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"Watdendrrrk, 6. März is«5. Tie letzten Nachrichten aus Ostasien lassen keinen Zweifel darüber, daß die Japaner unter Oyama nach der mehr monatigen Winterruhe wieder zur Offensive gegen daS Heer Kuropatkins bei Mulden übergegange» sind, und zwar, wie es scheint, nicht mit einem vereinzelten Vorstoß, wie ihn vor einigen Wochen der russische General Gripenberg unter nommen hatte, sondern auf der ganzen Linie. Es wird auf beiden Flügeln und im Zentrum gekämpft. Ta beide Gegner die Winterpause zur Befestigung ihrer Stellungen benutzt hatten, muß man wieder auf eine nach Tagen, viel leicht Wochen zählende Dauer der Schlacht gefaßt sein. Auch in diesen ersten Gefechten war das Glück wieder bei den Japanern. Ob Kuropatkin doch endlich den lange er sehnten Erfolg erringen wird? Man sagt, daß der Zar noch heute an den endlichen Sieg der russische» Waffen glaube, und in der Tat müßte in Anbetrackt der Ungleichheit der materiellen HülfSmittel auf beiden Seilen der Krieg mit einer Erschöpfung Japans endigen, wenn das russische Volk einmütig und begeistert seine ganze Kraft einsetzle. Aber davon kann unter den gegenwärtigen Umständen keine Rede sein. Durch die immer noch andauernden Arbeitseinstellungen und Arbeiter- Unruhen sind die Kriegsrüstungen gelähmt, zu dem äußeren Feind ist in dem Geiste der Auflehnung gegen die Selbst. Herrschaft deS Zaren noch der innere Feind entstanden. Ob die neuesten Erlasse des Zaren eine Beruhigung her- beiführen werden, ist zweifelhaft. Daß noch ein fester, klarer Wille fehlt, geht aus dem Widerspruche hervor, in dem das eine Manifest zu dem anderen, noch am selben Tage ver kündeten steht. In der ersten Kundgebung wird das Volk aufgefordert, die heiligen Güter Rußlands zu bewahren und die Selbstherrschaft im Zarenreiche zu befestigen. Das zweite Manifest setzt dagegen eine Konferenz unter dem Vorsitze d»S Ministers deS Innern Beligyn ein, die Vorschläge machen soll, wie dir reisen Kräfte der Gesellschaft und von der Be völkerung gewählte Männer zur Ausarbeitung und Beratung legislativer Entwürfe heranzuziehen seien. Also eine Art Parlament soll, aber nur beratend, nicht beschließend, der Regierung zur Seite treten. Man mag die- als den ersten Anfang, wenn nicht einer Verfassung, so doch einer Reform der büreaukratischen Staatsverwaltung betrachten. Auf letz tere kommt cS in Rußland hauptsächlich an. Ein Sieg Kuropatkins würde viel dazu beitragen, den in dem zweiten Manifest des Zaren gelegten Keim zu einer ruhigen Entwicklung zu bringen. Eine neue Niederlage im fernen Osten würde natürlich die inneren Wirren noch ver- mehren, den Krieg, bei dem ohnedies das Herz deS Volkes nicht war, noch unpopulärer machen und die Revolutionäre zu heftigerem Vorgehen bestimmen. Bei alledem aber wer den wir nicht vergessen dürfen, daß Rußland nicht West- europa ist, daß die Masse des Volkes, namentlich auf dem Lande, in tiefer Unbildung lebt und sich an den Zustand dumpfen Leidens gewöhnt hat, daß überhaupt die geringere Empfindlichkeit der slavischen Natur gegen Schicksalsschläge einen Schutz gegen dir Revolutionierung unorganisierter Mafien bildet. Der russisch-japanische Krieg. Tas kaiserliche Handschreiben an den Minister des Innern Buligyn, in dem diesem die Bildung einer Konferenz zur Einberufung einer Volksvertretung übertragen wird, ist laut ,B. T." auf di« sehr ungünstigen Nachrichten vom man dschurischen Kriegsschauplätze zurückzuführen. Ter 3. März wird durch den kaiserlichen Erlaß im russischen Volke unver- gefien sein, er wird aber auch als ein schwarzer Tag in der Erinnerung fortleben. Am Abend dieses Tages traf eine chiffrierte Depesche des Oberbefehlshabers Generals Kuro patkin ein, daß 260,000 Japaner den russischen linken Flügel durchbrachen und von der übrigen Armee abschnitten. Spät Abends traf eine zweite Depesche Kuropatkins ein, welche lautete: Die Japaner marschieren aus Mulden, meine Lage ist äußerst gefährlich. Im Laufe der Nacht trafen weitere Hiobsposten ein. In Regierungskreisen hegt man die Ueberzeugung von einer schweren Katastrophe. Man nimmt an, daß Kuropatkin völlig geschlagen und seine Armee zum Teil zersprengt, ja, daß die Eisenbahn nördlich von Mulden abgeschnitten ist. In einer fachmännischen Kritik der Lage in der „Post" heißt es u. a.: ES ist nicht zu verkennen, daß es den Ja panern darauf ankommt, die russische Armee auf beiden Flügeln zu umfassen, während im Norden der Rückweg durch Sprengung der großen Eisenbahnbrücke bei Tieling abge- schnitlrn sein soll. Ereignisse schwerwiegendster Art stehen unmittelbar bevor. Tie große Schlacht um Mukden dauerte am Sonnabend fort. Die Japaner setzten trotz schwerer Verluste immer aufs neue alle Kräfte zu Angriffen auf die russischen Linien ein. Bei dem Dorfe Huandi griffen sie sechsmal den linken russischen Flügel an, wurden aber ebenso ost zurückgeschlagen. Sie waren oft bis auf 200 Schritte an dir russischen Ver schanzungen vorgedrungen. Auch auf der rechten russischen Flanke gab es blutige Kämpfe. Marschall Oyama berichtete nach Tokio, daß sich die Japaner beim Bombardement auf die russischen Hauptstellungcn schwerer Geschütze bedienen. Viele der russischen Stillungen sind so stark verschanzt und geschützt, daß es notwendig ist, Belagerungsmethoden wie im Festungskriege anzuwenden, um sie einzunehmen. Aus diesem Grunde, sowie infolge des Umstandes, daß die russischen Schlachtreihen in dem Maße stärker wurden, in dem sie sich zurückziehend aufrollten, konnten die japanischen Streitkräfte im Zentrum der russischen Front nur langsam Vorrücken. Marschall Oyama hütete sich daher auch in seinen amtlichen Berichten weislich vor der verfrühten Erweckung von SiegeS- jubel, gleichwohl herrscht in Japan Siegeszuversicht. Die Gerüchte, daß die Japaner den Putilow-Hügel bereits genommen und damit die Russen im Zentrum aus einer ihrer besten Befestigungen geworfen hätten, waren in dem Augenblicke noch nicht bestätigt, als man erfuhr, daß ansehn liche japanische Streitkräfte im Rücken der russischen Putilow- Stellungen operierten. In Petersburg ist man allgemein aus das schlimmste gefaßt. Trotz der anstrengenden Kämpfe Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage »ach Som,- und Festtagen. Amxhme von Inserate» für die nächster- scheinende Nummer bi« Bormittag« '/-H ÜHr. Der AbonnementSprei« beträgt vierteljähr, üch 1 SV Pf. Einzelne Nrn. 10 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf-, für auswärts 15 Ps. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. Waldenburger Anzeiger. Filialen: in Lltstadtwaldenburg bei H«ro Otto Förster; in Lallenberg bei Hon. Strumpf wirker Fr. Herm. Richter; in Saufung« »ei Herrn Fr. Janaschek; in LangenchurSdorf bai Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Ast- Helm Dahler; in NochSburg bei Herrn Panl Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Her«. Wilden hain ; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirst« Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. — Zugleich wüt verbreitet in den Städte» Pe«ig, Lichte«stei«-Eak»he*G und in den Ortschaften der nachstehenden Standeramtsbezirk»: Altstadt-Waldenburg, BrSunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrmhain, Frohnsdorf, Falke», Grumbach, Kaufungeil, LangenchurSdorf, Langenleuba-Niederhain, Langen leuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwiukel, OelSmtz i. k., Reichenbach, Remse, RochSburg, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. . V 55. 1995. Dienstag, »e» 7 März Wibten«ß«t»richt, a»s,»»»m«en «« 6. März, Nach«. 3 Uhr. «ro«eterst»»tz 762 »M reduziert aus den Meeresspiegel. rtz»r»»«eterR»»tz -s- 6 6. M»r,enS » Uhr -f- 2 6. Tiefste Nachtte«peratur -s- 1 6.) -eschttgkeitt' ;ktz«lt der Luft nach Lebrecht» Polymeter 66'/». r„st„kr — 0" O. SmHrichtmeg: West. Niederschlagsmenge in den letzten 48 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,» mm Daker Witterx»»-a»-stchte» für de« 7. März. Bewölkt bis halbheiter mit Neigung zu Niederschlägen. Nutz- und Bremholz-Auktion auf Riederwalsenvurg-Remser Revier. Freitag, den 10. März 1905, sollen 1» der Schuei-er'scheu Restauratio» in Altstadtw»ldeab»rg von Vormittags S Uhr «n folgende im Forst, Eichlaidr, Naundorf, Collenberger Holz, Gersdorf, Klosterhslz und an den Remsrr Berghäusern aufbereiteten Hölzer, und zwar: 31 eichene Stämme von 13 — 77 om Mittenstärke, 4 Akazien- - - 20—46 - 1 Rotbu. - - 30 . 554 fichtene, 173 kies, und lärck. Stämme von 10 — 29 om Mittenstärke, 15 eich., 118 birk., 10 Akaz. u. 1 rotbu.. Klötzer von 10—66 ow Oberstärke, 13-5 na 1 ficht, und 1 kief. Klotz - 36u. 21 . . /Länge, 3540 N.-Stangen 2/9 om und 1625 N.-Sta»,en 10/15 orn Mittenstärke, Fürstliche Forstverwaltung Niederwald-Remse. Bei der Holzauktion aus Niederwaldenburg-Remser Revier am 19. Mürz v., Vorm. 9 Uhr im Schneider'schen Restaurant in Altstadtwaldenburg sollen di, im Grünfelder Parke aufbereiteten: 13 Fi., 1 Linde, 1 Ah. Stämme von 12 — 20 ow Mittenst. 3 - 2 Eich. - - 24 — 36 . 1-1 Kief., 2 Eich., 2 Akaz. Klötzer von 13 — 20 voa Oberst., 2 Kief., 1 Pap. - . 27 — 36 . 2 Weihm. Kief-, 1 Weißbu., 1 Eich. - - 40—66 - « versteigert werden. um Mukden haben die Japaner noch Zeit und Truppen übrig gehabt, um die Belagerung Wladiwostoks zu beginnen. Sie landeten 2000 Mann im nördlichen Korea, das die Russen nach monatelanger Besatzung vcrlafieu haben, so daß ihrem Vormarsche nach Wladiwostok kein ernstlicher Wider stand entgegensteht. Nach einer Londoner Meldung Hai die russische Regierung die demnächstigr Einstellung der Feindseligkeiten, von deren Fortsetzung sie sich keinen Nutzen mehr verspricht, ins Auge gefaßt und demgemäß große Bestellungen auf Waffen und Munition, die bei belgischen Fabriken aufgegeben waren, annullieren lassen. Ein Mitglied der Zarenfamilie erklärte, die neuerlichen Erfolge der Japaner hätten die KriegSfrage in eine kritische Phase geführt. Sollte es den Japanern gelingen, einen vernichtenden Schlag gegen die russische Haupt armee zu führen und Mukden einzunehmen, dann dürfte allerdings der Krieg alS vorläufig beendigt angesehen werden können, da Rußland dann vor der Hand zu seiner Fort setzung keine Möglichkeit besäße. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser wohnte, wie tags zuvor bereits in Berlin, am Sonnabend den Osfizier-Rritbrsichtigungen der Kavallerie regimenter in Potsdam bei. Die Hochzeit des Kronprinzen, die bisher für Mai erwartet wurde, soll nach den neuesten Bestimmungen erst im ersten Tritte! des Juni stattfinden. Die Reise deS Kaiserpaares scheint sich etwas länger ausdehnen zu sollen. Die Abkürzung des Besuches des Kronprinzen Wil helm und seiner Braut in Florenz fiel seinerzeit auf. Von gutunterrichteter Seite wird der „Berl. Ztg." jetzt mitgeteilt, daß der Grund hierfür in der Erkrankung der Großherzogin- Witwe von Mccklenburg-Schwerin lag, die infolgedessen ver hindert wurde, ihre Tochter, die Herzogin Cäcilie, zu be gleiten. Es wäre gegen alle Regeln der höfischen Etikette gewesen, wenn die Herzogin sich während ihres Beisammen seins mit ihrem Bräutigam, noch dazu im Auslande, ohne den Schutz einer weiblichen Verwandten befunden hätte. Sowie daher feststand, daß die Großherzogin Cannes nicht verlassen konnte, ergab sich zur großen Betrübnis des Braut paares die Notwendigkeit der Trennung. Es bestätigt sich nach dem Mailänder Blatt „Corriere Della Sera", daß Kaiser Wilhelm am 26. März in Taormina aus Sizilien ankommen wird; er wird im Hafen von Giardini die Jacht „Hohenzollern" verlassen und nach einer Stunde Wagenfahrt in Taormina eintreffen. DaS Hotel Timeo, wo die kaiserliche Familie wohnen wird, besteht aus hundert Zimmern. Das Gebäude steht auf einem Felsen, und man hat von oben aus eine prächtige Aussicht auf da- Meer und die Berge. Ter kaiserliche Haushofmeister, der jüngst in Taormina weilte, hat sich mit dem Besitzer deS Hotels auf 80,000 Mk. Miete geeinigt. Tas Mobiliar für die Ausstattung der Zimmer der kaiserlichen Familie kommt auS Berlin, die Einrichtung der für das Gefolge, etwa 40 Personen, bestimmten Zimmer übernimmt der Hotelbesitzer.