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Wdchemlich "swcmcn tret Nummern. Pränumeration- - Preis 22j Seltergr. (^ THIr.) viertcljädrlich, 3 Tdlr. mr da« ganze Jahr, ohne ErhShung, in allen Tb«!m der Preußischen Monarchie. für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Comp., Jiigerstraße Nr. 22), so wie von allen König!. Post-Aemtern, angenommen. Literatur des Auslandes. 12L. Berlin, Sonnabend den 9. Oktober 1847. England. Die neuen Parlamentsgebäude in London. Die königliche Kommission der schönen Künste in England hat so even einen Bericht herausgegeben, der die innere Einrichtung der neuerbauten Parlaments. Häuser bespricht und in welchem die zur Ausschmückung derselben bestimmten Kunstwerke ausgczählt und beschrieben werden. Dir Vorschläge der Kommission haben die Billigung des Gouvernements erhalten und sind zum Theil schon tn der Ausführung begriffen. Man ist dabei von der Idee ausgegangen, die Hallen der beiden gesetzgebenden Körperschaften mit Schilderungen der präg, mmtesten Momente aus der Nationalgeschichte zu versehen, um so ein würdi- grS Denkmal der Größe und des Ruhmes herzustellen, deren Gründung Eng. land nicht minder den in diesen Räumen erfochtenen moralischen Siegen, als den blutigen Triumphen seiner Land- und Scehcere zu verdanken hat. Ein kurzer Auszug dieses Berichts wird auch für den deutschen Leser nicht ohne Interesse sepn, und bleibt nur zu wünschen übrig, daß die Rcalisirung des Entwurfs nicht von demselben Unstern begleitet werde, der sich in den künst lerischen Monumenten des Landes so oft bemerkbar macht. Am Eingänge des Gebäudes (8t. Llepken's ?orcb) werden sich die Sta tuen Marlborough'S und Nelson'S erheben, dcS größten Feldherr» und des tapfersten Admirals, welche die Jahrbücher Britaniens kennen; neben ihnen -Wei allegorische Gemälde, die den Krieg und den Frieden darstellen. Der Gaal des Unterhauses (8r. 8repben', Dull) wird die Bildsäulen der Männer enthalten, die sich durch ihre Beredtsamkeit und ihre parlamentarischen Talente ausgezeichnet haben und von denen die Figuren Hampdcn'S, Falkland's und Clarendons bereits ihrer Vollendung nahe sind; die Wände aber sollen mit Fresken geschmückt werden, welche die Hauptepochcn der constitutioncllcn, bür- gerlichen und religiösen Geschichte des Reichs versinnlichen, nämlich: I) Eine Sitzung des Wittcnagcmot; 2) das Feudalsystem, durch die Wilhelm dem Er- oberer von den Baronen geleistete Huldigung dargestcllt; 3) der Ursprung des Unterhauses — der erste Wrir (Wahlbrief) an die Oiy von London übersandt; 4) die Beendigung der Feudalkriege — Stanley und Orford reichen Heinrich dem VII. über der Leiche Richard'S die Krone; 2) ein Geschwornen-Gericht; ü) die Unterzeichnung der Itl-gn» kbarts; 7) die Abschaffung der Leibeigen, schäft — ein Herr giebt auf dem Todtenbctt seinen Knechten, Villsins, die Frei heit; 8) die Privilegien des Unterhauses von Sir Thomas More gegen den Kardinal Wolsey behauptet; ü) die Bekehrung der Angelsachsen durch St. Au- gustin ; lü) die Reformation — Elisabeth empfängt die Bibel in Cheapstde. Der Centralhalle sind in etwas mittelalterlich-katholischer Weise die Sta- tuen der Schutzheiligen von England, Schottland, Irland und Wales — St. Georg, St. Andreas, St. Patricius und St. David — zugetheilt worden, die wohl besser weggefallen wären, da mit Ausnahme des irischen St. Patrick diese guten Leute sich heutzutage nur weniger Verehrer zu erfreuen haben; dagegen will man die Korridore des Oberhauses und des Unterhauses mit Gemälden auSstatten, welche den großen Kampf schildern, der mit der Zu- sammenberufung deS langen Parlaments anfing und mit der Revolution von 1688 endigte. Es sind folgende: I) Karl 1. pflanzt seine Standarte in Not- tingham auf; 2) Dertheidigung von Bafing.House durch den Marquis von Winchester und die Royalisten gegen die Armee deü Parlaments; 3) die Ver» treibung der Mitglieder eines Kollegiums zu Orford, wegen ihrer Weigerung, den Oovsnsnt (die Bundesakte der Puritaner) zu unterzeichnen; 4) das Be« gräbniß Karl'S I.; 2) der Sprecher Lenthal behauptet die Vorrechte des Unter hauses gegen Karl I., als dieser fünf Mitglieder desselben verhaften will; k) der Abmarsch der Freiwilligen auS London, um die Belagerung von Glou- cester aufzuhebcn; 7) die Einschiffung einer puritanischen Familie nach Neu- England; 8) der Abschied Lord Ruffell's von seiner Gemahlin; 's) die Flucht Karl'S II. nach der Schlacht von Worcester; lü) die Hinrichtung dcS Mont- rose — der Scharfrichter bindet ihm das von Wishart verfaßte Buch, in wcl- chem seine Thaten beschrieben werden, um den Hals; N) Monk erklärt sich für ein freies Parlament (ein Akt, der sich übrigens nicht gut darstellen läßt); 12) die Landung Karl'S II. ; 13) Alice Liste verbirgt die Flüchtlinge auS der Armee des Herzogs von Monmouth nach der Schlacht von Sedgemoor; 14) der Schlaf deS geächteten Argyle; IS) die Freisprechung der sieben Bischhöfe; lü) die Lords und Gemeinen überreichen die Krone an Wil- Helm und Maria. Dir acht ersten werden sich im Korridor der Lords, die acht letzten in dem des Unterhauses befinden. Der mittlere Korridor wird sechs Darstellungen aus den entgegengesetztesten Perioden der briti. schen Geschichte enthalten, und zwar: l) Die Landung der phönicischen Kauf leute in Cornwallis; 2) Cook'S Ankunft in O'Taheiti; 3) ein druivischcS Opfer; 4) das Opfer einer Suttih in Ostindien durch die englischen Behörden verhin- dert; 2) die Ausstellung angelsächsischer Gefangenen am Marktplätze zu Rom, und ü) die Emancixation der Negersklaven — merkwürdige Kontraste, wie sie kaum die Annalen eines anderen Volkes darbietcn. Das Vorgcmach des Oberhauses ist für Sccnen aus den Werken der Dichter Chaucer, Spenser, Shakespeare, Milton, Dryden und Pope bestimmt, das Ankleidezimmer der LordS aber für eine Rcihcfolge von Scenen aus der heiligen Schrift, welche die Idee der Gerechtigkeit auf Erden und ihrer Ent wickelung in dem Gesetze und der Rechtspflege erläutern. Diese sind: I) Mo- seS, der den Israeliten die Gesetztafeln übergiebt; 2) der Sündensall; 3) der Mensch zur Arbeit verdammt; 4) das Urthett SalomoniS; 2) der Besuch der Königin von Saba; ü) der Bau des Tempels; 7) das Urtheil des Daniel; 8) Daniel in der Löwengrube; 4) das Gesicht Daniel's. Das königliche Vorzimmer wird mit Schnitzwerk, Portraits und Tapeten verziert werden. — Letztere eine genaue Kopie der berühmten ärmsÜL-U-m- giugs, welche mehr als zwei Jahrhunderte lang dem ehemaligen Oberhause zum Schmuck dienten und den Sieg des Admirals Lord Howard von Effing ham über die „unüberwindliche" Flotte veranschaulichten. DaS Ankleide, zimmer der Königin ist der Sage vom altbritischen König Arthur vorde- halten, die dem Pinsel des Herrn Dyce zum Thema dienen soll — hoffentlich mit mehr Glück, als die Versuche Blackmore s und anderer Poeten, jenen mythi- schen Helden in Rittergedichten zu verherrlichen, sich erfreut haben. Die acht- zehn Fächer der königlichen Galerie werden mit Gemälden angefüllt, die sich auf die Kriegsgeschichte des Landes beziehen: I) Bundicea feuert ihr Heer zum Kampfe gegen die Römer an; 2) Alfred im Dänenlagcr ; 3) der iri- sche König Brian Boroimhe (spr. Boruh) besiegt die Dänen an der Brücke von Clontarff; 4) Edith findet die Leiche Harold'S — eine Scene, die vielen unserer Leser noch aus dem großen Bilde von Horace Vernet in der letzten Berliner Kunst-Ausstellung erinnerlich seyn wird; 2) Richard Löwenhcrz er blickt zum erstenmal Jerusalem; ü) Eleonore rettet ihrem Gatten, Eduard I., das Leben, indem fie das Gift aus seiner Wunde saugt; 7) Robert Bruce auf seiner Flucht vor den Engländern; 8) Die Königin Philippa bittet Eduard lll. um Gnade für die Bürger der Stadt Calais; ») der schwarze Prinz zieht an der Seite seines Gefangenen, Königs Johann von Frankreich, in London ein; lü) die Vermählung Heinrichs V. mit Katharinen von Frank, reich zu TroyeS; II) Elisabeth im Lager von Tilbury; 12) der Admiral Blake in Tunis; 13) Marlborough in der Schlacht von Blenheim; 14) der Tod Wolfe s bei Qucdek; 12) der Tod Abercrombie's bei Alerandricn; 1b) Lord CornwalliS empfängt die Söhne Tippu-Sahib'S als Geiseln-, 17) der Tod Nelson'S; 18) die Zusammenkunft Wellington'S und Blüchers bei Belle- Alliance. — Selbst die Wachtstube und das zu ihr führende Foyer sollen nicht leer auSgehen: erstere erhält den jungen Talbot, der seinen Vater in der Schlacht vertheidigt (s. Shakespeare s Heinrich VI.), und Isabella Dou glas, welche die Thür mit ihrem Arm versperrt, um die auf Jakobi, von Schott land eindringenden Mörder abzuhaltcn, letzteres die Ermordung St. Edmund's deS Märtyrers durch die Dänen. — Die sogenannte normännische Pforte (Corman ?orck) endlich erhält den Kanut, der seinen Höflingen ihre Schmeichelei verweist, und die Königin Elisabeth an der Sceküste nach der Niederlage der spanischen Armada. In den Erfrischungszimmern der Lords und der Gemeinen sollen Ansich. ten der bemerkenswerthesten Städte und Gegenden in dem vereinigten König, reiche, in Indien und den anderen Äolonicen, nebst ländlichen, auf den Acker- bau, die Jagd u. s. w. bezüglichen Scenen angebracht werden, und in der k-imeü vkamber — dem Konferenzsaale zwischen den beiden legislativen Körpern — dreizehn Gemälde, welche die Eroberung, Unterwerfung oder Kolo- nifirung der hauptsächlichsten, dem britischen Reiche cinverlcibtcn Länder und Plätze varstellen. Hierzu sind folgende Momente auSerschcn: 1) Die Ver mählung Stroingbow'S, des englischen Feldherrn in Irland, mit Eva, Tochter Königs Dermot von Leinster; 2) Cvuard l., der den Wallisern seinen neu geborenen Sohn zum Fürsten giebt; 3) Jakob VI. von Schottland, die Nach, richt von dem Tode der Königin Elisabeth und von seiner Berufung zum Throne von England erhaltend; 4) Lord Clive in der Schlacht von Plaffy (Ostindien); 2) Penn'S Vertrag mit den Indianern Nord-Amerika'-; b) die Colonisation von Australien; 7) der Traktat von Nanking mit den Chinesen; 8) und 's) die Entdeckungsreisen nach dem Nord- und Südpol; IV) und 11) die Einnahme von Mauritius (Isle de France) und dem Kap der guten