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Anzeiger ^für H»tze»stei«>Vr«Wthal mit Hüttengr«ttd, Oberlungwitz, «er»d*rf, Hermsdes^ BernLdorf, Rüshorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Reichenbach, LangenchurSdorf, Eall«^ berg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grün«, Mittelbar Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. > -- ... — — " Brr Unfetgenprets betrügt in den obengenannten Vrlen für dir sechigrspaltenr 7b Pfg-, auswärts 7b Pfg., im Brklamrkril 2.00 Hfg. Sri mrhrmaligrm Abdruck laristnSsttgi» Lachlah. An,eigrnausgabe durch Fernsprecher schliesst jede* »rschwrrdrrrcht »u«. »«4 kwangswrisrr Eintreibung der Anrrigengebührrn durch Llage »der im Lonkur*f«üe gelangt d« volle Betrag unter Wegfall der bei sofortiger Bezahlung bewilligten Abzüge in Anrechnung Rr. 155 Mittwoch, 7. Juli 1920 70. Jahrg. Der zweite Tag in Spa Reichswehrimnister Dr. Segler und Gene ral von Seeckt sind Dienstag nachmitrag 2 Ubr, im Auto von Aachen kommend, im H^tel Annelie et Lubine in S p a eingetrossen. Sie be- guben sich sofort zur Besprechung in die Villa des Reichskanzlers. * Die zweite Satzung der Konfe renz, an welcher auf deutscher Seite Reichs kanzler Fehrenbach, s Reichsminister 'oes Aeußeren Dr. Simons, Reichswehrmini- ster Dr. Gehler und General von Seeckt tcilnahmen, wurde am Dienstag kurz nach ^5 Ubr durch den Ministerpräsidenten d e l a Croir mit der Frage eröffnet, welches Mit glied der deutschen Delegation den Auftrag habe, die Noten der Entente in der Frage der Ent waffnung zu beantworten. Dr. Gehler ging sofort in längeren Ausführungen auf die ganze Entwafsnungsfrage ein und schilderte den 'gegenwärtigen Zustand. Die 200 000 Mann seien für die deutsche Regierung eine un u m- gän gliche Notwendigkeit. Lloyd George stellte hierauf die Punkte auf, in welchen die Alliierten Deutschland Nichterfüllung des Friedensoertrages in militärischen Dingen zum Vorwurf machen, insbesondere, dah die Reichswehr statt 100 000 Mann 200 000 Mann umfasse, dah Deutschland anstatt der ihm zuge standenen 2000 Maschinengewehre 50 000 habe, anstatt der ihm zugestandenen 280 Geschütze 12 000. An Gewehren seien zwar 1^ Millionen abgeliesert und die Hülste davon bereits zerstört, es unterliege jedoch keinem Zweifel, dah noch außerordentliche grohe Bestände in den Händen der deutschen Bevölkerung seien. Der Besitz dec Gewehre sei ein politisches Gefahrenmoment von außerordentlicher Schwere. Dem gegenüber sei es verhältnismäßig gleichgültig, ob die Heeres störke. Deutschlands 100 000, 200 000 oder 300 000 Mann betrage. Die Alliierten erwarte- ten von der deutschen Negierung bis Mittwoch vormittag bestimmte Pläne, wie sich die Ausliefe rung dieser Waffen und die Herabsetzung des Heeres auf 100 000 Mann nun gestalten soll. Reichskanzler Fehrenbach betonte darauf sehr ausführlich in lebhaften Darlegungen die Schwie rigkeiten der Aufstellung eines weiteren Planes. Er machte auch darauf aufmerksam, dah die Wicdergutmachungsforderungen der Alliierten von dem Bestehen einer genügend großen Wehr macht in Deutschland abhängig seien. In schar fer Weste erwiderte Lloyd George, dyh die Alliierten klare Taten und Ziffern sehen wollten; die Konferenz von Spa hätte sonst keinen Zweck mehr. Minister Dr. Simons erwiderte sofort, daß wir nach Lage der Dinge nicht hätten an nehmen können, dah die militärischen Fragen an erster Stelle in Spa besprochen werden würden. Es sei zweifelhaft, ob wir bis Mittwoch vormit tag in der Lage sein würden, bestimmte Pläne vorzulegen. Lloyd George erwiderte, man werde uns genügend Zeit lassen, und Minister präsident de la Croir setzte hierauf die nächste Sitzung auf Mittwoch nachmittag ^4 Uhr an. Mn W klsle SIM l» AM «m Montag seien noch folgende Einzelheiten nach getragen: Nach der Festsetzung der Tagesordnung hielt der belgische Ministerpräsident de la Croir «ine kleine Ansprache. Im Hinblick aus die Nole der Alliierten an die deutsche Regierung glaubte er, daß Zeit genug vergangen sei, nm »ine präzise Antwort über die D u r ch f ü h- rung der militärischen Vervflich- 1 ungcn von Deutschland zu erhalten. Man wolle nicht auf technische Einzelheiten eingehen, sondern nur einen allgemeinen Ueberblick erhal ten Darauf antwortete F e h r e n b a ch in deut scher Spräche, was von französischen und eng lischen Dolmetschern übersetzt wurde. Was die militärischen Fragen beireffe, so seien sie von den deutschen wirtschaftlichen Fragen untrennbar. Er 'elbst sei erst kurze Zeit im Amte und müsse daher die Beantwortung dieser Frage des Mini ¬ ster des Aeußern überlassen. Was die technischen Einzelheiten angehe, so werde die Ankunst des R e i ch s w e h r mi N isst e r s forme des i Gene rals von Seeckt am Dienstag erwartet. Bei den Alliierten gab sich lebhafte Bewegung kund, daß der Reichswehrminifter noch nicht zur Stelle war. Lloyd George sagte, man würde die Aus- sütrungen des Ministers des Aeutzcrn gern hören, doch auch in den anderen Ländern sei es so geregelt, dah der verantwortliche Minister sein Ressort selbst vertrete. Auf Anfrage von de la Croir, wann der Reichswehrminister jn Spa eintreffe, konnte deutscherseits geantwortet wer den: Frühestens Dienstag mittag zwischen 1 und 2 Uhr. — Daran schloh sich eine intime Aus sprache zwischen Lloyd George, Mille rand und de laCroir mit dem Ergebnis. daß de la Croir dir Sitzung vertagte, bis der Neichswehrminister eingetroffen ist. Kurz nach 12 Uhr waren die deutschen Delegierten im Hotel. MDer Minister des Neuster«» SimouS empfing die Pressevertreter und schilderte den Ver lauf der Sitzung äußerst gewandt, aber mit tie fem Ernst. Sein Eindruck ist allem Anschein nach nicht direkt ungünstig. Er schloh, er fei nicht optimistisch, aber auch nicht hoffnungslos. Besonderes Gewicht scheint der Minister aus die Wiedergutmachung zu legen. Die ver wüsteten Gebiete seien eine offene Wunde Frank- reichs, deren Anblick das Ende oder wenigstens eine Abschwächung des Hasses verhindern müsse. Größeren Wert mißt er der Besprechung der Frage zwischen deutschen und französischen Sach verständigen bei. Es scheint, daß Simons mit feinen großen industriellen Erfahrungen sich be reits ein bestimmtes Programm für den Wieder ausbau gebildet hat. In persönliche Berührung mir der Gegenseite sind die deutschen Delegierten noch nicht getreten außer mit de la Croir, der sie bei der Ankunft begrüßte. Es wird aber nicht bezweifelt, daß auf der Gegenseite jetzt ernste Ab- sicht zum Verhandeln besteht. Deutscherseits wird es an einem Entgegenkommen bis zur äußersten Grenze nicht fehlen Nur dür fen nicht schon bei der militärischen Frage schwere, den Fortgang der Verhandlungen beeinträch tigende oder gar hindernde Komplikationen- ent stehen. Deutschland wird zwar Entgegenkommen zeigen, aber Schutz derwirtschaft- lichen Arbeit ist die Voraussetzung für alle Leistungen und für unsere ganze Lebensfähigkeit. Fehrenbach über die Verhandlungen Der Reichskanzler empfing am Mon tag nachmittag in seiner Villa Sorbiers Vertre ter der deutschen und der fremden Presse. Jn sei ner Ansprache an die Deutschen bezog sich der Re'chskanzler auf seine letzte Neichstagsrede und ergänzte seine Kojnserenzafussprache dahin, daß wir die Möglichkeit kontradiktorischer Verhandlungen inil Genugtuung begrüßten. „Wir sind bereit, m den Grenzen des Möglichen die Versailler Ver- vstichumgen pünktlich zu erfüllen." Er betonte aber scharf das Wort „in den Grenzen des Möglichen". „Unmögliches unterschrei ben wir nicht! Das ehrliche Wort soll ehrlich ge halten werden. Unsere LMungs! ähigkeit hängt von Ruhr, Ordnung und Arbeilsfreudigkcit des deutschen Volkes ab. Diese wiederum von der Verbesserung der Ernährungs- und Arbeitsmög- lichstpeti, Nahrungsmittel und Rohstoffe. Wir sind bereit, unsere Bücher aufzudecken zur unge- schmintten Darlegung aller Verhältnisse." Der Kanzler schilderte den schon bekannten äußerlich gänzlich unfeierlichen Konfevenzvcrlauf. Es gab. da wir nun niit den Alliierten an dem gleichen Tische saßen, nichts Verletzendes, sondern nm rein geschäftsmäßige Behandlung der Dinge. Die militärischen Beratungen werden beginnen können, wenn wir den Alliierten Mitteilen können, daß Minister Gehler und General Seeckt cinge- troffen sind. Wir erwarten eingehende Verhand lungen sowohl in der Konferenz wie durch die Zusammenkünfte der Sachverständigen. Dr. Melchior traf am Montag nachmittag hier ein, gleichzeitig Professor^B o n n. Die Entwaffnung. „Matin" meldet aus Spa: In den Beratun gen am Dienstag zeigte sich ein ziemlicher Widerstand der Alliierten gegen die von Deutschland gewünschte Belassung der Heeres- stärke von 200 000 Mann. Außer dem Eut- ac'yicn des Marschall Foch soll noch ein weiteres Gutachten von englischer Seite eingefordert wer den, das vor Donnerstag nicht in Spa vorliegen kann. „Deutsche Teilzugeständniffe". „Echo de Paris" meldet: Die TeiI z u g e- st ä n d n i s s e d e r Deutschen in Spa haben Sonderberatungen der AlWerten notwendig ge macht. Sowohl am Montag als auch am Dienstag fanden Besprechungen zwischen Lloyd George, Millerand und de la Croir nach Schluß der offiziellen Sitzung statt. Es verlautet, dah die bisherigen Zugeständnisse der Deutschen in ihrer bisherigen Form noch nicht genügend sind. Einigung auf alle Fälle Die zahlreichen Berufungen hervorragender Männer des öffentlichen Lebens lassen nach den Pariser Blättern den Schluß zu, daß man u n- bedingt zu einer Einigung in Spa konimen will. „Haoas" meldet: Die Mitglieder des Obe r- sten Kriegsrates sind am Dienstag nach Spa berufen worden. Am Mittwoch findet eine Sitzung des Kriegsrates statt, die zu den beson deren Anträgen der Deutschen Stellung zu neh- men hat. Das deutsche Aufgebot. Die in Berlin zurückgebliebenen Mitglieder des deutschen Handels und der Industrie reisen am Donnerstag nach Spa; durch den Reichskanzler sind 9 Sachverständige nach Apa berufen worden. Eine Unterredung zwischen Millerand und Stinnes Einer Meldung des „Malin" aus Spa zu folge empfing Millerand am Sonntag in der französischen Botschaft zu Brüssel Hugo Stinnes, der eigens aus Köln herüberge kommen war. Die Besprechung soll lange ge dauert haben. Stinnes legte Millerand seine Ansichten über die W i e d er h e r st e l l u n g Europas und den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete Nords rank- reichs dar. Milleranld machte mehrere Ein wendungen, soll sich aber für das System der internationalen Zusammenarbeit, welches Sün nes vorschlug, sehr interessiert haben. Deutschland verlangt ständige Vertretung. Nach einer Meldung des „Züricher Anzeigers." aus Spa befindet sich unter den Anträgen der Deutschen das Verlangen nach ständiger Z u zieungdeutscher Vertreter zu den Beschlüssen der Alliierten über die Auslegung des Versailler Vertrages. Spa und Brüssel. Die Nachrichten aus Spa werden, wie die „Neue Züriä)er Zeitung" aus Paris meldet, in Frankrerch mit großer UngesssuLd erwartet. Die pessimistische Auffassung nehme in dem Maße überhand, wie die deutschen Delegierten ihre In terviews vervielfachen. Die Erklärungen des deut- schen Außenministers Simons, wonach Deutschland die Losung der finanziellen Pro bleme von der oberschlesischen Frage abhängig machen wolle, Hütten in Paris großes Aufsehen bcrvorgerufen. Anderseits meldet der nach Spa gereiste Berliner Korrespondent der „Neuen Züri cher Zeitung", der Geist «der Erklärungen, die. Außenminister Dr. Simons gegenüber den Jour nalisten abgegeben hat, hätte einen ausgezeich neten Eindruck gemacht. Der Chef der englischen' Mission in Berlin beiome gegenüber dem ge. nannten Korrespondenten, daß man den guten Willen der deutschen Negierung nicht leugnen könne. Wie der Korrespondent hörte, äußerte sich Lloyd George dahin, die Konferenz werde zehn Tage dauern. Diese Aeußerung war gegen ge- wisse der Konferenz ungünstige Tendenzen ge- richiet. Die Nervosität der Pariser P resse ist unleugbar. Trotz allen Dementis steht es fest und geht besonders aus dem Brüs seler Bericht des „Temps" hervor, daß di« Brüsseler Konferenz im allgemeinen ziemlich verstimmend gewirkt hat. Man war äußerst überrascht, daß die Konferenz anr Sonnabend abend plötzlich endigte, ohne zu einem wirkliäxn Beschluß gekommen zu sein. Lloyd George verließ plötzlich gegen 6 Uhr den Konferenzsaal als einziger Kon erenMlnehmer. Da ihm kein anderer Delegierter folgte, glaubte man, die Konferenz sei nur aufgeschoben, aber Lloyd Eeorge kehrte nicht zurück, und nach einer Vier telstunde kamen auch die übrigen Delegierten her aus und meldeten, daß die Konferenz zu Ende ici. Das „Journal" bejtäügt den äußerst heftigenTon, den die Besprechungen in Brüssel angenommen hatten. Besonders scheint er ^ermltert zu haben, daß Lloyd George den tat sächlichen Wert der den Alliierten von Serbien geleisteten Dienste etwas in Zweifel zog. Lloyd George scheint im übrigen fast als einziger die Stimme der Vernunft zu Gehör gebracht zu hoben, so z. B. in der Kohlensrage.' Nach dem „E cho de Pari s'' hatten die Sachverständigen der Wiedergutmachungskommiffion ein höchst ver wickeltes Kontrollsystem vorgeschlagen, um die deutsche Kohle zu bekommen. Deutschland hätte eme: ganzen Brigade von Beobachtern ausge- lisfert werden sollen, deren Aufgabe es gewesen wäre, die deutschen Kvhlenkommissare zu über wachen. Dagegen machte Lloyd George Einwen dungen, da ihm eine derartige Kontrolle als ein« höchst erbitternde Maßnahme erschien. Er erklärt, er würde eine andere Sanktion vorziehen, wor auf eine neue Debatte begann und man schließ- i:ch ohne Ergebnis aupunanderging. Man einigt« sich am Ende nur darauf, daß die Alliierten in der Kohlenlieferung ein Vorzugsrecht vor den Neutralen genießen sollten Dieselbe Angst hat die französische Presse nach wie vor vor wirklichen Verhandlungen, weil da- durch der ganze Vertrag von Ver sailles in Frage ge st eilt würde. Be- sonders aufgeregt zeigen sich gewisse Zeitungen und an ihrer Spitze der „Tenips" über die letz ten, den Alliierten überreichten deutschen Doku- n eme. ' - Selchslap. Berlin, 6. Juli. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. Abg. Hoch (Soz.): Ein Zemrumsabgeord- neter hat im Unterausschuß für Handel und Ge werbe im Jahre 1917 erklärt, daß das Reich durch die Eisen- und Stahliudustrielleu um Hun derte von Millionen geschädigt worden sei; ob wohl diese sich geweigert hätten, die verlangten Selbslkostennachweise vorzulegen, habe ihnen die Kriegsrohstoffgesellschast stets höhere Preise be- willigt. Ministerialdirektor Mäder erwidert, die Vorgänge seien der Regierung bekannt. Eine Denkschrift sei darüber dem Parlament zugegan gen und außerdem ist den Interessenten Einsichc in die Akten des Untersuchungsausschusses ge taktet worden. Abg. Deglerk (Deutschnatl.) fragt, wes- salb die Mineralölversorgungsgesellschaft noch 900,50 Mark für 100 Kilogramm Benzin ver lange, während amerikanisches Benzin zum Preise von 2,75 Mark für das Kilogramm in Ham burg zu haben sei. Ern Regierungskommissar er widert, der Preis entsprech« im allgemeinen dem Weltmarktpreis.