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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111221014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-21
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Italien Uuremdoia Viederlanor «or» wegen r.«1i»"e>ch Unourn Rügland, Schweden irLw«», o töoanien In allen Übrigen Sluaiea nui viiekl »uiw dl« ibelchaiieiiell« vr» Vlair«, erhalllich. Da» Veipiige» lagodlan »rlchelar »mal titglxl» Sonn. » Koienag» »»> morgen». vdonn»m»ai».Onnohm, Iod.noiogall» bei uni«», l rager». KUiale». mpedileore» »ob illnnahmeUellen. >»««» Vostamlern a»d lbneflragern. Gt»I«l»»il»»f»»i,t, 10 Moraen-Austtabe. MiMer Tageblatt s 14 682 l«-«t.,Ichl»„ f 14 882 Tel-Änschl. ,4 E Handelszettung. rel..^nschl. ^3 ÄmLsvsatt des Aales und des Vokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Liqelßnr-Preis M ynferal, «»» U«»«« nn» Um,»S«^ «» lspaltlg, Ve«1li»ll, » Vf. »ie ReNam«. »etl» > VN. »an ,»»»4N» bv Vs. Reklamen Ull VN. Iillerot» ... Vedorden tm amt- ltche» TM »t» VeNUe'l, « V» Agschüfvianeelge» «U Vladoorfchrlft»» tm VrBl« »rdüdl. NadnU nach lan!. Vettagegedllbr «elamt» «fla»» 4 VN » T«l»nb «rN Voftgevllhr. Tellbella«, höher. UeRerletlt» Vuftria» könne, ««»» ,»rück- »«»»gen »erd«. Mir da» Srlchelnen « 5»1nm«t«n Ta,« an» VlL««n wird kein» varantt» tdernomme». Snjelgen - tlnaaüm«: 2»do,ii»,»6« 8, tel lämtllch», Lttlalen » allen Lnnoneen« Lroedlttone» de» In» »ad Mailand«». v«r «» «Ma, »« »Ich« ch «riu, Inhaber: «aal NSiU»». «edaMo, an» «e,ch4ft»».«»r 2»h«»l»,a6« L -»»»<« 3M»U »„.»«: Seeftrah« < 1 (Dele-H« 4ÜW. Nr. 3S3 vonnerslsg, üen L>. Dezember lSll. los. Istzrgsng. UM- Unser« -estrige Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, die vorligende Morgennummer 22 Seiten, zusammen 3tt Seiten. Oss Wichtigste. * Der Etat der Reichspost- und Tele ¬ graphen.Verwaltung sicht vor für Leip zig einen Grund st ückserroerb, sowie Um- und Erweiterungsbauten am Augustusplatz, für Oelsnttz Grundstückserwerbungen. für Aue einen Neubau und für Borna den Ankauf des Miets- postgebäudes, sowie Umbau und Erweiterungs bau. * Zum Staatssekretär des Reichskolo- nialamtes ist Gouverneur Dr. Solf in Aussicht genommen. (S. bes. Art. Seite 15.) * In Berlin hielt am Mittwoch Staatssekre- tär a. D. Dernburg einen Vortrag über das Kongogebiet. (S. d. des. Art. Seite 3.) * Prinzrcgent Luitpold von Bayern hat den Kriegsmini st er Grafen Horn zum Be. vollmächtigten Bayern» zum Bundes- rat ernannt. * Die „Nordd. Bllg. Ztg." fährt mit den Der. öffentlichungen über den Reich sh aushaltplan für 1912 fort. (S. d. bes. Art. Seite 1.) * Der Hessische Landtag wurde am Mitt woch durch eine Thronrede des Großherzogs eröffnet. (S. d. bes. Art. Seite 9.) * Bei Rötha wurde eine Gärtnersfrau, die in Leipzig Weihnachtseinkäufe machen wollte, durch eigenes Verschulden von einem Automo bil tödlich überfahren. (S. Lpzg. Ang. Seite 7.) * Zum Nachfolger des Geheimen Kirchenrats v. Meyer wurden Pfarrer Müller aus Leip- zig-Neustadt zum Stadtpfarrer und Superinten denten von Zwickau gewählt. (S. Letzte Dep.) * Bei einem Eutsbrand in Nicolescht kamen 14PersonenumsLeben. (S. Tageschr. S. 11.) * Stürme und Schiffsunfälle werden in großer Zahl gemeldet. (S. d. bes. Art. Seite 10.) Oer 62. Llmgretz. (Washingtoner Brief.) Nach den bitteren Känrpfen der nur zu einem bestimmten Zwecke einberufencn, aber weit über dieses Ziel hinaus mit anderen Fragen beschäf tigten Extrasession verspricht die nunmehrige re guläre Sitzung eine der interessantesten zu wer den, die wir seit langer Zeit geyabt haben. Das gilt nicht nur für die zur Beratung stehenden An gelegenheiten, zu denen außer den'Tarifbills neu- gestatteude Maßregeln zur Regelung der ökono mischen Entwicklung des Landes kommen sollen, — es gilt weit mehr noch bezüglich der Zukunft der Parteien, deren Umgestaltung, Programm wechsel und Frontverschiebung von einiger Be deutung für die politische Geschichte des Landes werden dürste. Auf anderem Untergründe fußend als bisher, werden die Beziehungen der Parteien zueinander und zur Gesamtpolitik des Landes neue Formen zu repräsentieren haben. Alte Fragen, die den Parteirahmen jahrzehntelang äusfüllten, dem Parteigebilde Inhalt gaben, sind abgetan. Das Parteilcben der Union befindet sich auf dem Wege zu neuen Er scheinungen des Staatslcbens, an die in der Vergangenheit nur wenige dachten, mit denen sich nun aber die breiten Massen der Bevölke rung, teilweise sogar mit wachsendem Verständ nis, beschäftigen. Der Aufstieg der Demokratie eröff net eine neue Perspektive. Es wird sich in dieser regulären Sitzung, als der Fortsetzung der in der Extrasesston begonnenen Arbeiten, zeigen müssen, ob die rekonstruierte demokratische Partei den Erwartungen zu entsprechen imstande ist, zu deren Erfüllung sie zu beglückwünschen ihr Füh rer im Hause sich bereits berechtigt glauote. ES würde ein verhängnisvoller Fehler sein, wenn sie, in die Gepflogenheiten früherer Zeiten zu- rücksallcnd, ihre nächste Aufgabe darin sehen würde, sich in der Tariffraae dem Präsidenten entgegenzustellen, nur weil er zufällig daS republikanische Programm vertritt. Es wäre auch kaum ein glücklicher Gedanke, wenn sie von den Ergebnissen exakter Wirtschaftsforschung, wie sie die T a r i f ko m m is sio n bietet, absehen und auf den über daS Knie gebrochenen Gesetzentwür fen beharren wollte, bei denen — nur von partei politischen Rücksichten geleitet — die Insurgen ten Pate gestanden haben. Je mehr die demokra tischen Führer in dieser Hinsicht sich den An schauungen dcS Präsidenten nähern, desto näher werden sie auch der allgemeinen Meinung des Belkes stehen, und desto inehr werden sie nament lich dazu beitragen, daß die alte Garde der Standpatters nicht den Einfluß zurückgewiunt, den sie zuvor auf den Präsidenten ausübte. Seitdem die Nebel und Irrtümer von andert halb Jahrzehnten überwunden sind, ist unstrei tig frisches Blut, frischer Zug in die de mokratischen Reihen gekommen, und die Partei verfügt über hinreichend neues, brauch bares Material, auf das sie sich beim Aufstieg stützen kann. Das ungeschriebene Gesetz des amerikanischen Parlamemarismus sieht für neu und zum erstenmal erwählte Kongreßmitglie der eine zweijährige Schweigeperiode vor. Nun, seitdem sich der Stern der nationalen Demokratie in anfsteigender Linie bewegt, hat sich eine so große Anzahl von Bewohnern dieses Parteiplaneten als wirkungsvolle Tribünenred ner entpuppt, daß man die erwähnte Regel ohne weiteres fallen gelassen hat. Und so sind denn schon in den Debatten der Extrasession die neuen parlamentarischen Stützen der demokrati schen Fraktion hervorgctrctcn. Da ist zum Beispiel John Sharp Williams von Mississippi, der bei Len Beratungen der Reziprozitätsbill seine in Heidelberg erworbene glänzende volks wirtschaftliche Bildung offenbarte und damit den wankelmütigen Cummins aus Iowa empfind lich abführte. Ta sind weiter zu nennen James Need von Misfouri, John W. Kern Jnoiana, Luke Lee von Tennessee. Auch Johnson-Maine, Hitchcock-Nebraska, Swenson-Virginia, Pomer- rene-Ohio wußten bei den Abstimmungen ihre Meinung zur Geltung zu bringen. Es liegt im Wesen des politischen Kalen ders, daß der 62. Kongreß vorzugsweise zum Fenster hinaus sprechen wird. Jede der Parteien wird die Gelegenheit benutzen wol len, um ihre Verdienste dem Laude noch einmal in bengalischer Beleuchtung vorzuführen, ehe es darangeht, sich ein neues Oberhaupt zu küren. Und so wichtig auch mancherlei Gegenstände sind, die in der jetzigen Session zur Svrache kommen werden, wie die Frage der Schieosverträge, die Affären Lorimer und Stephenson, das Bank- und Umlaufmittelgesctz usw., so werden sie doch hin ter der Taris- und der Trustfrage zurücktreten müssen, in deren Schatten die Wahl ausgefochten weroen wird. Trotzdem man gemeinhin den we sentlichen Unterschied zwischen den beiden gro ßen Parteien dahin definiert, daß die Repu blikaner unentwegte Hochschutzzöllner, die Demo kraten ebenso unentwegte Freihändler find, so werden die letzteren im Falle ihres Sieges es sich doch dreimal überlegen, ehe sie ernsthaft an dem Tarifgebäude rütteln, von einigen neben sächlichen Positionen abgesehen. Weit eher wird sie darauf bedacht sein, m der Trustfrage ein greifbares Resultat zu beschleunigen. Sie mnß dem Volke etwas bieten können, wenn dieses ihr die Palme reichen soll. Siiü) doch die demo kratischen Erfolge — wir sagten es in unseren letzten Briesen schon — keineswegs auf grundsätzliche Aenderungcn im Par te i w e s e n zurückzuführen, sondern lediglich auf eine von der vorübergehenden Ungunst der wirt schaftlichen Verhältnisse getragene Unzufrieden heit. Die Republikaner haben die Aktion gegen die Trusts eingelcitet, sie aber auf eine Weise geführt, die zwischen Angriff und Entscheidung einige Jahre Zwischenraum läßt. Je eifriger die Demokratie bestrebt war, die Unzufriedenheit über dieses langsame Tempo im Trustkampfe zu schüren, um so schwerer wird sie es haben, em wirksameres Rezept in Anwendung zu bringen. Von Interesse wird es auch sein, zu beobach ten, ob es den Insurgenten gelingen wird, bei der großen Masse der Bevölkerung das An sehen wieder zu verdienen, mit dem man sie bei ihrem ersten Auftreten freiwillig bedachte. Viele glaubten damals, in diesem eine Wieder holung des idealen Aufschwungs der fortschritt lichen Elemente der republikanischen Partei zu finden, die Anno 1872 die liberal-repuolikanische Bewegung kennzeichnete. Aber es hat sich unter ihnen noch kein Typus eines Greeley, eines Karl Schurz, eines Charles Francis Adams und jener vielen anderen selbstlosen Patrioten gefunden. Tie Führer stehen unter der Signatur des vermeint lich großen eigenen Ich, und das verdirbt den Eindruck im Volke. Auch die Sozialdemokratie ist in die nationale Arena getreten. Sie hat nur einen Luxusvertreter im Kongreß, aber sie erobert Schritt für Schritt die Kommunalver waltungen und wird nur darum besorgt sein müssen, Elemente wie die Mac Namara beizeiten von ihren Schößen abzuschütteln. In dem gro ßen Kampf der vielfacl>en Kräfte unseres gesell schaftlichen Organismus wird die jetzige Kon greßsitzung wahrscheinlich wichtige, vorbereitende, zukunftsbedeutenoe Kundgebungen bringen. ä. 1^ Ole Lostslüemakrstie sls Arbeitgeberin. Als Nr. 10 der sozialdemokratischen Flugschriften zur Reichstagswahl 1912 ist tn der Buchhandlung „Vorwärts" ein Heftchen erschienen: „Die Sozial, demokratie al, Arbeitgeberin und Unternehmerin, ein« Erwiderung auf die gleichnamige Schrift des Dr. Fritz Stephan Neumann, Friedenau-Berlin". Der ungenannte Verfasser übt von vornherein die Vorsicht, seine Arbeit «ine „E r. widerung", nicht aber «in« „Wider- l« gung" zu nennen. Zn der Tat ist es ihm, trotz dem er sich «in Zahr lang Zeit gelassen hat, nicht ge lungen, da» in der Neumannschen Schrift zusammen ¬ getragene Anklagematerial in irgeildeinem Punkte zu entkräften. Anderseits zeigt das Er'cheinen der „Er widerung" noch unmittelbar vorder Reichs, tagswahl, Laß die Sozialdemokratie um die Wir kung der Neumannschen Broschüre auf die Arbeiter schaft einigermaßen besorgt ist. Sie ist hier an ihrem empfindlichsten Punkte getroffen worden, denn soviel ist auch dem einfachsten Arbeiter einleuchtend, daß einer „Arbeiterpartei" mit Mißtrauen be gegnet werden muß, die in ihren eigenen Unter- nehmungen die Arbeiter und Angestellten in un - würdig st er Weise behandelt, ihre Arbeits kraft auf das äußerste ausnutzt und ihnen Hunger- löhne zahlt, wie sie von den bürgerlichen Unter- nehmungen nur etwa noch die Hausindustrie an ein zelnen Orten aufweist. Als besonders charakteristisch dürfen hier die Zustände in den sozialdemo kratischen Konsumvereinen gelten. So wurde z. B. iin Konsumverein Kotkbus 1906 das „Ge halt" der Lagerhalterinnen von 75 auf 60 .tt, das jenige der Lehrmädchen von 25 auf 15 (!) herab gesetzt. Eine amtlich« Statistik (1906, Neichsarbeits- blatt) stellte fest, daß „von den sozialdemo- kratischen Forderungen, wie achtstündige Arbeitszeit, Sonntagsruhe, Gleichberechtigung der Frauen, in diesen sozialdemokratischen Be trieben immer noch keine einzige erfüllt ist". Vielmehr stieg die tägliche Arbeitszeit der Lager halter bis auf 16 «runden! Zur Sonntagsarbeit waren die Lagerhalter in 331, die Verkäuferinnen in 189 Konsumvereinen verpflichtet usw. Der „Vor wärts" selbst mußte noch am 12. Mai 1909 aus der Generalversammlung des (sozialdemokratischen) Lagerholterverbandes folgende für die Sozial demokratie als Arbeitqeberin kenn zeichnende Zahlen und Daten veröffentlichen: „Die Arbeitszeit in verschiedenen Betrieben ist oft eine ungewöhnlich lange. Von 1941 An- gestellten haben 47 Angestellte eine Arbeitszeit von unter 60 Stunden. 636 eine solche von 61 bis 70 Stund«n, 1059 eine solche von 71 bis 80 Stunden, 194 eine solch« von 81 bis 90 und 5 sogar eine Arbeitszeit von 91 bis 96 Stunden. (D. h. von 1941 Angestellten haben nur 47 einen Arbeitstag bis zu 10 Stunden, 1894 dagegen einen 10—Ikstiindigen Arbeitstag.) Größtenteils werden die Gehälter von unter 80 von Frauen be zogen. Trotzdem sind auch Fäll« angeführt, wo Lager halter mit 69 und gar 67 -4t Monatsgehalt angestellt sind bei 300—600 -tt Kaution ohne freie Wohnung und sonstige Vergünstigungen. — Von 1902 An gestellten sind 81 von der Stellung einer Kaution be freit, während von den übrigen 1821 Angestellten die Summe von 1 224 790 -4t aufgebracht wird. (!) Di« Höh« der Kaution bewegt sich zwischen 200—3000 -1t. Wenn man die oben angeführten Gehälter in Betracht zieht, ergibt sich, daß in vielen Fällen das Gehalt in gar keinem Verhältnis zu den zu hinterlegenden Kautionen steht. — Aus den Feststellungen über die llmsatzhöhe in den einzelnen Geschäften resp. Verkaufs stellen geht hervor, daß an die Arbeitskraft des ein- zelnen oft sehr große Anforderungen gestellt werden. In vielen Fällen ist der Lagerhalter gezwungen, seine Familie zu Hilfe zu nehmen, zum Teil ohne Be- zahlung derselben. Nach der Statistik wurde die Mit- Hilfe der Frauen in 497 Fällen fsstgestellt. Von diesen 497 erhielten 179 «ine Bezahlung. 318 wurden nicht bezahlt, 132 erhielten freie Wohnung, 50 be kamen einen Wohnungszuschuß, 15 freie Feuerung und 7 freies Licht. — Schulpflichtige Kinder sind 78mal beschäftigt. Am meisten kommen die Klagen aber aus den Vereinen, die die Ecnossenschaftsidee so auffassen, möglichst hohe Dividenden herauszuwirtschaften. Gerade bei diesen Vereinen herrschen in den meisten Fällen die schlechtesten Arbeitsverhältnisse. Dies zeigt eine statistisch« Gegenüberstellung der Gehälter und Dividenden." Das ist wörtlich dem „Vorwärts" entnommen. Was hat nun die „Erwiderung" der „Buchhand lung Vorwärts" gegen diesen Teil der Neumannschen Schrift einzuwenden? Auch nach der 1910 auf genommenen Statistik haben noch 23,6 v. H. der Lagerhalter über 70 Stunden wöchent liche Arbeitszeit, während der „achtstündige Arbeitstag" 48 Stunden ergeben würde! Mittags ruhe besteht auch h«ute noch nurfürdieHälfte, Sonntagsruhe nur für 57,5 v. H. Die Lohn verhältnisse allerdings sollen sich „nicht unwesentlich" verbessert haben, doch erfahren wir eigentüm licherweise nur, daß die Gehälter über 150 -4t von 29 auf 34 v. H. sich vermehrt haben (S. 5 ). Sonach sieht es in den sozialdemokratischen Konsumvereinen heute in aller Haupt sache noch genauso aus, wie es in der Schrift „Die Sozialdemokratie als Arbeitgeberin" sestgestellt wurde! Der sonstige Inhalt dieser Broschüre, deren weit« Verbreitung offenbar den Anlaß zu der ..Er widerung" gab: „Die Arbeiterbshandluna im „Vor wärts" und in der „Leipz. Volksztg.", „Sozialdemo kratische Staats- und Stadterperimente", die „sozialdemokratische Wirtschaft in den Ortskranken kassen" usw., — ist noch weniger widerlegt, wie die Arbeiterbehandlung in den sozialdemokratischen Konsumvereinen." Es mag der Sozialdemokratie schmerzlich fein, wenn ihr dieses wuchtige Anklage material in der Agitation Schwierigkeiten bereitet; aber di« Schuld daran trägt doch nur si« s«lbst, die sie die Welt verbessern will und nicht einmal in ihren eigenen Betrieben der Arbeiterschaft eine Situation gewährleisten kann wie die meisten bürg«!- lichen Unternehmer. v. o. verfsllungskrills unü Meüenssdlichten. Der Großwesir Said Pascha fordert von den Kammern eine Verfassungs-Aenderung in rückschritt lichem Sinne: der Sultan soll das unbeschränkte Recht der Kammer-Auflösung erhalten ohne, wie bisher, an die Zustimmung des Senates gebunden zu sein, ebenso das Recht, die Kammern zu vertagen. Der Sache nach verwundert man sich, daß überhaupt so ganz unmonarchische Bestimmungen in der ottomani- schen Verfassung gestanden haben, daß im Dezember 1876 der »arengleüh autokratisch gesinnte Abdul Hamid seinen Namen unter rin Papier gesetzt hat, das di« rechtlichen Grundlagen seiner Macht auf die Mac Mahons hcrabletzte. Damals freilich lagen die Verhältnisse günstiger als die Paragraphen: nach Halbjahrsfrist vertagt« der Beherrscher aller Gläubigen fein Parlament auf 31 Jahre, während sein französischer Kollege vor dem seinigen die Waffen strecken mußte. Er vertagte aus eigenem Rechte, von dem nichts in der Charte Midhat stand. Veranlassung oder Vorwand des Konfliktes war, daß die Kammer sich in die militärischen Dinge gemischt und den Mar schällen an der Donau und in Armenien Miß trauensvoten zugesandt hatte, weil sie die Rusten noch nicht besiegt hätten. Heute ist es ein« ähnliche Frage der auswärtigen Politik, die in der Kammer ein Hindernis der Staatsnotwendigkeiten sehen läßt. Ist auch an die kommandierenden Generale wüstcnwärts von Tripolis und bei Dcnghasi noch nicht die Zumutung ergangen, mit ihren 15 000 Mann regulärer Truppen 80 000 Italiener ins Meer zu werfen, so weiß man doch im Palaste nur zu genau, daß von dieser Kammer eine Unter schrift unter Türkisch-Tripolrtaniens Todesurteil nicht zu erlangen ist. Unter gewöhnlichen Verhältnissen liehe sich nun freilich der Versuch machen, ob nicht auf dem Wege der Versandung des Krieges der Gegner doch schließlich eher mürbe gemacht und wenigstens zu formellen Zugeständnissen an den türkischen Ehren- puntt getrieben werden könnte. Der Krieg in seiner jetzigen Form kostet die Türken ganz erheblich weniger als die Italiener; am meisten leiden Staatsschatz und Privatwirtschaft unter der Un sicherheit, ob nicht doch noch ein Angriff auf die Dardanellen erfojgt. Aber einmal ist das ottoma- nische Volk genau so nervös geworden wie das italienische, bei dem die Wirkungen einer etwaigen Ldua-Post nicht auszudenkcn wären. Dann aber muß die Türkei auch nach außen unbedingt ihre Hände freibekommen. Nicht fo sehr um der Montenegriner, Bulgaren oder gar der Kreter willen. Vor den Montenegrinern und Bulgaren ist sie jetzt fast sicherer als in Friedenszeiten, da die Großmächte mit seltener Einmütigkeit sogar einschließlich der Italiener die türkischen Dalkangrenzen für tabu erklärt haben. Aber die Ausrottung der persischen Frage hat, von denk „unverbindlichen Meinungs-Austausch" über die Dardanellen ganz abgesehen, neue Reibungsflächen gegen Rußland geschaffen; und bleibt auch der Aus bruch eines Krieges, der immerhin nicht so aussichts los wäre wie der gegen einen scemächtiaen Feind ohne Landgrenze, wenig wahrscheinlich, so könnte doch bei einer vollen Entwicklung der türkischen Wehrkraft, wenn es in Persien zur Aufteilung kommen sollte, vielleicht eine Abfindung herausspringen, wie sie Spanien in Marokko einzuheimsen im Begriffe steht. Recht gut möglich, daß sich England in einer solchen Frage für die Türkei einsetzt, wie es das für Spanien tut. Eine längere Fortdauer des tripolitanischen Krieges liegt England gar nicht, und sei cs bloß wegen der Handetsstörungen im Aegäischen Meere. Daß zwischen London und Konstantinopel allerlei Dinge vorgehen, von denen sich manche Diplomaten- Weisheit noch nichts träumen läßt, zeigt am besten die gemeldete Angliederung cyrenäischer Grenz bezirke an Aegvpten, zeigt auch, daß Enver Paschas kleinem Heere für jeden Gefallenen, wie der Hydra, nächtlicherweile zwei neue Köpfe erwachsen, so daß die Kriegslage für die Italiener an diesem Punkte sich äußerst bedenklich zu gestalten beginnt — die dortigen Rekruten scheinen durchaus nicht den Senussi zu entstammen. Und manches Anzeichen spricht auch dafür, daß die Erkenntnis sich durchrinat, in Kreta müsse endlich einmal ein definitiver Zustand ber- gestellt werden, dessen Sicherung aber nicht den Griechen anoertraut werden dürfte. Es ist bemerkenswert, daß der Eroßwesir seinen Derfassungsantrag ausdrücklich mit der Notwendig keit eines Friedensschlusses begründet hat. Das immer mehr sich zerfahrende und zerfasernde Parlament scheint die Ohrfeige einstecken zu wollen, die darin enthalten ist, daß «s bei wichtigen Er' örterungen über das Landes Wohl und Wehe aus dem Zimmer gewiesen werden soll. Setzt es sich aber auf die Hinterbeine, so besteht wohl kein Zweifel, daß man sich dann seiner L la Abdul Hamid entledigen würde. Kriegsminister Mahmud Cchefket hält ein schlagfertiges Heer in Bereitschaft, das im Augenblick noch nicht an den Dardanellen gebraucht wird. Der Boden der Komitee-Herrschaft aber ist fo unterhöhlt, daß die jüngsten Ersatzwahlen in der Landeshaupt stadt fürdieOpposttton ausgefallen sind. L Reichshsushsttsetst IS 12. Di« „Norddeutsch« Allgemeine Zeitung" schreibt über den Rcichshaushalt 1912: Zu unserer gestrigen Veröffentlichung über den Rcichshaushalt für 1912 ist von einer Seit« bemerkt worden, dag die darin enthaltenen Einnahmeschätzun gen nicht übereinstnnmten mit Den Angaben, welch« wir kürzlich über die mutmaßlichen Ertrag« d«r neuen Zölle und Steuern für 1911 gemacht haben. Dies« Kritik leidet indeste-n an dem entscheidenden Irrtum, daß sie beim Etat 1912 für sämtliche Artikel die Er trägnisse der Einfuhrzoll«, für Bier ausgenommen, di« Ausgleichungsbeträge der süddeutschen Staaten' (s4 des Steueraufkomnrens) und beim Brannt wein die Estigisäure-Vekbrauchsabyabe, nicht berück sichtigt. Gleichwohl möchten wir nicht unterlassen, zu erklären, daß unsere früheren Mitteilungen auch durch Die inzwischen veröffentlichten Einnahmeergebniss« für November 1911 durchaus bestätigt werden. Um die beiden wichtigsten Posten Herauszugreffen, haben sich von April bis November 1911 beim Branntwein die Verbrauchsabgaben einschließlich der für Essigsäure auf 12 134,9 Millionen Mark, beim vier di« Steuer einschließlich der Au^leichun^betrS« auf 102 Mill. Mark belaufen, wozu beim Bier 7 Millionen Mark Mehrkrebite und bet beiden Artikeln zusammen mehr als 7 Millionen Mark Zölle treten. Schon hieraus ergibt sich, daß unsere Schätzung von 197.4 Millionen Mark beim Branntwein und 164,9 Millionen Mark beim Bier für das ganz« Rechnungsjahr 1911 zu trifft, wenn nicht um ein geringe» überschritten wird. Bei den Einnahmetschätzungen für 1912 ist selbstver- stäntdEich der geringer« Ernte in Kartoffeln, Rüben
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