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Ttnrtsblatt. Nr. 220. Sonntag, den 21. September 1913. Viertes Blatt. Sächsisches Hohenstein-Ernstthal, 20. Sept. 1913- — Der Sächsische Volksheil - st ä t t e n v e r e i n für Lungenkranke unterhalt seit einem Jahre am Adelsberg in Oberhermsdorf bei Chemnitz eine ländliche E r z j e h u n g s a n ft a l t für schwindfuchts- bedroh-te Kinder, die für Kinder bestimmt ist, die noch nicht krank, aber wegen schon erfolgter tuberkulöser Ansteckung oder wegen tuberkulöser Umgebung von künftiger Erkrankung an Schwind sucht bedroht sind. Die Kinder sollen in der Kolonie solange verbleiben, bis sie widerstands fähig geworden find oder bis- die heimischen Verhältnisse ihnen eine Rückkehr in die Heimat ohne Gefahr gestatten. Die Stärkung der Ge sundheit soll in erster Linie mit herbeigeführt werden durch leichte Beschäftigung in der Land wirtschaft, im Gartenbau und im Haufe. Die Kolonie hat sich im ersten Jahre ihres Bestehens ganz vorzüglich bewährt; die gesundheitlichen Erfolge für die Kinder sind als besonders güns tig zu bezeichnen, sodaß der Verein, auf dem Wege der Wohltätigkeit und Nächstenliebe wei- terfchreitend, die beschlossene Erweiterung der Kolonie durchgeführt hat, wodurch zu den bereits vorhandenen 25 Betzen 60 weitere Betten für die Aufnahme von Kindern zur Ver fügung stehen. Der Erweiterungsbau wird am 20. Oktober dem Betriebe übergeben. Der Verein, der sich die Bekämpfung der Tuberku lose zur Aufgabe gemacht hat und dessen Wohl tätigkeitseinrichtungen vorwiegend der unbe mittelten Bevölkerung des ganzen Königreichs Sachsen dienen, stellt außer dem niedrig bemes senen Lazesverpslegsatz jährlich eine» hohen Be trag zur Gewährung von Freistellen aus seinen Mitteln zur Verfügung. Gesuche um Aufnahme von Kindern sind bei der Geschäfts stelle in Chemnitz anzubringen, die Vordrucke zu ärztlichen Fragebogen sowie die Aufnahme bedingungen zur Abgabe bereit hält. Die große Liebesgabe des G u st a v Adolf-Vereins — der gegen wärtig seine 65. Hauptversammlung in Kiel ab hält — in Höhe von 24 065 Mart ist der Ge meinde Gnhringen (Westpreußen, zugefallen außerdem erhielt die Gemeinde Leoben 9946 Mark. Znm Ort der nächsten Versammlung wurde Freiburg (Breisgau) gewählt. Wie Touristen bekunden, die in der vorigen Woche das obere Erzgebirge bereisten, ist man dort an der Grenze des Ge- treidebanes um die Einbringung der diesjähri gen Ernte sehr besorgt. Nach Aus sagen dortiger Landwirte sind Halmfrüchte und Kartoffeln inolge vielen Regens und tiefer Temperaturen um etwa vier Wochen in der Ent wicklung zurück. Roggen und ^afer stehen noch grasgrün auf deni Halme und die Kartoffeln beginnen erst zu blühen. Um die im allgemei nen sonst ehr gut anstehende Ernte in gutem Zustande einzubringen, bedürfe es noch einer ganzen Reihe schöner Tage! — Luga«, 19. Sept. Dem zu Anfang die ses Jahres vom hiesigen Gemeinderat aufgestell- ten Ortsgesetz, die Zusammensetzung des Ge meinderates betreffend, gegen welches seinerzeit von verschiedenen Seiten der Einwohnerschaft Einspruch erhoben wurde, ist nunmehr, nachdem alle diesbezüglichen Instanzen erschöpft sind, end gültig die Genehmigung versagt worden. Der Gemeinderat wird sich nunmehr mit der Schaf fung eines neuen Ortsgesetzes zu beschäftigen haben und hat bereits dement'prechende Schritte eingeleitet. — 4lue, 19. Sept. Im benachbarten Wees- bergrevier wurde ein prächtiger Adler von 1,70 Meter Flügelspannweite erlegt. — Werdau, 19. Sept. Ter stefbedauer- liche Auto-Unglücksfall ui Tirol, dem das Leben eines hochgeachteten Industriellen unserer Stadt, des Herrn Gustav Bäßler, Mitinhabers der Tuchfabrik C. G. Bäßler, zur» Opfer fiel, wird wie folgt ge'childert: Das Hetzerfche Automo bil, dessen Führer als sicherer und besonnener Fahrer bekannt ist, kam auf der Heimfahrt von den Dolomiten und fuhr die Straße gen Bozen entlang. Auf einmal versagte die Bremse, wo durch der Gang des schweren Automobils sich merklich beschleunigte. Infolge eines plötzlichen Angstgefühls stieg nun Herr Bäßler, trotz der wiederholten Ermahnungen, ruhig sitzen zn blei ben, auf das Verdeck des halbgeöffneten Wagens und nahm darauf Platz, um 'chließlich abzu- springen. Das Automobil konnte im weiteren Verlauf der Fahrt einem ihm begegnenden Wagen ausweichen, während es einen zweitem Lastwagen anfuhr und hierdurch zum Stillstand am. Außer dem Bruch einiger Speichen und der Verstauchung der Vorderachse ist das Auto mobil völlig intakt geblieben. Sosort ging man die 5-—600 Meter bis zur Unglücksstelle zu rück und sand hier den Bedauernswerten leider ohne jedes Lebenszeichen vor. Ein herbeikom mendes Crimmitschauer Automobil nahm Herrn Hetzer alsbald mit nach Bozen, wo der Besitzer desselben die behördliche Aufhebung des Ver unglückten und dessen Uebersührung in die Hei mat in die Wege leitete. Trrncn i. V., 19. Sept. In den Fabrikarbeiter Karl Kempf von hier, der sich am Montag nachmittag im hiesigen Amtsgerichts- gesängnis erhängte, vermutet man den Mörder der Helene Schüler, die am 17. April d. I. mi nahen Mahnbrücker Walde ermordet wurde. Die Erörterungen der Staatsanwaltschaft sollen ergeben haben, daß alle Anzeichen sür die Schuld des K. sprachen. Das Nähere dürften die noch betriebenen Nachforschungen ergeben. Leipzig, 19. Sept. Heute mittag gab der Bildhauer Weber in Leipzig Plagwitz aus Eisersuch; auf seine Ebesrau zwei Revolver schüsse ab, wodurch diese schwerverletzt wurde. Als ein im Hause wohnender Lehrer dem Täter die Waffe entreißen wollte, wurde er beim Handgemenge ebenfalls durch zwei Schüsse schwer verletzt. Schließlich tötete sich Weber selbst durch einen Schuß in den Kopf. Der Täter soll schon seit längerer Zeit nervenleidend sein. . — Neustadt i. Sa., 19. Sept. Vorgestern , sind die Opfer des Mordbuben Hertwig zur ° letzten Ruhe bestattet worden. Die Heinke, die aus Niederneukirch stammt, wurde in den Vor- Mittagsstunden nach ihrer Heimat übergeführt. Benike fand die letzte Ruhestätte auf dem hiefi- ' gen Friedhöfe. Der Mörder wurde noch ein- ' mal vor seine Opfer gestellt, er bewahrte aber i nach wie vor gleichgültige Ruhe. Als er dann seinen Vater sah, da übermannte es ihn doch, " er weinte bitterlich. Dahlen, 19. Sept. Ein schwerer Raub überfall wurde in der Nacht zum Freitag hier f verübt. Der Getreidehändler Kaufmann Günther wurde auf dem Hofe seines Gründstücks von un bekannten Männer überfallen. Die Räuber streu ten ihm Pfeffer ins Gesicht, um ihn wehrlos zu machen, stießen ihn zur Erde und traten ihn mit Füßen, so daß er infolge der heftigen Schmerzen die Besinnung verlor. Dann raubten die Dister die Uhr Günthers und den Schlüssel zmn Geldschrank. Unbemerkt gelang es ihnen, in die Wohnung einzudringen und den Geld schrank aufzuschließen, aus dem sie annähernd 11 000 Mark raubten. Da Günther aus seiner Bewußtlosigkeit erst am Morgen erwachte, war es den Tätern gelungen, unbemerkt zu ent- ko.nmen. Die erlittenen Verletzungen sind an scheinend nicht schwerer Natur. Eine Suche mit einem Polizeihund verlief erfolglos. — Meisten, 19. Sept. Eine hübsche Täu schung bietet im Garten des Hutmachermeisters Schönlein (Neugasse 3) eine Linde, deren Ge äst mit reifenden Weintrauben behangen ist. Ein Weinstock am Giebel des Hinterhauses, dem durch bauliche Veränderungen in der Nach barschaft. Lust und Sonne verkümmert worden waren und der infolgedessen schon seit Jahren keine Trauben mehr getragen hatte, war seit dieser Zeit auch nicht mehr sachgemäß gepflegt worden. Sich selbst überlassen, trieb der licht- und lufthungrige Stock seine Ranken nach allen Seilen in die Höhe. In dem Gezweige des in seiner Nähe stehenden Lindenbaumes fanden nun ; einige derselben einen festen Halt und 'chlängel- ; ten sich durch die Krone, in der sie die zu ihrer f Fruchtbarkeit nötigen Lebens eedingungen wie- ; Versanden und somit auch wieder reichen Trau ; benbehang zeitigten. Weitere Trauben hängen an den auf dem Hausdache liegenden Ranken desselben Stockes. jfleueltes vom Lage. * Der Tod der Prinzessin Sophie v o n S a ch s e n - W e i m a r. Es bestätigt sich, daß die jugendliche, Prinzessin Sophie von Sachsen-Weimar freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Die Staatsanwaltschaft selbst, die im Palais Erhebungen anstellte, ver weigert noch immer jede Auskunft. Die Leiche liegt jetzt, mit Blumen geschmückt, im Speisesaal des Palais aufgebahrt. Nach einer schlichten Trauerfeier sott heute im Heidelberger Krema torium die Einäscherung erfolgen. Die Asche wird dann in das Palais gebracht und voraus sichtlich später nach Weimar übergeführt werden. Um die Prinzessin, die sich wegen ihrer bekann ten Herzensneigung in einem Zustand tiefer see lischer Depression befand, aufzuheitern, halte vor vierzehn Tagen ihr Vater mit ihr eine Auto mobilreise nach Tirol gemacht, die jedoch ihre Wirkung verfehlte. Die Prinzessin erfreute sich wegen ihres lebhaften und heiteren Tempera ments in allen Kreisen! der Stadl Heidelberg großer Beliebtheit, sodaß ihr tragisches Ende hier mit großer Erschütterung ausgenommen worden ist. Entgegen der oben erwähnten Kom bination wird behaupet, der Tod der Prinzes sin hinge nicht mit einer Neigung zu dem Sohn eines Berliner Finanziers zusammen, die Prin zessin habe vielmehr die eheliche Verbindung mit einem Heidelberger Offizier ersehnt, der sich aber unüberwindliche Schwierigkeiten in. den Weg stellten. Prinzessin Sophie von Sachsen-Weimar, eine Ururenkelin Karl Alexanders, und seiner Gemahlin Sophie, Prinzessin der Niederlande, ist die erste Prinzessin aus regierendem Haus, die durch Feuer bestattet wird. Ihres Vaters Brüder, Prinz Ernst, der 1909 im Hätzlinschen Sanatorium in München starb, war der erste und bisher der einzige Prinz aus regierendem Hause, der seine Leiche verbrennen ließ. * Verhaftung zweier Bank direktoren. Man schreibt aus Hamburg, 19. September: Heute früh erfolgte auf Ver anlassung der Staatsanwaltschaft die Verhaftung der beiden Direktoren der Hanseatischen Bank, Cramer v. Clausbruch und Heinrich Büthe. Der Haftbefehl lautete auf Handels- und Konkurs delikte sowie au.' Unterschlagung (Bilanzver schleierung). Schon seit längerer Zeit verlangten die Aktionäre der Bank eine Abrechnung für das Jahr 1912, die bis jetzt noch nicht erfolgte. Die beiden Direktoren wurden auch mehrfach zum Offenbarungseid vorgeladen, leisteten aber der Aufforderung keine Folge. Erst auf Veranlas sung einer Bank in Elsaß-Lothringen wurden st- am 10. d. M. zwangsweise dem Amtsgericht vorgeführt, wo sie den Offenbarungseid leisteten. Die in der Rathausstraße belegene Bank wurde geschlossen,, nachdem sämtliche Geschäftspapiere und Geschäftsbücher beschlagnahmt und dem Staatsanwalt zugeführt worben waren. Dann wurde die Tür der Bank mit dem Polizeisiegel belegt. Das Aktienkapital von 2^ Millionen gilt als vollständig verloren, außerdem 600000 Mark Spargelder, Spareinlagen und Kundengel der. Am 1. d. M. wurden die Kassen bereits geschlossen. * Eine weibliche Innung. Hand werkerinnen der Kreise Einbeck und Northeim wollen sich zu einer Zwangsinnung für das Da menputzmacher-Handwerk zusammenschließen und haben bei der Königlichen Regierung in Hildes heim die Errichtung einer solchen Innung be antragt. * Bebens Hinterlassenschaft. Bald nach dem Tode Bebels wurde behauptet, daß Bebel etwa 900 000 Franks hinterlassen yabe. Jetzt versichert das Pariser „Journal", daß seine Erben in der Erbschaftsdeklaration sür die Züricher Verwaltung den Betrag v'on 1 170 000 Franks angegeben haben. Am Gkistertal. Ein Roman von der Insel Mattorka von Anny W o t h e. 1.j (Nachdruck verboten). Wild klabschte der Regen gegen die Scheiben. In der Casa des Manuel aber hockte der Gast am Feuer bleich und stumm und sah zu, wie Antionio ins Freie trat, seinen Gaul und Mantelsack zu bergen. Die Madonna blickte mit etwas mißtraui schen Augen aus den Fremden, wagte aber nicht, ihn anzureden. Sie atmete wie befreit auf, als Antionio wieder in die Küche trat Mit Wohlgefallen musterte der Gast die kräftige, gedrungene Gestalt des braunen Bur schen mit den blitzenden dunklen Augen und dem trotzigen Zug um den energischen Mund. „Das ist mein Mann", dachte er heimlich, und wie verhaltenes Lächeln zuckte es um seine Lippen. Die Madonna rüstete das Mahl. Antionio brachte noch Brot, Wein und Früchte herbei, und bald saß der Frenide, durch wärmt von der Glut des Herdes, und ließ es sich munden. „Kommt Ihr weit her, Herr?" fragte end lich Rocas Frau, deren Herz vor Neugier brannte, etwas Näheres über ihren Gast zu er fahren. „Wie man's nimmt, Madonna — ich bin weit gereist und viel herumgekommen in der Welt." „Eure Sprache klingt fremd, Herr, wenn sie auch die unserige ist." „Ich lernte sie im fremden Lande. Habt Ihr viel Fremde hier in Eurer Gegend?" „Nein, Herr, nur Mallorkiner!" „Ich habe mi : sagen lassen, daß hier in der Nähe ein Schloß liegt, das einem deutschen Für sten gehört. Kenm Ihr es?" „Ja, Herr, „Cs castell de ses roses"." „Der Verwalter soll ein Deutscher sein!" „Nein, Herr, ein Spanier, obwohl ich glaube, daß er Mallorkiner ist." „Wißt Ihr das genau?" „Ja, Herr, schon der Name besagt es." „Wie heißt er?" „Jamos y Cole." Der Fremde sah mit scharfem Blick zu Antionio herüber. Wie die Augen einer wilden Katze glühten die des Burschen bei Nennung des Namens unter den buschigen Brauen. „Ihr scheint den Spanier nicht sonderlich zu lieben, junger Freund", nahm der Gast, sich noch einmal den Becher stillend, das Wort. „Ist er heftig, hat er Feinde?" „Das weiß ich nicht", knirschte Antionio zwischen den Zähnen, „aber ich hasse ibn, ich könnte ihn erwürgen." „Hoho! Langsam, meta Junge. Darf ich fragen, was er Euch tat?" „Er nahm mir die Braut fort", grollte der junge Mallorkiner, „aber ich leide cs nicht, ganz gewiß, ich leide es nicht, lieber schlage ich ihn tot." Ein leiser, pfeifender Ton kam von den Lippen des Gastes. Dann legte er beschwichti gend seine schlanke, bleiche Hand dem jungen Burschen auf die Schulter. „Habt Ihr Lust, ein schönes Stück Geld zu verdienen, mein Freund?" „Sott ich den Kerl umbringen? Mit Ver gnügen", brummte Antionio. „Was wollt Ihr von mir?" Der Gast sah sich forschend um. Mutter Catalineta bohrte ihm ihre funkelnden Augen neugierig ins Gesicht. „Nein, wo denkt Ihr hin — wie heißt Ihr eigentlich?" „Antionio Roca!" „Schön! Antionio! Nein, Ihr sollt nichts weiter tun, als zu erfahren suchen, ob dieser Schloßverwalter wirklich ein Mallorkiner oder Spanier ist, oder ob er weiter kam über das Meer, aus fremdem Lande. Wollt Ihr das tun?" „Nichts leichwr als das. Ich komme oft ins Schloß, und Pödro, der „Misfatje Mayor", dort ist mein Freund, der kann es erkunden." „Gut", antwortete der Gast. „Ist Euch ge nehm, so raste ich einige Tage in Eurer Casa. Es soll Euer Schade nicht sein", wandte er sich an Mutter Catalineta. „Ihr möget dableiben", antwortete das Weib mürrisch. „Wenn's dem Patron recht ist, so ist die Sache erledigt." Und neugierig fügte sie, verschlagene List! in den Augen, hinzu: „Ihr seid ihm gram, dem Verwalter, nicht?" Der Fremde sah die Madonna durchdrin gend an- „Nein", entgegnete er langsam. „Ich kenne ihn ja gar nicht. Ich bin nur aus der Suche nach einem Frennd, von dem ich gehört, daß er hier in Eurer Gegend leben soll. Ein Freund, den wiederzufinden ein Herzenswunsch von mir ist. Das ist alles." „Und wie heißt Ihr, Herr?" „Walter Tornet", antwortete er dann schnell. Langsam wiederholte die Frau den für sie so schwer auszusprechenden Namen, Antionio aber sagte: „Rüste die Gastkammer, Mutter, der Herr wird müde sein. Der Ganl steht im Stall", wandte er sich gegen den Gast, „und Euer Reise zeug will ich Euch gleich bringen." Mürrisch schlürfte die Madonna hinaus, Antionio aber und der Fremde faße», noch lange auf der Bank mit den Schaffellen und sprachen flüsternd miteinander, und draußen pfiff der Wind schaurig um das Haus, und der Regen klatschte unablässig gegen das alte Gepiäuer. Es war eine dunkle, schauervolle Nacht. Das Meer warf haushoch seine schwarzen Wogen empor, und in den Lüften raste es, als wäre der jüngste Tag angebrochen. Aber wie ungebärdig der Sturm auch wü tete, der Fremde schlief fest und tief in der Casa Roca, ebenso die Madonna. Nur Antionio, der wachte. Er stand, beide Fäuste gegen die Stirn ge preßt, am Fenster und horchte in die Nacht hinaus. Oft war es ihm, als hörte er einen gellen den Hilfeschrei durch die Nacht dringen, und er stürzte dann zur Tür, um hinaus zu eilen in den wütenden Sturm, aber immer wieder kehrte er zu seinem Lauscherposten am Fenster zurück. „Mag sie zugrunde gehen", flüsterte er von Zeit zu Zeit, „sie und ihr Liebster, der erbärm liche Hund, der sie mir entrissen." Und er hob drohend die Faust, und seine schwarzen Augen brannten unheimlich unter den buschigen Brauen. Das Herdfeuer loderte noch einmal hell auf, dann erlosch es. Und Finsternis war uni An- lionio, tiefe, schwarze, undurchdringftche Nacht. Die hielt auch seine Seele umfangen. * * * Jamos y Cole hatte schon bald nach seiner Rückkehr aus dem Geistertal die ersten Anzeichen des nahenden Sturmes wahrgenommen, und be-