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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188704087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870408
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-08
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1887
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Erscheint täglich stich 6'/, Uhr. Kkdactioll und Llpeditio» IohanneSgaste 8. Hnchliniirrii drr flkdarlioa: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittags S—6 Uhr. »i, «t»-cio»d,e» «»»Nlcri»,« «ich» sich »er für »t« «Schsttelgeude N«»«rr brsttmmteu Iulerute a« Kechrntagr» bis S Utzr «achmittaak. 2« Senn- m,dFesttage»)rah »t«'/,SUhr. Zn dru Iilialrn für Ins.-Annuhmr^ ktt« lllemm. UniversitätSstraße 1. L«»i» Lösche, ltotharinenstr. 3» Part. u. König-Platz 7, nur bis V,t Uhr. 'ciWgcr TagMM Anzeiger. Lrgim für Politik, Localgeschichte, Handels- und GesMftsverkehk. - Auflage Abouiiemcnlsprris viertelj. 4'/- Mk iml. Bringcrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede emzelne Nmnmer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postl'kiördcrung <,>> Rk. mit Postbcsördcrung 70 Mk. Inserate llgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut »ns. Preisvcrzeichniß. Tabellarischer u. Ziffcrnsatz »ach höher,» Taril. Urclamrn nnter dem Redactionsstrich die -gespult. Zeile 50 Ps., vor de»Ha Milieu Nachrichten die Ngesvaltcne Zeile 40 Ps Inserate sind stets an die trxprü.tion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraonumernmlo oder Lurch Post- uachnahme. 88. Freitag den 8. April 1887. > 81. Jahrgang. Amtlicher Theil. DekillnntmachuT Der erste diesjährige Termin drr Jmmobiliar-Brand» cissubeilräge ist am I. April .. , mit Einem Pfennig bei der ÄebäudeverfichervngS« abthriluna und mit Ein «ad etahalb Pfennig »ei Ser freiwilligen Versicherung von jeder BellragSeinhelt ? erheben. Die hiesigen Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter werden tttdalb ausgesordert, ihre Beiträge spätestens binnen 8 Tagen, von dem Termine abgerechnet, an unsere Stadt» Lleueriiimahine, Stadlhau». Obflmarkt Nr. 3. I. Etage rechts, tn Vermeidung der sonst eintrctenden Zwangsmaßregeln ab- illsilhren. Leipzig, den 28. Mär; 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Für den Termin Ostern dieses Jahre« sind vier A«s- stattungöstipcndien im Betrage von 77 ^ik 03 ^f. 67 «6 4L -s uni, zwei Mal 40 47 ^ an hiesige unbescholtene, arme BürgerStöckter, deren Berheiratbung in die Zeit von Ostern vorigen Jahre» bis Ostern diese- Jahre- fällt, von an« zu vergeben, und sind schriftliche Gesuche um diese Liip-ndien unter Beifügung der EheschließungSbesLeinigung. klar» von zwei hiesigen Bürgern bei deren Bürgerpflicht ouS- gestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bevürsligkeit dir Bewerberin, sowie waS daS eine, nur an ehelich Geborene zu vergebende Wiederkehrer'schr Stipendium von 40 47 cnlaazt, einer GebnrtSbcscheinigung. bi» zum lv. April dieses ZabreS aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 15, ewzureichen. ^..7 - ' Leipzig, den 18. MS» 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Krun vr. Georgi. krumbiegel. Wegen vorzunehmcnder Reinigung bleiben die Expedition», rlinme der Stadtwasierkunst im Stadtbause DienStag, den 12. d. Mt-., für den Verkehr mit tem Publikum geschloffen. Leipzig, am 4. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Bekanntmachung« Die Anlieferung von Granilschwelle» für daS Salz- und Barsußgäßchen soll an einen Unternehmer in Accord ver düngen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen irr uiiserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, II. Etage. Zimmer Nr 14. au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werten. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Granttscbwellen sür das Salz» und Barsußgäßchen" verschcn ebendaselbst und zwar bis zum 14. April 1887 NarbinittagS 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich daS Recht vor. sämmtliche Ange bote abzulehnen. Leipzig, am 31. März 1887. ll> 978 DeS RathS der Stadt Leipzlg Strastenbaudepntation. . Wat-psanM-Verkauf. Bon dem Leipziger Forstreviere Connewitz können in diesem Friibjahre durch den Ncviervrrwalter Herrn Schön» Herr in Connewitz-Leipzig nachstehende Holzpflanzen zu de» beigeietzlen Preisen gegen Baarzahlung over Nachnahme und vorheriger Anmeldung, sowie gegen Lergülung der Selbstkosten für Verpackung und Transport zur Bahn, be zogen werden: kiti ». Sämlinge: N,000 ljähr. Eichen, (juerc. peckovo. 10,000 rjäbr. Eichen, 0o«re. psäuno. L,000 3jähr. Lichen, ljuoro. peckuoo. 10,0001 fahr, Rüstern. Ulranv cnmp. 10,000! Iiädr. Sem. Esche, Lear. erceti. v,000>^jähr. ... » -.0001 jibr. Geau-Esche, kl»», pvdeseer 2,000 tjäbr. Robkastaoieu, 5.e»o. bxppo- caet. 10,000 ijlhr. Fichte» (Nothtmine ädl« »c«l» 2jäl,r. Fichten (Slothtannr) Xbta ereeläa l». verschalte Pflanze«: l,000 Elche», tzuoreu» psäuncalat» 2,000 Echen-AuSschuß. tzaero. oeäuno. I.UV'Eschen, kr»», «reet». 2,000l Eschkn-AnSschah Birke», vntnl» »Id» 1,000! dergl. AVMoßkastante», Lsno. kxvpoo. IMl Fichlen (Rothtanne) ttd« aroat» I. Wahl mit Valkea 1,000 Fichten (Rothtanne) Xdts» «»«I« s U. Wahl «tt «allen LOO Fichte» (Rothtaa«) Xdlo» e»«Il» »s mit «allen üOO Fichtk, (Rothtanne) Adle» s j mit «alle» AV Fuhlea (Rothtanne) chdi« a l mit «allen Di« Richte» rig«, sich vorzü, izn Pan»»!«,«». Leipzig »» 23 Februar 1887 De« Rath« F»rstdep,t«t1»«. HS»« t, em Vrei» t «»»«!» Hu Ml Ul El >»«n N 30-30 60 35-70 — 1 — 60-80 — —» 2 35—35 — — — 50 15-20 — — 40 20-30 — — 7b 20-30 — — 50 30-30 — — — 60 - — — — 85 10-15 — — — 85 150—300 15 . 75-200 — 5 185-200 — — 12 E- 100-800 — 4 150-800 6 800-300 85 80 «0-550 SO 85 — 75-1« 50 40 75-185 so 25 — 150 — so 50 — 175-800 1 — SO 825-500 r »5 120 300-400 50 — - I j '-i. Versteigerung. Sonnabend, den ». d. M., Vormittags 1V Uhr, oll im Hof« de< alten IohanniSdoSpilal» ein Maritallpferd an den Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Leipzig, den 4. April 1887. Die städtische Oekonomie>Jnspeetio«. Städtische Gewerbeschule. Die AuSftelun, der Schülerardette« findet im Schüllocake, JohauncSplatz 7, 3. Etage »om 7. bt» mit 1l. April ». «. > p«n vnrmitt,»« 1« di« Mittag» 1 Uhr statt. Zum Besuche derselben beehrt sich lm Namen de» Lehrerkolle gium- ergebenst einzuladen. Leipzig, den 6. April 1867. Der Direktor: vr. Ludwig Rieper. Anmerkung. An dieser Ausstellung betheiligt sich in diesem Jahre auch die Maler- und Lackirer.Fachschul-. Bekanntmachung. Der am 3. Mai 18«7 z» Loewe» verstorbene Lieutenant Meinert ul las Mehnert hat durch Testament vom 39. Juli 1858 bestimmt, daß Sie Hülste seine» vermögen», welche gerichtlich vermaltet mir», und an welcher seiner Tochter Amalte Aotb geborenen Virtnrrt der Zinsrngemlß zuftand, «ach »rreu LaSe an Ste DeSeenSrnz setner «eschmtftrr. nämlich: ». des im Jahre 1813 zu Leubsdorf, Amt AugnstnSburg im Königreich Sachsen, verstorbenen Stellenbesitzers Gottlieb Mehnert, b. der im Jahre I84S zu St. Michaelis bei Freiberg in Sachsen verstarb. Coneor-Ia Schmidt geborenen Mehnert nach Linien übergeben toll. Die Amalte Rath ist gestorben und r» werden daher aus Antrag b«S Pflegers di« Erben d«r ,n ». n«d b Gcaunnun anj- gefordert, ihre Rechte bei dem unterzeichnrte» Gericht »nzumelden, und sich als Erben nach ihrem HrtmathSrechte zu legitlmiren. Loewen i. Schl., den 1. April 1887. «SntglicheS Amtsgericht. Hold. Nichtamtlicher Theil. Jur bulgarischen Frage. Der bulgarische Justizministcr Stoilow soll bei seiner neulichen Unlerrcdung mit dem Grafen Kalnoky auf die Schwierigkeiten bingewiesen haben, welche der Regentschaft auS dem Anwachsen der Partei dcS Fürsten Alexander ent stehen könnten. Daß diese Befürchtung nicht in der Lust schwebt, sondern eine thatsäcbliche Grundlage hat. ist bei Ge legenheit de» Geburtstage» de» Fürsten Alexander hervor, getreten. In ganz Bulgarien bestehen Vereine zur Ansrechl- haltung der Unabhängigkeit de» geeinten Bulgarien?, und einer derselben hatte den Vorschlag gemacht, am GcburlSlage des Fürsten Alexander die Unabhängigkeit de- Königreichs Bul garien zu proclamireu. Tie Negierung licß sich von dieser Bewegung nicht sortrcißen, sonder» behielt ihre volle Be sonnenheit; sie erklärte den Vereinen aus ihre Anfrage, daß sie zu einem derartigen Schritt nicht berechtigt feien, inid daß er im Interesse de- Landes unterbleiben muffe. Zugleich untersagte sie jede officielle Feier deS GeburtStagcS keS Fürsten, obschon sie gegen die private Feier keine Einwendungen erhob. Dieser Vorfall ist beicichnend sür die i» Bulgarien herrschende Stimmung. Alle». waS bisher geschehen mar, um Bulgarien einen neue» Fürsten zu geben, auch die Wahl de- Prinzen von Dänemark war nur ein Ergebniß de- von Rußland aus Bulgarien auSgeübten Drucke». Die Sobranjc erkannte die Nolhwendigkeit an, Rußland Zugeständnisse ,n machen, um mit dieser Macht auf leidlich friedlichem Fuße leben zu können, die persönliche Neigung, da« Herz de- Volkes hatte daran keinen Theil. Die Bevölkerung hängt nach wie vor mit Liebe und Treue an ihrem Fürsten, der sie zum Siege über Serbien geführt und die Einheit uud Unabhängig keit von Nord» und Südbulgarien »schaffen und vertheidigt hat. Nach dem Fürsten AIe«mder sehnen sie sich zurück und würden ihn. wenn er ihren Wünschen entfvräche, mit offenen Armen empfangen. DaS wäre vielleicht sehr unpolitisch, denn Rußland würde dann seine bisherige Zurückhaltung schwerlich bewahren, ober natürlich ist die Bewegung für den Fürsten Alexander. Man wird dadurch an die Zeit gemahnt, als der Fürst nach dem Attentat vom 21. August nach Sofia zurück, kehrte und aus den unglücklichen Gedanken verfiel, von Nustschuk au» die Aussöhnung mit dem Kaiser von Rußland zu versuchen. Dieser Versuch ist für Bulgarien derbängnißvoll geworden, denn er hat da- Land seine- Fürsten veraubk und e» in ein Ehao» von Schwierigkeiten gestürzt, au» welchem die Klugheit und Besonnenheit der Regentschaft bisher noch immer glücklich den Ausweg zu finden vermochlr. Seit siebe» Monaten ist die Regentschaft im Amte und hat während dieser Zeit ihre RegierungSsähigkeit vollauf be- wieseu. Sie hat die Sendung de» General- Kaulbar» über» wunden, sie hat den Berräther Karawelow au< ihrer Milte au-gestoßtn und durch Tschiskow, den Präsident drr Sobranje, ersetzt, sie hat die Flirstenwahl vorgenommra und eine Depu tation an die Mächte gesandt, endlich hat sie die Aufstände in Silistria und Rustschuk unterdrückt und dir Urheber der selben der verdienten Strafe überantwortet. Bulgarien steht beute trotz der WeLselsälte, in welche russische Ränke unv Wühlereien da» schwer geprüfte Land gestürzt haben, in un gebrochener Kraft und von Freund und Feind geachtet da. Da» ist em Ergebniß» aus welche» die Regentschaft mit Stolz herobblicken kann und welche» für Rußland außer» ordrnllich beschämend ist. Leider scheint die Reih« der Aufstände noch nicht beendigt zn sein, der Mordversuch gegen den Pröfrcten von Rustschuk. die Gerücht«, welche über Unruhen nu» Lom Palanka unp Wivdin in Umlauf sind, die Rolle, welche der russische Consul H I Hitrowo in Bukarest spiett, find edeuso diele gewichtige M» * Zeugnisse für di« Absicht der russischen Partei» Bulgarien nicht zur Ruhe kommen zu lasten, damit e« endlich Ruß land zur Beute wird. Die russische amtliche Presse hat e» wiederholt verkündet, daß Rußland seine abwartende Haltung nicht verändern und e» Bulgarien überlasten wird, de» Beweis seiner Unfähigkeit, seine Angelegen- heilen selbst zu ordnen, zu führen. Die Mittel, deren sich Rußland bedient, um diesen Zweck zu erreichen, sind die denkbar schlechtesten, aber der Erfolg ist bisher dennoch anSgeblieben. Daß di, Bevölkerung allmälig ungeduldig wird und den Wunsch nach der Rückkehr de» Fürsten Alexander zu erkennen gicbt, da ja der von Rußland in Aussicht gestellte Eandidat sür den bulgarischen Fürstenthron nicht acnannt wird, ist sekr erklärlich, aber die Regentschaft dars diesen Wünschen nicht nachgebcn. sie muß sich mit den Verhältnissen abzusinden und den Umständen gemäß einzurichte» suchen. Gras Kalnoky soll gesagt haben, daß die Frage, wer den bul garische» Thron einnehmen solle, noch nicht reis sei. Angesichts dieser Erklärung bleibt der Regentschaft nicht- übrig. aiS obne Fürsten einen der Dauer fähigen Zustand herzustelle». Sie wird demgemäß die Sobranje berufen, nicht um eine neue Flirstenwahl vornehmen zu lasten, sondern uni ihr ein Regenl- schastSgesctz vorzulegcn, welche- den Bedürfnissen deS Lande» genügt und die Regentschaft mit de» nölhiac» Vollmachten auS- stattel, um in jeder Lage eine gesetzliche Grundlage zu haben. Tie Hoffnung der Regentschaft, daß weder Rußland, noch die Türkei dagegen Einspruch erbeben werden, dars wohl als berechtigt angesehen werden. Dem Grasen Kalnoky erschien nur die in Makedonien herrschende Bewegung bedenklich, und er soll seinen dc-sallsigen Befürchtungen Herrn Stoilow gegenüber Ausdruck gegeben haben. Dieser hat ,edoch dem Vernehmen nach erwidert, daß Bulgarien einen Ansstand in Makedonien nicht wünsche, unv daß er deshalb unterbleiben werde, weil er obne Mitwirkung Bulgarien» überhaupt nickt möglich sei. Danach scheint man also in bulgarischen Re- gicrungSkreisen entschlossen, die Einheitsbewegung aus Ost- rumcliea zu beschränken und jedem Versuch. Macedonicn bineinzuzirben. lhatkrastig entgegcnzutrete». Eine solche Politik ist nur zu billigen, denn Bulgarien kann aus die Sympathien de- uichtrussischen Europa» nur im Falle der Mäßigung rechnen. WaS Rußland lhnn wird, hängt von Umständen ab Wenn der Einlluß Katkow'S heute noch der maßgebende in R::ßian» wäre, dann wäre es sehr zweisklhast, ob diese Macht ruhige Zuschauerin der Maßregel» bteiden würde, welche die Regentschaft ergreift, um den bulgarischen Zu ständen die erforderliche gesetzliche Grundlage zu geben Alle Versuche, der russischen Partei zu Sitz und Stimme in der Regentschaft zu verhelfen, sind nicht nur gescheitert, son dcrn der einzige Mann, der er mit Rußland hielt, ist sogar geuötbigt worden, a»S der Regentschaft auSzuscheiden. Der russische Einfluß in Bulgarien ist also nicht gewachsen, sondern er bat sich unzweifelhaft vermindert. Don den kategorischen Forderungen, mit welchen General KaulbarS in Bulgarien austral: Ersatz der Negeittschast durch Rußland ergebene Personen, Anberaumung von andcrweilen Wahlen zur Sobranje, ist e» vollkommen still geworden. Ruß land mag zwar theoretisch an diesen Forderungen deute noch sesthalten, aber Aussicht aus Verwirklichung ohne gewaltsamen Eingriff in die Eniwicklnng Bulgariens ist nicht verbanden. Rußland wartet vorläufig ab, wa» die Zukunst i» Bulgarien bringt, und rechnet dabei aus den Ersolg neuer Aufstände oder auf Fehler der Negeittschast. welche ihr die moralische Unter stützung drr Mächte entziehen würden. Bisher hat sich die Regentschaft ihrer schwierigen Ausgabe durchaus gewachsen gezeigt, e» steht zu hoffen. Laß ihr da» auch in Zukunft ge lingen möge. Jede» Ziirückgreifen a»s den Fürsten Alexandcr könnte nur Rußlands Plänen Vorschub leisten, dessen scheine» sich die Machthaber ia Sofia wohl bewußt zu fein. ? Leipzig, 8. April 1887. * In einer am 5. d. M. unter dem Vorsitz de» StaatS- ministrr», StaatSsecretair» de- Innern von Bötticher ab» gehaltenen Plenarsitzung deS BuudeSralh» wurde über tie geichästlickc Vehandiung mehrerer Vorlage» Beschluß gefaßt. Die zu Bukarest am l. März 1887 Unterzeichnete NachlragS-Eonvention zum deutsch-rumänischen Handelsver träge unv der erste Bericht der VollzugScommission sür de» Zollanschluß LamburgS wurden den Aiisschiisten sür Zoll- u»V Sleuerivesen und sür Handel unv Verkehr, der Entwurf eine» Gesetze», betressenb Abänderung der Gewerbeordnung (Innung-Wesen), rin von Baden vorgelegter Gesetzentwurf wegen Ergänzung de» Gesetzes über die Unfall- und Kranken versicherung der >n laad- und forsiwirthschasilichen Betrieben beschäftigten Personen und die Vorlage, betreffend die zu Bern am S. September 1886 unterzeichnet« Uebercinkunst wegen Bildung eine« internationalen Verbände» z»m Schutz von Werken der Literatur und Kunst, den AuSscbilstcn sür Handel und Verkehr und für Justizwesc» zur Vorberctthung überwiesen. Einer Eingabe, betreffend die Gestattung der Aufsuchung von Bestellungen aus Haararbciten uud Nhr- scurnituren unter Mitsührnng der betreffenden Maaren, be schloß die Versammlung, keine Folge zu geben, lieber di« Be setzung der Stellen zweier ständiger Mitglieder de» ReichS- versicherungSamte» soll in einer der nächsten Sitzungen Be schluß gefaßt werden. * Der „Deutsche ReichSanzeiger" meldet: „Se. Majestät der Kaiser bat Allergnädigst gerubt: Allerhöchstihrcn Bot schafter am königlich ttalienischen Hose, von Kendell. aus seinen Antrag von diesem Posten abzubernsrn und unter Er- nennung zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädicat Ercellenz vorbehaltlich anderweitiger Verwendung in den einst weiligen Ruhestand zu vrrfttzrn; dem StaatS-Minister und bisherigen StaatSsecretair in Elsaß-Lothringen, von Hos» mann, da« Großkreuz de» Rothen Adler-Orden-; sowie dem Hosmarschall Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit de» Kronprinzen. Kamuirrberrn Grasen LeSzczyc v. Rabolin- RadolinSki, den königlichen Kronrn-Orven zweiter Elaste mit dem Stern zu verleihen." * Drr Reichskanzler Fürst BiSmarck gedenkt, dem Ver nehmen nach, da» Osterfest in Berlin zu verleben, woselbst die Familie am 1>. d.. dem Ostermontage, den Geburtstag der Frau Fürstin BiSmarck begehen wird. * Gegenüber den zum Theil völlig irrthünttichen, zum Theil wenigstens de, Mißdeutung fähiaen Mtttheilungrn, welch« üd«, den Plan einer Organisation de« ärzt lichen Stande» gemacht sind, mögen folgende thatsäch- lichen Nachrichten am Platze sein: Die Anregung zu einer Organisation deS ärztlichen Standes ist von dem Reichstage ansgegange». Letzterer beschloß unter dem 2. Juni 1883. den Herrn Reichskanzler zn ersuchen. Fürsorge zn treffen, daß dem Reichstage ein Gesetzentwurf über Feststellung einer Aerzie- Ordnung vorgelegt werde, in welcher Organen der Beruss- genosten eine ehrengerichtliche Etrasgewalt über dieselben bei- gelegt wird Dieser Beschluß konnte wegen der Verschiedenheit der in den einzelnen Bundesstaaten bestellenden Berlällnisje von Reicks wegen nickt, zu einem praktischen Erfolge geführt werden. Wohl aber erscheint e-angängig, sür Preußen eine entsprechende Organisation deS ärztlichen Stande» herbeizusührcn. Für diese Regelung wurden nun folgende, von den namhaftesten Vertretern des ärztlichen Berufs zum Theil einstimmig, zum Tdeil gegen eine kleine Minderheit gebilligten Grundzüge in Aussicht ge nommen. Die Bi Idung einer Aerztckammer sür jede Pro vinz aus der Zahl der in derselben ansäistgcn frei zu wäylendcn Aerztc; der GeschästSkrei» soll die Erörterung aller Fragen und Angelegenheiten umsasten, welche den Berus, die öffentliche Gesund- heitspflege und daS ärztliche Standesinteresse betreffen. Die Aerztc- lamniern sollen durch Heranziehung von Vertretern sür die Pro- vinzial-Mediciiialcollegien uud zu der wissenschaftlichen Deputation sür daS Medicinalwesen unmittelbaren Antbcil an Len staatlichen Ausgaben der öffentlichen GejundheitSpst'ge erhalten. Aerzten, welche die Pflichten ihres Berufs in erheblicher Weise oder wiederhol! verletzen, oder durch ihr Berbalten des Berufes sich unwürdig erwiesen haben, ist durch Beschluß deS Vorstände» der Aerztekanimern daS Wahlrecht und die Wählbarkeit dauernd oder vorübergehend zu entziehen. Die Angelegenheit dürfte in naher Zeit dem Abschluß entgegengesührt werde». * Reckt bezeichnend für den im deutschen Ultramonta- niSmn» herrschenden Geist ist ein plötzlich eingetretener Rc- dactionSwechset im „Westfälischen Merkur". Dieses Blatt hatte bisher in politischen Fraczen einen etwa» konser vativen Anstrich; e» war bi» zu einem gewissen Grad sür taS Septennat, das Socialistengesetz u. a. eingctrelen, c» war daS Organ deS katholischen westfälische» Adels, deS rechten Flügels der CentrumSpartei. Seit dem l. April ist aber der biSberige leitende Rcdactcur, Herr Hofjmcmn, ausgetreten und daS Blatt treibt jetzt auch demokratifchen Radikalismus, wie die gesammte übrige nltramoittane Presse DentschlandS. tt»S kann eS recht sein, wenn der deutsche UltramonlaniSsnuS seine wahre Natur > er offener enthüllt. Um so weniger wird jemals drr H .svie^er gefaßt werden können, auf diese Elemente eine?Ag ende Politik gründen zu können. «Eoitb» * '-ve, * Die schwebende Minisrersrag«, d. h. die Frage, ob der Minister de» Aeußern, Herr von GierS. in seinem Amte verbleibt oder nicht, beschäftigt da» russische Publicum in hervorragender Weise. Man fühlt, daß Rußland vor einer Krisis steht. Herr von Gier» soll, wie verlautet, trotz dr an Katkow ertheiltcn Verweises und der ibm dadurch schein bar gewordenen Genngthuung aus seinem Rücktritte beharren. Er »st körperlich gebrochen und süblt keine Lust, eine Stellung weiter zn bekleide», in der da« Ansehen seiner Person eine empfindliche Einbuße erleidet, in der er mehr oder weniger die gesammte rufsische öffentliche Meinung «zegen sich bat. Dieser Abneigung aber giebt tie russische Presse in der schärfsten Form Ausdruck, ohne daß der leitende Minister im Stande wäre, dagegen anzukämpfen. Die beiden bekannten ..RcaicrungSmitlheilungen" gegen die Zügellosigkeit der Presse babc» eben gar keinen Er solg gehabt und nur Herrn von Gier», von dem sie auS- gegangcn waren, össentiich diScretitirt. Herr Kalken» steht mächl'iger da, als jemals zuvor und tritt, wie wenigstens sehr wahrscheinlich ist, Herr von Gier» von seinem Amte zurück, so wird zweifellos eine von Katkow vorgeschlagene Persönlich keit Minister deS Auswärtigen. ES kommt wenig daraus an, wer da» sein würde, denn der upintu« rvcwr deS Auswärtigen Ministeriums würde in jedem Falle der mächtige Moskauer Gebeimrath unv Journalist sein. Die Folgen, welche die Be rufung eine» derartigen Ministeriums Katkow haben wird, erscheine» alle» besonnen denkenden Persönlichkeiten, deren eS allerdings nur noch wenige giebt, sehr ernst. Man sagt sich in Petersburg, daß sür diesen Fall die seil Kurzem neu erwachten FricdenShvssnungen sehr unsichere werden würden. * Ueber die Seemannsschulen Rußland« entnehmen wir der „Now. Wr." nachstehende Daten: Zur Zeit existireu im Ganzen 42 SecmannSschulen mit 1344 Schillern. Im letzten Jahre absvltMcn den vollen EursnS 2!>l Personen. 99 von denselben benanven tie Prüfungen für weile See fahrten, 192 die sür Küstenschifffahrt. Die den Schulen jähr lich bewilligten Subsivien belaufen sich aus 82,87 t Rubel. Hiervon entfallen 55,404 Rubel auf den FiScus, u»v 27,477 Rubel aus Communalverwallungen und Privatpersonen. * AuS bester Quelle wird au» Sofia versichert, Neli- dow habe in seiner Audienz beim Sultan erklärt, Ruß land» Heer unv Flotte stebe der Türk-i zu Dienste» . weuu sie gegen die bulgarische Regierung vorziigek.cn wünsche. Ter Sultan antwvrtete, er wolle keine großen Sachen ansaiizeii; e« wäre bester, wenn Rußland drei aniichmbarc Candivale» sür den bulgarischen Thron benennen wolle. * Der neue Heereinrichtungsplan ist kürzlich dem norwegischen Storthing vorgelegt worden, er berubk auf dem vor zwei Jahren ergangene» Wehrrslichigcscy, also allgemeine Wehrpflicht, Linie, Landwehr »nd Landsturm (13 JahreSclastcn). Die „norwegische Garde Sr. Majestät" foll in zwei Eompagnic» formirt werden und ihre Standquartiere in Cbristiania haben. DaS Marinebudget ist, wie weiter au» Christiania gemeldet wird, im Betrage von 2,087,000 Kronen nach dem Anträge der Regierung vom Storthing be willigt worden. * Aus der Bürgli'Terraste in Zürich haben am vorigen Sonntag die dortigen deutschen Socialdemokratcn eine Märzsei er begangen, die, wie die „Neue Züricher Zeitung" berichtet, viel stärker al- eine vorangegangen« Märzicier der schweiz-rischen Socialdcmokrctten besucht war Nachdem ein Nedacteur Bernstein in der eigentliche» Festrede die Revo lution al- «ine von Gott eingesetzte wohlthätigr Einrichtung, bestimmt, die Völker vor Versumpfung zu bewahren, gefeiert batte. Verbreitete sich ein Russe über die „neuen revolntionairen Bewegungen in Rußland", deren Urheber nicht etwa die Bourgeoisie, sondern da« Proletariat sei, so baß man e» also mit einrr .sociale» Revolution" zu thun hätte. Alsdann sprach ein „Bürger" Täuscher über di» deutsch,» ReichSlagS- wahlen, wobei besonder« die von der Socialdemokralie er-
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