Volltext Seite (XML)
der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich weit verbreitet in den StNim Penig, Lunzenau, Lichtenftein-Callnberg und in den Ortschaften Dienstag, den 1. Januar Streit trat total in den Hintergrund, als zum Schluß der ' ersten Februarwoche recht schlechte Nachrichten vom Mittelmeer eintrafen. Die Athemnolh des hohen Pa tienten nahm mit reißender Schnelligkeit zu, und so mußte man zur Operation greifen, die von Or. Bra- mann rasch und sicher vollzogen wurde. Von da ab war alles Interesse nur noch nach San Remo gerichtet. Der greise Kaiser brach bei der Hiobspost in Thronen aus, mit Gewalt wollteer die weite Reise unternehmen, und nur mit vieler Mühe konnte er von dem Vorsatze abgebracht werden. Prinz Wilhelm reiste an seiner Stelle. Langsam, viel langsamer, als man erwartet hatte, nahmen des Kronprinzen Kräfte zu, aber ge brochen war die Lebenskraft des alten Helden. Um diese Zeit starb auch der junge Prinz Ludwig von Baden, andere treue Diener des Monarchen gingen zur ewigen Ruhe ein, und da senkte auch der große Kaiser sein müdes Haupt, ^jn der neunten Morgen stunde des 9. März entschlief er nach ganz kurzem Krankenlager. Anfänglich hoffte man, auch dieser An fall werde vorüber gehen, aber bald stellte sich die absolute Hoffnungslosigkeit heraus. In den Armen der Kaiserin starb Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen. Um ihn weinte die Welt, kein Staat blieb mit Trauerkundgebungen aus und überwältigend war sein Leichenbegängniß. Im Charlottenburger Mausoleum ruht seine sterbliche Hülle. Kaiser Friedrich hatte den Thron bestiegen, Prinz Wilhelm, welcher einen Tag für seinen todtkranken Großvater die Regentschaft geführt, welche auch von seinem Vater bald in erweitertem Umfange ihm über tragen wurde, war Kronprinz geworden. Der Thron wechsel hatte sich ohne alle Störung vollzogen. Dem Reichstage und der preußischen Landesvertretung waren am Tage des Hinscheidens Kaiser Wilhelms I. die amtlichen Mittheilungen gemacht. Mit thränenerstickter Stimme hatte Fürst Bismarck die Kunde gebracht und zugleich das Dokument mit der letzten Unterschrift des Kaisers vorgelegt, welche seine zitternden Finger vollzogen. Der todtkranke, sprachlose Kaiser Friedrich brach mit seiner Gemahlin unverweilt von San Remo nach Berlin auf. Bei Genua hatte er die letzte Be gegnung mit König Humbert von Italien, der seinen kaiserlichen Freund mit Thränen in den Augen verließ Witttruvgsaussichtcn für dcu 1. Januar: Ruhiges, theils heiteres, theils wolliges, etwas kühleres Wetter. Barometerstand am 31. December, nachmittags 3 Uhr: 764 mm. Gestiegen. Gar viele schenken ihm kein hold Gedenken, So mancher hart ein strenges Urtheil spricht: „Gut, daß das Jahr vorüber, mag es gehen!" So heißt es kurz. „Fort mit dem falschen Wicht. Gering nur ist die Zahl der wahren Freunde, Die widmen ihm deS Dankes Abschiedszoll, Die Thränen wcih'n ihm zur Sylvesterstunde, Das Herz von Wehmuth und Errinn'rung voll. Filialen: in Mtftadt»atd«n-«rg bei Hrxr« Kauimann Otts Förster; m Penig KK Herrn Kaufmann Rob. Härris, Mandelqaste: in KochsSurg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze, m Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Busch. I. Wehrnmnu. Fälschung bezeichnet war. Die russische Presse führte eine ausfallende Sprache gegen Deutschland, die immer schlimmer wurde, je ruhigere Antworten erfolgten, und in Paris freute man sich natürlich weidlich über diese Zuspitzung der Beziehungen zwischen Berlin und Pe tersburg. Der alte Kaiser dachte an die allgemeine Sorge und die Erhaltung des Friedens, und so sprach er denn beim letzten Neujahrs-Empfange seiner Gene rale bis Worte, welche sich als wahre Prophezeiung im Laufe des Jahres gezeigt haben: „Meine Herren, Ihre Aufmerksamkeit wird in diesem Jahre besonders den Kaisermanövern in der Provinz Brandenburg gelten." Die deutsche Politik suchte indessen Klarheit und erzielte sie auch: Am 3. Februar erschien im Reichsanzeiger urplötzlich der Wortlaut des Bündniß- vertrages zwischen Deutschland und Oesterreich zum Beweise der Reinheit der Absichten beider Staaten, die nicht zum Kriege gegen Rußland, sondern nur zur Abwehr russischer Angriffe zusammengetreten waren. Kurz vorher war der Reichskanzler vom Lande wieder in Berlin eingetroffen, und unter dem Eindruck seiner großen, mit lautem Jubel begrüßten Reichstagsrede mshm die deutsche Volksvertretung am 6. Februar das Wehrgesetz einstimmig an. Als Kaiser Wilhelm dies Resultat vsn seinem Enkel, dem Prinzen Wilhelm, welcher der Sitzung beigewohnt, erfuhr, fiel er ihm vor Freude weinend um den Hals; Fürst Bismarck's Gang aus dem Reichstage nach Hause wurde zu einem Triumphwege. Die Kriegsbefürchtungen schwanden in Folg« der Rede des Kanzlers, ganz Deutschland sah mit gutem Muth den kommenden Tagen entgegen. Die Nachrichten aus San Remo lauteten nicht ungün stig, auch der greffe Kaiser hatte sich von einem Bla senleiden, von welchem er nach Neujahr befallen war, bald wieder erholt. Die allgemeine günstige Stimmung währte leider kaum eine Woche. Aus der großen Novembercon- sultation der Aerzte in San Remo war so viel doch mit Sicherheit bekannt geworden, daß bei dem Kron prinzen früher oder später der Luftröhrenschnitt werde angewendet werden müssen. Diese Ankündigung war indessen halb vergessen, man beschäftigte sich mehr mit dem um diese Zeil begonnenen Streit zwischen den beiden Aerzten vr, Bergmann und vr, Mackenzie. Aber dieser MLstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Sgidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kausungen, Langenchursdorf, Langen* '-brrcka-Niederhain, Lcmgenleuba-Obsrhain, Niederwiera, Obergrafenhain, Oberwiera, Oberwinkel, OeLsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Nußdorf, Schlagvitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolksnburg und Ziegelheim. 1M9 täglich ant Ausnahme der Lag«, nach Ssirn- und Festtaz-n. va« Inseraten für dir nächster» ^Meinende Nummer bis nachmittags 2 Nhr. 'Err NSonnsmentspreiü bcträvt vierteljähr lich 1 ML. Äs Pf. Hnsrrate pro Zeile 10 Pf., Einzel. 20 Di. Spedition: Waldsnk-urK, Obergnffe 2Sls. bietend versteigert werden. Versammlung für den Naundorf: früh 9 Uhr an der Sandgrube. „ „ „ Forst: nachmittags '/s3 Uhr im Kahlschlag. Forstverwaltung Niederwaldenburg. Der Glockengruß und Helles Gläserklingen, Das ist des alten Jahres Grabgesang; Still weichet vor dem neuen es von hinnen, Das glänzend über es den Sieg errang. ; Doch lauter Jubel braust so voll entgegen, f Dem neuen Jahr bei seinem Einzug licht, : Es preist der Mund in Hellen Freudenliedern, ' Und froh verklärt sich Jedes Angesicht. Stockhol; Auktion. Auf Niederwaldenburger Revier sollen Freitag, den 4. Januar 1889, und Forst anstehender Stücke parzeuenwels mellt- - So fvlgt der Wechsel ein für alle Jahre, Und Jahr für Jahr wird frohe Hoffnung wach, Und Jahr für Jahr läßt Manches unerfüllet, Noch lang ist nicht das Luftschloß unter Dach. Als jugendfrischer Knabe uns entgegen So kommt das neue Jahr im vollen Reiz; Doch wenn es endlich wieder von uns scheidet, Da»n ist es ein gebroch'ncr, müder Greis. War es ein Freund, das alte Jahr das scheidet, Der gern uns half, uns treu zur Selle stand, Geleitet sicher hin durch drohende Gefahren, 'Md uns das Glück gewährt als schönes Pfand? War cs ein Feind, der jetzt von dannen ziehet, Der uns im Leben schuf so manche Qual, Der launisch störte unsere Zukmiftspläne, Dis schnell uns sollte« führen in des Reichthums Saal? Die Sorgen, die so ost und viel uns quälen, Auf seine Schultern nimmt das Jahr die Last; Und wenn wir unverändert unsere Tage pilgern. Das Jahr, schnell wird es alt durch unsre schwere Last. Drum, wenn entgegenbraust dem neuen Jahr der Jubel, Wenn Helle Freude füllet jede Brust, Dann treu gedenket auch des alten Jahres, Es ist der Grundstein der Sylvesterlust. "Waldenburg, 34. December 1888. Dos Dreikaiserjahr ist vorüber! Ein Jühr der Trauer, und des Schmerzes, aber auch ein Jahr D-x Kraft -und der Einmüthtgkeit einer ganzen Nation. 1888 wcr die Probe auf das Meisterstück von 1871, und woh! dem deutschen Volke und dem deutschen Va terlande,.'die Probe ist bestanden. Das deutsche Reich schreitet fortan auf dem Wege einer kraftvollen Ent- wickÄung und seine Bürger können der Zukunft ge trost -ins-Auge sehen, sie können hoffen.auf eine dau ernde Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse. Diese Besserung, auf welche Tausende und Abertau sende harren, wäre wohl im eben abgelaufenen Jahre mehr schon ,zu Tage getreten, wenn nicht die Politik das öffentliche und nurthschastliche Lebe» im gleiche« Maße ununterbrochen beherrscht hätte. Vor all' den großen Ereignissen mußten die kleinen Fragen des Alltagslebens nur zu häufig zurückstehen. Die übergroße Reichhaltigkeit der politischen Ereig nisse in der ganzen Welt während des Jahres 1:888 zwingt uns, uns in dieser Jahresrundschau in gedräng ter Kürze zu fassen. Wir können das um so «her, als das Jahr 1888 und sein Verlauf weder in einem deutschen Herzen vergessen ist, noch je vergessen werd«» wird. Die Geschichte Deutschlands Geilt sich in drei scharf abgegrrnzte Perioden: Die letzten Wochen Kaiser Wilhelms I., die 99 Tage, der Begin» der Regierung Kaiser Wilhelms II. Wir lassen nun noch einmal, was uns in diesem Jahre betrübt und erfreut, vor unseren -Lesern vorüberziehen, zur Erinnerung, zur Mahnung »nd zum Beispiel. Gebeugt und tief erschüttert durch des einzigen Soh nes unheilbare Krankheit trat der gute alte Kaiser in das neue Jahr ein. Doch die Sorge um des Rei ches Wohl beschäftigte ihn nicht minder, als die um den Kronprinzen, der seit dem Herbst 1887 in der Billa Zirio zu San Remo lebte. Die Zeitverhältnisse waren nicht sehr befriedigens. Die russischen Truppen- verschiebungen nach der deutschen und österreichischen Grenze standen in höchster Blüthe, die Nachwehen der bekannten Notenfälschungen, über welche Fürst Bismarck den Czaren bei dessen letzter Anwesenheit in Berlin aufgekärt, waren noch nicht überwunden, trotzdem im deutschen Reichsanzeiger das Machwerk amtlich als