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ff.. Frank- euz. Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Sonntag den 10. Januar. 18S8. d- Hof. n L. r Bav. don. «uz. 'str. 8. >um. «uz. Hof. che. Franks. mm. '4—55. «den. 14. f 20. 1. aße 25. 2 Roß. str. 14. »viel de uffe. listr 14. Kalha- lo. 4 «/, !9 iankacl. :.-franz. ch. —; ' 871/4; 77i/r; diff.-. 70. 50; lerreich. festtags snahnie. Bekanntmachung. Don de« Königlichen Finanz-Ministerium ist dem DiftrictS-Commiffar, Herrn Bezirks-Steuereinnehmer Taube allhier, für die Ausführung der bevorstehenden diesjährigen Gewerbe- und Personalsteuer-Katastration im Steuerbezirke Leipzig der FinanzrechnungS ^ Eanzlist Herr Teeutzfeh aus Dresden als HülfS - Commiffar beigegeben worden. Den betreffenden Behörden und Vetheillgten wird solches zur Nachricht und Nachachtung andurch bekannt gemacht. Leipzig, am 8. Januar 1858. Königlicher Kreis-Steuer rIkath. Schulze. Verhandlungen der Stadtverordneten am r. Januar L8S8. Nachdem sich die neugewähltm, die ausscheideuden und die verbleibenden Mitglieder des Collegiums heute Abend 6 Uhr im Sitzungssaale in der I. Bürgerschule versammelt hatten, erschienen, eingeführt von dem bisherigen Vorsteher Adv. Francke, die Stadttäthe CichortuS, Felsche und Wehner als Abgeord nete de- Magistrat- in der Versammlung. Stadtrath CichortuS ergriff zuerst da- Wort. Der JahreS- schluß, bemerkte er, und der Beginn de- neuen Jahre- veranlasse zu einer Umschau über die städtischen Angelegenheiten. Dabei aber solle man den Blick nicht in die engen Grenzen der Stadt ein schränken z in Leipzig, da- vor Allem den Interessen de- Handel- diene, erfordertm auch weitere und allgemeinere Interessen Beach tung. ES zeigten sich seit den letzten Jahren so manche schroffe Gegensätze; auf eine allseitige Regsamkeit und thätige Unterneh mungslust sei eine harte Krisis gefolgt, deren schwerster Theil nun wohl überwunden sei. Bisher sei unsere Stadt in der Hauptsache von ihr verschont geblieben und sie werde die- hoffentlich auch ferner bleiben in Folge der danke-werthen Bemühungen unsere- ehrenwerthen und intelligenten Handel-stande- und der Hilfe, welche die StaatSregierung bereitwillig geboten habe. Die finanzielle Lage der Stadt sei im vergangenen Jahre eine glückliche gewesen, Rath und Stadtverordnete seien bei den wichtigsten Fragen Hand in Hand gegangm. Außer dem Verluste de- allgeehrten Superinten denten Domherr vr. Groß mann habe unsere Stadt einen all gemein gefühlten Unglück-fall nicht zu beklagen gehabt. Dagegen habe die Thätigkeit der städtischen Körperschaften die Theilnahme der Bürgerschaft im verflossenen Jahre mehr al- je in Anspruch genommen. Namentlich habe sich diese Theilnahme dem Museum, der Georgenhalle und den neuen Anlagen zugewendet. Da- Ver- HLltniß zwischen beiden Collegien sei, getragen von gemeinsamem Streben, ein gute- gewesen. Dieses gemeinsame Streben, mit der Städteordnung als Grundlage, gebe die sichersten Garantieen für die Zukunft. Stadtrath CichortuS hieß schließlich die Neu eintretenden willkommen und dankte dm ausscheidenden Mitglie dern für ihr treue- Wirkm zum Besten der Stadtgemeinde. Hierauf nahm der bisherige Vorsteher Adv. Francke da- Wort. An knüpfend an die Worte, mit denen vor fast einem Menschenalter der im Laufe de- vorigen Jahre- dahlngeschiedene hochverehrte Mann (vr. Groß mann) bei seinem Amtsantritte seine Gemeinde begrüßte: „Ein neue- Jahr, ein neue- Leben", verglich er den gegenwärtigm Standpunkt der Gemeinde Leipzig mit der Lage eine- Wanderer-, der auf einem Gebirgsrücken an- gelangt sei, von wo er die bereits durchlaufene Bahn und die noch zu durchlaufende überschaue und nicht blo- der genossenen Freu den, sonder« auch der überstandenen Mühen gedenke. Auch der Weg der Gemeindeverwaltung wie der Gemeindevertretung im vorigen Jahre sei nicht immer glatt und eben gewesen, doch seien die Schwierigkeiten glücklich überwunden worden, und für die Ge meindevertretung liege gerade hierin ein neuer Beweis ihrer Lebens kraft und Lebensfähigkeit, wie sie schon aus ihrer ganzen Zusam mensetzung und politischen Bedeutung hervorgehe. Eine unparteiische Prüfung de- im vergangenen Jahre Ge leisteten führe sicherlich zu einem günstigen Endurtheile. Ein kurzer Gang um die Stadt gewähre nach allen Himmelsgegenden einen Einblick in die Thätigkeit der städtischen Behörden und Leipzigs überhaupt. Im Osten da- Museum (die Kunst), im Süden die neuen Anlagen (die Natur), im Norden der neue große Schleußenzug nebst dem Thüringer Bahnhofe und der bevor stehenden, durch den letzteren verursachten Erweiterung und Ver schönerung diese- StadttheilS, im Nordosten die Georgenhalle (Förderung de- Schönen wie de- Nützlichen), im Westen endlich die sich immer mehr entwickelnde Westallee und die vielen statt lichen Zeugnisse der rastlosen, genialen Thätigkeit eine- Manne-, den der Stadtverordnetenkörper mit Stolz und Freude zu seinen Mltgliedrrn zähle. Die Gemeinde Leipzig entwickele sich somit immer mehr, und dadurch sei ihre Stellung gegen früher eine ganz andere geworden. Freilich seien damit auch die Sorgen und Lasten der Gemeinde verwaltung wie der Gemeindevertretung bedeutend gewachsen. Nicht die Opfer an Zeit und Mühe meine er, auch nicht die scharfe Beurtheilung, der sich jede öffentliche Thätigkeit unterwerfen müsse, auch wenn jene Beurtheilung oftmals auf ungenügender Kenntniß der Verhältnisse oder auf zu hoch gesteigerten Ansprüchen an die Gemeindevertretung beruhe, welche letztere ja nicht selbst Verwaltung sein dürfe. Viel größere Schwierigkeiten biete die große Verwickelung der Verhältnisse, die Verschiedenheit der An sichten, der Kampf der Interessen dar. Wissenschaft und Kunst. Gewerbe und Handel — diese Hauptrichtungen menschlicher Thätig keit müßten oft auf einander stoßen und einander auszuschließen streben. Eben dieser Kampf der Meinungen, so herrlich er sei, da er die Grundlage de- Fortschritt- bilde, schaffe die Schwierig keiten, und eS gebe nur einen Ariadnefaden, der aus diesem scheinbaren Labyrinth hinausführe: der Hinblick auf da- Wohl de- Ganzen. Dieser müsse den Stadtverordneten leiten, der dann gleich jenem Wanderer da- bestimmte Ziel fest im Auge behalte, ohne weder recht- noch link- abzuweichen, ohne sick in Seiten- thäter verlocken zu lassen. — Nach einem Rückblicke auf die mehr al- sechSundzwanzigjahrige Thätigkeit der Leipziger Stadtverord neten, deren erste öffentliche Sitzung am 7. Oktober 1831 gehalten wurde, stellte der Sprecher dm Satz auf, daß die Gemeindever tretung jetzt in die Blüthe de- Manne-alter- eingetreten sei, zu