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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Huvzemm, LichteusteiusEalluberg, und inj den Ortschaften der nockficlutn Clcndeso«iSbczirke: Altstadt-Waldenburg, BrLunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Reinse, Rochsburg, Rußdorf, K-mspmch-r »r. 9. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 51. Freitag, den 2. März 1800. amtlich in Abrede Staaten von Nord- Antillen-BesitzeS der Petitionscommisfion dem Reichskanzler als Material zu überweisen. Ladysmith entsetzt. Holland. Die holländische Regierung läßt stellen, daß sie mit den Vereinigten amerika wegen Veräußerung ihres in Verhandlungen getreten sei. Afrika. Berichte über thatsächliche Kriegsereignisse im Oranje- sreistaat nach der Waffenstreckung des Generals Cronje liegen nicht vor. Die Angabe, daß die Caoallerie-Divifio« des Generals French bereits aus dem Vormarsche nach Bloemfontein sei und Präsident Steijn den Präsidenten Krüger um schleunigste Hilfescndung ersucht habe, ist bisher nicht bestätigt worden. Die Engländer befinden sich freilich nicht weit von Bloemfontein entfernt, aber nach den Kämpfen mit Cronje, die doch auch für sie große Verluste zur Folge hatten, bedürfen sie der Ruhe zweifellos. Auch der Transport der kriegsgefangenen Buren nach Kapstadt beansprucht zeitraubende Thätigkeit. Man darf daher annehmen, daß Lord Roberts noch am südlichen Modderfluß-Ufer gegenüber KoodooSdrift weilt, auch General French dürfte eS mit dem Vormarsch nach Bloemfontein nicht so eilig haben. Daß diese Stadt den Engländern ohne besondere Schwierigkeit in die Hände fallen wird, sieht man allgemein als feststehende Thatsache an. Ganz anders steht es dann allerdings mit dem Vormarsch der Engländer nach Pretoria. In Natal erringen die Buren inzwischen über General Buller Sieg auf Sieg und sind nicht weit davon ent fernt, die Armee dieses britischen Pechvogels, namentlich aber das Osfiziercorps desselben gänzlich aufzureiben. In der ununterbrochenen Kette der zwischen den Bullerschen Truppen und den Buren gelieferten Gefechte sind die Niederlagen der Engländer nördlich von Colenso bei PieterS Hill besonders hervorzuheben. Englische Füsiliere eröffneten dort unter Führung des General« Hart am Freitag voriger Woche einen Angriff auf die Buren, erstürmten steile Berghöhen und rückten "bis auf einige hundert Meter an sie Stellungen des Feindes heran. Dort aber wurden sie von einem Hagel von Geschossen empfangen, durch den die Compagnien der JnniSkcllingS- Füsiliere fast vollständig vernichtet wurden. Jeder Mann dieser Compagnien, der sich auS seiner Deckung hinter einem Baum oder Felsenvorsprung hcrauSwagte, wurde niedergestreckt, ohne die Möglichkeit zu gewinnen, seiner seits einen Schuß abzugeben. Von siebzehn Offizieren fielen 14. Am Sonnabend darauf wurden die Kämpfe fortgesetzt, die für die Engländer gleichermaßen verlust reich blieben. Am Sonntag fand ein Waffenstillstand statt, um die beiderseitigen Todtrn zu beerdigen. Nach dem Ablauf dieses Waffenstillstandes fitzten die Buren ihre Kämpfe fort und erklärten gleichzeitig, daß sie an eine Aufgabe der Belagerung von Ladysmith garnicht dächten. Trotzdem werden sie Natal jetzt bereits bis auf dessen nördlichen Theil geräumt haben, da fie dem vordringenden Roberts einen Damm bei dessen Vormarsch nach Pretoria entgegensetzen müssen. Unter den Afrikandern des Kaplandes und vereinzelt auch unter den Oranjefreistaatlern macht sich nach der Kapitulation CronjeS eine wachsende Bewegung auf Herbeiführung eines schleunigen Friedensschlusses bemerkbar. Man glaubt in diesen Kreisen, die Annektion der Freistaaten könne noch verhütet werden, wenn Prä- ident Krüger den Widerstand jetzt aufgebe und um Frieden nachsuche. Britische und andere ausländische *WÄLe-aLrtrz, 1- März 1900. General Cronjes Waffenstreckung hat in der ganze« civilisirten Welt die lebhaften Sympathien für die Buren und ihre gute Sache recht deutlich zum Ausdruck ge bracht. Was wird nun werden? lautete überall die angsterfüllte Frage. Nachdem aber der erste Schrecken überwunden war und die kritische Prüfung des Ereig. nisses von Koodoos-Drist vorgenommen wurde, da hell te« sich die besorgten Mienen wieder auf und die Hoff nung, daß doch noch nicht alles verloren ist, vermochte wieder Boden zu gewinnen. Bezeichnend ist cS, daß auch die englischen Blätter fast ohne Ausnahme ihre An sicht dahin aussprechen, daß trotz der Kapitulation Cronjes der Krieg noch keineswegs als beendet anzusehen, baß vielmehr bei der den Buren eigenen Zähigkeit noch recht blutige Gefechte zu erwarten seien. Wie diese sich ge- stalten werden, läßt sich heute natürlich noch nicht sagen; es ist aber wohl anzunehmen, daß fie sich im südlichen Transvaal und im nordwestlichen Natal abspielen wer den. Bloemfontein, die Hauptstadt des OranjefreistaatS, wird kaum zu halten sein, ebenso dürste die Belagerung von Ladysmith aufgegeben und dahin gearbeitet werden, eine einhritliche aus der Gesammtheit der waffenfähigen Buren gebildete Phalanx den nach Norden vordringen den Engländern entgegenzustellen. Da die natürliche Beschaffenheit des südlichen Transvaal eine der defensiven Kllegsweise der Buren besonders günstige ist, so wird die ^berung Pretorias, die doch erst das Ende des Krieges Isländer« noch große, ja viel» stellen bberwwdliche Schwierigkeiten cntgrgen- Der Krieg kann also über -men vorausfichtltchen Ausgang find die Meinungen ge- theilfi So lange aber der nicht geschloffen und tue Fnedensbedmgungcn erfüllt sind, so lange befindet sich General Cronje mrt semen Offizieren und Soldaten m Kriegsgefangenschaft. Lord Roberts hat dem General Cronje, als dieser sich 'M bedingungslos auSliefcrte, gute Behandlung zugefichert und »hm auch die Gewäh- rung des Wunsches, seine Frau, seinen Adjutanten «nd seinen Privatsecretär auch in der Gefangenschaft um sich haben zu dürfen, in Aussicht gestellt. Um den „Löwen von Transvaal" die Gewähr zu bieten, daß diesen Zu sagen gemäß gehandelt werden würde, ordnete Lord Roberts an, daß General Cronje von emem General major begleitet würde. Heute oder morgen trifft der Gefangenentransport in Kapstadt ein; dem Ermessen der englische« Regierung steht es zu, den gefangenen Buren- general in der Hauptstadt des KaplandeS zu belassen oder ihn an einem beliebigen anderen festen Platze un Be reiche der britischen Krone zu interniren. Unter starker Bedeckung sind auch die übrigen kriegs gefangenen Buren, deren Zahl sich jedoch ganz gegen me hochgespannten Erwartungen der Engländer aus noch nicht 4000 beläuft, nach Kapstadt befördert worden. Da Lord Roberts über 40,000 Mann verfügte, so hat er die Capitulation CronjeS gerade mit zehnfacher Uebermacht erreicht; nn Heldenstück ist das nicht. Auch die Aus« beute deS Lagers von Koodoos-Drist war nur ein« ge ringe, cs fielen dem Lord Roberts im Ganzen nur 6 Geschütze in die Hand. Die große Mehrzahl der Ge schütze scheint Cronje auf den Grund des Modderflusses versenkt zu haben, fo daß sie seinen Landsleuten mög licherweise doch noch unverloren find. Auch von der Witteruagsbericht, ausgenommen am 1. März, «achm. 4 Uhr. Barometerstand 760 MW. redueirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstand — 1" 6 (Morgens 8 Uhr — 2,r" 0.) Feuchtigkeitsgehalt d« Luft nach Lambrechts Polymeter 57"/». Thanpnnkt — 9 Grad. Windrichtung: Nordost. Daher Witterungsavsfichteu sür den 2. März: Wechselnde Bewölkung bis halbheiter. Mannschaft Cronjes, die sich im Ganzen auf mehr als 10,000 Mann bezifferte, hat sich der größere Theil in Sicherheit zu bringen vermocht. Unter den gefangenen Burenoffiziercn befindet fich der Commandant der Artillerie des OranjefreistaatS, Major Albrecht, der bekanntlich aus der deutschen Artillerie hervorgegangen ist. Die Verluste der Engländer bei Koodoos-Drift werden vom Londoner KriegSamt auf 740 Todte und Verwundete angegeben. Der besiegte Cronje kann alfo für seine Landsleute doch noch den Sieg vorbereitet haben, da es ihm durch seine über jedes Lob erhobene Tapferkeit und Kriegstaktik ge lungen ist, die Streitmacht des Generals Roberts ganz empfindlich z« schwächen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die kaiserliche Familie machte Dienstag Nach mittag einen Ausflug nach dem Jagdschloß Grunewald. Mittwoch Vormittag besuchten beide Majestäten die Ge mälde-Ausstellung des Pros. Knaus und hierauf die Bildhauerwerkstatt von Prof. R. Begas. Später empfing der Kaiser den Herzog von Ratibor in Sachen der Er richtung einer technischen Hochschule in Breslau. Dem Prinzen Heinrich von Preußen ist vom Kaiser ein Erholungsurlaub von einem halben Jahre bewilligt worden. Zur geplanten Waarenhaussteuer in Preußen wird berichtet: Ein große» Berliner Waarenhaus hat seine Fabrikanten durch Rundschreiben zur Gewährung von 2 Proc. Umsatzvergütung ausgefoidcrt. Und ebenso ist von Inhabern der größten Waarenhäuser die Absicht ausgesprochen worden, um die Steuer aufzubringen, die Geyälter ihrer Angestellten zu kürzen. Auch das wird die Commission des Abgeordnetenhauses zu berücksichtigen haben. Dir socialdemokratische ReichstagSfraction ist durch die Wahl in Aschersleben um einen Mann schwäch« ge worden, da der wiederaufgestellte focialdemokratische Canditat Schmidt seinem Gegencandidaten, dem nationalliberalen Placke unterlegen ist. Das social demokratische Centralorgan ist über diesen von ihm nicht erwarteten Wahlausgang ganz außer dem Häusche« und läßt seinen Unmuth an den freisinnigen Parteien aus, die doch sür den Socialdemokraten hätten eintreten müssen, wie fie es bei der Stichwahl im Jahre 1898 hätten thun müssen. Die Zeiten ändern fich aber und die Aschersleben« Wahl giebt einen Vorgeschmack davon, wie Neuwahlen nach einer Reichstagsauflösung ausfallcn würden. Die Budgetcommission des Reichstags hat den Etat des Auswärtigen Amts in einer einzigen Sitzung erledigt. An Einzelheiten aus der Debatte ist nur zu erwähnen, daß Graf Bülow auf eine bezügliche Anfrage erklärte, daß die Angelegenheit der Landconcessionen, die in den Colonien gewährt worden, zur Zeit dem Ressort des Reichskanzlers zugehöre. Eine Nothwendigkeit zur Errichtung deutscher Handelskammern im Auslande, so erklärte der Staatssekretär weiter, haben die darüber angestellten Erhebungen nicht erwiesen. Dagegen sei es Thatsache, daß andere Länder mit gleichen Einrichtungen schlechte Erfahrungen gemacht hätten. Die Ansätze des EtatS wurden darauf fämmtlich unverändert bewilligt. Am heutigen Donnerstag beräth die Budgetcommission den Etat der Zölle und Verbrauchssteuern. Im Reichstage hat der Abg. Or. Oertel (Bund der Landwirthe) den Antrag gestellt, die Petition um Wieder einführung der Prügelstrafe entgegen dem Beschlusse