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Amts- M Aizmckatt für deu Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung «SOS SS oiertelj. 1 M. 20 Ps. emschließl. dek.JIlustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unsern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile di« gespaltene Zeile 30 Pf. Berantworllicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. , 49. Zahrga»«. - ' > Donnerstag, dca 20. Februar Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Materialwaarenhändlcrs und Gasthauspächters llisrl in Eibenstock ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlutz- verzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Fotdcrungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger Uber die nicht verivcrlhbaren Vcrmögensstücke der Schlußtermin auf dm 20. Mir; >002, Bormiltags r> Ayr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt worden. Eibenstock, den 18. Februar 1902. Königliches Amtsgericht. Ein amerikanisches Artyeil üöer Deutschland. Daß die in jüngster Zeit lebhafter gewordene Erörterung gegenseitiger Beziehungen des Deutschen Reiches und der großen nordamerikanischen Republik da« Interesse sür die Erkenntniß deutscher Verhältnisse aus der anderen Seite de« Atlantischen Ozean« wesentlich gestärkt hat, geht unter anderen Anzeichen auch aus der Thaisache hervor, daß ein in London lebender deutscher Publizist von einer der bekanntesten und weitest verbreiteten nordamcrikanische» Monatsschristen aus gefordert wurde, die markantesten Persönlichkeiten der deutschen Gegenwart in einer Serie von Aussätzen zu behandeln. Auch deutet sonst in der transatlantischen Publizistik manche« darauf hin, daß man in den Vereinigten Staaten mehr als bisher be- ftrcbl ist, mit möglichster Unbefangenheit und Sachlichkeit über Menschen und Dinge in Deutschland zu urtheilen. Eine be sondere Bedeutung in dieser Beziehung dürfte ein Aufsatz ver dienen, der in „Scribners Magazin" von Mr. Frank A. Vandcr- Up, dem früheren zweiten Sekretär de« Schatzamt« der Bereinigt. Staaten, veröffentlicht worden ist. Die Arbeit nimmt zum Aus gangspunkt die vielerörterte Frage der »kommerziellen Einbruchs Amerikas in Europa". Der Verfasser geht auf eine pragmatische und kritische Erörterung der Verhält nisse von Handel und Industrie in den verschiedenen europäischen Ländern ein und kommt dann zu Deutschland, da« er zunächst in dem Stadium schildert, da« vor 35 Jahren, also kurz vor Beginn de« deutsch-französischen Krieges, beobachtet werden konnte. Die Schilderung beweist, wie gcringwerthig den Großamcrikanern alle« damals erschien, wa« in den zerrissenen kleinstaatlichen deutschen Landen vor sich ging: „Geringer Handel und eine Industrie, welche kaum den Rainen einer solchen verdient; ein unordentliches Bank- und ein heruntergekommenes Finanzshstem, eine verwirrte ausländische Politik; da« Volk in 23 Staaten gcthcilt mit dem Schatten eines Zollverein« unter dem Zwang der preußischen Hegemonie; eine gemeinsame Sprache und Litteratur — das war vor dreißig Jahren das Material, aus welchem das Deutsche Reich her vorging." Ander« lautet die Beschreibung, welche Air. Frank A. Pander- lip von dein jetzigen Deutschland gicbt: „Eine Bevölkerung von 06 000000 Einwohnern, geeinigt zu einer großen 'Ration; das zweitbeste KominunikationSshstcm der Welt; der auswärtige Handel, nur dem von England und Amerika nachstehend, hat in seinem Eroberungszuge die ent- legcndsten Theile der Welt erreicht und sein Terrain trotz lang jähriger Handelsbeziehungen anderer Länder gewonnen; ein Fabrikationsshstcm, das alle Hilfsmittel der Nation ausnützt und die unbebauten Strecken kultivirt, während die Landwirthschaft durch wissenschaftliche Methoden die Früchte ihrer Arbeit verdrei facht hat; ein System, welches die Produktion von Kohle ver vierfacht und diejenige des Eisen« verdreifacht Hai, welches die größte chemische Industrie, die zweitgrößte elektrische Industrie, die drittgrößten Textil-, Eisen- und Stahl-Industrien und die zweitgrößte Schifsfahrlsorganisation der ganzen Welt hervorge bracht hat; da« die Bevölkerung der Städte verdreifachte, die besorgnißerregende Auswanderung auf ein Minimum reduzirtc, die Löhne erhöhte, den Werth des Grund und Boden« steigerte und die Staatseinnahmen verdreifachte ; eine starke, auf sich selbst vertrauende, fort'chrittliche, blühende Nation — das ist da« heutige Deutschland, da» Resultat einer dreißigjährigen Arbeit. Niemals ist in der industriellen Geschichte der Welt, ausgenommen den Sieg derselben Rasse in den Niederlanden über die Wogen und Fluchen der Nordsee, ein solcher Erfolg unter gleich schwierigen Verhältnissen errungen worden." Der Verfasser setzt weiterhin auseinander, daß Deutschland keinen einzigen der vielen Vortheile genoß, welche England und Amerika in dem wirthschastlichen Wettbewerbe im Anfang einen so großen Borsprung verschafften, und schließt seine Ausführungen nach einer Aufzählung aller von Deutschland überwundenen Schwierigkeiten und Hindernisse mit den Worten: „Wenn der Erfolg, welchen eine Nation unter widrigen Verhältnissen erringt, einen Maßstab für ihre Größe bildet, dann ist Deutschland die größte Nation der Welt." Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Besuch de« Kaisers in Posen gelegentlich der diesjährigen Kaisermanöver in dortiger Gegend steht nunmehr fest. Der Oberpräsident von Bitter und der kommandirenre General sind bereit« vom Obcrhofmarfchallamt angewiesen worden, die umfangreichen Vorkehrungen und Vor arbeiten zu dem Ende August d. zu erwartenden Kaiserbesuch in die Wege zu leiten. — Eine vierfache kaiserliche Auszeichnung wird gegenwärtig den direkten Hinterbliebenen der bei der Vcrthcidigung ver deutschen Gesandtschaft in Peking gefallenen deutschen Seesoldaken zu Thcil. Dieselbe besteht ersten« in der Ver leihung der KricgscrinncrungSmcdaille in Broncc für Kombattan ten mit Diplom; zweiten« in einem Buche betitelt: „Deutsche Scesoldaten bei der Belagerung von Peking im Sommer 1900", welches aus dem Titelblatt die Porträts der damals gefallenen deutschen Seesoldaken trägt; drittens in einem ehrenvollen An erkennungsschreiben und vierten« in der Uebcrwcisung eines Geld geschenk«. Diese kaiserlichen Ehrungen und Auszeichnungen ge langen jetzt nach Vollendung de« erwähnten Werkes zur Bcr- Iheilung. - Wegen der Veröffentlichung LcS Tirpitz'jchcn Marine- Erlasses scheint dem „Vorwärts" eine Anklage wegen Hehlerei zu drohen. Wie die „Neue polit. Korresp." erfährt, handelt es sich in der Diebstahls-Angelegenheit de« „Vorwärts" nicht um die Abschriftnahmc des gu. Gchcim-Erlasscs, sondern um die Ent wendung eine« metallographirtcn Abzuges desselben. Es liege also der Diebstahl einer körperlichen Sache vor, der nach Ols- hausen« Kommentar zum Strafgesetzbuch sür die Feststellung der Hehlerei nolhwendig ist. Der Nichtmitabdruck de« zweiten Theile« des gestohlenen Erlasses rette den „Verwart«" vor der Verfolg ung wegen LandeSverrathcS. Aber um die Bestrafung wegen Hehlerei — und zwar voraussichtlich wegen gewohnheitsmäßiger — werde der „Vorwärt«" schwerlich herumkomnien. Gewohn heitsmäßige Hehlerei wird nach 8 260 des Strafgesetzbuches mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren bestraft. Auch kommt die Anklage nicht vor das Schwurgericht, sondern vor die Strafkammer. — Italien. Der K r ä f tcz u st a n d de« Papstes giebt gegenwärtig wieder zu ernsten Bedenken Anlaß. Das „B. T." erfährt aus Rom: Am Sonntag sollte der Papst wie üblich die Messe lesen. Er übertrug diese Funktion indessen, da er sich seit drei Tagen etwas unwohl fühlte, einem seiner Kaplänc und hörte auf einem Sessel der Eclcbration zu. Nachher schickte der Papst sich an, die Reihe der zur Audienz geladenen Personen abzuschrciten. Dabei Überkain ihn große Erschöpfung, so daß er in einer Sänfte in seine Gemächer gebracht werden mußte. Der Papst verbrachte den Nachmittag und die Nacht gut, Montag früh aber stellte sich große Schwäche ein. Bekanntlich könnte Papst Leo am 3. März das fünfunbzwanzigjährige Jubiläum seiner Besteigung de« heiligen Stuhle« begehen. — Spanien. Barcelona, 17. Februar. Die schon seit längerer Zeit schwebende A u s st a n d S b c w e g u n g hat größeren Umfang angenommen. Die Angestellten der Straßen bahnen, die Bahnarbeitcr, Hafenarbeiter, Frachtfuhrleuie und Buchdrucker haben die Arbeit niedergclcgt. Die Zeitungen er scheinen nicht. E« kam mehrfach zu Zusammenstößen, wobei einige Personen verletzt wurden. Der Belagerungszustand ist proklamirt worden. — Eine weitere Nachricht lautet: Der all gemeine Ausstand hat begonnen, alle geschäftliche Thätigkcit ist gelähmt; die Zahl der feiernden Arbeiter wird auf 40 000 geschätzt. — England. Im Unterhause erklärte am Montag Arnold- Forster, Wei-Ha i-Wci werde auch fernerhin al« Floltcnstation sür viele Zwecke verwendet werden; der Beschluß, die Befestigungs arbeiten einzustellen, sei lediglich aus strategischen Gründen gefaßt worden. — Amerika. New-Jork, 18. Februar. Im Atlanti schen Ozean herrscht schlimmes Welter. ES liegen viele Meld ungen über Schiffbrüche vor. Der Schiffsverkehr in der Bucht von New-Jork ist durch da« Unwetter völlig zum Stillstand ge bracht. — Die deutsche Kaiseryacht „Hohenzollern" ist mit einer dicken Schneedecke überzogen. Durch den Schnee, der 12 Zoll hoch liegt, ist der gcsamnite Verkehr in New-Jork gestört und der Eisenbahn- und Straßenbahndienst völlig lahm gelegt, so daß es tausenden von Einwohnern der Vororte nicht möglich ist, die Stabt zu erreichen. 13000 Mann arbeiten mit Schaufeln an der Frcihaltung der Straßen. Die Schneemauern läng« der für den Fußgängerverkehr frcigelegtcn Wege sind lO Fnß hoch. Der Sturm erstreckt sich von den östlichen Staaten bi« nach Süd- karolina. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 18. Februar. Die Lösung de« Eon slik» zwischen der sächsischen Regierung und der Zweiten Kammer ist nunmehr eingclretcn, nachdem heute Vormittag eine streng geheime Sitzung der Finanzdepu- tation L stattzcfundkn haue, »er Staat-Minister vr. Rüger bei wohnte. Gestern Abend ist zu dem bekannten Berichte dieser Deputation über Tit. öl des außerordentlichen Staatshaushalt« etat« für 1902 03, Bau einer normalspurigen Nebenbahn von ühemnitz durch da« Ehemnitzthal nach Wechselburg sNachpostulat) betreffend, welcher zum Rücktritt bc« EabinetS Metzsch führte, soeben folgender Zusatzbericht erschienen: Die Kammer hat sich bezüglich der staatsrechtlichen Frage in der Sitzung vom 7. Fe bruar auf den Standpunkt der Finanzdeputalion li gestellt. In zwischen ist der Rücktritt des Herrn Finanzministers von Watz dorf, in dessen Ressort die angefochtenen Ncbcrschreitungen vor kamen, von Sr. Majestät dem König genehmigt worden. Dem neuen Herrn Finanzminister gegenüber, der für da«, was bisher geschehen nicht verantwortlich gemacht werden kann, entfällt die Veranlassung, die aus Anlaß der früheren Ueberschrcitungen aufgeworfene staatsrechtliche Frage im Wege der Indemnität weiter zu verfolgen. Zudem hat der neue Herr Finanzminister bezüglich der künftigen Gebahrung bei Staatsbanken beruhigende Zusicherungen in der Deputation gegeben und uni Vertrauen zu seiner künftigen Geschäftsführung gebeten. Die Deputation er achtet nach alledem den Antrag unter a am Schluffe ihre» Be richts Nr. 69, welcher da« Indemnitätsgcfuch der Regierung zur Voraussetzung der Bewilligung machte, sür erledigt und be antragt lediglich, die Kammer wolle beschließen: die bei Tit. öl des außerordentlichen StaatshauöhaltSctats für 1902,03 sür den Bau einer normalspurigen Nebenbahn von Ehcmnitz durch das Ehemnitzthal nach Wechselburg als Nachpostulat eingestellten 2 695 500 M. nach der Vorlage zu bewilligen. — Dresden, 16. Februar. Der Verlierer von 75000M., Herr Rentier Janssen in DreSden-Strehlcn, Hal eine anoupme Postkarte erhalten, auf der ihm die Rückgabe der Hälfte der ver lorenen Summe in Aussicht gestellt wird, wenn er die andere Hälfte dem Finder überlassen wolle. Ob es sich um einen schlechten Scher; handelt, oder ob die 75000 M. thatsächlich gefunden sind und vorläufig nur zur Erlangung besserer „Bedingungen" zurückgchaltcn werden, bleibt natürlich eine offene Frage. Die Polizei beschäftigt sich mit der Angelegenheit. — Riesa, 17. Februar. In den Zeitungen war kürzlich von eigenartigen Beobachtungen bei Spritzenrc Visionen in den Amtshauptmannschaften Dresden und Meißen zu lesen. Solche Revisionen haben auch in der AintShauptmannschaft Großen hain stattgefunden und cS ist hiervon manches Heitere zu melden. In einem Dorfe bei Radeburg z. B. wunderten sich die Revi soren, daß der von zwei Mann gezogenen und von ebensoviel Mann geschobenen zweirädrigen Spritze von einigen anderen Einwohnern ein großer viereckiger Stein nachgetragcn wurde. Den Revisoren war c« höchst räthselhaft, welchem Zwecke der Stein dienen sollte und erst an dem als Brandplatz bezeichneten Orte wurde ihnen Aufklärung. Auf den Stein kam die Karren deichsel zu liegen, „da sonst die Spritze nicht im Gleichgewicht bleibe!" Mil viel Kunstfertigkeit und Mühe wurde ein Schlauch durch die Radspeichen an die Spritze geschraubt. Kopfschüttelnd sah die« der revidircnde Branddirektor und — steckte den Leuten mehrere Lichte aus. Daß die Spritze beim Gebrauch von dem Karren hcruntcrgenommcn werden müßte, war ihnen vollständig sremd. Aber glücklich waren sic, als sic sahen, wie bequem sich der Schlauch anschrauben läßt, wenn die Spritze aus dem Erd bodcn steht, und wie schön cs sich drückt, ohne daß befürchtet werden muß, daß die Spritze au« dem Gleichgewicht kommt; am glücklichsten aber waren sic darüber, daß sic den „ahlcn Steen", mit dem sie sich Jahre lang geplagt, nicht mehr mitzuschleppen brauchen, wenn ihre Hilfe nöthig wirb. In einem Ritterguts gehöfte bei Riesa stand die Spritze in einem Schuppen, zu dem der Inspektor den Schlüssel hatte. Der Inspektor war aber auf unbestimmte Zeit in« Feld gegangen. Die rcvidirenden Herren fragten einen dastehenden landwirthschaftlichen Arbeiter: „Wenn e« aber mittlerweile im Dorfe oder hier brennt, wie bringen Sie denn da die Spritze rau«?" „Ach, da« ist nicht so schlimm," entgegnete der Gefragte mit schlauem Lächeln „hier im Dorfe sein se Alle huch versichert, och 's Rittergut!" — Chemnitz. Anläßlich de- 25jährigen Dicnstjubiläum« de« Kaiser» hatte auch ein Chemnitzer Bürger, der Oberpost assistent Stüwc, der beim Eintritt de« Kaiser« in die 6. Com pagnie des ersten Garde-Regiments zu Fuß bereit« dieser Com pagnie angchörte, seinem ehemaligen Leutnant und Zugführer ein Glückwunschtelegramm gesandt. Auf diese« Glückwunschtelegramm ging dem Gratulanten jetzt vom Militärkabinet Sr. Majestät ein vom Grasen Hülsen unterzeichnete« Dankschreiben zu. Da Sc. Majestät sich eines großen Personengedächtnisse« erfreut, darf wohl angenommen werden, daß er sich des ehemaligen Gre nadiers Stüwe erinnert habe, umsomehr, al» derselbe vor nun mehr 11 Jahren bereit« einmal Sr. Majestät ins Gedächtniß zurückgerusen wurde. Im Jahre 1891 erhielt nämlich Oberpoft assistent Stüwe im Auftrage de« Kaiser« ein Gla» mit silbernem Deckel, auf welchem da« preußische Wappen eingravirt war, über sandt, und zwar al« Ersatz sür ein Gla«, welche« der Monarch al» Prinz dem Genannten im Jahre >877 zerbrochen hatte. Stüwc dientc damal«, wie erwähnt, bei der 6. Compagnie de« I. tSarde-Regiment« zu Fuß in Potsdam, zur Zeit al« Prinz Wilhelm al« Premierleutnant bei derselben Compagnie diente.