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Dresdner Journal : 03.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189109034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-03
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1891
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M 204 Donnerstag, den 3. September, abends. 1891 Vr«»ä«n v»8rt«IjLNrIioi» > K Li) kt-, ä« äovttobon ko»t»»»t»lts» vwttol- jtbrüot» L N.; mix»erN»Ib ä», cisatseve» lteiete» tritt kott- ru«i 8t«mp«Im»ci»t»<s tu»»L. t iLLslLS üllLHllsr»: ia ?k S»bLackl^i>nr»xekLl»r»»r kÄr So» L»mu e»L«r zf«»p»IteLell 2vi1o KIeu»sr SeNritt X) ?L Unter „kiokSEiät" äis 2«Us LS kl. Lei I^deUon- nnä LiLsr»«»tr aotepr. Aukscüli^. Lr«tletne» r nüt ^llniniun« «ter 8ons - ll. keiert»^« »denä». ^«rnspreed-^tnscNIllii: k^r. 12SL. -» DresdncrIMrnat. Für di« Gesaintleitung v«rantwortl,ch: ^ofrat Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Lo»n^»e v«, ^»LL»eixnnx»i> »n,M»rt»r llon»su«ioLLr cie» vresüner loaro»!»; Unmdnr« >«rU» Wt«» I^iprtU D»»»I Lr—1», rr»Ltt»r» «. X.! //aarrn-tnn <s L»rU»-Vt«» UnmdnrM- L»tp,!^-rr»nttart n X. XÜLed«»: ?»ri» Len«»» >«U» -rr»»Kt«r< ». X.-Ltnt^nrt: Dau-« «S Co, LerNn: /nra/»<trnLia«t, Ir»«I»n: L»i»t LaLatk,' u»n»or«r: (7 Kcäa«^,- L»Uc ». ».! Larot ot 6». Nernnsxeder: Lüvi^l- Lrpeäitioll 6«« Vrseüver Ivlirruä». Vrv—Ien, 2 vis^ors tr. 20. k«rv»xr«cb-A»»ellIu»i: Ur. 12AL. Amtlicher Teil. Dresden, 1. September. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Bergamtsrath und Professor an der Bergakademie vr. jur. Georg Heinrich Wahle zum Bergamtsdirector Allergnädigst zu ernennen geruht. Dresden, 1. September. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der Hilfsarbeiter und 2. Kommissar bei der Lotterie - Direktion zu Leipzig, Finanzrath Johannes August Haymann als Hilfs arbeiter in das Finanzministerium versetzt und der l StempelfiSkal, Finanzrath vr. Paul Friedrich Götz zum Hilfsarbeiter und 2. Commissar bei der Lotterie- Direction ernannt worden Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Assessor bei der Jnvaliditäts- und AlterS- versicheruuasanstalt für das Königreich Sachsen Oskar Hilmar Weise den Titel „Regierungs-Assessor" zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Bandagisten Carl Gustav Wendschuch in Dresden das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Zu Schwurgerichtsvorsitzenden für die im vierten Kalendervierteljahre 189 l beginnende Sitzungsperiode sind nach Z 83 des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 ernannt worden: bei dem Landgerichte Dresden der Landgerichtsdirektor von Kyaw, - - - Leipzig - Landgerichtsdirektor Bartsch, - - Chemnitz - LandgerichtSdirektor Frommhold, - - - Bautzen - Landgerichtsdirektor Exner, - - - Freiberg Landgerichtsdirektor von Wolf, - - - Zwickau - Landgerichtsdirektor vr Wagner, - - - Plauen - Landgerichtsdirektor Oeser. Dresden, den 1. September 1891. Der Präsident des Königl. Sachs. Oberlandesgerichts. Degner. Dietel. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und tetrphonische Dachrichten. Horn, 3. September. (Tel. d. Dresdn Journ) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm ist heute mor gen hier eingetroffen. Wien, 3. September. (W. T. B.) Zn einem Leitartikel über die diesjährigen zwischen Horn und Gmünd in Gegenwart von zwei vei künde ten Kaisern stattfindenden Manöver sagt daS „Kremdenblatt", die Anwesenheit des deutschen Kaisers bei diesen großartigen HeereSübungen sei kein politisches Ereignis, denn cS bedürfe keines neuen Beweises für die Innigkeit und Festigkeit der deutsch österreichischen Beziehungen. Lie An wesenheit deS deutschen Kaisers sei nur ein neues und natürliches Symptom deS bestehenden Bun- deSverhaltniffeS und werde in Europa die Über zeugung verstärken, daß der A iedensbund der Mächte unantastbar, imponierend und durch ge waltige und krieg«tüchtige Heere gesichert sei. Luust und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 2. September: „Merlin." Lperndichtung in drei Aufzügen von Siegfried Lipiner. Musik von Karl Goldmark. Trotz der Unklarheit und der starken Widersprüche im Text hat sich diese Oper durch den Wert ihrer Musik große Beliebtheit und Schätzung bei unserem Publikum erworben. Und waren schon die ersten Vor stellungen derselben höchst vorzügliche, so steigerten sich die späteren noch in Vollendung, Schwung und dra matischer Belebung und ergaben bald derart bedeut same künstlerische Eindrücke, wie wir sie gleichzeitig nur bei einer sehr kleinen Anzahl anderer Schöpfungen auf unserer Bühne empfingen. Jetzt aber verringert sich dieses schöne Resultat. Denn während alle bisherigen Personaländerungen, wie der Eintritt der Herren Scheidemantel und Schrauff in neue Rollen, die glänzende Gesamtwirkung der Aufführung ungefährdet ließen, tritt mit der jüngsten BesetzungSänderung, mit der Darstellung des Merlin durch Hrn. Gritzinger eine Schwächung des Total eindrucks hervor da dieses Mitglied weder in gesang licher noch schauspielerischer Hinsicht seine Aufgabe künstlerisch zu lösen vermag Hr. Gritzinger hat den unbedingten Vorzug tenor echter, frischer und aus giebiger Stimmmittel, aber er giebt im Bortrag einen Ton wie den anderen, ohne Abstufung, ohne Farbe, ost gar ohne dynamische Veränderungen, ruht sich mit übler Neigung zu rein materieller Tonwirkung aus „ihm siegenden hohen Noten" Paris, 3. September.*) Für den 14. ds. Mts, an welchem die erste Aufführung deS „Lohengrin" stattsinden soll, wird von einem Ko mitee eine große deutschfeindliche Kundgebung ge plant. DaS Komitee versendet in Paris Bei- tragSlisten, wonach pro Person 1v KrcS. verlangt werden; die zusammenfließende Summe soll dann unter den Zanhagel verteilt werden, damit sel biger vor der Oper seine Aufgabe recht glänzend anSführe. Eine weitere Demonstration soll in der Oper stattfinden, zu welchem Zwecke daS Ko mitee bereits eine Menge Plätze angekauft hat. Brüssel, 3. September.*) Der hier tagende Lrhrerkongreß zeigt eine starke sozialistische Ten denz. Zn der hentigkn Sitzung bekämpften die meisten Redner die Sparkasse als antisozialistisch. London, 3. September. (Tel.d.Dresdn Journ.) Einer Meldung der „Times" auS Paris zufolge habe Rußland so viel Suezkanalobligationen an gekauft wie möglich, um einen Einfluß auf die Entscheidungen der Suezkanalgesellschaft zu ge winnen und im gegebenen Augenblick das Über gewicht dem französischen Element zuzuwenden. London, 3. September. «Tel. d Dresdn Journ) Nach einer Meldung der „Times" auS Shanghai sollen in Ztschang am gestrigen Tage Unruhen stattgefunden haben, wobei die Häuser ausländischer Missionen zerstört, aber keine Menschen getötet worden seien. London, 3. September.*) Der während der letzten Nacht wütende Sturm hat in der Themse den Dampfer „Korsta" auf Kelsen getrieben und zertrümmere. Die Mannschaft ist gerettet. Ker- er scheiterte ein Kutter, doch konnte auch hier die Mannschaft in Sicherheit gebracht werden New-Uork, 3. September.*) Ein chilenisches Kriegsschiff, mit dem Kriegsschatz BalmacedaS an Bord, ist von den Kongresfisten nicht erreicht wor den; es gab den Kurs nach Buenos-AyrcS auf und geht nach England. *) Nachdruck verboten. Dresden, 3 September. Tie Ergebnisse des Brüsseler Sozialisten kongresses. Tie Tage des Brüsseler Sozialistenkongresses sind nun schon geraume Zeit vorüber und klingen nur noch in den Rechenschaftsberichten der sozialdemokratischen Presse nach, welch' letztere nicht müde wird, den Er gebnissen derselben eine epochemachende Bedeutung zu rechtzukünsteln und die Ungläubigen und von Zweifeln Befangenen zum Glauben an die in den Verhandlungen des sozialistischen Allerweltsparlaments neuerdings be kräftigten Soziallehren zu bekehren. Für den unbefangenen Beurteiler der durch die thatsächlichen Ergebnisse des Brüsseler Sozialisten kongresses geschaffenen Lage ist vorerst nur ersichtlich, daß die Sozialisten der Bebel-Liebknechtschen Partei richtung mit derselben zufrieden sind, oder wengstens eine Befriedigung zur Schau tragen. Daneben aber erscheinen alle übrigen von der sozialistischen Presse so hoch veranschlagten Erfolge in unklarem Lichte. Das Gefühl der Befriedigung, das sich in den Or ganen der deutschen Sozialdemokratie äußert, kann doch nur auf die erfolgreiche Abwehr der radikalen Elemente zurückgeführt werden, die sich unter Anfüh rung der romanischen Vertreter der internationalen Anarchie ans Ruder herandrängten. Ter Sieg der sogenannten „Gemäßigten" gegen diese unversöhnlichen Feinde der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung war that- wohlgesällig aus und kann seinen Gesang nie mals mit warmer Empfindung beleben und beseelen. Und nicht geringer sind die Schwächen seines Spiels, die einförmige Mimik, welche durch sein wenig ausdrucks volles Gesicht erschwert wird, die anfängerhaften panto mimischen Bewegungen «beispielsweise das Fußauf stampfen als wesentliche Veräußerlichung erregter innerer Empfindungen) und die ganze, allzu robuste, der geistigen Hoheit des Sehers ermangelnde Haltung, wie er solche namentlich in der wichtigen Scene mit dem Verräter Bedwyr annimmt. Vorstehende Bemerkungen, die hauptsächlich auf die Leistung des Hrn. Gritzinger im ersten Akte Be zug haben, verfolgen in ihrer unverhüllten Aussprache einzig den Zweck, dem jüngsten, für ein erstes Rollen fach berufenen Mitglieds unseres Kunstinstituts die Notwendigkeit höchst emsiger und eingehender Studien dringend nahezulegen; denn es wäre eine schwere Täuschung, wollte dieser Sänger alles von dem Erfolg der Übung, von der Wirkung fleißigen Auftretens er warten oder sich gar mit dem Besitz einer ehrenvollen Stellung auch gleich in demjenigen aller für selbige erforderlichen Kräfte wähnen. »>- WolfSeck. Erzählung von E Bollbrecht >S (Fortsetzung.) Seit wenigen Stunden war er sich bewußt, DodoS Bild im Herzen getragen zu haben mit un verrückbarer Liebe, seit er sie im letzten Wiuter zum ersten Male gesehen. Der eben entschwundene Augen blick hatte die Erkenntnis gebracht, daß er nichts zu sächlich ein vollständiger, wenn auch nicht in Abrede gestellt werden kann, daß die Sieger alles thaten, um den Besiegten in den Versöhnungebeschlüssen goldene Brücken zum ehrenvollen Rückzüge zu bauen. Als solche ist jedenfalls der Hauptbeschluß des Kongresses in Anschlag zu bringen, wonach die Beseitigung der gesamten heutigen Gesellschaftsordnung nach wie vor das Hauptziel der Sozialdemokratie sein muß, wobei die Leitung der Kongreßverhandlungen allerdings unterlassen hat, in dem Wortlaute dieses Beschlusses die Mutel und Wege anzugeben, die zu solchem End ziele der „segensreichen Rettungsarbeit" der Sozial demokraten sthren würden. Es war offenbar der Parteiführung vorerst nur darum zu thun, durch diesen Beschluß ein Schlagwort für die buntscheckige, nach allen Richtungen sich verzweigende Sozialisten- besellschaft zu erfinden, um sie unter diesem Banner im gemeinsamen Lager festzuhalten, da eine weitere Behandlung und Erörterung der Kampfmittel, womit man die Beseitigung der gegenwärtigen Gesellschafts ordnung erzwingen wollte, das Zusammenhalten der einzelnen Fraktionen der Sozialdemokraten wahrschein lich stark in Frage gestellt hätte. Unter solchen Umständen ist das Gespenst der „Beseitigung der heutigen Gesellschaftsordnung" bei weitem nicht so fürchterlich und erschreckend, wie es sich so manche zaghafte Verfechter der heutigen sozialen Rechtsordnung vorstellen. In der Darlegung des von den Mitgliedern des Brüsseler Kongresses so sehr ge feierten Vorsitzenden Hrn Volkers wird dieses Gespenst überdies auch noch des letzten Restes seines unheim lichen Äußeren entkleidet. „Tie Anarchisten wollen den Staat zerstören, die Sozialisten dagegen ihn ge winnen, sich in seinen Besitz setzen, um ihre neue Ordnung durchzuführen" Mit dieser scharfen Unter scheidung hatte der gewandte Geschäftsführer des Sozialistenkongresses dargethan, daß die „Beseitigung der Gesellschaftsordnung" von den Sozialisten nicht im Wege des revolutionären Umsturzes, sondern all mählich durch eine im Rahmen der gesetzlichen Geltend machung ihres erweiterten Einflusses durchzuführende Reform angestrebt werden wird. So weit diese Erklärung der zur Zeit noch maß gebenden Parteiführung als der Ausdruck der die Sozialdemokratie beseelenden Strömung in Betracht gezogen werden kann, hat man Ursache, über die nächste Entwickelung der Dinge auf dem Spielräume der sozia- listischen Bewegung außer Sorge zu sein. Auch trug die interessante Auseinandersetzung zwischen Hrn. Lieb knecht und dem Holländer Tomela Nieuwenhuis be züglich der Haltung, welche die Sozialdemokratie in Kriegsfällen dem Militarismus und dem Staate gegen über einzunehmen hätte, zu dieser Beruhigung nicht wenig bei. Hatte doch Hr. Liebknecht auf Grund über zeugendster Hinweise aus den unverrückbaren That- bestand dem Amsterdamer Radikalenführer, der dem Kriege durch Arbeitseinstellung und Verweigerung der Heeresfolge Einhalt thun zu können glaubte, ganz richtig zu Gemüte geführt, daß derartige Einfälle und Redensarten nur von einfältigen, mit der Wirklichkeit völlig unbekannten Grünlingen ernst genommen werden könnten; im thatsächlichen großstaatlichen Leben gelte auch für den sozialdemokratischen Arbeiter die Ordre, der staatlichen Autorität Folge zu leisten, widrigenfalls er außerhalb des Rechtssck utzcs der Gesetze gestellt und im Kriegsfälle auch sein Leben aufs Spiel gesetzt werde. Tas Kriegsrecht, sobald es mit der Mobilmachung in Kraft getreten sei, achte nicht im geringsten die grund legenden Beschlüsse der Sozialdemokratie, auch wenn dieselben von dem sozialistischen Allerweltsparlament (als welches der von den europäischen Staaten, mit einziger Ausnahme von Rußland und Portugal be schickte Brüsseler Soziallstenkongreß veranschlagt wird) sanktioniert worden seien. Ter Redekampf zwischen Liebknecht und Nieuwen huis ist überdies noch dadurch höchst beachtenswert, daß er die geringe Schätzung und Veranschlagung der eigenen sozialistischen Machtmittel und zugleich die Überzeugung der Sozialistenführer bezüglich der Un erschütterlichkeit der gegenwärtigen Machtstellung deS Staates klarlegt. Diese, gewißlich unfreiwillige Anerkennung der achtunggebietenden staatlichen Autorität haben die deutschen Sozialistenführer in ihrer wohlthuenden Ein wirkung auf die sozialistischen Volksmassen durch die gegensätzliche Stellungnahme zu dem „nationalen Chau vinismus" abzuschwächen versucht, der zur Zeit in der süddeutschen, von Vollmar vertretenen Parteifraktion nach Geltung ringt. Indem die „gemäßigten" deut schen Sozialistenführer zugleich mit dem Militarismus und der Anarchie auch jeglichen Chauvinismus scharf verurteilt haben, glaubten sie den richtigen Weg, den „goldenen Mittelweg" gefunden zu haben, auf dem sie die gläubigen, nach gesellschaftlich« r Gleichstellung ringenden Massen am sichersten und raschesten zum Ziele führen können. Sie ha^en augenscheinlich füg- llchen Anlaß zu störenden Seitenbewegungen in natio nalistischer Richtung vermeiden wollen, um ja nur die Einheit und das Zielbewußtsein der gesamten Sozial demokratie außer Gefahr und Schädigung zu wissen. So haben es vernünftigerweise sowohl Deutsche als Franzosen unterlassen, die elsaß lothringische Frage als den „Anfang aller Übel" der vom Militarismus be drückten Menschheit zu erörtern. Auch nach dieser Richtung hin begnügte man sich mit der phrasenreichen Resolution, wonach in dem allgemeinen Anschlusse an die Sozialdemokratie das Heil des ungestörten Frie dens zu suchen wäre. Ebenso zahm erwies sich die Stellungnahme des Kongresses hinsichtlich der Albeiterschutzgesetzgcbung, sowie in Bezug auf die „große Frage" der Ersprieß lichkeit und Zweckmäßigkeit der Teilnahme an derselben und überhaupt an der parlamentarischen Thätigkeit der Volksvertretungen. Tie Arbeiterschutzgesetzgebung wurde zwar in einem besonderen Beschlusse des Kongresses als ungenügend erklärt, aber dennoch nicht zurück gewiesen. Ter österreichische Sozialistensührer erklärte, er sehe in solchen Zugeständnissen der hürgerlichen Ge sellschaft Mittel, um die Gehirne zu revolutionieren. Sobald die Arbeiter im Vollbesitze der ausreichenden politischen Rechte wären, sollten sie diese benutzen, um sich von der Lohnsklaverei zu befreien. Auch hier hat man es mit Gemeinplätzen der sozialistischen Rede kunst zu thuu, sofern man sich hinsichtlich der brennen den Fragen, welche die von so vielen Seiten verurteilte Mitwirkung der deutschen Sozialistenvertreter an der parlamentarischen Führung der Staatsgeschäste spruch reif gemacht hatte, mit opportunistischem Phrasenwerke über dieselben Hinwegzuhelsen gesucht hat. Alle übrigen Fragen, die auf dem Kongresse im Wege von feierlichen und wehr oder weniger ein mütigen Beschlußfassungen ihre wenn auch nur grund sätzliche Lösung gefunden haben, sind nicht von Belang, auch dürfte deren Erledigung nirgends eine ernste Be unruhigung Hervorrufen Man schuf — allerdings vorher nur im Geiste und nicht in der Materie — eine „Internationale der Arbeit", die der bisherigen „Internationale des Kapitals" entgegengestellt werden soll. Tie gewerkschaftlichen Arbeiterverdände in den einzelnen Ländern sollen ihre nationalen Vereins leitungen international in Verbindung setzen und auf diese Weise den für gewisse Fälle in Aussicht gestellten „Weltausstand" vorbereiten In jedem Lande sollen ständige Ausschüsse über die Arbeitsbedingungen und die Lage der Arbeiter errichtet werden, und die Schriftführer derselben einander diejenigen Mitteilun gen machen, welche die einheitliche Gestaltung der Ar- beiterschutzqesctzgebung zu fördern geeignet sind. Be hoffen habe. Mit der Hellseherei feinfühliger Naturen los er in Oktaviens Seele. „Tie Excellenz wünschen sich dem Herrn Grafen zu empfehlen." Er zuckte sichtbar bei der Meldung seines Tieners zusammen. In unverzeihlicher Weise hatte er seine Pflichten als Herr des Hauses verab säumt. Er sprach dies auch gegen die Generalin, die mit ihrer Tochter schon im Wagen saß, reumütig aus, einen nichtigen Vorwand erfindend. > Donn nahmen Tante Tini und Adalbert herzlich Abschied von einander, Dodo verneigte sich stumm. Ter Cre-peschleier verhüllte ihr Gesicht. Tie Pferde zogen an. Gräfin Slanski warf dem Zurückbleibenden noch einen vielsagenden, bedauernden Blick zu. Ter Wagen rollte aus dem Schloßhofe. VII. Schloß Wolfseck ist ein ausgedehnter einstöckiger Bau, dessen vier Ecken zu runden, weit vorspringenden Tin men mit Zwiebeldäch^rn erweitert sind AuS dem Parterre führen hohe Glasthüren auf die Terrasse, welche das Schloß nach allen Seiten umgiebt. Durch die sie, in ihrer offenen Ausdehnung unterbrechenden T ürme zerfällt sie in vier besondere Abteilungen, deren jede ihren eigenen Charakter trägt. Man bezeichnet sie nach den Himmelsrichtungen, denen sie zugewendet sind. Von einer zur anderen führen schmale, die Türme umgürtende Galerien Tie beiden noch Osten und Westen liegenden Terrassen sind reich mit blühen den Topfgewächsen bestellt, von ihren breiten Siufen gelangt man in den Park hinab. Die nördliche ist zu einer Rampe umgewandelt, vor ihr dehnt der weite, kieSbestreutr Schloßhof sich auS, dessen brei'es, guß ¬ eisernes Thor nach der Landstraße mündet. Dieselbe wird durch die Häuser des Torfes und die zum Schlosse gehörenden Wirtschaftsgebäude eingefaßt. Aus genommen den breiten Meinhof, der mit seinen lang gestreckten Stallungen, seiner rußigen Brennerei, dem umfangreichen Düngerhaufen und den auf dem weiten Hofe umherstehenden Ackergeräten lebhaft seine land wirtschaftliche Thätigkeit bekundet, weist der kleine Ort nur durch zahlreich vor den Häusern herumschnatternde Gänse seinen ländlichen Charakter auf. Die Bewohner sind größtenteils Fabrikarbeiter, welche tagsüber in der nächsten Stadt ihrem Verdienste nachgehen. Die Hut ihres Eigentums bleibt Kindern, alten Leuten und besonders dem jedem Häuschen zugehörenden Phylax anvertraut. Ein strahlender Sommermorgen wirft seinen gol denen Schein auf die Erde. Die der Ernte nahen Felder erglänzen im sonnigen Schimmer. Der kleine See vor der südlichen Terrasse des Schlosse- glitzert wie flüssiges Silber. Schwäne mit gesträubten Flü geln und stolz gebogenem Halse ziehen ernsthaft und bevächtig ihre Kreise. Zuweilen springt schnalzend ein Fisch empor und verschwindet sogleich wieder, aber die weiter und weiter sich auSdehnenden Wasierringe be kunden noch eine Weile den Ort, wo er sich ans Tageslicht gewagt. In gluck endem Rhythmus bewegen die Wellen die kleine Gondel, welche an einem Eisen pfahl befestigt neben der letzten Stufe sich schaukelt. Sie lecken das Gestein, kichern und spritzen ihren Schaum die weiße Treppe hinan. Durch den sie überdachenden Balkon des oberen Stockwerks ist die Terrasse in eine Veranda umgewandelt. Der eine der sie flankierenden Türme wirft seinen breiten Schatten -
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