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Ausgabe k un»S Nummer r»4 — »r. Jehrgeng arlchrlut 8 »al wöchentlich »U der tllustclectcn lüiatl»» bellag« ^ve« Feuerleiter- und mehreren lertbetlagen vlenatl. ve,«a»pr«<»r «usg. A mit St. Bennoblatt M r 70 «u-g. B ohne ü«. «ennoblatt M .118 »Injelnummer 10 VI,., Sonnabend. ». Eenntag-R«. v> VI» Freitag» -en 24. November 1S3L Verlageort »re«»«« Unieigenpretl«: di« lipalt. 40 mm biette Pelit;eile 48 PIg, — <llr Familienanjeigen und Llell«nge>uch« 10 Psz. — FIl, Platzvor>chrIIte» können M, keine Gewöh, leist«. SüchUche volkssettuns Redaltian: Dreoden-A., Pollerstr. 17, gernr. 187U u. 118« Eelchiiltostell», Drutk «nd Verla,! Germania Buchdrucker«» ». Verlag Th. «: iS. Winkel, Polierstr. 17, Fernr. IlOl», Postscheck: Nr. 181S, Bank: Ctadtbank Dresden Nr. 91787 Gül* vknisGIivkv AI» KuIRun Im Faste von höherer Gewalt, Verbs», Streit oder Betriebsstörungen hat der Bezieher oder Initz-ent letn« Ansprache, salls die Zeitung In beschranktem Umlange, verspötet oder nicht erscheint. — Ersiistungsort Dre den WandilW in dem NerWen Lübbes ReichSlanzler Adolf Mer versichert erneut Deutschlands Friedenswillen Oes Brandstifter-Prozesses dritter Teil Leipzig, 23. Nov. Im Relchstogsbrandstisterprozeft begann am Donnerstag in Leipzig die letzte Phase. Zunächst handelt es sich allerdings darum, noch einige restliche Berliner Zeugen zu vernehmen. Diese Vernehmungen werden aber höchstens noch diese Woche in Anspruch nehmen, so das; spätestens am Montag die politischen Fragen behandelt iverden können. Der Andrang der Zuhörer ist nach wie vor sehr starb, die Karten sind bereits sür 14 Tage vergriffen. Als erster Zeuge wird der Fahrstuhlführer vom Reichs tag, Diisterhöst, vernommen. Der Zeuge war am Brandabcnd zusammen mit dem Gar- derobendiener Kohl in der Garderobe des Portals 2 und hat die verschiedenen Anrufe des Zeugen Kohl zum kommunistischen Frali'ionszimmer beobachtet. DUsterhöst kann nicht genau sagen, wie oj» Kohl zu telefonieren versucht hat. Er weih nur, dah es mehrmals war und dah dann, während Kohl den Hörer noch in der Hand hatte, von oben auf dem Nebcnapparat an gerufen wurde, dah die Garderobe des Abgeordneten herausge bracht iverden sollte. Es kommt dann zu einer sensationellen Wand lung im Verhalten van der Lübbes. Er erhebt sich plöhlich und fragt, Ich möchte wissen, wann das Urteil ge sprochen und vollstreckt wird. Vorsitzender: Das kann ich heute noch nicht sagen. Es liegt mit an Ihnen, wenn Sie mit der Sprache herauskommcn, wer Ihre Mittäter sind, van der Lubbe: Das ist doch aufgeklärt. Ich habe zu verstehen gegeben, dah ich den Reichstag angestecht habe. Rechtsanwalt Dr. Seufsert fragt den Angeklagten: Hat Ihnen niemand geholfen? Lubbe: Die Entwickelung des Prozesses wird zu umständlich. Ich verlange vom Präsidenten, dah das anders wird. Vorsitzender: Sagen Sie doch einmal, mit wem Sie denn den Reichstag in Brand gestecht haben. Lubbe: Die anderen Angeklagten bestätigen doch selbst, dah sie nichts mit dem Prozeh zu tun und den Reichstag nicht angezlindet haben und nicht drin gewesen sind. Vorsitzender: Darüber aber gerade muh Beweis erhoben werden. »Das ist mein Prozeß - Zch will mein Urteil haben!" van der Lubbe antwortet laut und in grohcr Er regung, dah er mit der Entwicklung der letzten acht Monate gar nicht einverstanden sei. Vorsitzender: Ich habe Ihnen schon wiederholt gesagt, dah das Gericht Ihre Angabe, dah Sie es allein gemacht haben, nicht glauben kann. Nun sagen Sie uns doch, mit wem Sie es gemacht haben und wer Sie dabei unterstützt hat. Aus der längeren Erwiderung van der Lüb bes übersetzt der Dolmetscher: Ich kann nur immer wieder sagen, dah ich den Reichstag ganz allein angesteckt habe. Die anderen Angeklagten stehen zwar mit in dem Prozeh, aber sie haben damit nichts zu tun. Das ist mein Prozeh. Ich bin der Angeklagte und Ich will mein Urteil haben, damit Ich 20 Jahre Gefängnis bekomme oder den Tod, aber ich will se< denfalls, dah etwas geschieht. Die ganze Entwicklung ilt so geworden, mell man in den Reichstagsbrand den Symbolismus hlnelngebracht hat. Oberrelchoanwalt: Was meint der Angeklagte mit dem Wort Symbolismus? Rechtsanwalt Dr. Seufsert: Er wendet sich dagegen, dah der Reichstagsbrand die Bedeutung eines Symbols, eines Fanals haben soll, van der Lubbe: Was ist denn das für eine Tat, diese Relchs- tagobrandstiftung? Das ist eine Tat von zehn Minuten oder höchstens einer Viertelstunde gewesen. Das habe ich ganz allein gemacht. Vorsitzender: Haben Sie denn die Aussagen der Sachverständigen yerstanden, die das für unmöglich erklärten? va n de r L u b b e: Ja. Die sagen immer, es sei ausgeschlossen, dah eine Person das gemacht hat. Dav «st-de« persönlich» Die Konferenz in der Wohnung des Varz Als Zeuge wird dann der Bügler Otto Barz vernommen, in dessen Wohnung die kommunistische Konferenz stattgesunden haben soll, von der der Zeuge Grothe in seiner Aussage berichtet hat. Barz erklärt, er sei nicht Kommunist, aber von 193t) bis November 1932 Mitglied der Roten Hilfe gewesen. Er kenne weder Siner noch Kempner. aber Grothe sei ihm bekannt als Mitglied der Roten Hilfe. Vorsitzender: Grothe hat gesagt, in Ihrer Wohnung habe im Frühjahr 1933 eine Sitzung stattgefunden, an der Singer und andere Kommunisten teilgenommen haben. Zeuge: Das kann nicht stimmen. Ich bin am 14. April ins Krankenhaus gekommen und habe drei Wo chen vorher zu Hause fast immer im Bett gelegen. Trotz umfangreicher Befragung und zahlreicher Vorhalte bleibt der Zeuge Barz dabei, dah in seiner Wohnung keine Konferenz stattgefunden habe. Der Reichsanwalt fragt den Zeugen nach seiner Bekanntschaft mit Grothe und der Zeuge erwidert/ er sei mit Grothe nicht verfeindet und könne nicht verstehen, das; Grothe solche Angaben gemacht hat. Glaube der Sachverständigen. Ich habe es aber doch allein ge macht. Ich habe mit meiner Jacke allein den Plenarsaal an gesteckt. Lubbe spricht auch weiterhin fliehend und läht den Dol metscher kaum zum Wort kommen. Er spricht teilweise erregt und laut und begleitet seine Ausführungen mit lebhaften Hand bewegungen. Ter Angeklagte Dimitroff erklärt, zu Lubbe gewendet: Nach meiner Meinung hat der Präsident recht, wenn er cs als unglaubhaft bezeichnet, das; nur eine Person diesen kompli zierten Brand angelegt hat. van der Lubbe wendet sich zu Dimitroff mit dem Einwurf: Der Brand ist gar nicht kompli ziert. Er Ist ganz einfach zu erklären. Aber was drum rum geschieht, ist etwas anderes gewesen. Die Brandstiftung selbst ist sehr einfach. Der Vorsitzende legt schliesslich eine Pause ein und er sucht den Angeklagten, sich die Sache noch einmal zu überlegen und sich dann zu nuhern, was er am letzten Tage vor dem Brande gemacht habe. 661 Reichstags-Abgeordnete Berlin, 23. Nov. Das amtliche Ergebnis der Volksabstimmung und der Reichstagswahl liegt nunmehr endgültig vor. Be reits nach 11 Tagen konnte der Reichswahlausschutz zu sammentreten und das endgültige amtliche Ergebnis öf fentlich verkünden. Reichswahlleiter Ministerialdirektor Dr. Reichardt, der Präsident des Statistischen Reichs amtes, stellte in Gegenwart der Beisitzer und des Ver treters des Reichsinnenministeriums, Oberregierungsrat Dr. Fabrlcius, folgendes fest: Stimmberechtigt waren am 12. November 45176713 Personen. Davon haben auf Grund von Stimmscheinen abgestimmt: 12319V5. Relchstagswahl: Das endgültige Ergebnis für die Rcichstagswphl enthält 43053616 abgegebene Stimmen, von denen Das wahre, das katholische Spanien Der Wahlsieg der Rechten. Der Wahlsieg der Nechtsgruppeu in Spanien ist grösser als nach den ersten Meldungen angenommen wer den konnte. Es war zu erwarten, das; die Reaktion auf die marxistische Mißwirtschaft, die vielfach auch eine aus gesprochene Schreckensherrschaft gewesen ist, stark sein würde. Trotzdem wäre der Erfolg der Rechten nicht so gras; gewesen, wenn sie nicht eine so einzigartige Führer persönlichkeit, wie den jungen katholischen Politiker Gil Nobles gehabt und eine so staunenerregende Mei sterschaft in der Kunst der Propaganda entfaltet hätte. Alle übrigen Rechtsgruppen profitierten von der unge heuren Wucht, mit der die katholische Accion Populär ohne Rücksicht auf enge Grenzen der verschiedenen Nechtsgruppen den Kampf führte. Sie hatte sich unter der Führung von Gil. Nobles in erstaunlich kurzer Zeit einen Propagandaapparat aufgebaut, der für Spanien ohne Zweifel eine Sensation bedeutete, und abgesehen vom nationalsozialistischen Deutschland bisher kaum in einem anderen Lande erreicht worden ist. Mit einer Begeisterung, die keine Grenzen kannte, stürzten sich vor allem die Frauen und die Fugend der Accion Populär in das Kampfgetümmel. In den Abend stunden von 7—10 Uhr, in denen in den spanischen Städten und besonders in Madrid der stärkste Verkehr herrscht, durchfuhren zahlreiche mit Mitgliedern der ka tholischen Jugend besetzte Autos die Straßen und warfen Flugblätter in Millionenzahl ab. Man hat ausgerechnet, daß allein das von der Accion Populär gelieferte Flug- blattmaterial zweitausend Kilometer Papier von einem Meter Breite ausmacht, lieber der allgemeinen Prova- ganda wurde der besonderen Bearbeitung einzelner Schichten und Berufe große Sorgfalt zugewandt. Zu den bereits früher erwähnten Propagandamitteln kamen in den letzten Tagen noch neuartige Mittel. So wurden massenhaft kleine Ballons unter das Volk gebracht, mit der Aufschrift: „Accion Populär. Wählt für die Rechte!" Ferner wurden größere Ballons von 1.W Meter Durch messer verwandt, die, wenn sie eine bestimmte Höhe er reicht hatten, infolge einer besond'n>„ Vorrichtung mit einer Detonation nach Art einer Rakete platzten, das im 3 398 404 ungültig waren. Auf den Kreiswahlvorschlag entfielen 39655 212 gültige Stimmen. Die Zahl der auf den Kreiswahlvorschlag gewählten Abgeordne- t e n beträgt demnach 645. Es verblieb ein Rest bei einer Teilung durch 60 000 der einzelnen Kreiswahlvorschläge von 955 212, so daß auf den Reichswahlvorschlag 16 Sitze entfallen. Die Gesamtzahl der Abgeordneten ist nunmehr endgültig auf 661 festgesetzt worden. Volksabstimmung: Zur Volksabstimmung sind 43 491575 Stimmen ab gegeben morden, wobei 757 756 als ungültig erklärt werden mutzten. Als gültige Ja-Stimmen wurden festgestellt 40 632628: gegen den Volksentscheid stimmten 2101191 Wähler. In Prozenten errechnet wur den für Ja 95,1 Prozent, für Nein 4,9 Prozent der Stim men abgegeben. van der Lubbe bricht sein Schweigen Oas endgültige amtliche Wahlergebnis