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Dienstag. Zweite Ausgabe. Abends k Uhr. 1». Februar L8S2. Eeip-tA. Die Zeitung er. schein« INI« Auinahmc »e« «onntaa« «äglichjwei mal un» wird aulge»e»tn in L«tp^> Vormittag« »l Uhr, AbenN« 4 Uhr; in »r«,d«« Abend« i Uhr, Vormittag« 8 Uhr. für da« Vierteljahr >V»Thlr.; jede einzelne Stum mer l Ngr. Nr. 68. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zn beziehe» »urch alle Post ämter de« In - und «»«Um» de«, sowie durch die 8rredi» «ionen in «Ueiphig (Quer straße Nr. 8) und »r«»d««, ttei 8. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Str. 2.) J»se«tio»«gebühr für den Naum eiuer Zeile 2 Ngr. Deutschland. K Berlin, 9. Febr. Die Debatten de- englischen Parlaments über Lord Palmerston'- Rücktritt haben hierbas größte Erstaunen erregt. Jedermann erwartete, daß Lord I. Russell triftige und unwiderlegbare Gründe dafür angeben würde, daff er sich von dem fähigsten und populärsten Mit glied« seine- Cabinet« getrennt. Ma» war überzeugt, daß in irgend einer wichtigen Fxage der Politik eine Meinungsverschiedenheit zwischen beiden Ministern stattgefunden haben müßte, über welche eine Einigung nicht mög lich war und welche Lord Palmerston's Rücktritt veranlaßte. Aber sonder bar, solche Meinungsverschiedenheit hat nicht stattgefunden, und der Premier bezeichnet al- den Grund des Rücktritt- seines ausgezeichneten College», wel cher so manche Jahre hindurch der rechte Arm seiner Verwaltung gewesen, lediglich einen Verstoß gegen die vfficielle Etiquette! Es zeigt sich aber, daß Lord Palmerston die Etiquette nicht im geringsten verletzt hatte. Er »heilte Hrn. WalewSki am 3. Dec. seine Ansicht mit, wie cs für die Interessen Frankreichs wünschcnswcrth erscheine, daß der Präsident über die National versammlung die Oberhand gewönne. Der französische Gesandte hatte von der britischen Regierung keine formelle Billigung verlangt, er sondirte Lord Palmerston lediglich in Betreff seiner Ansichten, wie es unter Diplomaten Brauch ist. Die Ansichten, welche Lord Palmerston kund gab — ob sie richtig oder falsch waren, kommt hier gar nicht in Frage— waren in der That dieselben, welche die meisten seiner Kollegen zu derselben Zeit über die selben Verhältnisse hatten, und Lord I. Russell hat an, 3. Febr. im Par lamente ganz dieselben Ansichten ausgesprochen, wenn er sagt: „Ich habe keinen Grund, daran , zu zweifeln, daß nach der Meinung des Präsidenten die Abschaffung der Constitution und der konstitutionellen Regierung zum Glücke und zur Wohlfahrt Frankreichs wesentlich beitragen werdet Au be haupten, daß ein Minister des Auswärtigen in seinen diplomatischen Unter redungen stumm sein soll, wenn er nicht mit einer officicllen Mittheilung in Betreff der Krone beauftragt ist, wäre rein absurd. Die eigentliche. Frage ist die, ob die Sprache, welche solch ein Minister bei solchen Gelegenheiten führt, mit den Ansichten seiner College« übereinstimmt und insofern der Politik der Ntgierung entspricht. Daß die-bei Gelegenheit von Lord Palmer ston'- Unterredung mit Hrn. WalewSki der Fall war, ist gar nicht zu be zweifeln. Wo also lag das Unrecht des "britischen Staatssekretärs? Gewiß nicht in seiner mündlichen Unterredung, und wenn nicht, so folgt natürlich daraus, daß seine Depesche an Lord Normanby vom 16. Dec. gleichfalls frei von Tadel war; denn in dieser Depesche warnt er den Gesandten, ein Urtheil über die Vorfälle in Frankreich auSzusprcchen, und wiederholt nur die Ansicht, welche er schon Hrn. WalewSki gegenüber geäußert, daß die Folgen dieser Ereignisse in allen Fällen für Frankreich wohlthätig sein wür den. Wenn also Lord Palmerston keinen formellen Fehler begangen, und auch keine Meinungsverschiedenheit zwischen «hin und seinen bisherigen Col- legen in Betreff der französischen Frage stattgefunden — was folgt daraus? Daraus folgt, daß dieser aüsgeziichnete Staatsmann als Sündenbock für die reaetionäre Partei fiel, für die Absolutisten des Kontinents und die Kon servativen im eigenen Lande. Sein Fall ist ein sicheres Zeichen, daß sich die Sympathien von Lord I. Russell's Cabinet für den Liberalismus in England und in andern Ländern vermindert haben, und die Widersprüche in Lord Russell's Rede können nur auf dieselbe Weise erklärt werden. Es ist ein ominöses Zusammentreffen, daß Lord Palmerston zu einer Zeit zurücktritt, in welcher die Nationalkriegsmacht verstärkt wird. Man wird nun einsehcn, daß „Lord Fcuerbrand" in Wahrheit der friedliebendste Mini ster war, den England je gehabt hat. Ihm ist Europa in doppelter Weise zu Dank verpflichtet: zunächst für seine Bemühungen zur Aufrechthaltung de< allgemeinen Friedens während der 15 Jahre seines Dienstes, und dar unter sind Jahre der größten politischen Aufregung. Was aber noch mehr ist: indem er seinen hohen Posten verlaßt, nimmt er die Dankbarkeit und da- aufrichtige Bedauern aller Völker mit sich, die nach konstitutioneller Freiheit streben und diese Segnungen der politischen Freiheit sich zu sichern wünschen, Segnungen, die, wie sie in England richtig gewürdigt werden, den Völkern der Continentalstaaten nicht weniger schätzbar sein können. 6 Berlin, 9. Febr. Die Verhandlungen wegen des Anschlusses von Ol- den bürg an den zwischen Preußen und Hannover geschloffenen Septem bervertrag haben bejanntlich in der letzten Zeit Störungen erlitten, die zu der Annahme Veranlassung geworden sind, daß Oldenburg den Plan, eine- Beitritts vollständig aufgegeben habe. Nach Allem, was wir darüber ver- nehmen, sind die Verhältnisse jedoch nicht von der Art, es ist vielmehr Be- seitigung der vorhandenen Differenzen ehestens zu erwarten. (S. auch Han- nover.) — Die feuchte Witterung dieses Winters hat Besorgnisse wegen der nächsten Ernte laut werden lassen. Die hiesige Ockonomische Gesellschaft hat sich mit dieser Frage kürzlich beschäftigt und ist zu dem Resultate ge' kommen, daß dergleichen atmosphärische Zustände einen sichern Maßstab für die Ernte nicht abgeben. — In der II. Kammer stand heute der Etat für das Ministerium dec auswärtigen Angelegenheiten auf der Tagesordnung. Auf einen Antrag des Abg. Milde, 8400 Thlr. für das Generalkonsulat in Mittel- amerika zu streichen und den Sitz des Generalkonsul- aus Kopenhagen nach Helsingoer zu verlegen, bemerkte der Regierungscommissar Gehrimrath Borck, daß seit 1848 drei Ministerresidenturen und sechs Geschäftsträgerstellen ein gegangen und dadurch 52,300 Thlr erspart worden seien. Ohne der Würde des preußischen Staats zunahe zu treten, könnte keinen weitern Beschränkun gen mehr stattgegcben werden. Oesterreich und Frankreich seien viel kost spieliger vertreten. Der neue preußische Konsul für Mittelamcrika sei eben erst in Guatemala angekommen und cs würden viele Verlegenheiten ent stehen, wenn er wieder abberufen werden sollte. Auch sei die Stellung wichtig. Gegen die Uebersiedelung nach Helsingoer würde sich nichts einwen den lassen, wenn nur erst die Sundzollfrage erledigt sei. Abg. Milde zieht hierauf seinen Antrag zurück. Abg. Bcseler bemerkt dann noch in Bezug auf die Vertretung in Frankfurt, daß die Commission an die Bundestags- gesandtschaft Bemerkungen über die Continuität der Bundesversammlung geknüpft habe, die nicht anerkannt werden könnten. Die Etats werden sämmtlich genehmigt. N München, 8. Fehr. Die heutige Sitzung der Abgeordneten bot eine lange Debatte über einen Vorschlag zur Abänderung einiger Bestimmungen des Jagdgesetzes. Nachdem man nach langem Kampfe eine Erleichterung für die Jagdlustigen angenommen hatte, fand cs die Kammer für gut, un bekümmert um den Vorwurf der Inkonsequenz, ihren eigenen, kurz zuvor gefaßten Beschluß mit großer Mehrheit wieder umzustoßcn und das Gcsetz unverändcrt zu belassen. Die Postzeitung und der Volksbote werden nicht ermangeln, die Schuld dieses seltsamen Gebahrcns der Mehrheit dem Con- stitutionalismuS selbst aufzubürden. Jedenfalls sind dergleichen Vorgänge nicht geeignet, das ohnehin nicht bedeutende Ansehen der Kammer zu he ben. — Abg. Arnheim hat den Antrag an die Kammer gestellt, durch Crei- rung von Papiergeld das drohende Deficit zu decken; doch wird dieser Antrag nicht nur in der Kammer, sondern auch, wie behauptet wird, bei der Regierung auf energischen Widerstand stoßen, und da- Endresultat wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Steuererhöhung bleiben. Der bairische Grund besitzer wird durch dieselbe gleichwol noch nicht so hoch besteuert als der Bürger irgend eines deutschen StaatS. Doch soll das Steuergesetz für jetzt noch gar nicht zur Berathung gebracht werden, da der Ausschuß, um allen Eventualitäten vorzubeugen, erst einige andere nützliche Gesetzentwürfe in die Kammer bringen will, Um erst nach deren Erledigung endgültig über das Budget zu beschließen. Hannover, 9 Febr. Die vfficielle Hannoversche Zeitung versichert, daß eine Nachricht des Hamburger Correspondenten, der zufolge die Ver handlungen mit Oldenburg über dessen Beitritt zum Septembervertrage gescheitert seien und Oldenburg nicht beitretcn werde, mit allen daran ge knüpften Befürchtungen als ungegründet bezeichnet werden könne. Im Ge gentheil sei sichern, Vernehmen nach zu einer baldigen Verständigung jetzt mehr Aussicht wie früher vorhanden, und die baldige Wiederankunft de- zur Einholung weiterer Instructionen auf kurze Zeit nach Hause gereisten oldenburgischen Commissars dürfte am besten zeigen, daß die Verhandlun gen nicht abgebrochen seien. (Hiernach bestätigt sich also die Mittheilung unsers LI-Correspondenten aus Hannover in unserer Nr.67.)— DieHH. Kipp und Schrader,' welche auf Verdacht eines politischen Verbrechens gefänglich eingezogen worden, sind gestern Nachmittag ihrer Haft wieder entlassen. — Bei dem Vorsitzenden und einem Mitgliedc des Gutenberg-- bundes sind heute Haussuchungen gehalten worden. — Aus Hamburg vom 8. Febr. schreibt man der Weser-Zeitung: Soeben erfahre ich von einem in der Regel wohlunterrichteten Gewährsmann, daß der Abschluß einer Militärconvention zwischen Hamburg (und vielleicht auch Lübeck) und Hannover in den nächsten Tagen bevorsteht. Spanier,. Nach der Jnde'pendance geschah der Anfall auf die Königin i» der Atochakirche. Der Mörder lag unter der Menge auf den Knien. Als die Königin vorbeikam, versetzte er ihr den Dolchstoß. Die Königin schrie: W niilu, mi nins! (Mein Kind!), siel aber nicht in Ohnmacht. Der Mör der zeigte sich bei seiner Verhaftung sehr frech, maß die Königin mit den Augen und sagte: „Sic ist nicht tobt, aber sie wird daran sterben." Man fürchtete daher anfangs, daß der Dolch vergiftet gewesen sei, was jedoch