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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage na- Sonn» und Festtagen. Annahme von Inseraten bls Vorm.S Uhr de, Au,gabetages. Bezugrprri, monatlich 20 Ml., im oor- an» zahlbar, durch die Post bezogen monatlich 2» Mk Einzelne Nrn. «0 Psg- Sonntags-Nr. 1 Ml. Inse ratenpreis 1 Zeile 3.— Ml., Rellamezeile 88 mm breit 8 Marl, die dreigespaltene Zeile im amtlichen Teile 7.— Ml. Hinweise aus Anzeigen und Eingesandt« 1 Petit-Zeile 2 Ml. Rachw-qangsgebühr 2 Ml. Gegründet 1878. Fernsprecher Nr. 8. Poftschlleß- sach Nr. 8. PostscheSonto Amt Leipzig Nr. «4««. Vat-enburger Anzeiger. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des StadtratS zu Waldenburg. verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg. Anzeigenannahmeschluß Borm, 9 Uhr am Aurgabera» Geschäftsstelle in Waldenburg Sachsen, Obergass» »b Geschäftszeit: Bormittag 7—t, Nachm. 2—5 Uhl. 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Tiefste Nachttemperatur -j- 12.»« e.) 8e»chtigkeitSgeh»lt der Luft nach Lamprechts Polymetrr 72'/o. r»«p»»tt 4- 15'. Windrichtung Nordwest. MederschlagSweng« in ßo» ätzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 4,» mm. Daher WitterungsanSfichte« für den 23 Juni: Meist bewölkt. Sozialistische Riesenkundgebung in Leipzig. Am Reichstage heg««« gestern rin« grotze politische D0«tte. xi« Beamt»« erhalte» ein« 40proze«ttge Erhöhung der re»eru»gSr»lnge«. »ie christliche« randardeiter erkläre» sich gegen die Getreidenwlagr. «» de» Prinzip d«S «chtstnndentage« wird festgehalten. De» neuen sreigewerkschaftliche» Veamtendnnd hat sich eine trotze Anzahl von verbänden «»geschlosst». Die Notenpreffe arbeitet weiter. Der Do,ar stieg ans »S4 Mark. Unsere Kohl«»»ersorg»»g wird anfS schwerste gefährdet. 3« Elberfeld ist ein Kleifcherstreik gegen den Fleisch- Wucher „«gebrochen. 3« Wie» wurde eine Rotenbauk »it 10b Ristioue» Franke» Kapital gegräudet. Aas österreichische Defizit beträgt 78S Milliarde» Kro»e». Die frauzösisch-spauischen Wirtschaftsperhandlung«» wur- N» «bgeschlosieu. 3« der italieuische» Kammer kam r» z« Prägeleie». Der Prinz vo» Aale« ist in «Ugland wieder eiuge- troffen. Die polnische Kabinettskrise verschärft sich. In Bulgarien ist rin grotzes Unwetter aufgrtretr«. Der värgerkrieg in Ehina ist beeudet. 3» Amerika wird den Deutsche» »ud vesterreicherx -ad beschlaguahmte «ige»t»m z»räckgegebe». *W«l»e«bi»rs, 22. Juni 1922. Die Reichsregierung hat die diplomatischen Geheimakten aus der Zeit der Reichskanzlerschaft Bismarck« von 1871 bi« 1890 der Oeffentlichkeit übergeben und damit der BiSwarckschen Staatskunst ein Denkmal gesetzt, wie e« gewaltiger und eindringlicher nicht geschaffen werden kann. Sein gigantisches Werk ist zwar durch ungeschickte Hände znm Einsturz gebracht worden, die Macht, die e« schützte, ist zerstört, aber trotz der Zerstückelung des Reiche», trotz de« inneren verfaffungsumsturze» ist in dem von ihm ge schaffenen Staate der Wille zur Neubelebung und zum festen Zusammenhalt de« Verbliebenen nicht ertötet worden. Die Veröffentlichung der diplomatischen Beheimaten aus jener Zeit liefert den untrüglichen Beweis, daß Bikmarck allezeit die Macht dazu benutzt hat, den Frieden zu er halten und daß alle seine äußere Politik und seine Bünd- niSbestrebungen lediglich dem Frieden dienten. In jeder neuen Lage der äußeren Politik überschaute er sofort alle Möglichkeiten feindlicher und freundlicher Neugruppierungen im europäischen Staatensystem. Er hatte ein feine» Be fühl für die Imponderabilien der Volksseele, da« ihn vor Illusionen bewahrte und seinen politischen Zielen den festen Boden sicherte. Auch hatte er ein tiefes Berständni« von der geistigen Verfassung seiner staatsmännischen Gegner, so daß er ein zutreffendes Urteil über die Wirkungen aller seiner Handlungen hatte. Diese Fähigkeiten gaben seiner politische» Schaffenskraft die feste und sichere Grundlage, die seinem Lebenswerk Bestand verlieh. Der Wiener Kongreß hatte im Deutschen Bund ein Werk geschaffen, das dem deutschen Volke keine Besrie- digung gewähren konnte. Die Bestrebungen de« deutschen Volke« zur staatlichen Einheit fanden durch Bismarck Ver wirklichung in den kurzen Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71. Mit großem Weitblick vollzog er die Revision der europäischen Landkarte und betrieb, nachdem da» Einigungswerk vollbracht war, mit Erfolg eine Friedens politik, die 44 Jahr« Bestand hatte. Sein Ziel war die Erhaltung und Hebung eine» körperlich und wirtschaftlich, seelisch und sittlich starken und gesunden Volker, und diese» Ziel war erreicht. Die Oeßnung der deutschen diplomatischen Archive hat un» so recht wieder die staatsmännische Größe Bismarck erkennen lassen. Lie Novemberleute hatten durch die Fälschung deutscher Dokumente die deutsche Schuld am Kriege nachzuweisen versucht, um ihre hochverräterischen Umsturzbestrebungen zu rechtfertigen. Die Entente aber sorgte selbst dasür, daß die erbitterten Feinde de« alten monarchischen Regiments darin da» schwerste Hindernis für die Wiederaufrichtung Deutschland» erkennen mußten. Burch die Oeffnung der Archive wurde die Wahrheit über die Vorgeschichte de« Kriege« festgestellt. In einer Versammlung der deutschen Gesellschaft in Berlin, die kürzlich stattsand, stellte Rathenau in einer Rede fest, daß Bismarck, al« er Deutschland auf die Höhe der Macht gebracht hatte, diese Macht niemals mißbraucht habe, um den Frieden zu gefährden, sondern im Gegenteil sie stet« dazu benutzt habe, den Frieden zu erhalten. Nach Rathenau« Ausspruch entrollen die nunmehr ver öffentlichten diplomatischen »eheimakten Bismarck« da« Bild eine« einheitlichen Kunstwerk». Alle Historiker können diese« Urteil auf Grund der vorliegenden Bände «uS der ganzen Bismarckperiode von 1871 bis 1890 nur bestätigen. Selbst (die Angehörigen alter Parteien der BiSmarck- Begner finden sich im Dienst der Wahrheit zu einer Ein heitsfront der Bekenner für die Friedenspolitik Bismarck» zusammen und zeugen wider die internationale Lüge, daß Bismarcks Machtpolitik die Sicherheit des europäischen Frieden« gefährdet habe. Burch die Oeffnung der Archive der Wilhelmstraße und die Veröffentlichung der Geheimdokumente ist der Wahr heit ei» außerordentliche» Bienst geleistet worden der den Kampf gegen die Schuldlüge erfolgreich zu fördern vermag. Der erste große Bienst der Wahrheit offenbart sich in der Zerstörung der Bitmarck-Legende, die den Rann von Blut und Eisen die Schuld am Weltkrieg« beimeffen möchte. Die bezwingende Krast der Veröffentlichung der diploma tischen Aktenstücke Bi-marckS wird seine Wirkung auf da« neutrale Ausland sicher nicht verfehlen. Hoffen wir, daß die «eiteren Veröffentlichungen da» gleiche Ergebnis haben werden. Die Wahrheit muß doch endlich siegen gegen die verruchte Lüge von der deutschen Schuld am Weltkriege. Am 28. Juni jährt sich der Lag zum dritten Male, an dem da« ungeheure Unrecht dem deutschen Volke mit dem Versailler Frieden und der Schuldlüge angetan wor den ist. An diesem Tage will die Arbeitsgemeinschaft für vaterländische Aufklärung Kundgebungen veranstalten, zu dem sie alle deutschen Männer und Frauen aller politischen Richtungen, die vernünftig, ehrlich und einsichtig genug sind, in dieser Frage zusammenznstehen, auffordert, mit alter deutscher Begeisterung teilzunehmen. Politische Rundschau. Deutsches «eich. Der Reichskanzler betonte beim Empfang de« Garantie- komiiee« ausdrücklich, daß Deutschland bei weiterer Entwer tung der Mark nicht mehr in der Lage sei, seinen Repa rationSverpflichtungen nachzukommen. Dienstag begannen die eigentlichen Verhandlungen mit dem Garantieausschuß. Die Vollmachten des Komitees sollen sehr weitgehend sein, sein Berliner Aufenthalt ist vorerst auf 14 Tage berechnet. Den Vorsitz bei den Verhandlungen führt aus deutscher Seite Reichsfinanzminister vr. Herme«. Auf Grund der Entwicklung der letzten Tage in der Re- paiationrsrage wurden gewissen Kreisen alarmierende Gerüchte über einen be»»rpehenden starken Kurssturz der Mark verbreitet. Wie die „D. «. Z." hierzu feststellt, sieht man in Kreisen, die der Reichrbank nahestehen, die Markentwicklung für die nächste Zukunft keineswegs so pessimistisch an, wie diese Sensationsmeldungen glauben machen möchten. Lie Verhandlungen de» Rrichtfinanzministerium» mit den Vertretern der Gewerkschaften haben zu einer Einigung ge führt, wonach die Teurrung»zuschlSge allgemein um 40 Prozent erhöht »erden sollen. Und zwar soll der Teuerung»zuschlag zu den ersten 10,000 Rk. Gehalt, der sogenannte Kopfzuschlag von 120 auf 160 Prozent erhöht werden. Der allgemeine Teuerungszuschlag steigt von 65 Prozent aus 105 Prozent. Der Aelteprnrat de« Reichstage« beschloß, daß der Reichrtag, der nicht am 28 Juni seine letzte Sitzung halten wird, am 2 Juli nochmal« Zusammentritt. Die« ist notwendig geworden, weil die Verhandlungen über die Zwangtanleih« und die Aenberung der Steuergesetze längere Zeit in Anspruch nehmen. Zua Polizeipräsidenten von Gelsenkirchen ist nach Blätter- meldungen der Arbeitersekttttr Stieler ernannt worden. Bon deutschnationaler Seite wurde im Reichblag folgende Anfrage gestellt: „Eine eigen« zu diesem Zweck gegründete amerikanisch englische Gesellschaft wird in nächster Zeit ver suchen, da« »on deutschen Ubooten versenkte Schiff „Lusi tania" zu heben. Nach zuverlässigen Mitteilungen soll dabei beabsichtigt sein, die in dem Schiff befindliche Ladung an Munition, Torpedo« und zwei Ubooten unbewerkt zu beseitigen. Li» Versenkung der „Lusitania" hat seinerzeit hauptsächlich dazu beigetragen, gegen Deutschland Stimmung zu machen, und e« ist vor alle« dazu au«genutzt worden, um das amerikanische Boll in den Krieg zu Hetzen. Er be steht deshalb ein besondere» Interesse, nachzuweisen, daß die Versenkung völkerrechtlich zulässig war, weil die deutsche Re gierung bestimmte Nachrichten hatte, daß da» Schiff Konter bande an Bord führte. Ist die Reichsregierung bereit, Schritte zu unternehmen, damit während der ganzen D«u»r der Hrbung de» Schiffe» und der* Bergung der Ladung sachverständige deutsche Vertreter zugelaffen werden?" Die Räumung Oberschlesien» und die Uebergabe de« Polen zu^esprochenen Teile» an die Polen vollzieht sich jetzt. L» ist ei» trauriger Prozeß, den da» vielgeprüfte Land durch zumachen hat. Während auf der einen Seite die Beoölkerung über die Befreiung von der berühmten I. K. und über den Wiedereintug deutscher Ordnung aufrichtige Freude empfindet, müssen auf der anderen Seite gute Deutsche mit ansehen, wie der polnische Adler ihre öffentlichen Gebäude schmückt. Besonder» schmerzlich ist der Abschied für die deutsche» Beamten, die »on ihren altgewohnten Arbeitrstätten scheiden müssen, um den polnischen Eroberern Platz zu machen. Stumm und würdig vollzieht sich auf deutscher Seite der Flaggen wechsel. Die Ernüchterung auch für die Polen, die jetzt noch so siegestrunken in dem neupolnischen Oberschlesien Gir landen sür ihre Truppen anbringen und nationale Feste seiern, läßt nicht lange aus sich »arten. Schon stockt der Eisenbahngüterverkehr in Kattowitz, die Telephonverbindungen werden immer mangelhafter, kurz da» Fehlen der deutschen Beamten wacht sich deutlich fühlbar. Die „polnische Wirt- schast" wird jetzt an Stelle de« deutschen Arbeitsfinn« treten und dann wird alle Welt wohl bald zur Genüge ersahre», in weffen Hände da- blühende Land im Südosten Deutsch lands besser ausgehoben ist. Dienstag Vormittag begann vor der Strafkammer in Kempten der auf »ier Tage berechnete Prozeß gegen de« Reichstags- und Landtagsabgeordneten Gandorfer vom Bayerischen Bauernbunde und gegen den Kaufmann Emanuel au« Wiesbaden. Emanuel ist des Betruges und der unbe rechtigten Einfuhr von Waren au» dem Auslande beschuldigt. Gandorfer soll ihm bei der »erbotenen Wareneinfuhr Beihilfe geleistet haben. Nach der Anklageschrift handelt es sich im wesentlichen um die Einfuhr großer Mengen »olle au» der Schweiz nach Deutschland. Eine große Zahl von Zeugen au» Deutschland und der Schweiz ist geladen. Im bayerischen Landtage teilte am Dienstag »i« Vertreter de» bayerischen Justizministerium» «it, daß der