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Amts- M AiiWeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung L»»« Abonnement oiertelj. I M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen- blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trlkgr.-Adrrllr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Ps. Fcrusprcchrr Ur. 2li». Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 53. Jahrgang. — Dienstag, den 9. Januar Nr. 4V des H. Nachtrages zum Schankstättenverbotsverzeichnisse ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, am 5. Januar 1906. Hesse. Mrt. Oeffentliche Zustellung. Der Privatmann Ernst Mücken berg er in Eibenstock klagt gegen den Kaufmann vtt, früher in Eibenstock, jetzt unbekannten Aufenthalts wegen Zahlung von 84 Mark vierteljährlich im Voraus zu entrichtenden Mietzinses auf die Zeit vom l. Oktober 1905 bis mit 3l. März 19« >6 für mietweise innegehabte Geschäftsräume mit dem Anträge auf Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von 84 Mark an den Kläger in vorläufig vollstreckbarer Horm und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Königliche Amtsgericht zu Eibenstock, den 20. Ievruar 1906, vormittags 9 Mr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Eibenstock, den 8. Januar 1906. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Tagestteschichte. — Deutschland. Berlin, 5. Januar. Zu den Preßerörterungen, ob General v. Trotha demnächst im Reichstage auftreten werde, um die Vorwürfe gegen seine Kriegführung in Südafrika zurückzuweisen, teilt die „National zeitung" mit, daß General v. Trotha ihr in einem Briefe u. a. schreibt: „Ich habe nie die Absicht gehabt, im Reichstage mich irgendwie verteidigen zu wollen. Das habe ich nicht nötig." — Es ist in hohem Grade erfreulich, wie namentlich im Süden des deutschen Vaterlandes reges Interesse für den Ausbau der Flotte zum Ausdruck kommt. Besonders in Württemberg tritt dabei hervor, daß das Bemühen der Lehrer schaft, aufklärend zu wirken, von sichtlichem Erfolge begleitet ist. Selbst in kleinen Orten scheuen die Lehrer keine Mühe, um der Jugend wie den Erwachsenen Einblick in Wesen, Be deutung und Zweck einer ausreichend starken Flotte zu ver schaffen. Auch im Elsaß regt sich trotz des Abg. Ricklin das Interesse an der Flotte ungemein lebhaft, was besonders aus den Anmeldungen der Elsässer zum Marinedienst zum Aus druck gelangt. Unter den 1472 Rekruten auf der Nordsee station des Jahrganges 1W5 befanden sich nicht weniger als 04 l Elsaß-Lothringer. — Rußland. Ministerpräsident Graf Witte nutzt, wie der „Standard" behauptet, den Zusammenbruch der Re volution in Moskau für die Besserung der allgemeinen Lage in Rußland nach Kräften aus. Er hat den Befehl erteilt, daß alle Führer der Insurgenten, die Sozialisten, die Arbeiter- Delegierten und die Anarchisten dingfest gemacht werden. Die Hofpartei ist nach dem Korrespondenten desselben Blattes der Ansicht, daß die Anarchie in Moskau und in den baltischen Provinzen den bestell Beweis dafür liefert, daß Rußland unter einer konstitutionellen Regierung zugrunde gehen würde, und sie ist eifrig bemüht, den Zaren zu bewegen, die gewährten Reformen rückgängig zu machen. Graf Witte ist sehr erbittert gegen die sozialistische Arbeiterpartei. Er soll bis zum letzten Augenblick dieser Partei gegenüber eine versöhnliche Haltung gezeigt haben. Als sich dies als nutzlos erwies, äußerte der Premierminister angeblich: „Wenn sie absolut Blut wollen, sollen sie es haben." In Petersburg und Moskau finden zahllose Haussuchungen statt. Nach den letzten Nachrichten aus Moskau sind die Gefängnisse dort überfüllt. Der Polizei fiel die ganze Korrespondenz der Revolutionäre in die Hände. Der Korrespondent behauptet, daß ein Teil der am Dienstag verhafteten Führer schwer geprügelt wurde, weil sie sich wei gerten, über die beabsichtigte Revolution in Petersburg Aus kunft zu geben. Von den Eisenbahnern werden Tausende entlassen werden, weil sie am Streik teilnahmen. Die ande ren erhalten nur noch Anstellung, wenn sie schwören, niemals wieder an einem Streik teilzunehmen. In Petersburg ist man eifrig bemüht, das Volk zu entwaffnen. Wer im Ver dachte steht, Waffen zu tragen, wird verhaftet. Die Portiers der Häuser, die bekanntlich stets mit der Polizei gemeinsame Sache machen, haben die Berechtigung erhalten, jeden zu untersuchen, von dem sie argwöhnen, daß er Waffen bei sich trägt. — Admiral Roschdjestwensky hat in der „Nowoje Wremja" eine Zuschrift veröffentlicht, die eine direkte Heraus forderung Englands bedeutet, da der Admiral erklärt, während der Seeschlacht bei Tsushima sei die englische Flotte bereit gewesen, mit den Japanern gemeinsame Sache zu machen. Der Artikel, der mit Genehmigung Birilews gedruckt wurde, erregt in Petersburg, namentlich im Auswärtigen Amte, die größte Bestürzung. — Spanien. Zur Marokko-Konferenz wird aus Cadix gemeldet: Die Herrichtung des Saales im Rat hause von Algeciras, wo die Konferenz zusammentritt, ist beendet. Drei Telegraphenämter sind eingerichtet; ein direkter Draht verbindet Algeciras mit Paris. Die Stadtverwaltung hat mit der Ausschmückung der Stadt begonnen, um die fremden Vertreter würdig zu empfangen. — Afrika. Eine deutsche Kohlen st ation, ähnlich der auf Madeira angelegten, soll, wie die „Daily Mail" meldet, auf Las Palmas errichtet werden. Die Vorarbeiten hätten mit Beihilfe der Woermann-Linie bereits begonnen. Alle deutschen Dampfer würden diese Kohlen stattonen benutzen und dort Preisermäßigungen erhalten, falls die deutsche Kohle teurer als die englische sei. — Amerika. Washington, 5. Januar. Die dritte Geschwaderdivision, bestehend aus dem Panzer kreuzer „Brooklyn" und drei anderen Panzerkreuzern, wird unter dem Befehl des Admirals Sigsbec demnächst nach dem Mittelländischen Meer abgehen. Die Schiffe werden voni l2. bis 15. Januar in Gibraltar, vom 17. bis 19. Januar in Tanger sein. Danach sollen sie Algier, Villefranche, Livorno, Neapel, den Piräus und Beirut anlauien und am 12. März in Aegypten eintreffen. — China. Die „Köln. Ztg." meldet aus Peking vom 5. Januar: lieber Schlägereien zwischen Sol daten der verschiedenen Schutzwachen, die sich hier zugetragen haben, dürften wahrscheinlich übertriebene Nach richten verbreitet werden. Tatsächlich handelt es sich nur um Wirtshausschlägereien, und zwar gerieten zuerst japanische unter dem Eindruck der Port-Arthur-Feier stehende Soldaten mit Holländern zusammen. Da diese sich in erheblicher Minderzahl befanden, riefen sie deutsche Soldaten zu ihrer Unterstützung herbei. Die Deutschen folgten dein Rufe, aber ihr Eingreifen vollzog sich in so maßvoller Weise, daß die Schlägereien keinen größeren Umfang annahme». Dies ist vom japanischen Platzkommando ausdrücklich anerkannt worden. Am darauffolgenden Tage kam cs abermals zu Schlägereien, und zwar zunächst zwischen Japanern und Holländern und dann zwischen Japanern und Franzosen. Am Abend gab es noch einen dritten Zusammenstoß zwischen Japanern und Deutschen, wobei fünf deutsche Soldaten ver wundet wurden, davon einer ziemlich schwer. Die Vorfälle unterliegen der militärgerichtlichen Untersuchung, durch die zweifellos unparteiischer Weise festgestellt wird, auf welcher Seite die Schuld liegt. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Der Export nach den Ver einigten Staaten von Amerika betrug im 2. Viertel des Fiskaljahres 1905 06 Oktober—Dezember Mk. 1 590 410.15 gegen Mk. 2 381 017.76 im Vorjahre, darunter befanden sich für li-immmA« und T-aes Ourtains Mk. 176410.64 gegen Mk. 115 714.30 im Vorjahre. — 6r. — Eibenstock. In vorliegender Nummer finden un sere Leser das Programm zum 3. Abonnementskon zert der Stadtkavelle. Dasselbe ist wiederum gut gewählt. Insbesondere interessiert aber der diesmalige Gast, Herr Solo- Violoncellist Robert-Hansen aus Leipzig. Neber ihn liegen uns eine große Anzahl äußerst lobender Kritiken vor, von denen wir die nachfolgende besonders herausgreifen. Die „Leipziger Zeitung" schreibt über ein Konzert am 8. März 1904: Zahlreich hatten sich gestern die Musikfreunde im Kammermusiksaale eingefunden, um Herrn Emil Robert- Hansen, den vortrefflichen Gewandhaus-Nebenmann Prof. Julius Klengels zu hören und zu feiern. Herr R.-H., der während der letzten Jahre schon des öfteren eine im technischen Können und im geistigen und seelischen Erfassen durchaus vornehme Künstlerschaft hatte erweisen können, eröffnete seinen gestrigen Ehrenabend mit dem Vortrage des A-moll-Konzertes von Saint-Saöns. Das ebenso schwierige als reizvolle Werk fand in Herrn E. R.-H. einen rechten Interpreten. Der Künstler stand technisch auf der vollen Höhe seiner Aufgabe und exellierte mit der gewandten und tonklaren Widergabe der heiklen Passagen, Doppelgriffe, Triller und Flageolettöne, aber er boc auch mehr noch als das: der Künstler fesselte durch schönes, warmes Spiel der Kantilenen, durch graziöse Aus führung der eigentlichen Kunststücke und durch das Tempera ment seines Vortrages. Auch an den weiterhin zum Vortrage gelangenden kleineren Kompositionen konnte Herr R.-H. alle Vorzüge seines Spieles in wirksamster Weise betätigen, so an einer stimmungsvollen Serenade , an einer sehr hüb ¬ schen Gavotte eigener Komposition, an Poppers effektvoller kolonrrikw äe Oonesrt. an einem Albumblatt — — einer kecken Mazurka und zwei pikanten Sätzchen (Levprie und Rastlos) , nach denen der Künstler jedenfalls noch zu einer oder mehreren Zugaben genötigt worden ist. Als wir den Saal verließen, hatte Herr R.-H. gerade zwei mäch tige Lorbeerkränze in Empfang zu nehmen, denen inmitten des Konzertes schon ein dritter vorausgeganyen war. Mehr aber noch als diese Kränze mag die warmherzige Begeisterung des Publikums Herrn R.-H. den Abend verschönert haben. — Da auch der übrige Teil des Programms einen musikali schen Genuß verspricht, so ist ein recht zahlreicher Besuch des Konzertes nur zu wünschen. Möge der Gast einen guten Eindruck vom Musik-Interesse des hiesigen Publikums ge winnen und Herr Plötzky Anregung zu eifrigem Vorwärts streben erhalten. — Leipzig, 4. Jan. Eine furchtbare Szene spielte sich heute vormittag in der Wohnung der von ihrem Manne getrennt lebenden Frau Stenzel in Mockau ab. Ihr Mann, der Buchbinder Stenzel aus Leipzig, hatte seiner Frau auf der oberen Treppe ihrer Wohnung aufgelaucrt. Als er ste auf dem Korridore erblickte, eilte er herunter auf sie zu und schoß nach ihr. Die erschreckte Frau floh Vie Treppe hinab. Als Stenzel sah, daß man ihn ergreifen wollte, flüch tete er nach der Tauchaer Straße. Dort schoß er sich mehrere Male in den Kopf. Man brachte beide ins städtische Kran kenhaus, wo Stenzel, der sich drei Kugeln in den Kops ge schossen hatte, alsbald verstarb. Seine Frau war nur leicht verletzt, obwohl Stenzel ebenfalls drei Schüsse auf sie abge geben hatte. Eifersucht ist das Motiv der Tat. — Plauen. Eine „Erfrischung" ganz besonderer Art verschaffte sich in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeierlag der 20 Jahre alte Hausdiener eines größeren Restaurants unserer Stadt. Als er gegen Mitternacht von einem Aus gange nach Hause kam und sich noch eine Erfrischung be sorgen wollte, hob er versehentlich den über der Abortgrube befindlichen Deckel aus und ließ sich in die Grube hinab, wobei er der Meinung war, in den Keller zu gelangen. Zu seinem Schrecken stand der junge Mann auf einmal bis an den Hals in der Jauche. Stundenlang mußte der Aermste in seiner schlimmen Lage verharren und um Hilfe rufen, ehe er von einem an der Reichenbacher Straße wohnenden Henn aufgesunden und mit Hilfe anderer Leute unter Anwendung eines Seiles ans Lichs gezogen werden konnte. Am ersten Feiertag mußte sich der junge Mann in das Krankenhaus begeben, aus welchem er am Sonnabend als gesund wieder entlassen werden konnte. -Zschopau, 5. Jan. Das „Zschopauer Wochen blatt" meldet: „Heute nachmittag gegen 4 Uhr brach das Hintergebäude eines am Altmarkt gelegenen Hauses, in dem 25 junge Mädchen mit Tüllausbessern beschäftigt waren, teilweise zusammen. Während der größere Teil der Mädchen mit leichteren Verletzungen und mit dem Schrecken davonkam, wurden 5 bis 6 ernstlicher, teils schwer, verletzt. Die sofort alarmierte Feuerwehr ist noch mit Aus räumungsarbeiten beschäftigt." — Die von dem Nnglücksfall betroffenen Mädchen waren in der Zschopauer Filiale der Gardinenfabrik Carl Siems L Co., Plaue bei Flöha, beschäftigt. — Schnarrtanne, 5. Januar. Bubenhände zündeten heute nacht böswillig eine in hiesiger Gemeindeflur stehende, dem Baumeister E. H. Winkelmann-Auerbach gehörige größere Baubude an. Erheblich geschädigt wurde dadurch der Waldarbeiter G. Vogel hier, der in der betr. Bude größere Futtervorräte untergebracht hatte. — Ein Wechsel in höheren B e a m t e n st e l l e n des Königreichs Sachsen steht, wie den „Leipziger- Neuesten Nachrichten" aus Dresden geschrieben wird, bevor. Staatsminister v. Mctzsch, dessen Rücktritt schon öfter ange kündigt wurde, will angeblich Anfang April in den Ruhe stand treten. Als sein Nachfolger wird schon seit Jahren der sächsische Gesandte in Berlin, Gras von Hohenthal und Bergen genannt. Neuerdings tritt aber noch ein anderer Name in den Vordergrund, nämlich der des ersten vortragen den Rates im auswärtigen Ministerium, Geh. Legattonsrates Freiherrn v. Salza und Lichtenau, dessen Bruder bekanntlich Militärbevollmächtigter in Berlin ist. Weiter ist mitzuteilen, daß die Kreishauptleutc v. Ehrenstein in Leipzig und Schmie del in Dresden ihre Entlassungsgesuche für Ende dieses Vier teljahres eingereicht haben. Für die Leipziger Kreishaupt Mannschaft wird als neuer Ches Geh. Regierungsrat v. Burgs dorff im Ministerium des Innern und für die Dresdner Kreishauptmannschast Geh. Regierungsrat I)r. Rumpelt ge nannt. Endlich ist zu erwähnen, daß neben Geheimrat 6r. Wach in Leipzig als Nachfolger des schwer erkrankten Kultus ministers Dr. v. Seydewitz, dessen Rückkehr in das Amt als vollkommen ausgeschlossen erscheint, noch Ministerialdirektor Geh. Rat Vr. Roscher im Ministerium des Innern und der Präsident des evangelisch - lutherischen Landeskonsistoriums, o. Zahn, in Betracht kommen dürften. — Der Gewerbe- und Industrie-Ausstell ung Zwickau für 1906 ist die Genehmigung zur Beran staltung einer Lotterie für das Königreich Sachsen erteilt worden. 200<)00 Lose werden zum Preise von 1 Mark pro Los zur Ausgabe gelangen mit einem Wert der anzukaufen-