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DW^ Zweites Blatt.-MD Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden sür die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Einv»dvierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Nontags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Marl Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnseratenannahme Montags u. DonnerStagi bis Mittag 12 Uhr. Rr. 98. 1881 Freitag, den 9. Dezember Bekanntmachung. Im Gasthofe „zur Tanne" in Tharandt sollen am 14. Dezember 1881, von früh 9 Uhr an, nachstehende im Einzelnen in den Abteilungen Nr. 1—24, 26—34, 36—55, 58, 60, 62 und 63 des lUaranätsr Reviers aufbereitete Hölzer und zwar: I. Nutzhölzer. II. Brennhölzer. 8 Stück buchene Stämme von 12—25 Centimeter Mittenstärke, 93 Rm. buchene Vrennscheite 1 - ahornene - - 17 s 2 - hornb. - 14 birkene - - 12-23 s - 1 - ahornene - 500 weiche - - 11—35 M - 8 s birkene - 127 - buchene Klötzer - 13—53 Oberstärke 2 s lindene - 18 s hornb. - 12—26 - s 1 aspene - 21 s ahornene - - 12—32 4 - weidene - 18 s birkene - - 13-24 s 181 B weiche - 2 s eichene - - 14-15 - - 7 - buchene Brennknüppel 3 erleiie » - 23—30 B - 2 s hornb. « 1 - kirschb. - - 21 4« s 1 » eschene - 3 B lindene - - 22—30 - s 5 s birkene - 2 S weidene - - 27—32 M 1 - erlene - 263 - weiche - - 13—44 - s 1 s lindene - 8 - buch. Derbstangen - 11—14 - Unterstärke 64 s weiche 2 s eschene - - 10 u. 12 - -- 24 buchene Zacken 6 -- ahornene - - 9—13 - s 1 hornb. - 4 s birkene - - 12—13 - «k 1 s apfelb. - 5 - dergl. gekürzte - 11—12 - Oberstärke 1 - lindene - 28 - weiche Derbstngn. - 10—15 - Unterstärke 79 - hartes Brennreisig (Aeste) 2 Nm. buchene Nutzscheite 2 Stück ahornene Reisstangen von 7—8 - 111 1 B weiches desgl. bnchene Stöcke 83 - weiche - einzeln und partiecnwcise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Die betreffenden Hölzer können vorher in Augenschein genommen werden und ertheilt die mituuterzeichnete Revierverwaltuna auf Verlangen weitere Auskunft. Eharan-t, am 1. Dezember 1881. König!. Forstrentamt. Königl. Revierverwaltung. u. V. 8ebröter. WklssvrmAv. Gefangen. Erzählung von Ludwig Habicht. Nicht weit von der polnisch-schlesischen Grenze liegt ein einsames Dorf, an dem ein kleiner Fluß vorüberschleicht, der im Sommer so ausgctrocknet ist, daß an manchen Stellen die Landleute ihn beinahe trockenen Fußes überschreiten können. Am Ende des Dorfes, dicht am Flusse lebte ein Zimmermeister, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Die Leute hielten ihn für reich, und wenn auch niemand von seinen Verhältnissen genauer unterrichte! war, mochte doch diese An nahme auf Wahrheit beruhen, denn August Borrmann hatte wunder liche oft ziemlich kostspielige Liebhabereien. Er war ein großer Samm ler, und sein kleines, völlig isvlüt gelegenes Hans war von allerhand Merkwürdigkeiten bis oben herauf vollgepfropft. Da fehlten weder Mineralien - noch Käfersammlungen, auch alte Waffen und Ge- räthschaften waren vertreten und wenn Meister Borrmann irgend ein seltenes Stück zu seinen Sammlungen hinzu erwerben konnte, war dec Geldpunkt nebensächlich. Er bezahlte mit größtem Vergnügen die höchsten Preise. — Während ein echter Sammler gern und mit Stolz Leuten, die sich dafür intecessiren, den Zutritt gestattet, hütete Borrmann, wie ein echter Geizhals seine aufgespeicherten Schätze. Niemand durfte sein Haus betreten, er lebte darin ganz allein, besorgte sich sein einfaches Mahl selbst und verzichtete trotz seines Vermögens auf eine Wirthschafterin, aus Furcht, daß ihm solch ein weibliches Wesen doch nur das oberste zu Unterst kehren und nicht alles in seiner gewohnten Ordnung lassen würde, „denn die Weiber," klagte er stets zu seinem Freunde, dem Flickschuster Seeberg, „haben vor nichts Respekt, die würden schön hier aufräumen, daß ich meinen Schaden besehen könnte," und zu seiner großen Genugthnung bestärkte ihn der Freund in diesen Ansichten. Schuhmacher Seeberg war der einzige Mensch, mit dem Borr mann vertraulich und gern verkehrte. Die beiden Alten waren Nach barn und nur durch den Fluß von einander getrennt. Das Häuschen des Schusters war freilich weit kleiner und beinahe gänzlich zerfallen, denn der Mann lebte in ziemlich ärmlichen Verhältnissen; aber dennoch that dieser Unterschied des Ranges, der aus dem Dorfe noch schärfere Grenzen zieht als in der Stadt, der Freundschaft der beiden Männer keinen Eintrag. Der Schuster hatte es verstanden, sich Meister Borr mann mit der Zeit ganz nnentbehrlich zu machen, denn er ging nicht nur auf die Liebhabereien des Andern eifrig ein, sondern wüßte sie auch nach Kräften zu unterstützen. Da Seeberg mit dem Tode seiner Frau die Lust zu seinem Hand werk verloren hatte und nur «och selten auf dem Schusterschemel zu sehen war, wohl aber sich gern müßig umhertrieb, so hatte er Gele genheit, manche „Seltenheit" auszuspüren, die er dann getreulich dem Meister zum Kauf brachte. Auf diese Weise waren die Beiden Freunde geworden. Seeberg fand es weit vortheilhafter, überall umherzustreifen und allerhand Alterthümer zu erwerben, als noch länger sich mit dem Flicken alter Stiefeln herumzuquäleu und je mehr der Schuster die Sammlungen Borrmann's bereicherte, je mehr schloß ihn dieser an sein Herz. Dazu kam noch das warme Verständniß, das der Schuh macher all diese» interessanten Dingen entgegen trug. Während die übrigen Dörfler über die Thorheit des alten Mannes lachten, der sein gutes Geld an solch jammervollen Kram vergeudete, war Seeberg für all diese Sachen begeistert und nahm mit dem grüblerischen Ernst eines Schusters daran seinen verständnißvollen Antheil. Kein Wunder also, daß der ehrliche Zimmermeister, der so lange mit seinen Bestrebungen ganz allein gestanden, Seeberg in sein Herz schloß und mit ihm gern verkehrte. Wenn der Schuster nicht jeden Abend zu ihm kam und bei einem Glase Bier über diese oder jene Merkwürdigkeit mit ihm plauderte, dann fehlte Borrmann etwas und sobald Seeberg von sei nen Streifereien heimkehrte, war sein erster Gang zu dem Nachbar jenseits des Flusses. Für den Schuster war die Freundschaft des Zimmermeisters nicht ohne Bortheil; er lebte seitdem in besseren Verhältnissen, konnte etwas drausgehen lassen und weit eher seiner Neigung folge» und ein Glas über den Durst trinken. Zu seinem Freunde durfte er freilich niemals einen Rausch mitbringcn, dann blieb er klüglich zn Hause, denn er wußte schon, daß Meister Borrmann in seiner großen Mäßigkeit allen Trinkern abhold war und Seeberg wnßte seine Rolle so gut zu spielen, daß der Freund ihn für so enthaltsam hielt, als er selbst war. An fangs hatte man über das Treiben Borrmanns und seines Gehilfen arg gespottet, zuletzt kümmerte sich Niemand mehr im Dorfe um die beiden Alten, man überließ sie ihrer Narrheit und fragte nicht mehr, l wie sie eigentlich lebten. Ten Zimmermeister sah man höchst selten, > mir der Schuster fand sich zuweilen in der Schenke ein, trank dort in I aller Stille einige Schnäpse und schwankte dann etwas unsicher nachHause.