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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050414026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905041402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905041402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-04
- Tag 1905-04-14
-
Monat
1905-04
-
Jahr
1905
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Au kündiaunae» aut der Privaneite Üeür L Ltu : die rwaltiae Zetir autTer« tcile 60 Pta., als Vnaetandr Zeile U) Pia An Sluiuuicr« »ach Sann, und Keiena»e» i ioaluac lürundreük so Vt«. aut Plillatteike « Pta . Stvaliige Zeüe aut Lerlieite und a!» Emartaiidl so Pta. Auewltruae Aut. rraae nur aeaen VoraUtdejadluiig. Bcleadlalier werden inu tv Ps,. derechner. «ernlvrechanlchlub: «ml I Nr. U und Rr. 2«»L V—— U-2H 2» Ldkdli'Liriloma si-ttb" järp ° ^ E krsvilt-Lldums eto. k^dnlc c'eiuAnI I'seklmrum »» l'r»xvi> 8tr»88k 33. WW Iiur»ntei >,»n I ^ »» «eu nnn«. »»ei, »u»»it> I» Sl L^LI1sm»LLOlL-8SLkS. Rr. w4. e Rufs.-jap. Krieg. Neueste Drahtberichtc. Hofnachrichtcn. Llerstadtlichnng tei.Strabenbal,»cn,'Gcsnndheitsstand, l HD Mt«»-!! Gerichtsverhandlungen. Marokko. Rich,ers Kunstjalon, Wie Geschichte gemacht wird. ! R^» I Ter russisch-japanische Krieg. Der englische Kreuzer „Sntlcy" ist, wie bereits in einem Teile der Morgenausgabe niitgcteilt, in Singnpore angctöinmcn und meldet, daß er die russische Flotte, ciuschließlich 7 Schlachtschiffe, gestern bei Tagesanbruch nordwärts steuernd ge sehen habe. Der „Daich Telegraph- meldet aus Singajwre: Die Stelle, wo der hier augekommene eugiiiche Dampfer „isnlley" die nord wärts steuernden russiichen Kriegsschiffe passierte, war etwa 554) Meilen nordöstlich von Singnpore. Demseibe» Blatt wird aus Tokio telegraphiert: Die Japaner sind begierig darauf, der russischen Flotte eine entscheidende Schlacht zu liefern. Die geiamle schwere Armierung der japanischen Schlacht schiffe ist erneuert worden. Wenn es a» der Zelt ist, wird man Togo nicht weit von Formosa oder den Pescadorcsinseln finden. Be, der Londoner Fondsbörse trat gestern ein Kursrückgang ein. Ter Premierminister, der Kriegs»!inisler und die CHM mehrerer Ministerinldepartemcnts hielten beute eine wichtige Sitzung ab. — Laut Meldung der „Daily Mail" ans Labuan sind dort Gerüchte im Umlauf, daß eine große Flotte südlich von Borneo gesichtet worden sei. In Labnan ankert der amerikaiiischc Kreuzer „Raleigh" und wartet auf Scgclordre. — Dem Marinc- departement z» Washington ist keine Bestätigung der an der Newyorkec Börie verbreiteten Gerüchte zngcgangen, wonach die Russen drei Schisse in einem Seegefecht mit den Japa ner» an der Küste von Java verloren haben sollen. — Die „Daily Mail" meldet aus Snrabaya (Java,: Eine Jacht mit zwei russischen Offiziere» an Bord, sowie vier Kvhlcndainpter, die in Batavia angekoinmen sind, bringen die anderweit nicht bestätigte Meldung, daß eine Seeschlacht sla ttgcfundcn hätte, in der die Russen die Japaner angegriffen und die letzteren vier Schisse verloren hätten. Wie verlautet, nehmen die Russen in Wladiwostok mit sechs Unterseebooten, die sämtlich im Auslande erbaut sind, Hebungen vor. Im Militärlrankenhansc von Hicroshima ist am 10. d. M. eine on a» der P e st gestorben. Ans verschiedenen Orten Japans Tokio untcr- Perjon werden 5 Pockcnsäk l e gemeldet. Es sollen daher m alle Personen unter 50 Jahren einer Schuppockcnimpfung zogen werden. Der Schanvlaff des angebliche» Zusainnienstoffes der russischen und javanischen Flotte. ker DoLoir» äff-i-/ t Arabien, !l n ü»)/cutürl> c tr Ti bei 6isn L>»m /Sv<»««r »Kwwrittu« — ...rf.e;... S clr e .. ... s.i.,1» 2^- ^ V c e s n ; i t Di« neuesten Meldungen lauten: A msterdam. Das „Handclsblad" bringt heute folgende Depesche aus Batavia: Tie Nachricht von einem Kampfe bei den Anambas-Jnseln wird nichtbestätigt. London. Eine Lloyddcpesche meldet aus Singnpore: Der Dampfer „Nubia" berichtet, er >ci am ll. April nnlcr 8 Grad nördlicher Breite und 108.55 Grad östlicher Länge an der russi schen Flotte vorbeigcsnhren. Diese habe aus 42 Schissen be standen und sei mit einer Schnelligkeit von 8 bis 10 Knoten in nord-nordöstlicher Richtung gefahren. Nacza > aki. Das Prijengcricht in Saseüo hat die Berufung gegen dre Beschlagnahme des nach Wladiwostok bcstimmt ge- weienen englischen Dampfers „ Oakley" verworfen. Neueste Trlihtmcldllilllcn vom 13. April. Tie Neise des Kaiscrvaares. Kors u. Gestern abend veranstaltete der Admiral des hier ankernden englischen 01 e i ch wade r s an Bord seines Flagg schiffes zu Ehren des Deutschen Kaisers und der griechischen Königstamilie ein großes Festmahl. Korfu. Gestern abend waren die Stadt und die Kriegsschiffe wiederum prächtig illuminiert. Bevor der Kaiser die Insel verließ, gab er seiner Freude über den ihm hier bereiteten Empfang und seiner Bewunderung für die Natnr- schönhest der Insel warmen Ausdruck. Nach 10 Uhr abends gingen die Kaiscrschisfc nnlcr lebhaften Abschicdsovationen der Bevölkerung und dem Salut der Kriegsschiffe nach Messina in See. Berlrn. iPriv.-Tel.I Die Berggesetzkommission des Abgeordnetenhauses setzte heute vormittag die Zweite Lesung der Vorlage über die Bcrgarbeiterverhältnissc bei der Frage der obligatorischen Arbeiterausschüsse fort. Di« obligatorischen Ärbciterausschusje wurden mit folgenden Ein schränkungen beschlossen: Die passive Wablsähigkeit erfordert eine vierjährige, die aktive Waihlsähigkeit eine zweijährige Arbeits zeit aus dem Werke, erstere außerdem ein Alter von 30 Jahren. Die Wahl erfolgt öffentlich sin erster Lejung war die geheime Wahl angenommen worden!. Kenntnis der deutschen Sprache ist für die passive Wahifähigkeit erforderlich. Die Kündigung oder Ablegung des Arbeiters wegen mangelhafter Förderung hat die dreimalige Bestrafung wegen mangelhafter Förderung m einem Monate zur Boraussetzung. Im übrigen beträgt die Höchststrafe für mangelhafte Förderung in einem Moyat 5 Mk. Angenommen wurden ferner die Anträge, welche eine politisch- agitatorische Tätigkeit der Ausschüsse verhindern, und Ausschüsse, sowie Ansschußmitgliedcr, welch« dem ent ge genbandeln, zu be seitigen bezwecken, sowie der vorgeschlagene Rechtsmittelweg und die Schaffung der Möglichkeit, den Arbcileraiisschuß unter Um- ständen auf die Dauer von höchstens drei Jahren zu beseitigen. Das Stimmverhältnis betrug in den wesentlichsten Punkten 15 : 13. Berlin. Ein Telegramm aus Aindbuk meldet: Rester Gustav Freudenreich, früher 147. Infanterie-Regiment, am 8. April iin Lazarett Lwakovmund an Tyvbns gestorben. Im Gefecht in der Gegend von Hnrnb am 21. März gefallen: Gefreiter Wilhelm Meyer, früher 14. Husaren-Rcgimeni. Leipzig. lPriv-Tel.> Heute nachmittag ereignete sich hier ein F a m i l i e n d r a m a. Ein in der Slernwarten- Straße wohnhafter Restaurateur namens Löser feuerte im Streite drei Schüsse ans seine Frau ab und verletzte diese lebensgefäkrlich. Der Täter ist flüchtig. Die Iran wurde nach dem Krankenhause gebracht. Köm. jPriv.^Tcl.) Zuverlässigen Meldungen aus dem Nuhrkoblenrevierc zufolge macht fick durch Eintritt der wärme ren Jahreszeit ein beträchtlicher Rückgang im Kohlen- abfatz bemerkbar, wodurch zahlreiche Feierschichten nötig und vielfach auch- Arbeiterlundigungen vorgcnmnmen wer- -den. Bon letzterer Maßregel werden namentlich die italieni scheu und polnischen Arbeiter betroffen. Die Äbflouung de) Kohlenmarktes hält übrigens die erneist einsetzende Bewegung zurück, die sich seit einiger Zeit in verschiedenen Kohlenbezirken infolge der seitens der Landtagskommission am Berggesetz oor- aenommeiiLli AenLcrunq bemerkbar machte. Für die nächsic Woche sind zahlreiche Versammlungen vorbereite»» in denen eine gemeinsame, an den Reichskanzler abzusendendc Petition be- ichlossen werden soll. Frankfurt a. M. Die „Franks. Atg." meldet aus Salo niki von gestern: In der Ortschaft Zagorikani im Kreise Kastoria fand heilte ein K a m p s zwischen einer starken griechischen Bande und Bulgaren statt. 30 Bulgaren sind gefallen. Ebcnw viel wurden von den Griechen als Geißeln sortgeschleppt. Eine zu Hilfe eilende bulgarische Bande wurde nicdergcmacht. Hamburg. Der staatliche Desinsektionsapparat hat die Ausräucherung des Dampfers „Desterro" und gleich zeitig die des Schuners „Alma Elisabeth", in den ein Teil der Ladung vom „Desterro" bereits gelöscht war, beendet. Darauf wurde „Desterro" morgens zur weiteren Entlöschung der Ladung freigegcben und nach Schuppen 43 am O'Swalb-Äai gebracht, wo die Entlöschung unter den bekannten Vorsichtsmaßregeln geschieht. B r e in e n. Unter der Firma „Bremer Dampserlinic Atlas" sG. ni. b. H.) ist hier eine neue Reederei mit 2"r Millio neu Kapital" ins Handelsregister eingetragen Wochen. Geschäfts führer ist Direktor Friedrich Bischof von der Dampsfchiffahrts- Gescllichnst „Argo". Thor». Ciiicr Mcchnng der „Thorner Zta." ans Schillnv zufolge ertranken bei Schnlitz aus der Weichsel s e chs Ar veiler beim Transport von Prahmen, die mit Kies beladen waren. , ^ Paris. Die Deputierte» Dcloncle, Jaurös. Archedeacvn und Hubert, die in der Depiitiertciikanmier Interpellationen über M ar"okko cingebracht haben, ließen sich in die Rednerliste für die Debatte über das Ministerium des Acnßcren eintragen, die voranssichtlich im Lause der nächsten Woche gelegentlich der Erör ternng der vom Senat am genannten Budget vorgenommenen Aendcrnngcn stattfinden wird. Paris. Tie Blätter melde» aus Thonon (Südufer des Genfer Sees, Departement Haute-Savoye». daß mehrere in der dortigen Umgebung begüterte donapartittisch gesinnte Adlige in die sogenannte B crs ch w ö ru n gs-A n ge leg enh ei t des Hanptniaiins Tamburini verwickelt gewesen seien oder doch min destens seine Pläne gekannt haben tollen. Die vom Bnrean de:- Herzogs von Orleans heraiisgcgebcne „Correspondencc Nationale" erklärt gegenüber den Bebanptnngen mehrerer Blätter, daß die royalistiiche Partei der Verschwörung vollständig fern stehe. Limoges. Unter den 'Arbeitern zweier hiesiger Porzellan sabrikcn ist eine bedenkliche Streikbewegung im Gange. Es heißt, daß sich im Falle eines Ansstandes die übrigen Fabriken mit den beiden betroffenen Fabriken solidarisch erklären werden Dadurch würden 20000 Arbeiter beschäftigungslos werden. Stockholm. Das Abschiedsgesuch des Ministerpräsidenten E. G. Bo ström wurde im heutigen Staatsrat bewilligt und Staatsrat I. O. Ramstedt zum interimistischen Minister präsidenten ernannt. Petersburg. Der „Westnik" meldet: Die in letzter Zeit verbreiteten Meldungen über das Anstauchen der Cholera an verschiedenen Punkten Rußlands werden amtlich für falsch erklärt Seit dem 24. Februar ist im ganzen Reiche kein Eholcraiall vor gekommen. Es sind nur eine Reihe Gouvernements für cholera bedroht erklärt worden. Petersburg. Wie die „Nowojc Wrcmia" ans Tula incl det, brach gestern nachmittag in einer dortigen Patronensablit Fcueraus, das auch ein Naphtha-Reservoir ergriff. Erst abends wurde der Brand lokalisiert. Konstantinopel. Bezüglich des Abschlusses der in Frankreich auszunehmenden Anleihe im Betrage von 00 Millionen Francs sind neue Schwierigkeiten entstanden. Der definitive Abschluß der Anleihe ist fraglich geworden, jedenfalls wird er sich verzögern. Kunst und Wissenschaft. ß* Das König l. Konservatorium zu Dresden hat wieder einen bemerkenswerten Erfotg zu verzeichnen. Frau K l e i n c r t - G e i d e l, die ihre musikalische Ausbildung an unserer hiesigen Mnsikhvchschule, Klasse Frau Pros. Orgcni, erhielt, würde für das König!. Hoftheater zu Dres den verpflichtet. 4* Das Könial. Hofschauspi^ l wird endgültigen Be stimniimgen nach den eigentlichen Schiller-Gedenktag <V. Mast mit einer Bolksvorftellung festlich begehen, die besonders glanzvoll geplant ist. Zur Ausführung kommen an diesem Abend das Demetrius-Fragment, das „Lied von der Glocke" in szenischer Darstellung, an der sich sämtliche Solisten des Königl. Hofschanspicts beteilige» werden, und Goethes „Epilog zu Schillers Glocke", den Irl. Ulrich als Klio spreche» wird. Hieraus werden die sämtlichen Dramen des Dichters nacheinander als Schiller-Zyklus mit eigenem Abonne ment gespielt. Neu einstudiert cischeint in dieser Reibe der „FieSco", den zum erstenmal Herr Wiccke spielen wird. Von der ursprünglich i» Aussicht genomniencn Neuinszenierung des Werkes nach Wiener Muster hat man abgesehen wegen der gaiiz enormen Kosten, die auf 40000 Mk. für dekorative und kostümelle Neuan schaffungen veranschlagt waren. 4 Zwei junge Dresdner Künstler: Walther Max Sachße. ein Bildhauer, und G »st a v Haenel, ein Maler, haben augen blicklich im Öberlichtsaale von Emil Richters Kimstsalon «Prager Straße) kollektiv ausgestellt. Von dem Maler, der seinen Kollegen von der anderen Faknität an künstlerischer Reife und technischer Fertigkeit übertrisft, soll zuerst die Rede sein. Gustav Hae » el ist Prell-Schüler, hat von seinem Meister die großzügige Art in der Auffassung und die zeichnerische Sicherheit überkommen, ein schönes Erbteil, mit dem er out z» wuchern verstanden. Ain wenigsten ist ihm das merkwürdigerweise auf dem Gebiete gelun gen, aus den, sein Lehrer so Bedeutendes vollbracht, aus dem fignren- reichen Historienbild. Seine mächtige Leinwand „Judith" ist trotz mancher geluiigenenEinzelheiten, sode> geschickten malerischenWieder- aabe der wechsewvllen Beleuchtung, des essektreiche» Zusanmienklaiiges der volltönigen Farben, keine meisterliche Leistung. Es fehlt dem Werke als Kunstleistung die Kraft der Ueberzeugmig, die Größe der Empfindung. Dieser Holofernes ist, um mit Hamlet zu reden, wirklich nur em „gemalter Wüterich", die „Judith" nichts mehr als eine schöne, zur Fülle neigende Jüdin, aber nicht die dämo nische Rächerin der beleidigten Ehre ihres Volkes. Vor allem ist die Haltung der Figuren durchaus theatralisch; zumal der baby lonische Feldherr drückt sein Entzücken über die schöne Judith in einer Weise aus, die absolut nichts echt Königliches an sich hat, sondem übel nach Kulisse schmeckt. Bei weitem natürlicher und ungezwungener gebe» sich die weniger anspruchsvoll auftretenden kleineren Figurenbilder des Künstlers, wie das „Am Fenster" und „Im Grünen", >a ganz ausgezeichnet ist Hacnei die „Modellpansc" geglückt, lianieistlich in der Wiedergabe der moinciitanen Be wegung. Eindrucksvoller als die Fignrciibildcr sind die Land schaften des Künstlers, Impressionen von kraftvolle», Farbcn- vortrag, die der jeweiligen Natnrsliiimmng mit einer gewisse» Energie nachgehen, mit starker Betonung des koloristisch Reiz vollen. In dieser Hinsicht sind die Ansichten von „Großsedlitz", die „Hcrbstsoiiiic", „Wakesicldstrcet" und die ans die rein farbige Jinpression ausgehende „Zirknsprobe" wohl als die gelungensten Leistungen hervvrzuhcben. Die stärksten Eindrücke hintcrläßt Hacnel, wenigstens nach dieser Kollektiv-Ausstellung, die übrigens recht gut eine schärfere Sichtung des Studien- und Skizzen materials vertragen hätte, vorläufig als Porträtist. Als solcher kommt ihm sein vornehmer Farbcngeschinack und sein zeichnerisches Können in einer höchst erfreulichen Weise beim Erzielen »»mittelbarer Wirkungen gut zu Hilfe. Besonders gilt das von den drei Damcn- bildnissen, die sämtlich a»f einen gedampften, vornehmen Ton. auf eine seine, geschlossene Harmonie abgeslinnnt sind und zugleich eine Liebenswürdigkeit der Darstellung atmen, die bei dem jetzt Mode werdenden Bestreben, zunächst und fast nur ans eine möglichst eindring liche Charakteristik der zu porträtierenden Persönlichkeit anszu- aehen, doppelt hoch eiiiziischätzen ist. Daß Haenel auch dielen Anforderungen gerecht zu werden versteht, beweisen seine Herren bildnisse, vielleicht mit Ausnahme des Konterfeis des Obersten v. K., bei dem der Künstler durch den Duktus des RcpräjeiitationS- gemäldcs im Heransholen stärkerer Effekte einigerinaßen gebun den war. Von großer Energie in der Charakteristik ist dagegen das Bild des Herrn im roten Neitfrack, vor dem einem das Gefühl einer zwingenden Aehnlichkeit mit dem Original nberkommt. Wes in allem darf der Künstler jedenfalls mit dem Erfolg seiner Sonderausstcllnng sehr zufrieden sein: sie hat zum mindesten den Beweis erbracht, daß man mit ihm als einem der jüngeren Drcsd ner Talente für die Zukunft bestimmt rechnen kann. — Noch »ich! ganz so weit ist W a l th e r M ax S a ch ße, der erst unlängst den Offizicrsdegen mit dem Modellierholz vertauscht hat. Seine ohne Frage beträchtliche Begabung, die, getragen von anßewrdeni sichern Fleiß, vor hohen Ziele» nicht zuruckschrccki, kann sich lest, »sich noch nicht frei genug bewegen. Der Künstler beherrscht die Materie bislang nicht sicher genug, um das. was er will, r» einer persönlichen Art zu jagen. So bleibe» seine an und für sich guten Ideen vorläufig entweder zu sehr in der Skizze stecken oder koinmcn in einer gar zu glatten Weise znni äußere» Ausdruck. Bisweilen ist auch die Abhängigkeit von dem oder jenem großen Vvrbildc allzu deutlich fühlbar, wie denn den, ganzen Schaffen von Sachße vor der Hand noch die überzeugende Originalität fehlt. Immerhin versprechen auch die Arbeiten, die dieser Vor wurf am meisten trifft, wie die „Flößer", die „Arbeit" re.. Erheb lichcs füi die Zukunft des Künstlers. Am stärksten interessiert Sacht;, einstweilen als Porträtist. Namentlich die feine Büste seiner Frau und das Porträt von Miß R. dürfen hier als gelnngciic Arbeiten mit Nachdruck heworgehobcn werden. Auch das Selbstporträ! und das Relief des bekannte» Orgclvirlnose» A. Sitlard verdienen wegen eines gewissen Schwunges in der Auffassung lobende Her vorhebung. — Bei dieser Gelegenheit soll gleich mit die aus 22 Nnmmem bestehende Kollektiv-Ausstellung des Bildhauers Fritz Kretzschmar erwähnt werden, die angcnblicklich bei A. R. Ufer tViktoriaha»s> zu sehen ist. Bon den Plastiken, die wohl i» der Hauptsache schon an anderer Stelle zu sehen waren, dürfen namentlich wieder die ausgezeichneten Ticrsmcke mit Aner kenmmg und Freude erwähnt werden. In ihnen bekundet sich das Talent des fleißigen Künstlers, von dem u. a. die großen Reliefs ani Stadttheatcr zu Planen i. B. herrnhrcn, am sichersten und originellste», so daß einzelne dieser reizvolle» Werke der Kleinplastik sicher Liebhaber finden werden. —ü. 4 Seit Anfang dieses Jahres erscheint in St. Petersburg eine neue illustrierte Kunst,zeitichrrst in russischer Sprache unter dem Titel „Teatralnaja Rvsfij a". Wöchentlich werden zwei Hefte ausgegeöen, von denen eins dem Theater, das andere der Musik gewidmet ist. 'Als Herausgeber und Redakteur zeichnet I. M. Knorofowski. Es dürfte interessieren» daß die neue Zeit- s.) Tr U!« H V'S
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