. Lebensjahre stehende Schulknabe Max Dürbeck. Er hatte einen größeren Geldbetrag gestohlen; als er sich entdeckt sah, rannte er ins Feld und tötete sich durch einen Teschinschuß ins Herz. — Ein schrecklicher Unglücksfall, dem zwei Kinder des Handarbeiters Schneider zum Opfer fielen, ereignete sich am Dienstag in Ruppertsgrün im Vogtland. Die Mutter hatte dem Vater Essen getragen. Während dieser Zeit blieben die Kinder ohne Aufsicht. Der 4jährige Knabe goß Petroleum in den brennenden Ösen, die Petroleumkanne explo dierte, und das Feuer setzte die in der Stube befindlichen Möbel in Brand. Sowohl der 4jährige Knabe als auch das 3jährige Mäd chen trugen schreckliche Brandwunden davon, an deren Folgen sie verstürben. Unversehrt geblieben ist nur das ebenfalls im Zimmer befindliche einjährige Kind. — Der etwa 40 Jahre alte Arbeiter Herold in Zwota zog sich vor einiger Zeit eine kleine Wunde am Arme zu. Er beachtete dieselbe zuerst weiter gar nicht- Bald jeooch schwoll der Arm stark an und verursachte ihm große Schmerzen Der Arm sollte ihm schließlich amputiert werden, aber die Angst vor dieser Operation veranlaßte ihn, einen Selbstmord versuch zu unternehmen. Er schnitt sich mit einem Rasiermesser die Kehle durch. Der er littene Blutverlust und die vorhandene Blut vergiftung führten seinen Tod herbei, der ihn von seinen schweren Qualen erlöste. Strehla, 21. Nov. Beim Abgraben einer Wiese zwischen Gaitschhäuser und Fich lenberg wurden einige 20 menschliche Ge rippe ausgegraben. Diese lagen nur etwa einen Meter lief. Die Zähne in den Kiefern waren noch gut erhalten. Jedenfalls handelt es sich um Soldaten, die im Jahre 1813 hier begraben wurden. Zwickau. Wegen Doppelehe wurden der 39 Jahre alte ehemalige Gastwirt Schmutzler aus Niederplanitz und die 24 Jahre alte Kellnerin Emma Olga Wurziger aus Kirchberg, beide jetzt in Leipzig wohnhaft, von der Strafkammer des hiesigen Königlichen Landgerichts unter Annahme mildernder Um stände zu 1 Jahr 3 Monaten bez. 7 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Wurziger diente dis zum Jahre 1902 bei Schmutzler. Ende Juli 1902 wanderte dieser mit der Wurziger, mit der er bereits seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis unterhielt, nach Amerika aus und noch am Tage ihrer Ankunft in New Dark, am 5. August, ließen sich beide von einem dortigen Geistlichen trauen, obschon die im Jahre 1886 geschlossene Ehe Schmutzlers nicht gelöst war. Später kehrten beide nach Deutschland zurück. Leipzig, 22. Nov. Gestern vormittag ist die bei ihren Eltern wohnhafte 20jährige Arbeiterin Ida Elsa Kolster von ihrem Ge liebten, dem 32jährigen Bauarbeiter Karl Arthur Friedrich Daberkow, durch mehrere Schüsse aus einem Revolver sgetötet worden. Die beiden hatten ein Verhältnis unterhalten, dem vor kurzem ein Kind entsprossen ist. Daberkow ist verheiratet und lebt von seiner Frau getrennt. Aus dieser Ehe sind drei Kinder hervorgegangen. Da an eine Ver einigung der Liebesleute nicht zu denken war, dürste hierin der Grund zu der Tat zu suchen sein. Der Mörder hat sich dann in derselben Wohnung durch Erschießen entleibt. Die Leichen wurden nach dem Institut für geeicht liche Medizin gebracht. Leipzig, 21. November. Schreckens tat einer Mutter. Die in Wermsdorf wohn hafte Kutschersehesrau Auguste Marie Keßner stand heute unter der Anklage des vorsätz Uchen aber in einem geistig nicht normalen Zustande begangenen Totschlags in zwei Fällen vor dem hiesigen Schwurgericht. Die Keßner hatte in der Nacht zum 15. Mai ihre 13jährige Tochter Auguste mit einem Man delholz erschlagen und ihr jüngstes Kind, die 7jährige Martha mit einem Handtuch, da» sie ihm knebelartig in den Münd gesteckt hatte, erstickt. Nach der grauenvollen Tat hatte sich die Angeklagte bei Röänitz von einem Eisenbahnzuge überfahren lassen wollen, ohne daß sie ihren Zweck erreichte. Da Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der Kreßner, die mit ihrem Manne in glücklicher Ehe lebten, entstanden waren, kam sie auf fünf Wochen in die Irrenanstalt zu !Hubertusburg. Es wurde ihr dann aber der Prozeß gemacht, weil sie als zurechnungsfähig bezeichnet wor den war. Die Schwurgerichtsverhandlung wurde heute vertagt, weil die Gutachten der geladenen Sachverständigen nicht miteinander in Einklang zu bringen waren. Die Keßner soll nun zunächst auf sechs Wochen der hie sigen Universitätsklinik überwiesen werden. Leipzig. Vor dem hiesigen Schwurge richt stand wieder eine tief beklagenswerte Frau, die angeklagt war, ihren Mann vor sätzlich so schwer verletzt zu haben, daß er starb. Die Frau des Casöwirtes Andrä in Leipzig wurde fast tagtäglich von ihrem rohen und gewalttätigen Mann beschimpft und ge schlagen. Er verletzte sie schwer am Kopf, so daß sie lange in ärztlicher Behandlung bleiben mußte, und sehr oft würgte er sie, daß sie dem Ersticken nahe war. Als er die mit Gemüseputzen Beschäftigte das letztemal wieder packte, schlug sie in furchtbarer Angst verzweiflungsvoll um sich, ohne zu beachten, daß sie ein langes Messer in der Hand hatte, und stieß es dem Wüterich 2 Zoll tief in die Brust, gerade ins Herz. Die Staatsanwalt schaft plädierte für Verurteilung wegen vor sätzlicher Körperverletzung mit tödlichem Aus gang, die Geschworenen aber glaubten der Angeklagten, daß sie in Unzurechnungsfähig keit und Bewußtlosigkeit ohne verbrecherische Absicht gehandelt habe und sprachen sie frei. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag, 1. Advent: 9 Uhr Gottesdienst. Freitag, 2. Dezember: Nachm. 5 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Erna Hildegard, T. des Fabrikarbeiters Edwin Alfred Ernst 221 e. — Herta Lucia, T. des Kaufmanns Johannes Erwin Schurig 314 f. — Anna Martha, T. des Kutschers Gustav Emil Kreische 36 g. — Adolf Erhard, S. des Fabrikarbeiters Bernhard Gustav Groß mann 68 b. — Fanny Elisabeth, T. de» Buchhalters Friedrich Ernst Meißner 131 f. Max Otto, S. des Fabrikarbeiters Ernst Edwin Schöne 36. — Bertha Elsa, T. des Fabrikarbeiters Bruno Maximilian Klengel 141b. Als gestorben wurden eingetragen: Ernst Julius Knöfel, Zimmermann, Ehemann 56 e, 55 I. 5 T. alt. — Johanne Eleonore geb. Steglich, Witwe des Bandwebers Johann Gottlieb Lindner 256 g, 84 I. 5 M. 26 T. alt. — Anna Elsa, T. des Färbers Otto Franz Horn 195 b, 4 M. 22 T. alt. — Elsa Frida, T. des Arbeiters Ernst Paul Rosen kranz 131l, 8 I. 26 T. alt. — Pauline Ernestine Philipp, ledig, Fabriknäherin 57 i, 56 I 1 M. 3 T. alt. — Helene Walli, T. des Dachdeckers Armin Martin Reeh, 57 d, 1 I. 2 M. 24 T. alt. — Außerdem ein unehelicher Knabe, 3 I. 2 M. 19 T. alt.