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„Welßerttz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Gnzelne Nummer« 1v Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agentm nehmen Be stellungen an. Wchmtz-Ieitmg. Amtsblatt Inserate, welche bet de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit Ist Pf«. di« Spaltenzeil« oder der«, Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, di- Spaltenzeil« 20 Pf,. für die Königliche AmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 21. Sonnabend, den 18. Februar 1888. 54. Jahrgang. Stanley. Biele Monate sind verflossen, seit von Stanley's kühnem Zuge zur Aufsuchung Emin Pascha's, des letzten tapferen Vertreters und Vertheidigers der egyp- tischen Herrschaft im äquatorialen Afrika, die letzte direkte Kunde nach Europa kam. Damals hatte Stanley die Mündung des Arruvumi in den Kongo nach Vollendung seiner Dampferfahrt auf diesem Strom erreicht und nach kurzer Nasi den letzten und gefähr lichsten Theil seines, sich der Sympathien der ganzen gebildeten Welt erfreuenden großartigen Unternehmens begonnen, nämlich den Marsch nach Lado am weißen Nil, der vcrmuthlichen Residenz Emin Pascha's. Die Marschroute ging durch weite Strecken des „dunkeln Kontinents", die noch nie der Fuß eines Weißen be treten hatte, sie berührte Völkerschaften, von deren Charakter und Gesinnungen man nur geringe Nach richten besaß, aber mit freudiger Zuversicht trat Stan ley den Marsch an der Spitze seiner getreuen Zanzi- bariten an und er selbst sprach in einem Schreiben die Hoffnung aus, spätestens im August 1887 sein Ziel erreicht zu haben. Seit jenem Ausbruch der Stanley- Expedition von der Arruwumi-Mündung sind indessen die Nachrichten über den Fortgang des Unternehmens immer spärlicher eingelaufen und lauteten sie zugleich immer verworrener und widerspruchsvoller; nach der einen Meldung sollte Stanley in einem Kampfe mit den Eingeborenen gefallen, nach einer anderen Mit- theilung mit der Mehrzahl seiner Leute aus Mangel an Lebensmitteln umgekommen sein. Andere Meldun gen wiederum wußten zu berichten, daß sich Stanley wohlauf befinde und guten Muthes sei, ja es sollte ihm sogar gelungen sein, sich mit Emin Pascha in Verbindung zu setzen. Inzwischen sind jedoch aber mals lange Wochen verstrichen und diese haben über haupt keine Nachrichten mehr über die Stanley-Expe dition gebracht, sie scheint gänzlich verschollen zu sein. In den europäischen Ansiedelungen am unteren Kongo giebt man sich auch keiner Hoffnung mehr hin, daß Stanley sich noch am Leben befinde, oder gar Lado doch erreicht habe, man nimmt vielmehr an, daß Stanley entweder in einem Kampfe mit den Einge borenen das Leben verloren habe, oder daß er infolge Mangels an Lebens Mitteln umgekommen ist, wobei der Verrätherei des zweideutigen Tippo Tib, des bekannten Araberhäuptlings und Sklavenhändlers, eine besondere Rolle zugeschrieben wird. Leider hat die Annahme, daß der kühne Afrikaforscher nicht mehr unter den Lebenden weilt, vielmehr Wahrscheinlichkeit für sich, als die entgegengesetzte Meinung und so wird denn die Afrikaforschung den berühmten Ausfinder Living- stone's zu ihren jüngsten Opfern zählen müssen. Ob und wann jemals die Kunde, auf welche Weise Stanley starb, aus dem unermeßlichen Innern Afrika's nach Europa gelangen wird, muß dahingestellt bleiben. Stanley, dessen eigentlicher Name James Rowland war, nimmt unter den neueren Afrikareisenden eine spezielle Stellung ein, insofern seine Asrikazüge nicht ausschließlich im Dienste der Wissenschaft standen, wie etwa die Reisen eines Barth, Vogel, Schweinsurth, Nachtigal und zahlreicher anderer Pioniere der Wissen schaft in Afrika, sondern auch anderen Zwecken, na mentlich handelspolitische, galten. Aber trotzdem wird sein Name für immer in der vordersten Reihe der Afrikakorscher glänzen, diesen Platz würde ihm allein schon seine kühnste und überraschendste Thal, die Auf findung Livingstone's sichern, während Stanley in rein wissenschaftlicher Beziehung hauptsächlich die Fest stellung des Kongolauses zu danken ist, ein Unter nehmen, an dem vor ihm schon mancher Andere schei terte. Wesentliche Verdienste hat sich Stanley auch dadurch erworben, daß er den Viktoria Nyanza und den Tanganjika vollständig umfuhr und die bis dahin meist noch unbekannten Ufer dieser gewaltigen Seen des östlichen Centralafrikas näher erforschte. Geradezu einzig war die Energie und Ausdauer dieses Mannes, sein zähes Festhalten an einem einmal gefaßten Plane und diesen Eigenschaften, mit denen sich ein ungemei ner Scharfblick in Beurtheilung und Behandlung afri kanischer Verhältnisse passend paarte, verdank Stanley wesentlich 'seine Erfolge. Sie verhießen noch ferner glänzende Leistungen und um so schmerzlicher ist es, daß Stanley inmitten seines neuesten Unternehmens, das einem so humanen Zwecke, wie ihn die Auffindung Emin Pascha's bedeutete, gewidmet war, das Ziel seiner Lebensbahn gefunden haben sollte. Allerdings erscheint die Möglichkeit, daß Stanley in Folge be sonderer Hindernisse nur aus seiner Marschrichtung verschlagen worden ist, auch nicht ausgeschlossen, aber cs ist nur eine Möglichkeit und bis auf Weiteres wird man ihn als das neueste Opfer der Afrika-Forschung betrauern müssen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 17. Febr. Heute oder morgen gelangen wiederum 2 Schriften in die Hand der Mit glieder des deutschen Schulvereins. Zunächst Nr. 1 des Korrespondenzblattes des deutschen Schulvereins für Januar 1888 und dann Heft 1 der Deutschen Post vom 2. Jahrgang 1888. Dieses Heft, als Probe heft, soll mit einem Unternehmen bekannt machen, das nicht nur der Belehrung und gediegenen Unter haltung für das deutsche Haus dienen soll, das ganz besonders auch den Zweck hat, Theilnahme zu erwecken für unsere deutschen Mitbrüder im Auslande und ihre Bestrebungen, ihr Volksthum zur Ehre der Nation rein und unverfälscht zu behalten. Herausgegeben von H. v. Mosch und I. E. Freiherr v. Grotthuß, haben dem aller 14 Tage erscheinenden illustrirten Familienblalte hervorragende deutsche Schriftsteller ihre Mitwirkung zugesagt. Namen wie Gerhard von Amyntor, Felix Dahn, Georg Ebers, Ernst Eckstein, Martin Greif, Robert Hamerling, Julius Große, Hironymus Lorm u. A. bürgen dafür, daß Gediegenes geboten wird. Der Preis von halbjährlich 2 M. 50 Pf. ist mäßig und ist kein Hinderniß, das nationale Unternehmen durch zahlreiche Bestellungen zu unterstützen. Dem Probehefte, das man auch befreundeten Familien mit theilen möchte, liegt ein Bücherzettel bei, von dem wir wünschen möchten, daß er, ausgefüllt und mit 3-Pfen- nigmarke beklebt, recht zahlreich auch von hier aus nach Berlin geschickt werden möchte. — Wir machen auf den heute, Freitag Abend, im Gewerbeverein stattfindenden Vortrag des Herrn Apo theker Rottmann besonders aufmerksam. — Am gestrigen Abend hielt im hiesigen Turn verein Herr Postassistent Rosemann einen sehr inter essanten Vortrag über die Entwickelung des Post wesens. Redner gedachte zunächst der Entstehung dieser für das Kulturleben so hochwichtigen Einrichtung, schil derte sodann die durch die Fürsten von Thurn und Taxis getroffenen Erweiterungen des Postwesens und gab schließlich ein anregendes Bild über die von dem jetzigen Generalpostmeister vr. Stephan geschaffenen Einrichtungen (den Weltpostverein, die Verbindung der Telegraphie mit der Post rc.). Durch die Mittheilung der für den Postverkehr wichtigsten Vorschriften für das Publikum fand der lehrreiche Vortrag seinen Ab schluß. Eine nicht geringe im Fragekasten enthaltene Anzahl von Wünschen über Auskunft besonderer posta lischer Angelegenheiten, welche vom Vortragenden be reitwilligst erledigt wurden, bewies das rege Interesse, das dem Vortrag gezollt worden. — Am 14. Februar wurde uns ein ganz mobiler Maikäfer überbracht, der auf hiesiger Aus gefangen worden ist. Der arme Kerl dürfte sich in der Zeit rechnung doch etwas geirrt haben. — Bis 15. d. Mts. waren die ausgesüllten For mulare über Ermittelung der vorjährigen Ernte-Er träge bei der König!, Amtshauptmannschast einzureichen. Da dies noch vielfach unterblieben ist, werden die in Rückstand befindlichen Ortsbehörden hierauf aufmerksam gemacht. H Poffendorf. Wie alljährlich üblich, wurde am vergangenen Aschermittwoch im Starke'schen Gasthofe das sogen. „Nachbarbier" verschenkt. Außer einigen geladenen Gästen versammelten sich die ansässigen Be wohner mit ihren Ehefrauen, um in ungezwungener Weise einen recht gemüthlichen Abend, ans den man sich schon lange vorher freute, zu verleben. Zu der heitern Laune, in welcher sich die biedern Ortsbe wohner befanden, trug ein fröhlicher Ball mit bei, an dem sich gewiß Jeder, auch selbst der älteste Besitzer, betheiligte. Der stille Beobachter erhielt dabei den Eindruck eines recht friedlichen Gemeindelebens. -j» Schmiedeberg. Zwischen dem hiesigen Post amt und der Agentur Kipsdorf ist z. Z. der Tele graphenbetrieb eingestellt, dafür aber eine Fernsprech verbindung eingerichtet worden. Diese Aenderung ist aus dem Grunde erfolgt, weil man in Kipsdorf einen älteren, des Telegraphirens unkundigen Herm als Postbeamten berufen hat. Burkersdorf. Am Sonntag Estomihi d. I. wurde dem hiesigen Kirchenvorsteher, Herrn Gutsbe sitzer I. G. Neubert eine Anerkennungsurkunde de» evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums unter an gemessener Ansprache durch den OrtSpfarrer vor einer äußerst zahlreichen Gemeinde feierlich überreicht. Der Gefeierte hatte in hiesiger Parochie 25 Jahre lang das Amt eines Rechnungsführers und Kirchvaters mit aller Treue, Hingebung und Uneigennützigkeit ver waltet und allezeit ein reges Interesse an dem kirch lichen Leben und Gedeihen seiner Gemeinde kundge geben. Zu großem Bedauern mußte er wegen an dauernder Kränklichkeit seiner ersprießlichen Thätigkeit entsagen. Der Kirchenvorstand widmete seinem treu gesinnten Kollegen in freudiger Theilnahme zwei sin nige Festgeschenke: einen Kunststich, Leos komo nach Guido Reni und die Epistelpredigten von K. Gerok und verlebte mit dem Jubilar bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Mahle einige recht angenehme Fest stunden. Dresden. Die Zweite Kammer ertheilte am 15. Februar ohne Debatte dem Gesetzentwürfe, betr. die Befugniß zu Protokollaufnahmen und zu Be glaubigungen unverändert, dem Gesetzentwürfe, betr. die Zustellung und Bestellung von Schriftstücken in Angelegenheiten der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit, mit einigen von der Staatsregierung gebilligten redaktio nellen Aenderungen ihre Zustimmung. — Die Zweite Kammer bewilligte am 16. Febr. den Etat des Justizministeriums unverändert nach der Regierungsvorlage. Eine längere Debatte knüpfte sich nur an das die Untergerichte und Staatsanwaltschaf ten betreffende Kap. 40, bei welchem Abg. Opitz die infolge der neuen Gesetzgebung eingetretene Zentrali sation der Rechtspflege und der Anwaltschaft beklagte. Die Abgg. v. Vollmar und Bebel führten Beschwerde über das ganze jetzige System der Strafrechtspflege, namentlich über die nach ihrer Ansicht dem gesunden Menschenverstand widersprechende Auslegung einzelner Paragraghen des Strafgesetzbuches, wogegen von feiten des Staalsministers vr. von Abeken und der Abgg. Opitz und Ackermann darauf hingewiesen wurde, daß die Kritik richterlicher Urtheile außerhalb der Befug- niß der Kammer liege, eine Aenderung der gesetzlichen Bestimmungen in der von den Sozialdemokraten gewünsch ten Richtung aber nicht hier, sondern im Reichstage beantragt werden müsse. Die Kammer beschloß ferner, die dem Justizministerium beim vorigen Landtage er theilte Ermächtigung, aus seinem Dispositionsfond unschuldig Verurtheilte unter gewissen Voraussetzungen zu entschädigen, auch für die lausende Finanzperiode aufrecht zu erhalten. — Nachdem die Erzherzogin Maria Josepha am