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Anzeiger 7S. Jahrga«« S» Dienstag, seu 10 Februar 1014 Dir« Kapitel Wißmann, wie unser« ganze Kolonialpolitik »nze Kolommponm bekannte Manner spra iZeit aus der Höhe Auch au» der Provil Bei den koloMalen vaterländische Kundgedi nchttn Der Vorbeimarsch des BauernzugeS dauerte nm Freitag bis 7 Uhr abends. Sowohl der König als auch die Königin hielten sich die ganze Zett über im Saale auf. Am Freitag abend gab der König im Schlosse ein Souper für 2300 Bauern. Die Sozialdemokraten veranstalteten Protestvrr- Versammlungen, in denen Resolutionen angenommen wurden, die mit den Worten schlossen: „Niemand über und niemand neben der Volksvertretung I" Auch auf einem öffentlichen Platz der Stadt fand eine große Versammlung statt, in der bekannte Männer sprachen, unter anderen auch Sven Hedin. Propin- laufen Nachrichten über begeisterte ^-"lungen ein. Var rcbmälttbe Parlament mut Oer vauernrug Die Sitzungen der Kammern am Sonnabend, in der u. a. die Vorlage über die Zivilliste des Königs auf der Tages ordnung stand, nahmen einen stürmischen Verlauf. In der Zweiten Kammer sprach zunächst der Führer der Sozialdemo kraten Branting und erklärte, daß er und sein« Partei de monstrativ gegen die Vorlage stimmen wollten. Branting unterzog die letzte Rede des Königs einer außerordentlich scharfen Kritik und nannte sie eine ungehörige Rede. Der Präsident unterbrach den Redner und ersuchte ihn, seine Aus drücke zu mäßigen. Darauf hob der Führer der liberalen SammlungSpartei Eden unter starker Zustimmung von feiten seiner Partei daS Unkonstitutionelle in der Rede des Königs ay den Baurrnzug hervor. Der Führer der Rechten Lind man führte aus, daß er eS nicht für richtig halte, die Person des Königs in die Debatte zu ziehen. Zuletzt sprach StaatS- Minister Staoff. Er teilte mit, daß dir Regierung in oorxors heute vormittag beim König in Audienz erschienen wäre, um ihrer ernsten Besorgniffe über die entstandene Situation und den Anlaß dazu auszusprechen. Er habe auch dem König bedeutsame Vorhaltungen gemacht. Weitere Mitteilungen zu machen, sehe er sich augenblicklich nicht imstande, doch würden die nächsten Tage volle Klarheit bringen. Die Zweite Kam mer nahm darauf die Vorlage mit 137 gegen 67 Stimmen der Sozialdemokraten an. In der Ersten Kammer war die Annahme der Vorlage von einer kurzen Debatte begleitet, in der KvarnzeliuS (Re- girrungSpartei) die Ansicht seiner Partei aussprach über die Verpflichtung des Königs, bei den konstitutionellen verant wortlichen Ratgebern Rat rtnzuholen. Steffen und Lindblad (Gotenburg) vertraten den sozialdemokratischen Gesichtspunkt. Nachdem der Führer der Rechten, Tryger, das Recht des Königs verteidigt hatte, sich in einer großen wichtigen Frage dem Volke gegenüber auSzusprechen, und nachdem noch der Minister des Neußer« und einige andere Redner daS Wort ergriffen hatten, wurde zur Abstimmung geschritten. Die Vor lage wurde mit 116 gegen 14 Stimmen angenommen. r« leckten Lell auf sei Me * ES ist allenthalben in diesen Tagen des 26jährigen Geburtstag- der drutsch-ostasrikanischm Schutztruppe gedacht worden, durch welche die seit 1884 etngrlritete Re ch-kolomal- polittk einen energischen Aufschwung gewann. Die arabischen Raubscharm hatten damals fast das ganze ostafrikantsche Schutzgebiet bis auf wenige Küstenstädte in Besitz genommen, und der junge Hauptmann Wißmann schlug sie mit dm in Aegypten angrworbenen Sudanesen, unter hervorragender Mit- Wirkung der in dm ostasrtkanischm Gewässern ankernden Kriegsschiff« wtedrr hinaus. Wißmann hatte als Leutnant die Still« der Garnison nicht recht ertragen können; seine Durchquerung Afrikas, die damals ein Wagestück allerersten Ranges war, hatte von ihm reden gemacht, und so war Bis marcks Ausmrrkjamkeit aus ihn grlrnkt, als «S galt, für Ost« afrtka einen RrichSkommissar zu ernennen. Diese Begebnisse Md im einzeln»« vergessen, aber eS lohnt, sie ins Gedächtnis zurückzurufm. Die RrichStagSabgrordnetrn tagtm damals noch in ihrem alten Heim in der Leipziger Straße in Brrlin» der ehemaligen königlichen Porzeüan-Manufaktur, als ihnen Bismarck von d« BundeSratS-Tribüne aus den RrichSkommissar Wißmann, der tagSzuvor «rst zum Hauptmann ernannt war, vorstrllte. Die Volksvertreter sahm «inen jungen, blonden Offizier, der nunmehr daS Wort ergriff und in anfänglich stockender, dann aber immer mehr sich befrstigmder Rede von seinen Ersah- tuttgen tn Asrtka und von seinen Plänen sür di« Zukunft sprach. In bescheidener, aber zuversichtlicher Form gab er seiner Hoffnung Ausdruck, Frieden und Ordnung tn dem brutschen Gebiet in absehbarer Zeit wirderherstellm zu können. Die ergrauten Parlamentarier hörten dem jungen Oifizirr tmfckrrksüm zu, seine schlichte Rede war ihnen sehr sympathisch; bloß, er schien thum zu, jung sür dresm Auftrag. Äfrlkantsche Autoritäten gab «S damals weder in der RrtchSregirrung, noch im RttchStag, gute Lehre konnte also niemand dem neuen Rrtchskommlffar geben. Dieser Titel war äußerst unscheinbar, aber «r enthielt tatsächlich eine unbegrenzte Fülle von Macht. Hauptmann Wißmann sollte sich seine Streitmacht selbst bil den, sie führen, den Feldzug letten. Und wenn nu.. di« Sache schief ging? Die grauen Köpfe im Reichstag wurden immer beda kicher geschüttelt, di« Herren wünscht«« dem Retchskom- mrffar alle» Gute, aber 'gegen eine Verantwortung sträubte« sie sich gewaltig. Aus eigen« Faust sollt« Wißmann alles Mächen. Deo Reichstag blieb aber doch wenigsten» insofern auf der Höhe, al» er di« geforderten Gelder trotz der von ihm gehegten Bedenken bewilligte, und eS ist ja dann hinterher alle» gut gegangen, Deutsch-Ostaftika hat sich gedeihlich ent wickelt und wird jetzt, nach dem Bau der großen Zentral- bbhn nach dem Tanganjika-See, einen beschleunigten Aus- schwwig nehmen. Wißmann hat nach Erledigung seiner Aus gabe noch «Mm bürokratischen Kleinkrieg zu führen gehabt. In all drm Trubel konnte nicht sür jede eilige Ausgabe ein ausführlicher Belag erhalte» werden, und die Beamten der RrchnungSkammer schrieben ganze Bogen voll, bi» schließlich alle» festgrstrllt war. Man hätte dem tapferen Wißmann diesen Aerger ersparen können, aber „Ordnung sollte nun 'mal sein". Ei» ist ewig schade, daß dieser tüchtige Mann un» so früh durch ein Jagd-Unglück aus der GemSjagd in Steier mark entrissen wurde; er hätte dem Reiche noch viel nützen können. Gesetzlicher Vorschrift zufolge sind wegen Ablaufs ihrer Wahlperiode 1. Kommerzienrat Fabrikbesitzer Rodert Wilisch, Plaue-BernSdorf, 2. Fabrikbesitzer Max Letchma««- Wingendorf, 3. Stadtrat Kaufmann Oskar Schiebler, Frankenberg, 4. Fabrikbesitzer Mox Julius Hauschild, Grünberg, als Vertreter der Höchstbeftenerte« au« der Bezirk-Versammlung de» Bezirks- Verbandes Flöha mit Ablauf de» Fahre» 1913 auSgeschiedrn, und es sind des- hatv für oie Ausscheidenden Neuwahlen vor-uaehmen. Zur Vornahme dieser Neuwahlen wird hiermit Termin auf Sonnabend, den 28. März 1914, mittags 12 Uhr anberaumt und als Wahllokal der verha«dl«ug»faal der unterzeichneten Königlichen AmtShauptmannschaft bestimmt. Diejenigen Prrsoney, di« nach §17 des Gesetzes, die Bildung von BezirkSvrrbänden und deren Vertretung brtr., vom 21. April 1873 in Verbindung mit Artikel II des Gesetzes, einige durch die Reform der direkten Steuern bedingte Abänderungen gesetzlicher Vorschriften brtr. vom 2. August 1878, als Hüchstbrsteuerte des hiesigen Bezirks stimmberechtigt sind, werd« hiermit anfgrfordert, in drm vorstehend anberaumten Wahltrrmine zu erscheinen und an der Abstimmung, die um 1 Uhr «achmtttag» geschloffen wird, teilzunehmrn. Die als Vertreter juristischer Personen zur Wahl Erscheinenden haben sich als solche und als Sächsische Staatsangehörige im Termine auSzuweisen. Dir Liste der stimmberechtigte« und beziehungsweise wählbare« Höchst- besteuerten lugt vom Erscheine« gegenwärtiger Beka»utmch««g ab dis mit Montag, den 9. März 1914, an hirstger Amtsstrlle zur Einsicht au». Ausgaben hätten wir manche später bewilligte Million sparen können, wenn rechtzeitig «ine halbe Million mrhr zugestanden wäre. Im übrigen ist die Erinnerung an Wißmann gerade angebracht in unseren Tagen, in welchrn so viel über dm deutschen Offizier geschrieben und gesprochen wird. Der junge Hauptmann Wißmann ging nach. Afrika, mit tapferem Mute und kühlrm Verstand eroberte er uns daS weite ostafrikanische Schutzgebiet. Er ganz allein war die Seele des Unternehmens. Und „mit W«ißer Weste", wie Bismarck sich ausdrückte, kam er wieder. Zrankenberger Tageblatt ''MM für -it MM DWMmDst M, dir MiM MgeM M dm Mral zu IrMMg i- Ks. verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag vou C. G. Roßberg ln Frankenberg t. Sa. Bom Reichstag 208. Sitzung vom 7. Februar . / Die -weite Lesung des Etats de- RekchSqmt» Le» Innern (14. Beratungstag) wird fortgesetzt. Ein Antrag, von Graefe (kons.), Erzberger (Zentr.) und Bärwinkel (uatl.) will den Fonds z«r Hebung deL Kapitalabsatzes im Auslande, de« ,die Kommission bereits um SOO 000 ML erhöht hat, um wehere 600000 Mk. erhöhen, dafür aber die von der Kommission um eingesetzten 600000 Mk. für AuSstellungS- und Propagandazweck« ln San Franzisko streichen. ,, !" Ab- v. Grafe (kons.) als Berichterstatter: Die Notwendig keit einer Novelle zum Kaligesetz wurde in der Kommission all gemein anerkannt. Sie ist notwendig, um den unserer Kaliindftrie auS der unbegrenzten Vermehrung der Werke drohenden Gefahren zu begegnen. Abg. Sachse (Soz.): Die so oft geforderte Novelle zum Kaligesrtz ist deshalb noch nicht eingebracht worden, well.die Syndikatsherren dagegen arbeiten. ES sind sogar Umgehungen de» Gesetze» vorgekommen. An diesen hat sich auch ein deutscher Bundesfürst, der Herzog von Gotha, oder doch dessen Verwaltung beteiligt und damit einen Betrug begangen. (Präsident Kaempf ruft den Redner wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.) Wäh rend Kaliwerke still gelegt werden, verhandelt der Wetmartsche Landtag über eine weitere Beteiligung an einem solchen Werk. Der Ueberproduktion ein Ende zu machen, besteht kein ernster Wille. Wie überall im deutschen Bergbau, so ist auch in den Kaliwerken die Arbeiterfüriorge schlecht infolge der Ueberschuß- wtrtschaft, die sie treiben. Auf der andern Seite klagt die Land wirtschaft über zu hohe Kalivretse. In San Franzisko muß Pro paganda gemacht werden. Die Verstaatlichung allein kann den zahlreichen Mißständen im Kalibergbau rin Ende machen. Unterstaatssekretär Richter: Der Vorwurf de- Betruges ist formell durch den Ordnungsruf erledigt, er ist aber auch sachlich nicht berechtigt. Die Novelle zum Kaligesetz wird dem Haust in nächster Zett zugehcn. Für die Verstaatlichung ist der gegen wärtige Zeitpunkt vielleicht schon zu spät. Neue Bedenken gegen die Verwendung der Propaganda gelber sind auch jetzt, nicht »or- acbracht worden. Die Propagandademonstration-n in Ostpreußen find in ausgezeichneter Art und mit glänzendem Erfolge hurch- geführt worden. Den Fifchereivereinen konnten für ihre Versuche keine Mittel bewilligt werden, da die wissenschaftliche Bedeutung ihrer Verbuche nicht nachgewiesen ist. Die Beteiligung der el- sätsischen Werke liegt weit über dem Durchschnitt der preußischen Werke. Gegen die unberechtigten Borwürfe, die Dr. Haegy gegen Beamte ohne tatsächliche Grundlagen erhoben hat, nehme ich die Beamten mit aller Entschiedenheit in Schutz. (Beifall.) Abg. Krix (Zentr.): Gegen die Ueberproduktion können uur neue Absatzmöglichkeiten helfen, namentlich nach dem Ausland. Deshalb ist die Auslandspropaganda zu stärken. Auch, im Inland kann bei der Hebung der Landeskultur Kalt zur Verwendung kommen. Neben der Auslands- muß die Inland-Propaganda Hand in Hand gehen. Soll die Verteilung der Propagandagelder prak tisch sein, so muß dem Syndikat eine gewisse Mitwirkung zuge- stauden werden. Es ist unverständlich, wie man jetzt ungeheure Summen mit Versuchen verzettelt, die gar keinen praktischen Wert haben. Gerade kleine Musterwirtschaften könnten den Kaltabsatz fördern: sie müßten wirksam unterstützt werden. Abg- Bärwinkel (natl.): Auch wir find für erhöhte Pro pagandagelder. Wir müssen Misere Industrie unbedingt konkur renzfähig erhalten. Von der Prüfung der Endlaugenfrage ver- prrchen wir uns keinen Vorteil. - Abg. Äolhein (Vp.): Wir outen die Verwendung de-Propaganda fonds dem Syndikat über- lassen und nur jährliche Berichterstattung verlangen. Die Er höhung deS PropagandafondS bewilligen wir. — Abg. v. Brock hausen (kons.): Wir legen Verwahrung gegen den Vorwurf ein, daß wir unS durch da- Kalisyndikat beeinflussen lasten. Die AuS- land-propaganda ist sehr wichtig. Die Erhöhung deS Fond- da- sür billigen wir. Dem Antrag Graefe stimmen wir zu. Die baldige Einbringung der Novelle zum Kaltgesetz ist geboten. — Abg. Stöve (nat.): Wir sind zur Beseiltgung der Schäden, di« sich herauSgestrüt haben, gern bereit. Eine Benachteiligung de» Handels liegt beim Düngemittelgeschäft wirklich vor. Der Handel hat heute noch die Aufgabe, für den Mehrverbrauch von Kalt zu sorgen. Er tut eS, um zu verdienen,- aber waS er verdient, ist blutwenig. Die von der Kaliindustrie gezahlten Gelder dienen der Reklame die noch erheblich vermehrt werden kann. Unterst Richter tell. noch m,t, daß dem Reich-- tag neben der »altnovelle noch eine Denkschrift mit dem nöligen Material zugehen werde. Einsprüche g«gen diese Liste sind bei deren Verlust mindestens 14 Tag« vor d«m Wahltrrmine bei de« unterzeichneten AmtShäuptmann anzubringrn. Flöha, am 6. Februar 1014. Lie Königliche «mtshanptmannfchast. vr. Etzel»««». Ueber die Flurstücke Nr 70, 72, 73, 74, 122, 217, 217», 217b und 217o Dey FlurhpchS sür Niederwiesa bez. Teile derselben ist ein Bebauungsplan ausgestellt und vom Ge meinderat zu Wiesa (Bez. Chemnitz) ortSgesetzlich festgestellt worden. Die Pläne nebst dem dazu gehörigen OrtSgesrtz liegen vom Tage deS Erscheinen- dieser Bekanntmachung an gemäß § 22 deS Allgemeinen BaugesetzrS vier Wochen lang in dem Gemeindeamt« zu Wiesa (Bez. Chemnitz) während der geordneten GeschLstSstnndy» zur Einsichtnahme Mentlich aus. Etwaige Widersprüche gegen di« Planungen oder die in drm Ortsgrsetz getroffenen be- sondrrrn Bestimmungen über die Bebauung des Plangebietes sind bet »deren Beöust. ianerhalb vier Wochen nach Beginn der Auslegung bet der unterzeichneten ÄmtShauptmanuschast oder beim Grmrindevorstand zu Wiesa (Bez. Chemnitz) zu erheben. ,' Flöha, am 7. Februar 1914. Die Königliche «mtshauptmannfchaft. Auf Blatt 476 des hiesigen Handelsregisters ist heut« die Firma Mech. KaMMgaru- Weberei Berg ch Eo. in Frankenberg und als deren Gesellschafter die Fabrikblsitzer a) Rudolf Berg, b) Bruno Pfitzner, beide in Frankenberg, sowie, daß die Gesellschaft am 1. Januar 1914 errichtet worden ist, eingetragen worden. Ara«ke«berg, den 7. Februar 1914. Löß. 82/14. Königliches Umlsgericht.