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Dresdner Journal : 27.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-27
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 27.10.1882
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WS51. Freitag, dea -7. 1882 I» ^Q»— Ust«»«: ALrUckr.... 18 ^MrUeb: 4 LI«* 80 ?f. Lii«li»« ^uuuoeri»: 10?L «»„««»» äe« N«icl>« tritt ko«^ uoct I»»»r»t«»pr»l»«: kLr 6«i k»«u» «iaar ?«Utr«iI« >0 kL llot«r „ktL^e»»r>6t" äi« L«il« 80 ?t. ö«l ^»t^Ueo- uoä 2ia«riu>»tr 80 H ^ak»cU»^. Lrsebel»»»: TA^Ucd mit Xo,u»lu»e ä«r 8oim uv6 kei«rt«^, ^d»o<i» kür äso kol^voäeo 1^. DreMerMnmal. l^tPrtU: Lea»<t«e«ttee, (.'oauQtMiovLr ä«, Oro^oer ^»urv»l»; S»»d»rx »srlt» Vt« v«tp«t, >»—l ». ».: <F t'vA/ee, 8«rU» Vt« S»»d»r,- kr»U-1.«ip«tU kr»»k8lrt ». N. »»«K«: K«»a L«rU»: /-»vajiüe«<tant, Sr,»«» L Schott«, >r—I»o: Lta^Arn , Luneau <Lmü ^ada«^>, kr»»tt»rr » N_: L ^a^Aer'ieti« 8ucbd»Q<tIuii8; NSrUe»: 6. LtMee; L»»Lor,r: O. k»rt» I«rU» kr»»kwrr ». N.- lr«U,»r1 - Daub««» 6a., S»»diuL: Lt«»«»ee Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ll«r»u»y«derr LSalsl. L»pe<iiüoil ä«, vre«ioer 1oarv»t», Drsxiso, LWlQ^erHtr»»»» Ho. 80 Nichtamtlicher Theil. Telegrstzhifche Nachrichten. Buda-Pest, Mittmoch, LS. October, Abends. (Tel. d. Boh.) Die autouomistischeu Deleßirteu, welche Heuer iu der Neichsrathsdrlrgatiou eine Majorität von wenigen Stimmen besitzen (vgl. die .TageSaeschichte*), haben von diesem Uebergewicht« sofort Gebrauch gemacht und die vkrsaffungstreueu Abgeordneten von allen Referaten iw Aiuaazaus- schusse ausgeschlossen, obwohl sich die letzteren ans« drücklich bereit erklärten, Referate aazuoehmen. In einer heute abgehaltenen Lonserenz hatten sich die verfassungstreuen Delegieren geeinigt, die ihnen von der Majorität etwa angebotenen Referate zu überneh men und keinerlei Passivitätspolitik zu treiben. Fürst Friedrich Liechtenstein hatte es übernommen, von diesem Beschlusse die Führer der Rechten zu ver» Madigen. Trotzdem ergab die Abstimmung über Zu weisung der Referate das unerwartete Resultat, daß die Linke vollständig übergangrn wurde. Sie blieb mit 8 gegen 10Stimmen in de> Minorität. Die drei wichtigsten Gegenstände, nämlich Aeußere», KriegSbudget und Bosnisches wurden an Baron Hübner, Fanderlik und Grocholski übertragen. Grocholski hatte auch schon im Borjahre das bosnische Referat, während AeußereS und KriegSbudget in den Händen von Plener und Rutz waren. Daß Baron Hübner, welcher wieder holt in der Delegation seiner russenfreundlichen Ge sinnung Ausdruck gegeben, da» Referat über Auswär tiges erhielt, hat allgemein überrascht. Die Wahl Smolka's zum Präsidenten und deS Baron» LeSchi, der ein Anhänger der Mittelpartei de» Herrenhauses ist, zum Bicepräfidenten kann als ein Lompromiß be trachtet werden. Graf Falkenhayn, welcher im Vorjahre Vlceobmann deS Finanzausschusses war, wurde heute von Sturm zum Obmanne vorgeschlagen und gewählt, worauf Sturm, der vorjährige Ob mann, per »celLlllatiouem zum Biceobmann designirt wurde. Auch diese beiden Wahlen erscheinen somit als eine Art Lompromiß, und die Linke war deshalb um somehr zur Annahme berechtigt, daß auch bei der Ver- theilung der Referate ein gewisses Entgegenkommen vorwa'ten werde. Nachdem die» nicht geschehen, sind nunmehr fast lauter neue Referenten vorhanden, wa- selbstverftändlich der rafchen Erledigung der Vorlagen keinen Vorschub leisten wird. So verlautet heute schon, daß der Finanzausschuß seine Thätigkeit nicht vor den, 3. November beginnen wird. Unter solchen Umständen kann wohl von einer kurzen Session keine Rede sein. Nach dem morgigen Empfange bei dem Kaiser begeben sich die meisten Delegirteu in die Heimath. Buda-Pest, Mittwoch, 25. October, Abends. (Tkl. d. DreSdn. Journ.) Polizeimaunschafteu durch ziehen die Straßen, «eil die Studentenschaft in folge des angeblich brutalen BeurhweuS der Po lizei anläßlich der gestrigen Leichenfeier des Dich- ters Arany beabsichtigt, vor der Wohnung des Oberstadthauptmanns eine Demonstration zu machen. Größere Abtheilungen von Studenten zerstreuen sich, jedoch bleibt die Polizei coufignirt. Paris, Mittwoch, 25. October, Abends. (W. T B.) Der Justizmiuifter hat bei dem Cassations- Hofe beantragt, die Untersuchung iu der Angelegen heit von Moutceau-les-Mines an einen andern Gerichtshof zu verweisen. Das Journal „Paris" sagt, dir Regierung sei im Besitze aller Fäden einer großen revolutionäre« Organisation, welche durch Bezirksvrrbäud« über Frankreich verbreitet sei «nd deren leitendes Co- mits in Senf seinen Sitz habe. (Vgl. unsere Pariser Lorrespondenz unter „TageSgeschichte*.) London, Donnerstag, 26. October, Lormit- tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Vie „Times" sagen, das Endresultat der Reorganisation Aegyp tens »erde wahrscheinlich eher eine Einschränkung, als eine Vergrößerung der türkischen Aatoritit in Aegypten sein. Die „Times" erfahren, die englische Regie- ruug habe Frankreich eröffnet, sie erhebe keine Einwendung gegen die Abschaffung der Capitula- tiouen und die Bildung französischer Tribunale iu Tunis, könne aber keine Beeinträchtigung des englisch-tunesischen Handelsvertrags dulden. Dresden, 26. October. Frankreich steht vor einer zweiten Auflage der Lommune. Bei der großen Zahl der emlaufendeo Nachrichten dürste eS kaum möglich sein, da- gesammte Gefüge der Jntriguen und Verschwörungen, deren Zweck der Sturz der Republik ist, zu zergliedern; wir müssen un- lediglich auf die Thatsachen beschränken, auS denen jedoch deutlich ei sichtlich wird, daß die Republik sich nie in einer gefährlicher» Lage befand und daß die rothe mit der weißen Revolution vorläufig gemein- fame Sache macht. Senat und Deputirtenkammer, welche am 9. November zusammentreten, werden volle Arbeit finden und zeigen müssen, ob sie mit derfelben Leichtigkeit, mit welcher sie bisher Ministerien zu stürzen vermochten, auch im Stande sind, die Ordnung und da» Ansehen der Republik wieder herzustellen. Die auS Paris eingehenden Telegramme und Nachrichten lauten im höchsten Grade beunruhigend. Das Auf treten der Anarchisten und Revolutionäre wird immer zügelloser und wilder. Neue Dynamitexplosionen wer den au» Lyon gemeldet. Eine öffentliche Volksver sammlung, durch die „revolutionäre Föderation deS Südostenr* organisirt, bot Ausbrüche von leidenschaft lichster Wildheit. Der Präsident Grävy wurde in jener Versammlung als „jurassischer Wilddieb* bezeichnet, Lhancy als Delegirter der Saüne und Loire erklärte, die Partei bereite seit 4 Jahren die Unruhen vor, und Joly, Delegirter des SüdwestenS, erklärte: „Ich bin Familienvater, aber wenn ihr meine- Arme- be dürft, so steht derselbe zu einer Verfügung, um Gravy und den hier anwesenden Commrssar zu tödten.* Wie rn Lyon herrscht in Amien- große Angst, da seit den letzten 4 Wochen 5 Feuersbrünste in der Vorstadt Saint Maurice vorkamen. In AmienS wurden Maueranschläge mit dem Kampfrufe verbreitet: „Krieg den Besitzenden!* Der Präfect von Lyon meldet telegraphisch, daß Maueranschläge die Vernichtung deS „großen Theaters* als nahe bevorstehend ankündlgen. In der Nacht vom 23. auf den 24. d. platzten in Montpellier 2 Bomben im Garten deS Präfecten, und die Polizei entdeckte im Garten noch 2 Bomben, die aber nur mit Pulver gefüllt und unschädlich waren. Laut dem „TempS* hat die Regierung den Bewers des Vorhandenseins einer internationalen Verbindung in Händen, welche ihren Sitz in Genf hat und den Zweck verfolgt, daS Elgenthum zu vernichten. Da» Journal „Pari-* bestätigt diese Nachricht, e» sagt, die Regierung sei im Besitze aller Fäden einer großen revolutionären Organisation, welche durch BezirkSver- bände über ganz Frankreich verbreitet sei und deren leitende» Lomitä in Genf seinen Sitz habe. Wie be reit» gestern der Telegraph meldete, ist die dem gegen wärtigen Assisenhofe überwiefene Aburtheiluna der Anstifter ver Ruhestörungen in Montceau-le» - Mine» wegen der den Geschworenen zugegangenen Drohungen bi» zur nächsten Geschworenensesstan vertagt worden. In dieser Vertagung lag bereit» ein Mißtrauensvotum gegen die Geschworenen, die Anerkennung der anar chistischen Macht und ein Zeugniß für die Schwäche der republikanischen Regierung, die nicht so viel Stärke iu sich fühlt, um einen Proceß gegen Mord brenner zu End« zu führen und der Justiz zu ihrem Rechte zu verhelfen. Heute meldet sogar der Tele graph, daß der JustizmlNlster beim LassatiouShofe be antragte, die Untersuchung der Angelegeuheit von Montceau-leS-MineS an einen andern Gerichtshof zu verweisen. Die Regierung giebt hier ein unzweideu tige» Kennzeichen ihrer Ohnmacht; sie weicht vor den anarchistischen Drohungen zurück. Die Anarchisten werden neuen Muth fassen und immer maßloser und zügellos.r vorangehrn. Die Auflistung der Arbeiter in den Jndustrie- bezirken erfolgt nach einem einheitlichen System und wird von Genf au» geleitet. Zu diesen Arbeiter unruhen liegt gar keine Veranlassung vor. Ern un verdächtige» Zeugniß giebt hierüber rin Lorrespondent der „Jndäpendance belge* ab. Der Lorrespondent, welcher den Assisensitzungen in Lhülon» beiwohote, hat den freien Gerichtstag zum Besuche der Gruben be nutzt und sich mit eigenen Augen von der Lage der Arbeiter überzeugt. Auf seine Frage hat er au» dem Munde der Arbeiter selbst erfahren: sie hätten sich über die Arbeit nicht zu beklagen, jeder Arbeiter ge winne selbst bei schlechten Schichten täglich 4^0 Frc»., sehr ost sogar 8 Frc»., der DurchschnMSlohn betrage 5,25, und bei der Fürsorge der Direktion, welche tue ueusten Verbesserungen entführe, fei die Gefahr auf ein Minimum reducirt. Der Gewährsmann de» libe ralen Blattes rühmt ferner, daß die Dlrection die Grubenarbeit der Frauen und Kinder nicht dulde, diesen aber durch Zuwendung häuslicher Arbeiten, bei denen sie ihre Mutterpslichten erfüllen könnten, täglich einen Nebenverdienst von 1,50 FrcS. zuwende. Der Lorre spondent, der noch avführt, daß über der Wohnung det Secretär» Zeit und Stunden für alle Reklama tionen der Arbeiter angegeben seien, kommt zu dem Schluffe, daß gar kein greifbarer Grund zu den Un ruhen vorliege. Nach Alledem ist nur noch die An nahme möglich, daß die Unruhen, wie der Gruben- director Lhagot bei Gelegenheit der GerlchlSverhand- luugen gleich erklärt hat, von außen und künstlich durch gewissenlose Agitatoren hervorgelusen worben sind. Die „Repudlique fran^alse* erfindet, um diese offen zu Tage liegenden Thatsachen zu verbergen und um dem verhaßten LleruS die Schuld belzumessen, em verwickeltes Lügeusystem, welches aber angesichts der großen Zahl der vorliegenden Berichte über das Trei ben der Anarchisten sofort in feiner ganzen Nichtigkeit kenntlich wird. Nicht minder kühn wie die Anarchisten erheben die Royalisten ihr Haupt. Obgleich der Geburtstag des Grafen v. Ehambord längst vorüber ist, dauern in Marseille, in Montauban und Montpellier die Demon strationen noch immer fort. In Marseille wurde eine Erklärung beschlossen, in welcher zunächst gegen da» neue Schulgesetz proteftirt und dann betont wird, daß die Royalisten die Wiederherstellung der nationalen Monarchie verfolgen und erlangen werden. Nicht minder siegesgewiß waren die Legitimisten auf dem Banket von Montpellier, welchem der bekannte General de Lharette beiwohnte. Daselbst wurden die„Venäe«llllv" und andere royalistische Lieder, wie koi vient" gesungen. Lharette versicherte in seiner an die Ver sammlung gerichteten Ansprache, daß, wenn man ihn brauchen würde, um gegen die Feinde draußen oder im Lande selbst zu marschlren, er am Platze fein würde. Da- Banket schloß damit, daß sämmtliche Festgenojsen mit ihrer Fahne an der Spitze vor dem General Lharette defilirten. Die Ueberzeugung, daß die Republik ihrem Ende entgegen gehe, scheint in den verschiedensten Kreisen geihellt zu werden. Ein un- vorliegender, von einem Militär stammender Privatbrief spricht diese» offen au», und hofft dessen Bersasser aus die Wiederherstel lung de» Julithrone». Eine unmittelbare Gefahr bietet zunächst die sociale Erhebung. „Alle» weist darauf hin,* sagt die Wie ner (alte) „Presse*, „daß die anarchistischen Arbeiter in ganz Frankreich nach dem Boi bilde de» russischen NihlllSmu» orgamsitt sind, wie e» klar ist, daß sie auch dessen Taktik und Kampsmittel adoptirt Haden. In Par»», Lyon, Toulon, Marseille, St. Etienne wird die besitzende Klasse jeden Morgen durch Brandbriese erschreckt, welche an den Mauern angeschlagen sind und zur Revolutlon gegen die Bourgeoisie aufsordern; die Fabrikbesitzer erhalten von anonymen LomitöS ge messenen Befehl, b>» zu einer bestimmten Frist die Löhne um fo und so viel Procent auszubessern; in Lyon tragen die Revolutionäre Bomben w«e Taschen seuerzeuge bei sich und lassen sie in beliebigen Schen ken explodiren; in den Bergweik-distncten der Lüte- d'Or oauett der Zustand der Anarchie seit Woch-n sort, ist da» Tynamrt in Thätigkeit, um die Kreuze au» der Erde zu reißen und da» Privaieigeuthum zu zerstören. Die Regierung hat ein Biertelhundert Leute vor die Geschworenen gestellt, welch« der Urheberschaft dieser Gräuel angeklagt find, aber der Proceß droht rm Sande zu verlaufen, denn man hat nur Verschwörer vierten Grades gefaßt, und diese sind di-ciplinitt ge nug, nicht zu sagen, was sie etwa doch wissen. E» ist immer der Ansang vom End«, wenn dre Justiz einem herrschenden System bei dem Eingreisen gegen revolutionäre Bewegungen stillsteht. In Pari» beginnen die großen Arbeitseinstellungen, welche ganze Arbeiter- dwisionen mobil machen, und wir wissen Nicht, wann diele wieder von den Buttes-Ehaumont, dem Schau platze der letzten BerzweislungSkämpfe der Lommune, hernlederstelgen auf die Boulevards, um ihre furchtbare Niederlage blutig zu rächen. So präjentirt sich die innere Lage Frankreichs in einem düster« Bilde, dessen Hintergrund erst noch in Nebel gehüllt ist. Um die von dem rothen und weißen Schrecken gleichzeitig be drohte Macht ringen zwei Gegner, von denen der eine wenigstens entschlossen ist, sich mit jeder Revolution zum Sturze de« andern zu verbinden. Nach Art seine» Onkel StraßenräuberS lauert Gambetta, um dre Re publik niedcrzuschlagen und au»zuplündern, und er wird die beste Belegenheit hierzu finden, wenn die An archie ihr Haupt erhebt.* Lagesgeschichtr. * Berlin, 25. October In der gestern unter dem Borsitze deS StaatSminister» v Bötticher abgc- haltenen Plenarsitzung des BundeSrath» wurden die Vorlagen, betreffend die Ertheilung von Prädicaten über den Ausfall der Apothekergehilsenprüfung, und betreffend die allgemeine Rechnung über den LandeS- hauShalt von Elsaß-Lothringen für 187^79, sowie die Anträge Baden» wegen Ermächtigung der Zollabferti gungsstelle am Bahnhofe Basel zur Abfertigung von Zucker, und wegen Ertheilung von Freipässen für Musterwaaren, den zuständigen Ausschüssen zur Vor- derathung überwiesen. Der Vorsitzende machte der Versammlung Mittheilung über die mit einem Dank schreiben eingegangenen Veröffentlichungen der auS ReichSmitteln unterstützten zoologischen Station de» vr. Dohrn in Neapel, sowie darüber, daß zufolge einer mit der königl. spanischen Regierung getroffenen Ver einbarung der deutsch-spanische Handel-- und Schiff- fahrtSvertrag vom 30. März 1868 bi- zum 15. De- cember d. I. in Kraft bleiben wird. Die Verhand lung über die den Ausschüssen überwiesene Vorlage, betreffend die F.ststellung der Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern und der BerwaltungSkosten für Feuilleton. Nedigitt »on Otto Baack. Mittwoch, den 25. October fand im Saale de» Gewerbehause- Reinhold Becker'- Eoacert mit Orchester Statt. Der überaus gefüllte Saal bestätigte, wie erfreuend eS für das musikliebende Publicum ist, durch eine größere Reihe von Werken emeS talent vollen, strebsamen und tüchtigen Künstler» ein Ge- sammtbild seiner productiven Thätigkeit und deren in dividueller Richtung zu erhalten, und die» um so lieber, wenn seine Eompositwnen sich so musikalisch werthvoll, interessant und Genuß bietend erweisen und unter der belebenden Leitung de» Lomponiften selbst iu au»gezeichneter Weise vorgesührt werden. Hierzu war dem Loncertgeber mit sreundlichstem anerken- neu»werthem Entgegenkommen die Unterstützung au»> gezeichneter künstlerischer Kräfte zu Theil geworden: der Frau Clementine Schuch, der Frl. Reuther und Rauitz, der Herren Bulß und Waldemar Meyer, zudem der Dresdner Liedertafel, der MannSseldt'scheu »ft brsoudere« Eifer und Erfolg den gestellten Auf- gaben sich hmgebendrn Kapelle und deS Herrn A. Heitsch für sorgsame Ausführung der Llavierbeglei- taugen. Die da» Loncett eröffnend« edel und charatterisch «dachte symphonische Tondichtung für Orchester „Prinz Friedrich von Homburg* (von H. v. Kleist) wurde schon früher »m königl. Hostheater gegeben und be sprochen. Hie leidet an der Ausgabe, di« in der Action de» Drama», für den engen Anschluß an diese, Momente bietet, welche der musikalischen Schilderung widerstreben und den Lomponiften in seiner poetisch erregten Hingabe an die Dichtung zu sehr von der klaren und architektonisch fest verbundenen Form ent fernten, mit welcher ein Tonstack al» einheitliche» Ganze» feine musikalische Geltung auch ohne Deutung nach einem Programm Hot. Ein Biolinconcett (mit Or chester), dessen letzter Satz mir al» der dankbarste und ansprechendste sür da» Soloinstrument erschien und dessen erster Satz nur die Wiederverbindung mit dem orchestralen Schluß nach der Violincadenz als be sonder» geistreicher Zug hervorgehoben fei, wurde von Hrn. W. Meyer sehr loben»werth und musikalisch tüch tig gespielt — außerdem mit eleganter Behandlung eine sehr ansprechende Laprice-e»pagnol. Den über- wiegenden und sympathisch fesselnden Genuß boten Becker'» Gesang»compositionen, Liederduette, Lhorsätze sür Männerstimmen (mitEinschluß de»„Waldmorgen* mit Orchester)*) — durch intelligente phantasievolle Auffassung, melodische Erfindung, gedanklich eigenthüm- liche, innerlichst warm empfundene und geistig edel ge haltene AuSdruckSweise und formell fettige Gestaltung. So namentlich „Gebet auf den Wassern* — von Frau Schuch und Hrn.Bulß, „Lied vom Winde* von Frau Schuch, Frl. Reuther und Namtz, „Der Abrnd* von beiden Letztgenannten vorzüglich auSgelührt, Varia tionen über ein Bsarner Volkslied von Frau Schuch reizeod gesungen und endlich «ine Reih« Lied«r sür Bariton, mit drren schönem und tonprächtigem Vor trag Hr. Bulß einen Triumph al» Liedersänger feierte. *) Vtt «d. vr«»«r, LreSbrn rbitt. Die Dresdner Liedertafel vervollständigte durch ihre Thorgefänge die vortrefflichen lyrischen Productionen. Lebhaftester dankbarer Beifall, wärmste anerkennendste Theilnahme wurde den Ausführenden und dem Loncert- geber-Lomponisten vom Publicum gezollt. L. Banck. Wandlungen. Novell« von F. L. Reimar. (Fottfrtzung.) E» war bei diesen Verhandlungen mehrfach auf den Großvater deS Fräuleins, den Erbauer deS Wai senhauses, sowie aus jenen andern Dorsen, der sein Hab und Gut noch auf dem Todtenbette wohlthätigen Zwecken gewidmet hatte, die Rede gekommen. Philipp, der für diese beiden Personen besondere- Interesse zu hegen schien, halte da- Gespräch an diesen Punkten aus natürliche Art sestgehalten, und so war eS leicht erklärlich, daß auch dre Gedanken des Fräulein-, nach dem die Arbeit bereit» in ihren Haupttheilen vollendet war, noch vorzugsweise an jenen zwei Gliedern ihrer Familie hafteten. Sie that noch einige Fragen, welche daraus hinausliefen, in welcher Weise sich deren An denken im Publicum erhalten habe, und als ihr Phi lipp darauf geantwortet hatte, daß allein wegen ihrer der Name Dorfen nie vergessen werden würde, sagte sie: „Nun ja, mein lieber Strecker, gerade wie diese meine edlen Vorgänger möchte auch ich handeln — ich denke, da« wäre ein würdiger Au«gang der Dor- sentl WaS denken Sie, wenn ich jenem Waisenhaus — Sie wissen e« ja — wem Irdisch«« zu Gute kommen Netzt?* Philipp verstand eS, eine tiefe Verehrung in den Blick zu legen, mit welchem er feine Gönnerin ansah. „Würdiger, wahrlich, könnten das gnädige Fräu- lein Ihr Leden nicht beschließen, al« mit einer solchen Bestimmung! Wie viel Segen wird dieser Entschluß noch aus Ihr Grab herniederrufen!* sagte er mit Emphase. „Nun*, meinte sie ein klein wenig ungeduldig, ei« Entschluß ist eS gerade noch nicht! Ich muß erst überlegen, und e» ist ja auch unnöthig, so große Eile zu haben, denn an meinen Tod werden Sie mich deon doch nicht mahnen wollen, Strecker!* „Behüte!* rief Philipp, rasch seine Woite ver- bessernd. „Wer könnte bei der Gesu,dheit de» gnä digen Fräulein« an» Sterben denken! Ader gerade, weil eS noch so fern ist, braucht man sich ja nicht vor solchen Verfügungen, einem Testament zum Ver spiel, zu scheuen; man macht e», weil es einem so ge fällt! Fast alle Dorsen'» haben ihr Testament lange vor ihrem Tode aufgesetzt.* Sie war zufrieden gestellt und nickte jetzt beifällig. „Ja, ja, ein Testament! Ich habe schon einmal ein gemacht, Sie wissen daS, Strecker, vor Jahren, al» mein Sinn ander» war, aber es gilt ja noch nicht, und wer kann mich verhindern, ein neues za machen?* „Niemand*, betheuerte Philipp, „Niemand in der Welt, wer e» auch sei!* „Run gut*, entgegnete sie, „'o setzen Sie einmal auf, was ,ch in diesem Augendl ck denke — e« soll nur so zur Probe sein, wissen Sie! Ich behalte ja imm.r in der Hand, Alle» wieder umzustoßen.* In derselben Minute noch hatte Philipp die Feder ra der Hand, um dre Worte der alten Dame nuder«
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