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Solches wird zur genauen Befolgung hierdurch in Erinnerung gebracht. Zwönitz, am 7. September 1876. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. — Die Nachrichten ans dem Orient behandeln vorzugsweise die Stimmung in den osmanischen leitenden Kreisen zu Konstantinopel. Man scheint dort den „Standpunkt der Illusionen" trotz aller Frie. densgeneiglheit, die jedenfalls englischem Einflüsse zuzuschreiben ist, noch immer nicht verlassen zu können. Wenigstens spricht die officielle „Turquie" bei Publicirung der Verhandlungsnachrichlen von der „Stärke der Türkei durch ihr wohl erworbenes Recht und durch ihre Siege (?!) über die Rebellen." Trotzdem scheint aber doch die FrledenSströmung die leitende werden zu sollen. — Wiener Blätter wollen aus Constantinopel erfahren haben, daß Midhat Pascha, der Gegner jeder Concession an Serbien, zurücktreten werde. Schon seit einiger Zett verlautet, daß Veränderungen im türkischen Cabinet, wenn anders die Schaar der Minister in Canstantinopel eine solche Bezeich nung zuläßt, bevorständen. Vielleicht hat auch Abvul Hamid aus dem Schicksal seiner beiden Vorgänger eine Lehre gezogen und hält es für angemessen, den Kreis der „Sultanmacher" etwas zu lichten, wobei allerdings nicht übersehen werden darf, daß Midhat Pascha die Softa'S und alle jene Elemente hinter sich hat, welche bei der Absetzung des Sultans Abdul Aziz figurirten. Inzwischen versucht Sultan Abdul Hamid auf eigene Faust zu reformiren. — Hierzu bemerkt die „N. A. Z." in ihrer heutigen Nummer Folgendes: „Die Absicht des Sultans mag immerhin eine recht löbliche sein, aber es wäre mehr wie voreilig, aus solchen Experimenten irgend welche Schlüsse auf die Zukunft des türkischen Reiches zu ziehen. Europa hat seit Jahresfrist zur Genüge die Erfahrung gemacht, daß Reformen, d. h. Einrichtungen, unter denen die christlichen Unterthanen der Pforte -,zu leben vermögen, bei letzterer nur durch ein einmüthiges und energisches Handeln Europas erzwungen werden können, wobei jeder Schatten einer Meinungsverschiedenheit im Nalhe der Mächte den Türken als neuer Zögerungsgrund dient. Der „Hat" Abdul HamidS unterscheidet sich von dem Hat, welchen Abdul Aziz am 1. Septbr. v. I. erließ, kaum dem Wortlaute nach, und das Uebel ist während deS zwischen beiden Daten liegenden Jahres nur erheblich schlimmer geworden. Die Türkei als solche zu reformiren könnte nur einem Sultan gelingen, der den Muhamedanern einen neuen Glauben zu gründen, sie für denselben fortzureißen und allen Ausbrüchen des muselmännischen Fanatismus mit schrecklicher Energie entgegenzutreten vermöchte. Die Reform müßte auf dem religiösen Gebiet beginnen, um auf dem socialen und wirthschaftlichen zu enden. Wir wagen nicht die Fragen zu beantworten, ob die Türkei Männer mit solchem Muthe und solchen Fähigkeiten ausgerüstet besitzt und ob überhaupt der Zeitpunkt für solche Reformen — nicht bereits unwiderbringlich verloren ist." Berlin. Die „N. A. Z." schreibt. Mehreren Blättern ist auS Berlin die Meldung zugegangen, daß die Regierung mit Rück- sicht auf die gegenwärtige Lage der Industrie und die bevorstehende Erneuerung der Handelsverträge die Einbringung eines Gesetzent wurfes wegen provisorischer Verlängerung der Eisenzölle beabsichtige. Diese Nachricht ist unbegründet. Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir dagegen, daß die Reichsregierung sich in Sachen der Eisenzölle jeder Initiative enthält. ES ist abzuwarten, ob von Seiten einer anderen Regierung ein darauf bezüglicher Antrag gestellt werden wird. Berlin, 19. September. Heute wohnte der Kaiser abermals in Gemeinschaft mit dem Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch von Rußland den Manövern zwischen dem Gardecorps und dem 3. Armee korps bei. Mittags kehrte der Kaiser wieder nach Berlin zurück. Nachmittags findet im kgl. Palais ein Diner statt, zu welchem die hier anwesenden fürstlichen Gäste, der russische Botschafter v. Oubril und einige Mitglieder der russischen Botschaft, sowie sämmtliche zu den Manövern hicrhergekommene fremdherrlichen Offiziere Einladungen erhalten haben. — Morgen beabsichtigen die hohen Herrschaften ebenfalls wieder den Manövern beizuwohnen. Hamburg, 18. September. Gestern hat hier die siebente ordentliche Generalversammlung des deutschen Buchbruckerei-Vereins stallgefundcn. In derselben waren außer den Mitgliedern des in Leipzig domicilirendcn geschäftSführendcn Ausschusses (vr. E. Brock« Haus, A. Th. Engelhardt und W. Volkmann) sämmtliche zwölf Kreise Deutschlands mit Ausnahme des Kreises Rheinland-Westfalen, durch ihre Vorsteher und beziehentlich Deligirte (zusammen 27) vertreten, sowie außerdem 37 Mitglieder, anwesend. Der Geschäftsbericht des Vorsitzenden, welcher sich namentlich auch über die in diesem Jahre zum Abschluß gebrachte Tarif-Revision und die damit zusammen hängenden Fragen aussprach und mit einem warmen Aufruf zum treuen Festhalten am Vereine schloß, wurde mit Beifall ausgenommen und soll durch Druck auch den nicht zum Verein gehörenden Priucipalen zugänglich gemacht werden. Rechenschaftsbericht des Cassirers und Budget füo 1877 fanden Genehmigung. Zu einer längeren Debatte gab ein von sämmllichen anwesenden KreiSvorstehcrn eingebrachter Antrag in Betreff res LocalzuschlageS Veranlassung. Derselbe lautet dahin: „Der Deutsche Buchdruckereiverein möge die Initiative zu einer Herabsetzung und gerechteren Feststellung des in den größeren Drnckorten üblichen LocalzuschlageS zu dem Tarife ergreifen, und die Generalversammlung beauftrage den Vorstand, nach §. 2 Alinea 3 des StalutS (wonach die Durchführung einer den örtlichen Verhält nissen angepaßten Regelung der Localznschläge zu den Aufgaben des Vereins gehört) das Nölhige zu veranlassen." Alle hierbei in Betracht kommenden Verhältnisse wurden eingehend besprochen; namentlich wurde nachgcwiesen daß eine solche Herabsetzung der Localzuschläge gegenwärtig vollständig gerechtfertigt, ja nothwendig sei zum Gedeihen des Buchdruckergewerbes, und nicht blos im Interesse der Principale und Auftraggeber, sondern auch in dem der Gehülfen. Der Antrag fand einstimmige Annahme. Die Versammlung war eine sehr belebte und legte Zrugniß von der Bedeutung deS Vereins für die das Buch druckergewerbe betreffenden allgemeinen Interessen ab. Am Tage vorher hatte bereits eine längere Sitzung des GesammtvorstandeS sowie eine allgemeine Vorversammlnng stattgefunden. Der Kreis Norden sowie der Hamburger Localverein hatte» außerdem dafür gesorgt, daß auch auf andere Weise das collegiale Verhällniß der Theilnehmer gefördert wurde. Ein der Generalversammlung folgendes Festessen, bei welchem der Vorsteher des Kreises Norden, Herr G. I. Herbst, den Vorsitz führte, war durch zahlreiche Toaste belebt. Heute findet noch eine Sitzung des GesammtvorstandeS und der Dele- girlen behufs Ausführung des von der Generalversammlung in Betreff der Localznschläge gefaßten Beschlusses statt. — Das Grab Guten- bcrg'S. Wie man aus Mainz mittheill, ist man dort mit Aussicht auf Erfolg bestrebt, das echte Grab deS berühmten Erfinders zu ermitteln. Bisher vermuthete man dasselbe in der Franziskanerlirche