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MMe GlbMng. Amts- «Uh AnzeLgeblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. M 44. Schandau, Mittwoch, den S. Juni 1886. A e ka n n 1 m a ch u n g. Da die seitcn der Backwarcnvcrkänfcr aller 14 Tage anher cmznrcichendcn Preis- und Gcwichlölistcn in letzter Zeit wiederholt sehr unregelmäßig cin- gcgnngcn sind, so weisen wir hierdurch darauf hin, baß die Unterlassung oder verspätete Einreichung dieser Listen mit Geldstrafe bis zu 60 Mark bedroht ist und demgemäß kiinftig bestraft werden wird. Schandau, deu 22. Mai 1886. Der Stadtrat. Wieck, Bürgermeister. Politische Rundschau. Seit der Vertagung des Reichstages ruht der parla mentarische Schwerpunkt in der znr Vorbernthnng des AranMwcinslcucrenlwnrfcS eingesetzten Commission, deren Arbeiten aller Voraussicht nach die Zeit bis Pfing sten ansfüllcn werden. Nachdem die Commission am vo rigen Donnerstag die Generaldebatte, welche sich haupt sächlich um die Bcdürfuißfragc drehte, zum Abschluß gebracht, ist sie an diesem Montag in die Special- berathung der Vorlage cingetrctcn, wozu zahlreiche AmcndemcntS von den einzelnen Parteien cingebrncht worden sind, ja, conscrvalivcrscitS ist sogar durch Hru. v. Mirbach ein ganz neuer Entwurf angekündigt wor den, über den aber bis jetzt noch immer nichts Gc- nanercö zu erfahre» war. Jedenfalls werden sich die weiteren Verhandlungen der Commission sehr compli- cirt gestalten und ob sie einen ncncu lebenskräftigen Entwurf zu Tage fördern werden, steht vorläufig noch dahin. Nnr daö Eine kann wohl jetzt schon als ziem lich gewiß betrachtet werden, daß nämlich von der ur sprünglichen Regierungsvorlage nicht viel übrig bleiben wird nnd davon, inwieweit sich die Negierung den ge stellten AbänderungSanträgcn gegenüber entgegenkom mend verhallen wird, dürfte es abhängcn, ob über haupt »och etwas zu Staude kommt. Im preußische» Abgeord»eteuhause führte am Frei tage die zweite Berathnag des RachtragSctatS wieder einmal zn einer anSgedehnte» Polcndebatlc. Der Nach- tragöctat ist als eine Ergänzung der sogenannte» Polc»- vorlagcn z» betrachte» und fordert zimächst 100,000 Akk. zur Ergänzung des Fonds bchnfö Unterstützung deut scher Stiidircndcr, welche i» Wcslprcußcn und Posen verwendet werden sollen, sowie 50,000 Mk. znr Er- gcmzmig dcö Fonds für Schüler dentschcr Nationalität anf höheren Lehranstalten derselben LandeSthcile. Wei ter verlangt der Entwurf 100,000 Mk. — welche je- doch vo» der Commission auf 50,000 Mk. hcrabgc- mindert worden sind — znr Förderung dcö deutschen höhere» Mädchcmschnlwescns in den genannten Provin zen nnd zusammen 2,650,000 Mk. für Zwecke der Förderung des VolköschiilwcscnS in demselben; außer dem verlangt der Entwurf »och ca. 800,000 Mk. zu verschiedenen anderen Zwecken. Die Verhandlung be wegte sich hauptsächlich um die beide» erstgenannte» Positionen mid wurden hierbei von den Gegnern der Vorlage, de» Rednern der Polen und dcö Cciitrnmö namentlich Verfassnngöbcdcnken geltend gemacht. Außer dem machte man vo» dieser Seite wiederum dieselben Beweise gegen die gesummte antipolnische Gesetzgebung geltend, welche schon in den früheren Pvlcndebattcn ins Treffen geführt worden waren nnd die ans letz teren wohl schon hinlänglich bekannt sind. Seitens der Negierung wies Cultnsminister v. Goßler in ein gehender Rede zunächst die erhobene» VcrfassnngS- bedenken zurück und legte dann dar, wie die polnischer- seitS anf dem Felde des Unterrichts- und Erzichnngs- wescns schon seit vielen Jahren nuSgcübtc Agitation — der Minister bezog sich hierbei spcciell anf die Thätig- keit des Marcinkowski'schcn Vereins in Pose» — die Negierung zur Bekämpfung dieser Bestrebungen ver anlaßt habe. In die weitere Debatte griffen von an deren Parteien noch die Abgeordneten Tiedemann (frei- cons.) und v. Ranchhanpt (cons.) ein, deren Ansführ ungen sich wesentlich anf dem Boden der Regierungs vorlage bewegte»; Herr v. Na»chhaupt betonte hierbei, daß Mittel dcö Wohlwollcns gegen die Polen, wie solche unter Friedrich Wilhelm IV. angewandt worden seien, nichts erreicht hätten, daß vielmehr die Nevo, lntioiim der 50er nnd 60er Jahre nachgefolgt seien. Schließlich wurden die beiden Titel unverändert ge nehmigt »nd nach knrzcr Debatte genehmigte das Hans auch die Position für das höhere Mädchcnschnlwescn in der CommissionSfassnng. Die übrige» oben er wähnten Positionen wurden nach meist uiicrhcblichcr Debatte unverändert bewilligt. Der Zollkrieg zwischen Oesterreich-Ungarn imd Rumänien hat thatsächlich begonnen. Eine öster reichische Ministcrialvcrfügung verbietet vom 1. Jnni ab die Durchfuhr vou aus Rumänien stammenden Schafen, Schweinen, Pferden u. s. w. Die Verfüg ung wird durch Vetcrinärrücksichtcu motivirt, aber iu Wahrheit haudelt cs sich darin», durch dieses deu leb hafte» rmuüttischeu Viehhandel nach Oesterreich em pfindlich treffende Verbot anf Rumänien eine starke Pression ansznüben. Bei der in Bukarest gegenwär tig herrschenden antiösterreichischcn Stimmung dürste aber daö Verbot vorläufig nur Gcgeumaßrcgclu riimäiiischerscitS zur Folge haben. Das österreichische Landstnrmgesctz ist nun auch vom Hcrrcnhausc definitiv genehmigt worden imd hat somit diese für die Stärknng der Wehrkraft Oester reichs bedeutsame Vorlage die vollständige parlamen tarische Sanctio» erhalten. Durch die belgische Arbeitcrwclt geht eine aber malige Bewegung. Von der Arbeiterpartei ist beschlos sen worden, für den 13. Jnni, de» Pfingstsonntag, i» allen Provinzial-Hanplorten Belgiens Manifesta tionen zn veranstalten. Falls diese — wie wahrschein lich— nntcrsagt werden sollten, so würde zu dem gc- imnntcn Tage ein großer Socialistcncongrcß nach Brüs sel embernfen werden. Jedenfalls wird die belgische Negierung dieser Bewegung gegenüber gnt thun, ihre Hände nicht müßig in den Schooß zu legen. Die französische Prinzensragc ist ihrer Lösung näher gekommen, als noch die jüngsten Meldungen über die im Schooßc des Ministerinms Frcycinet herrschende Uneinigkeit erwarten ließen. Der Gesetzentwurf, wel cher der frcmzösischcu Kammer iu voriger Woche iu der AiiSwcisungSangclcgcuheit vou der Negierung vor- gelcgt worden ist nnd für welchen die Kammer die Dringlichkeit beschlossen hat, ermächtigt den Minister des Innern, den französischcn Thronprätcndcntc» den Aufenthalt im Lande zu verbieten nnd setzt die Maxi- mnlstrnfe für ein Znwidcrhandcl» gegen dieses Verbot anf fünf Jahre Gcfängniß fest. Die Radikalen be nutzen diese Gelegenheit, um den Prinzen rücksichtslos zu Leibe zu rücken, indem von dem aus der Dccaze- villcr Arbeiterbewegung bekannten socialislischen Dc- pntirtcn Basly der Antrag gestellt worden ist, die Güter der ehemaligen Ncgentcnhänscr Frankreichs zn veräußern und den Erlös zn einer AlterSversorgungs- anstatt für Arbeiter zu verwende» »»d Cleme»cca» soll sogar beabsichtigen, die obligatorische Ausweisung der Prinzen zu bcautrageu. Offenbar hat die Sache für letztere eine sehr kritische Wendung genommen und der orlcanistische Thronprätcndent, der Graf von Paris, welcher mit seiner Gemahlin von de» Lissaboner HochzcitSfcicrlichlciten znr Stunde nach Paris zurück gekehrt ist, dürfte leicht deu frcmzösischcu Boden sehr bald wieder verlassen müssen. Die Einbringung dcö erwähnten Gesetzentwurfes führte natürlich in der Kammer zu lärmeudcm Demonstrationen von Seiten der Monarchisten nnd auch iu der Commission, an welche der Entwarf verwiesen wnrdc, kam cs zu stür- mischc» Sccnen. Ucbrigens erkläre» sich selbst gut. republikanische Blätter, wie der „Tcmpö" und daö „Jonrual des DcbalS" gegen die Ausweisung der Prinze» u»d meint der „Temps", daß diese Maß regel einen Mangel an allen politischen Verstand ver- rathc. — Neben der Anöwcisungönffaire beschäftigt sich die französische Dcpntirtcnkammcr gegenwärtig auch mit der ebenfalls schon öfters dagcwesencn Frage der Trcmumg der Kirche voi» Staat. Anlaß hierzu habe» die vo» der Kammcr gemachte» theilweisc» Ab striche am C»ltu«b»dget gcgebe»; ei» endgültiger Be- schlnß der Kammcr in dieser Hinsicht steht indessen noch anö. — Am Freitag hat in Paris das Leichcn- bcgängniß des Obersten Herlmgcr stattgefnnden, ohne daß cö hierbei zn der angckündigtcn großen socialisti- schcn Demonstratio» gekommen wäre. Die Cholera-Epidemie im Veuetianischcn nimmt allmälich eine» bedenklicheren Charakter an. Vom Donnerstag Mittag bis Freitag Mittag kamen in der Stadt Venedig 35 Erkrankungen nnd 16 Todesfälle an Cholera vor. Die anhaltende Hitze dürfte wohl daö meiste zu dieser Vermehrung der Cholerafälle iu Venedig beitragen. In diesen Tagen erwartet man endlich die Ent scheidung des englischen Unterhauses über die irische Selbstverwaltungsbill. Nachdem Gladstone sich zu einer erheblichen Abschwächung der Vorlage bereit erklärt hat, gilt deren Annahme in zweiter Lesung als sicher, worauf die Session geschlossen werden, sott. Im October soll dann das Parlament wicdcrnm ein- cinbcrufcn werde», »m die modificirtc Home-Nnlc-Bill zn bcrathe». Die ganze Sache beginnt allmälich den Charakter des Comödiantenhaften anzunehmen! Das nene griechische Cabinet beabsichtigt einen diplomatischen Schachzng, nm der lästigen Aufsicht durch die Großmächte los zu werde». Es sott mit der Pforte wegen der Entwaffnung in dirccte Ver handlungen cingctrete» sein, ohne erst die Vermittel- niig der Mächte angcrnfcn zu habe»; ob sich die Mächte diese einfache Beiseiteschicbnng ohne Weiteres gefallen lassen werden, ist freilich »och fraglich. — Znm drit ten Male kommen aufregende Nachrichten von der türkisch-griechischen Grenze. Eine Constantinoplcr De pesche meldet, daß bis Donnerstag Abend an der Grenze noch kleinere Zusammenstöße stattfanden. Die bisher amtlich fcstgeslcllteii Verluste der Türke» be trage» 180 Todtc. Der griechische Verlust soll stär ker sei». 300 griechische Gefangene sind in Salonichi cmgctroffen. — 180 Todtc allein anf einer Seite nnd das nennt man in Constantiuopel einen kleinen Zn- sammenstoß! Hoffentlich wird man alsbald Näheres über diese bennrnhigcndcn Vorfälle erfahren, die nach der bereits gemeldeten Zurückziehung der beiderseitigen Truppen vo» der Grc»ze nm so rälhsclhnfter erscheinen. T a g e sc s ch i ch t c. Sachse». Schandau. Am Sonntag hatte man wieder einmal Gelegenheit, zu bemerken, was al les Schönes man von einer gesanglichen Vereinigung zn hören bekommt, wenn deren Mitglieder ans wah rer Liebe znr Sache sich mit Ausdauer unter einer tüchtigen Leitung znsammenschaarcn. Es war dies das vom Königsteiner Männcrgesangverci» veranstal tete Conccrt im hiesigen Schützcnhanse, zum Besten eines in unserer erwähnte» Nachbarstadt zu crrich. tcuteu Julius-Otto-Denkmals. Sämmtlichc zu Ge hör gebrachte Gesänge zengten von einem sorgfältige» Stndinm »erblinde» mit innigem Vcrständniß, und wnrdc de» Mitwirkcude» von Seiten des ziemlich zahl reich erschienenen Publikums der stürmischste Beifall zu Theil, welcher auch zu mehrfachen Einlagen Ver anlassung gab. Als Glanzpunkte dcö dnrchanö gntgc- wählten Programms müssen anch die Clavicrpiöccn Er- wähmmg finden. Herr Georg Schumann, Sohn dcö Herrn Mnsikdircctor Schnmann in Königstein, welcher sich Zur Zeit nm Conscrvatorinm für Mnsik in Leipzig befindet, erfreute die HiKer durch sein virtuoses Spiel theilö eigener thcilö fremder Compositioncn. Anch für diese hier so selten gebotenen Leistungen des gedachten Herr» wnrdc ebenfalls dcr regste Applaus gespendet. Und so verlief das ganze Unternehmen znr Zufrieden, hcit aller Erschienenen, vo» denen, was noch aner kennend bemerkt wird, die beide» hiesige» Gesang- vcrci»c ei» starkes Conti»gc»t gestellt hatte». Jedem wird dieses Couccrt in steter angenehmer Erümcrmig verbleiben. Ii. — Am vergangenen Sonntag unternahm Sc. Kgl. Hoheit Prinz Georg mit Familie nnd den znr Zeit am Vitzthum'schen Gynmasinm zu Dresden Unterricht nehmenden mecklenburgischen Prinzen abermals eine Partie in unsere Gegend. Die hohen Herrschaften