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Nummer 1V2 — 23. Jahrgang «mal Wi.'cht»tl.verua5k>re>rr sülMai2R..M. au«ick!iebl Bestellgeld. Berechnung 6er Tlnreigen nach Rent.Mart Preise: Dle eingelpatiene Petitzeile 2V«) s. Familien- u. Pereinsanzeigen, Gesuche 15^. Dir Petit.Nell imezeile vvmm breit.I^. Ofiertengebühr iür Selbstabholer IK^Z. bei Ueberiendung durch die Post außerdem Po'to>uschlag. frei» sllr ltte tlnrelnummer io lienten-rlkunig. GejchLittlcher Teil: Jose« tzocmann, Dresden SMiWe Donnerstag, 1. Mai 1924 Im Halle höherer Gewalt erllicht jede V«rpflickt«ng a»f öietenmq sowie Erfüllung non Anzelaen»Au>tröaen uutz Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchHern« sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverianat eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manulkripte werden nichi ausbewnhrt. Sprechstunde der Redaktion k bi» 8 Uhr nachmittag«. Hauptschristleiter: Dr. Josef Albert, Dretde» Taqeszeitnng für christliche Politik n nd Kultur lSrsUiättSstelle der Viiiliflsiiien PvlIS-et». »g und Seme »nd UI«,lag, S.ironta.Buwdnntkrei <v,udS., ^ >: Dre-dewA w, Holbeiullrahe 4S. genmi« S27es. Poll- I! N7S7 WMoll«»» IUI» KW ' Sie Well litt Mil' M üklie Me» Redaktion der «achstsNien Voltszeituna ^ Dresden - Vl. in Holbe„»s1rafie 46 ^ernr»i> ML lind NbM Die Londoner Reise Der deutsche Wille zur produktiven Arbeit 1. Mai «der 1. April Non Landgerichtsrat D. Bauer in Erfurt. Der 1. Mal trägt den Stempel des Schöpfers der „Interna tionale". Marx. Es ist der Taa. an welchem die Arbeiter aller Länder als gewaltiges Wahrreichen ihrer Macht und Solidarität die Fabriliräiime verlassen sollen, nm ihr Friihlinasfest zu bege hen, die Maifeier. Diese Idee hat eine solche Werbekraft be wiesen, dass Tausende von Arbeitern sahr'ehniclong nur ihret willen Lohnvcrlust und selbst Arbcitsvcrlust in Kauf nahmen- Diese Idee Hot ihre Schuldigkeit getan und das Ihrige zur För derung der Arbeitorinteressen beigctrggen. Nun dürfte cs an der Zeit sein sie aufzugeben. Sie ist. wie der lnterucstionale Gedanke im Ganzen, durch eine 5jährige Probezeit aufs ä»Her ste blohgestellt. Seit Jahren sieht die deutsche Arbeitersugcnd ins Ausland. Aber weder die englischen nach die russischen, geschweige denn die französischen Freunde, Brüder »nd Genossen können oder wollen ihr helfen. Ja, der russische Sawiet. in dem da? Ideal der „Internatianale" unter jüdischer Führung am vollständig sten verwirklicht wurde, ist unter den harten Stößen der Wirk lichkeit ächzend, mit Aufbieten der letzten Kraft, zum privat wirtschaftlichen Kreuz gekrochen. Um es gerade herausznsagon: Es kann keinen Welt-Arbeiterfeiertag geben, denn es gibt keine Welt-Arbeiter. Wahl gibt es eine Weltwirtschaft, einen Mrlt- verhchr, einen Welthandel, aber in ihren Kongressen wird jeder Vertreter gewogen nach dem Gewicht des nationalen Bewusst seins. des nationalen Ansehens, des nationalen Reichtums derer, die er vertritt. Und dasselbe gilt non den Internationalen Ar- beitersckrctariatcn. welche pewisse Verufsgruvven. die Bergleu te, die Steinarbeiter, die Steinsetzer, die Bildhauer, die Dia mantschleifer, die Metallarbeiter, die Porzellanarbciter, die Holzarbeiter, die Tnbakarbciter, die Lederarbeiter, die Tr«ns- portarbeiter, die Buchdrucker, die Buchbinder, die Zimmerer, die Hntmacber. die Handschuhmacher, die Schneider und die Hand lungsgehilfen. sich geschaffen haben und welche eine für das ein zelne Gewerbe nützliche Tätigkeit entwickeln können. Seine Kraft schöpft jeder Delegierte, gleich Antäus. aus seiner Berüh rung mit der Heimaterde, mit der heimatlichen Organisation. Nun hat freilich Marx im Kamwunistischen Manifest. 1818. mit der ihm eigenen Miene der Unfehlbarkeit verkündet: „Tie Arbeiter haben kein Naterland. Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und mehr schon mit der Enlwickiung der Bouroeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Glelchförmiokelt der industriellen Produk tion und der ihr entsnrechenden Lebensverhältnisse". Wir brau chen' »ns nur mnzusehe», um wahrzunehmen, wie wenig die in ternationalen Gegensätze verschwunden sind, und »m die pro phetische Begabung van Marx gebührend zu würdigen. In Wahrbeit ist die Erklärung, die Arbeiter bätten kein Vaterland, In hokem Grade bemerkenswert wegen ihrer Oberflächlichkeit und Frivolität und deshalb nicht zu entschuldigen. Sie steht auf der gleichen Stufe, wie die ärgerniserregende Bemerkung des letzten Kaisers, nämlich die Bemerkung von den „vaterlandslo- scn Gesellen". Bebel bat in der Neichstagssikung vom 7. März 1901 beide, Marx und Wilhelm II.. in die gebührenden Schranken zurückge- wiescn, als er sagte: „Wenn wir in einen Krieg gezerrt werden sollten, ... in dem es sich dann um die Existenz Deutschlands handelt, dann — Ich gebe Ihnen mein Wart — sind wir bis zum letzten Mann und selbst die ältesten unter uns bereit, dle Flinte ans die Schulter zu nehmen und unseren deutschen Rooen zu verteidigen . . . Wir leben und Kämpfen auf diesem Boden, um dieses unser Vaterland, unser Heimatland, das so gut unser Vaterland, vielleicht noch mehr als Il,r Vaterland ist. so zu gestalten, das; es eine Freude ist, In demselben zu le ben, auch für den letzten unter uns . .. Deshalb werden wir je den Versuch, von diesem Vaterlands ein Stück V.che» megzu- reiszen, mit allen uns zu Gebote stehenden Kräften bis zum letz ten Atemzuge zurückwcisen." Was Bebel versprochen hat, haben die deutschen Arbester mit einer Treue, einer Aufopferung, einem Heldentum, die in der Geschichte ihresgleichen suchen, 4 lanae Jahre hindurch gehalten, bis die Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit er reicht waren. Was dann folgte, trifft die Führung, nicht die Ge führten. Diese und ähnliche Gedanken regt der 1. Mai an. Sie ste hen in starkem Gegensatz zu den Gedanken, zu denen wir vor 4 Wochen angeregt wurden. Der 1. April trägt den Stempel des Schöpfers des deut sche» Reiches, Bismarck. Bismarck und Marx, beide von weltgeschichtlicher Größe, verhalten sich zu einander wie ihre Werke, wie gewaltige sonnenbeschlenene Wirklichkeit und eine aus Ncbelivoiken auftauchende verführerische Scheinwelt. In den Schriften von Marx findet sich — neben mancher fruchtbaren Erkenntnis seines glänzenden Geistes — ein undurchdringliches Gewirr von akademischen Konstruktionen und Spekulationen, von gewagten volkswirtschaftlichen Behauptungen und zweifel haften historischen Zusammenstellungen, sodaß seine eigenen An hänger in Deutschland wie in Frankreich, Rußland, Italien sich gegenseitig Mißverstehen und Irrlehre vorwarfen, und Marx selbst sagen konnte: „Möi, je ne suis pas Marxiste." <Ich bin kein Marxist.) Die Literatur Uber Marx ist unübersehbar, im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd. 21, hat Sombart 300 Schriften zusammengestellt und im Archiv für di« Geschichte und Literatur de« Sozialismus finden sich noch mehr. Mt Giillc MMmOs London, 3». April. Der Brüsseler Berichterstatter der Times teilt mit, Theunis und Hqm ans werde», begleitet von Ihren Kabinettschefs, am Donnerstagnachmittag nach Lon don absahren. Am Freitag werden sie sich nach Eheguers be geben, wo sie bis Sonnabend Gäste Macdonalds sein wer den. Am Sonnabendnachinittag kehren sie nach Brüssel zurück. Der britische Botschafter in Brüssel hatte gestern nachmittag eine längere Unterredung mit Hqmans. London, 30. April. In maßgebenden Londoner Kreisen teilt man mit. daß irgendwelche definitiven Abmachungen be- 'üol'ch eines Besuches, den Boincare nach den französischen Wcchicn in London abstotten werde, nicht getroffen worden seien. Mnn bält cs indessen für möolich. daß der sraiwöllsche und englische Bremier sich in zwei Monaten begegnen werden. Paris, 30. Anril. Der englische Delegierte in der Repara- tianskommillian. Sir Job» Brndbnrq. reist heute abend nach London. Die Reise siebt in Verbindung mit der Zusammen kunft Macdannlds und Theunis. Brüssel, 30. April. Der König hat gestern früh Theunis und Hpuians empfangen, die über ihre Unterredung mit Poin- care Bericht erstatteten. Paris, 30. Anril. Nach dem Brüsseler Berichterstatter des Echo de Paris wird die Zusammenkunft Mussolinis mit Thcnnis und Hqmans am 16. Mai d. I. in Mailand siait- stnden. Die amerikanische Beteilionng Paris, 30. April. Nach dem „Neuqock Hernld" ist eine amerikanische Beteiligung am Kauverlieruugsausschuß ncchezu sicher. Der endgültigen Organisation der deutschen Eisenbahn- geselischaft. der Treukandgesellschaft für die Industricobligcttw- nen und des Direktoriums der neuen Notenbank würden eben falls amerikanische Mitglieder angeboren. In den Orgamsa- tlousausschuß für dle Notenbank wird entweder ein engli'cher oder ein französischer Finanzsachverständiger gewählt werden Paris, 30. April. Die Pariser Abendblätter verösscnt- lichen eine Kabelmeldung aus Neuqork. derzufosae die Sach verständigen Da wes, Poung und 3tob in sau bei ibrer Ankunft in Amerika den Pressevertretern eine geineinsanu' E r- klärung überreicht haben. Sie geben darin ihrem Wuu'che Ausdruck, daß Amerika bei der Verwirklichung des Programms witwirken möge, besonders an der Einbringung einer deut schen Anleihe, für die ausreichende Sicherheiten vorhanden seien. Soweit diese reiche Literatur und die verschiedenen dorm zum Aucdruck gebrachten Weltanschauungen ein Urteil gestatten, darf gesagt werden, daß die beiden wichiigstcn Darbietungen marxi stischen Geistes, die Lehre von der kapilnUsttschen Entwicklung und von der materialistischen Geschichtscms'assung, die erstcre sicher, als abgetan gelten Kannen. Dagegen ist Bismarcks Werk nicht abgetan. Es hat frei lich nur 50 Jahre in Bismarckschem Glanze Bestand gehabt und ist 20 Jahre nach seinem Tode an den Bettelstab gekommen. Aber es steht und es ist nur zu uniersuchen, wie sein Niedergang möglich war War es .zufällige Ungunst der äußeren Verhältnis se, war es die Unfähigkeit der Nachfolger oder mar es ein Feh ler der Organisation, welche Bismarck seinem Werke gegeben hat? In der Geschichte spielt Gunst oder Ungunst der äußeren Verhältnisse eine gebietende Rolle neben der Geistesverfassung eines Volkes und dem größeren oder geringeren Genie seiner Führer. Wäre z. B. der Winter van 181213 milde gewesen oder später eingetreten, wären nicht in einer Nacht LO llpp Artillerie pferde erfroren, hätte sich die Große Armee zum größeren Teile nach Ostpreußen gerettet, so wäre 1813 liem Befreiungskrieg möglich gewesen und Napoleon wäre nicht sobald von der Melt- bübne verschwunden. Es empfiehl sich, beiläusig bemerkt, die sen Gesichtspunkt in unserer Lage eindringlich zu beherzigen, lind ebenso den weiteren Gesichtspunkt, daß unsere Lage die eine Prozeßpartei ist. welche ihren Prozeß verloren und selbst verständlich die Prvzeßkosten zu tragen hat. Daß an unserem Unglück äußere Umstände die Schuld trügen, ist nicht zu er kennen. War es also Unfähigkeit der Nachfolger? Gewiß hat sie eine maßgebende Ralle gespielt und war die nächste Veranlas sung, zu unserem Falle. Die hohe geistige Begabung des letzten Kaisers war. iveil sie nie auf Kritik, oereu sie so sehr bedurfte, auf unbeugsamen entgegenstchende» Willen stieß, enlarlet und dem Gifte des Byzantinismus erlege». Das Ergebnis war ein impulsives, wcchselvottes. absolutes Regiment, weiches in Per bindung mit den unaufhörlichen, selbstgefälligen Fanfaronadcn die ganze Welt gegen uns in Harnisch brachte. Die Erinnerun gen von Tirpitz und des Grasen Zedütz gwen hinzu mancherlei Belege. Aber das mar nur die nächste Bern uafiuug. Die tiefer liegende eigentliche Ursache unseres Unglücks lag in der Organi sation, welche Bismarck seinem Werke gegeben hat. Diesen Nachweis zu führen, bedeutet keineswegs der Größe Bismarcks Eine Stttsknmn-Me in MlOkbiir» Magdeburg, 30. April. Am Ticustag sprach der Neichsaug u- miuister in einer Versammlung der Deutschen Volks-partei i» Magdeburg. Dr. Stresemaun gab in seiner ungefähr zwei stündige» Rede folgendes Bild: Er wandte sich zuerst der deutsche» Außenpolitik zu. wobei er betonte, daß deutsche Außenpolitik nicht betrieben werde» könnte in dem Sinne, wie sie gekennzeichnet wird durch die Be strebungen der d e u t s ch v ö l k i s ch e u F r e i h e i t S p a r t e i. Ich, so "sagte der Redner, als Außenminister komme nick! nbcr den Standpunkt hinaus, daß ick Außenminister eines wehr- und waf fenlosen Volkes bin. Dadurch, daß wir, wie es scheint, nur Woi- fengewalt Vortäuschen, erreichen wir gegen ein militärisch mächtigeres Volk, Frautrcicb. »ich!-?. Der Redner kam dann wei ter auf die Person des verstorbenen Tr. Helsferi ch zu spre chen, der ihm den Vorwurf gemacht hatte, »übt scharf genug gegen den Versailler Vertrag vorgcgaugcu zu sein. Hierzu erklärte Stresemau», daß es u»? in unserer Lage nicht möglich sei. von dem, was uuerfüllhar sei, loszukommcu. indem wir das ein zige Mittel, das wir üesibeu, wirken lassen: Deutschlands Wille zur produktive» Arbeit. Was wir erreichen wolle», können wir nur durch Revision dieses Vertrages erreiche». Sodau» wandte sich der ReichSaußeiimiuister dem Hauptmoment in der deutschen Außenpolitik, dein S a ch v e r st ä u d i g e u g u t a ck t c u. zu und kam hierbei auf die 800 Millionen Anleihe zu sprechen, die er in sofern begrüßt als dadurch das Anslans unsere Wirtschaft mit ganz anderen Augen betrachten werde, weil sein Geld eben so wirtschciftiich an unser Land gebunden werde. In Zukunft dür fen nur Uebereignungen deutschen Geldes und Sachleistungen nur erfolge», wenn sie von. den: lleberschuß der deuttchcn Wirtschaft kommen »nd wenn die Währung durch die Zahlungen nickt st> Mitleideus-tmst gezogen wird. An dieser Feststellung des Gut achtens bricht eine der Kriegsschuldlügeu .uisamuicu: Die Be hauptung. daß Deutschland zahlungsfähig sei und nur einen be trügerischen Bgnkervtt gemacht habe. Des weiteren streifte der Außenminister die Frage der B e s a b u u g s k v st e ». die wir bisher immer gezahlt haben. Hcute, wo das- Sachverständigengut achten bereits einer ernsteren Kritik unterzogen wird, wären wir töricht, wenn wir dem Sachverständigengutachten ein Unannehm bar" entgegenschlendern würden. Dan» wäre die ganze Welt ge gen »ns gewesen und ei» Ponieare bitte uns gegenüber freie Hand gelinkt. Dcst dieses Gutachten mebr Erfolg haben würde, als alle früheren Konferenzen, 'B äne Dr Stresema.in damit, daß dieses- Gutachten ein Bericht Amerikas sei. In dem zweiten Abülmiu seines Vortrages- wandte sich Dr. -ir semauu de» Fraiw der deuischen Inueupolitik zu. Er ' i»i ziemlich ansi: ckciicb auf die Verhältnisse zu »'re cke». wie sie in unser, m Vaterlaude bestanden, als- er den Posten eines R.'ichSaußeumiuisters übernommen hatte. Heute sei ein ganzes Stück vocgugeganaeu seit jenen Auaust-Tage» de? vergan genen Jahres. Weiter svrach er ausführücb über die Sckaisuug der Rcttteumark, deren höchstes Ziel in der Erhöhung der pro duktive»!: Arbeit liege. zu nahe zu trete». Er braucht keine Kritik zu scheuen, er wächst mit der Kritik. Er ist trotzdem der größte deutsche Staatsmann der leisten 100 Jahre und schließt in der Reibe der großen Staatsmänner an den Freiherr» von Stein an. Aber während der fränkische Reichsfreiherr. vielleicht begünstigt durch diele seine Abstammung, unbefangen und vorurteilslos den Kamps gegen seine eigenen Standesgenossen uv'.er'-mhm und ihnen durch die Bauernbefreiung das Diadem aus ihrer Krone broch, blieb Bismarck bis in sein hohes Alter ein preußücher Junker, der glänzendste, der kühnste, der genialste, dev dieser Stand her- voroebracht bat. und in seinen jungen Jahren in den Boruriei- ien dieses Stand"- bc'äugen. Es war ganz »ach seinem S'itne, daß Friedrich Wilhelm 111. sein königliches Versprechen vom 22. Mai 1815 gebrochen und seinem Volke den Dank für die Befrei ungskriege. die Verfassung, versagt hatte Es entsprach ganz seinen Anschauungen, wenn Friedrich Wilhelm von der Deutschen Nationalversammlung in Fraulsturt a. M. am 28. März 1810 — gerade von 75 Jahren — mit simtlicken abgege benen Stimmen zum Deutschen Kaiser gewählt, die Einheilsbe- wcgung von 18-18-10 als die „albernste, dümmste und schlechte ste" Revolution des Jahrhunderts bezeichne!«: und die „Straß.m- i'slasterkrone", die „Schwemekroue". den „imaginären Reif, ans Dreck und Leiten gebacken", am 27. April 1839 feierlich ablcbnte. Bismarck äußerte selbst sechs Tage v-rber im preußischen Landtaae: „Die Fraukiurtcr Klane mag sehr glänzend sein, aber das G-üd. welches dein Glanze Wabrheit verleiht, soll erst durch dos Einschmelzen der preußischen Krone gewonnen werden: und ick habe kein Vertrauen, daß der Umguß gelingen werde." Ais er dann als Bundestags-Gesandter dieses Vertrauen gewonnen und sich zu dem Ideal eines einigen Deutschen Reiches durchge rungen hotte, dem Ideal, für welches das liberale Bürgertum seit einem Menschenalter kämpste. verband er sich mit Nichten mit diesem zur Verwirklichung des Idmls, sondern er schlug die unbekannten tiefverschiungeneu Weg: des bahnbrechenden Genius ein. Er führte und gewann drei .Kriege und mit diesem Ergee-sts veranlasst-: er einerseits die deutschen Fürste», dem Kö nig Wilhelm die deutsche Kaiserkrone anznbieten, und andrer seits den König Wilhelm, die angebotene Kaiserkrone anzuneh men Die Größe dieser Leistung ist a» der Größe des traditi onellen Partikularismus der deutschen Fürsten zu ermessen. Be achtenswert und nicht ohne Vorbedcust'ng war der Umstand, daß Bismarck! die Volksvertretung bei dem Angebot der Kaiser krone nicht wesentlich beteilig! hat. Das Boik hatte nur die