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Donnerstag. Nr. 8. I». Januar 1838. )t che «en , Z«- das vn- sanuar -es Ea- en LA. hre Ver- rhaltung «ry» l Saale ,r. Kas- Uor. r Fell- r. Mo- Grimma, ui Pau- r. Rltt- VreSden ncke in Aar». Leipjig k Toch- «. Nh in nvet, ich in lkunad- nztont' Rallen. -Hr. Wahrheit uvd Recht, Freiheit und Gesetz k» Zu beziehen durch alle Postämter des Zn- und Auslandes, sowie durch die Erpcdition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Preis für das Viertel jahr l'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Jnserttonsgebühr für den Raum einer Zeile . 2 Ngr. Die Zeitung -M-- Dtlltscht AllMiM Ztitillg Die österreichischen Friedensvorschläge und die russischen Gegenvorschläge. ----Leipzig, 9. Jan. Sowol die Vorschläge, welche Oesterreich, im Ein- verständniß mit den Westmächten, zur Anbahnung des Friedens dem rus- fischen Cabinet vorgelegt, als auch die Gegenvorschläge, welche letzteres ge macht hat, find in diesen Blättern mitgetheilt worden. Was aus der Vergleichung beider unzweifelhaft hervorgeht, ist, daß man sich von einem friedlichen Abkommen und selbst von der Annäherung an ein solches so weit entfernt als ft, wenn nicht noch weiter, befindet. Der entscheidende Punkt in den Verhandlungen zwischen den kriegführenden Mächten ist und bleibt derjenige, welcher die Regelung der Verhältnisse des Schwarzen Meeres betrifft. In Bezug auf diesen Punkt geht bekanntlich die neueste, von Oesterreich aufgestellte Foderung dahin, daß das Schwarze Meer für die Kriegsschiffe aller Staaten, also der Westmächte und der Türkei so gut wie Rußlands, geschlossen sein sollte. Dieser Vorschlag ist, vom Stand- punkt der gegenwärtigen thatsächlichcn Verhältnisse aus betrachtet, jeden- fall« ein höchst billiger und versöhnlicher gegen Rußland zu nennen. Die Westmächte sind eS, die gegenwärtig ausschließlich das Schwarze Meer be herrschen; bei ihnen steht eS, diese Herrschaft, ohne eine besondere Unbe- quemlichkeit für sie, durch Errichtung von Schiffsstationen in den wohlbe- festigten Häfen von Kamiesch und Balaklava, solange sie nur wollen, zu behaupten. Rußlands Pontusflotte ist bis yuf da« letzte Schiff vernichtet, und kaum dürfte es der verbundenen englischen und französischen Marine schwerfallen, das Entstehen einer neuen russischen Seemacht in jenen Ge wässern zu verhindern. Was also Rußland zufolge des dritten Punkts, wie er jetzt von Oesterreich formulirt wird, bewilligen soll, das ist, im Vergleich zu dem gegenwärtigen, thatsächlichcn Zustande, eher eine Verbes serung als eine Verschlimmerung seiner Lage zu nennen. Durch Annahme dieses Punkts würde Rußland seine südlichen Küsten von den sie jetzt blockirenden Flotten der Westmächte befreien, seine dort gelegenen HandelS- fiädte vor der Gefahr einer Einäscherung bewahren, seiner müßig in den Häfen liegenden Handelsflotte den AuSgang ins Meer, seinen aus Mangel an Absatz aufgestaptlten LandeSproducten die Möglichkeit der Ausfuhr wie der verschaffen. ' WäS nun erwidert Rußland auf diesen so gemäßigten, ja ihm bei nahe über Verdienst günstigen Vorschlag seiner siegreichen Gegner? Es nimmt die Ausschließung der gegnerischen Kriegsschiffe vom Schwarzen Meere bestens an, behält sich selbst aber das Recht vor, eine Anzahl sol- chrr in diesen Gewässern zu halten, und will in Bezug auf'deren Anzahl "keiner andern Beschränkung und Controle unterworfen sein als einer Ver ständigung deshalb mit der Pforte, ohne Dazwischenkunft der andern Machte. Als ob nicht eben die äußere und innere Schwäche der Türkei, die sie den Einschüchterungen und Jntriguen des mächtigen Nachbars widerstandslos gegenüberstcllt, die Dazwischenkunft der Großmächte und die Behandlung der türkisch-russischen Frage, als eitler allgemeinen europäischen, nothwendig gemacht hätte und voraussichtlich auch für'die Folgezeit nolhwendig machen würde! Schon bei den Wiener Conferenzen im vorigen Jahre machte Ruß land bekanntlich einen ähnlichen Vorschlag, der damals sofort nicht blos von den Westmächten, sondern selbst von Oesterreich als unannehmbar befunden 'ward. Denselben Vorschlag wiederholt es jetzt, nachdem inzwischen Sewa stopol gefallen und seine Pontusflotte vernichtet worden ist! Mit gutem Fug -haben daher die englischen Blatter diesen Vorschlag Rußlands als eine neue Beleidigung und Hcrausfoderung der Westmächte bezeichnet. Wenn somit eine Aussicht auf Frieden sauS diesen neuesten Vcrhand- 'lungeN ebenso wenig wie aus den, um die gleiche Zeit des vorigen Jahres ebenfalls von Oesterreich eingeleitetcn hervorleuchtet, so sind sie darum doch keineswegs bedeutungslos. Vielmehr bezeichnen sie eine neue und wichtige Phase in dem Verhältniß Oesterreichs, vielleicht auch Deutschlands zu den kriegführenden Mächten. Wir lassen vorderhand dahingestellt, ob Oester reich im Fall der wirklichen Ablehnung seiner Vorschläge von Seiten Ruß- land« seinen Gesandten von Petersburg abberufen und auf den Abbruch der diplomatischen Beziehungen früher oder später die Entscheidung durchs Schwert folgeU lassen werde, wie dies österreichische Stimmen in der All gemeinen Zeitung und der Frankfurter Postzcitung mit großer Zuversicht verkünden. Allein selbst wenn Oesterreich zu so energischen Schritten sich nicht entschlösse und es wiederum bei bloßen Worten und unfruchtbaren VermittelungSversuchen bewenden ließe, so wäre dennoch seine Stellung eine wesentlich andere als zur Zeit der Wiener Conferenzen. Denn da- mal« erklärte eS bekanntlich zur großen Ueberraschung der Westmächte die voU diesen dem dritten Punkte gegebene Auslegung (welche keine andere '«ar al« die jetzt von Oesterreich selbst vorgeschlagene) für eine „zu weil gehende", und versagte Angeblich um Deswillen seine thätige Mitwirkung zu ! deren Durchsetzung. Dadurch, daß Oesterreich nunmehr sich vollkommen auf den damaligen Standpunkt seiner Verbündeten stellt und auf jene Aus rede einer Meinungsverschiedenheit zwischen sich und jenen verzichtete, hat es jedenfalls seine ganze Position viel klarer gemacht und einen Schritt nach vorwärts gethan, dRl es nicht so leicht ungeschehen machen kann. Auffallend ist in dem neuen österreichischen Vorschläge der Punkt we gen Abtretung eines Stücks von Bessarabien, welcher von Rußland ver langt wird. Bei den Wiener Conferenzen war es ebenfalls Oesterreich, wel ches die Westmächte veranlaßte, eine solche Foderung nicht zu thun und sich mit andern Bürgschaften für die Freiheit der Donauschiffahrt zu begnü gen. Man hat gerade in Bezug auf diesen Punkt von mehren Seiten her die Meinung geäußert, die neutralen deutschen Staaten würden daran den größten Anstoß nehmen und um dieses Punktes willen die von Oesterreich gewünschte und erwartete Unterstützung seiner Friedcnsvorschläge in Peters burg nicht cintreten lassen. Wir können das nicht glauben. Bekanntlich hat der Deutsche Bund in seiner Gesammthcit durch sein Organ, die Bun desversammlung, die ersten zwei der vielgenannten vier Punkte, darunter derjenige wegen der freien Donauschiffahrt, sich als „im speciell deutschen Interesse liegende" mittels förmlichen Beschlusses vom 24. Juli 1854 an geeignet. Wenn sich nun Nachweisen läßt, daß die wirkliche, praktische Aus führung dieses Punktes von der freien Donauschiffahrt auf einem andern Wege, als dem jetzt von Oesterreich vorgeschlagenen, wenn auch nicht ge radezu unmöglich, doch im höchsten Grade unzuverlässig und, unvollständig sein würde (und dieser Nachweis dürfte für einen unbefangenen und mit den geschichtlichen Vorgängen nur einigermaßen vertrauten Beurtheiler die- ser Frage nicht schwer zu führen sein), so liegt es nur in der einfachsten Consequenz jenes Bundesbeschlusses, daß der Bund auch dieser praktischen Folgerung aus jenem allgemeinen Verlangen der Befreiung der Donau schiffahrt sich anschließcn, der Foderung nämlich, daß die Schiffahrt auf diesem Strome gänzlich den Einwirkungen Rußlands entzogen werde, welche sich fortwährend als so nachtheilig für deren Freiheit erwiesen haben. Deuts chtaud. Preußen. Berlin, 8. Jan. Das Dresdner Journal ent hält in einer berliner Cortespondenz die Mittheilung, daß nach aus Pe tersburg hier eingegangencn vorläufigen telegraphischen Nachrichten der Stand der dortigen Friedensoerhandlungcn einer Verständigung nicht un günstig erscheine, und namentlich keine unbedingte Ablehnung der neuesten Vorschläge zu befürchten sei. (Nr. 7.) Der Umstand, daß dies telegra phisch aus Dresden gemeldet wird, dürfte vielfach die Vermuthung rege machen, daß dieser Nachricht eine besondere Bedeutung beiliege, und dies veranlaßt uns, mit wenigen Worten auf die Sache zurückmkommen. Nicht darauf kommt es an, daß Rußland die neuen Vorschläge nicht unbedingt ablehnt, sondern darauf, daß eS sie nicht, wie es von den Westmächten verlangt wird, unbedingt annimmt. Das Letztere ist, wie wir bereits vor einigen Tagen angedeutet haben, Thatsachc, und weit entfernt, daß das Dresdner Journal jetzt unserer Mittheilung widerspricht, bestätigt es die selbe im Gegentheil nur, wenn auch in indirecter und etwas sonderbar um schriebener Weise. Ueberhaupt ist die jetzige Mittheilung des Dresdner Journal nichts als eine neue Variation über das alte Thema, daß Ruß land auf die Neutralisation des Schwarzen Meeres „unter gewissen Bedin gungen" eingehen wolle. Was die fortgesetzten Unterhandlungen betrifft, auf welche das Dresdner Journal hindeutet, so haben wir über dieselben eben falls bereits vor einigen Tagen die nöthigen Milthcilungen gegeben, und zwar ausführlicher und pracisirter, als eS jetzt in der erwähnten berliner Mittheilung des dresdener Blatts geschieht. Wir erfahren also diesmal aus dem Dresdner Journal nichts Neues, und mit den Hoffnungen, welchem der so eigenthümlichen Fassung seiner Mittheilung zu liegen scheinen, darf man darum ja nicht zu sanguinisch zuwerke gehen. Die Resultate, welche die in Petersburg fortgesetzten Unterhandlungen haben werden, haben zwar auch wir noch dahingestellt sein lassen, und wir müssen dies, da entschei dende weitere Mittheilungen aus Petersburg inzwischen nicht tingegangen sind, auch heule noch; versichern können wir aber, daß inzwischen nicht» eingetrelen ist, was unsere Zweifel hinsichtlich eines guten Resultats der betreffenden Unterhandlungen auch nur im entferntesten als ungerechtfertigt bezeichnen oder dieselben gar heben könnte. Auch hat sich hier das Ver trauen auf die Petersburger Unterhandlungen nicht- weniger als befestigt, und wenn wir dazu noch rechnen, wie Hr. de Cessna in einem offenbar inspirirten Artikel im Conflitntionnel bereits die energische Fortsetzung deö Kriegs, im Schwarzen wie im Baltischen Meere, für das nächste Früh jahr ankündigt, und wenn wir ferner Act davon nehmen, wie der Kreuz- zeitung aus Petersburg geschrieben wird, daß man dort an einen Frieden, wie ihn di« Westmächte wollen, nicht denke, und wie in dem mit den In-