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Uxpes ». Rrdaktt«, rresde«'Ar»fta»t L Mehrer »afie < vte Zettimg erscheint Dieufta^ -»»»erst», m»» e«»»a»«»» >H»»e»e»1*- Preis: «rttrljLW »t. 1^0. A» betiehen durch hie kaiserliche» Post, schalte» and durch unsere Boten. Pet freier Lieferung »4 Haus erhebt di« Post noch eine Ge» hüdr von stk Pfg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. ArntShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Anserate werben bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: »ielspaltLeilelbPfg. Unter Eingesandt: SV Pfg. Jus-rate«» Unuahmesttleu: Die Arnoldisch« Buchhandlung, Invaliden dank, Hassenstein LLogler, Rudolf Moste, V. L. Daube « La, in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berti», Frankfurt a/M. u. s. w. H Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr»««« Müller in Dre-den. Wr. 118. Dienstag, den K Oktober 1885. 47. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche Reich. Durch die human« Idee, welche ja unleugbar dem heut' zu Tage so vielfach ge brauchten Schlagworte „Schutz den arbeitenden Klaffen!" zu Grunde liegt, lassen sich Viele verleiten, auf diesem Gebiete der socialen und wirthschaftlichen Gesetzgebung Forderungen zu erheben, welche sich bei nüchterner Ueberlegung als entschieden zu weitgehend erweisen. Zu dieser Grkenntniß gelangt nunmehr auch die „Nordd. Allg. Ztg", welche bislang bekanntlich d«S oben er wähnte Schlagwort mit ganz besonderer Vorlieb« im Munde führte und zwar ist eS in erster Linie daS Ver langen der Socialdemokraten, eS möge auf gesetzlichem Wege die Kinderarbeit verboten werden, welches daS Leiborgan deS Fürsten BiSmarck als gänzlich unerfüll bar bekämpft. Behufs Motivirung dieser seiner Unsicht beruft sich daS Blatt auf einen Artikel der „StaatSbürger- Zeitung", in dem eS u. A. heißt: „Wir find gewiß die letzten, welche die Ueberanstrengung der Kinder in Fabriken rc. befürworten möchten, aber wir müssen auf der anderen Seite znm Mindesten verlangen, daß die jenigen, welche in Arbeiterversammlungen über diese- Thema sprechen, die Verhältnisse genau kennen, damit eine ernste Sache nicht in lächerlichen Phrasen auS- klinge. Veranlassung zu diesen Betrachtungen hat unS die Di-kussion in einer jüngst in Berlin abgehaltenen Ver sammlung der „Ehristlich-Socialen" gegeben, bei welcher Gelegenheit feiten- d«S EigarrenarbeiterS LaSke den Gutsbesitzern daraus rin Vorwurf gemacht wurde, daß sie Kinder bei der Kartoffelernte verwendeten. Jawohl, die Kinder auf dem Lande helfen bei der Kartoffelernte, wo eS der Heranziehung aller Kräfte bedarf, fleißig mit. Aber waS schadet denn das? Verlangt Herr LaSke etwa, daß die Kinder mit müßigen Händen zusehen sollen, wenn sich die Aeltern ihrethalben quälen? Vater und Mutter in der Kartoffelernte, während die Kinder, die für diese Arbeit vollkommen verwendbar sind, neben bei den Drachen steigen lassen, da ja die Schule wäh rend dieser Zeit geschloffen ist — daS wäre den« doch die verkehrteste Wirthschaft, die sich denken läßt. „Di« armen Kinder!" — daS ist ja eine so überaus dankbare Phrase, warum sollte sie nicht in einer Ber liner Versammlung wirken, in welcher die Zahl der jenigen, welche etwas von der Landwirthschaft verstehen, gttvöhnlich nur eine sehr geringe ist. Man hat ja schon mit Erfolg behufS Anschaffung von wollenen ktrümpsen für die armen Hottentvttenkinder Sammlungen veranstaltet, warum soll man denn nicht auch Mitleid für die „armen Kinder" unserer Landleute erwecken können, die — o, wie schrecklich! — Kartoffeln einsammeln müssen; denn auf dies Ginsammeln beschränkt sich die Arbeit der Kinder bei der Kartoffelernte. WaS würde LaSke beim Anblicke eingefrorener Kartoffel felder sagen, wenn man ihm dabei bemerkte, daS ist die Folge der schlechten Gesetzmacherei in Berlin, die unS verbietet, unsere Kinder mit zur Kartoffelernte heran zuziehen? WaS würde er dann weiter sagen, wenn er hungernden und frierenden Leuten begegnete, die Mangel an einem der Hauptnahrung-mittel, den Kartoffeln, leiden? Gin solcher Mangel aber würde eintreten, wenn die Landbesitzer in die Lage kämen, nicht die nothwendigen Kräfte zur Grnte zu haben. „Bete und arbeite!" — daS ist ein alter Spruch, den auch unsere Kinder nicht genug beherzigen können. LaSke mag doch nur unsere meist dem platten Lande entstammenden strammen und gerade gewachsenen Grenadiere fragen, ob sie ihre Jugend im Müßiggänge oder nicht vielmehr bei der Arbeit auf dem Felde verbracht haben. Die Leute sind kerngesund und haben in der Schule so viel gelernt, wie sie eben brauchen, wenn auch nicht so viel, um in Versammlungen daS große Wort zu führen. Gbensowenig, wie wir Freunde der Ueberanstrengung unserer Kinder in den Fabriken sind, würden wir die Ueberanstrengung derselben bei der Feldarbeit gutheißen können. Gine solche kommt aber selten und am allerwenigsten bei der Kartoffelernte vor. Im Uebrigen meinen wir, daß da- Ginwickeln unserer Kinder in Watte, wie es die modernen Huma nität-freunde auzustreben scheinen, der deutschen Er- ziehungSweise wenig entspricht. WaS nun aber gar unser« Ackerbau treibenden Landbewohner betrifft, so wissen diese sehr gut, wie weit sie ihre Kinder anstrengen können. Ihnen gegenüber kann sich LaSke jede Beleh rung, die auf nichts weiter als eine Bevormundung hinausläuft, ersparen. Und die Kinder unserer Land bewohner selber würden eS den Gesetzgebern in Berlin wenig Dank wissen, wenn sie durch dieselben vom Grntefelde verjagt würden." Kaiser Wilhelm empfing am Sonnabend im Schlosse zu Baden-Baden den von Berlin eingetroffenen türkischen Minister deS Auswärtigen, Said Pascha, welcher hierauf zur kaiserlichen Tafel gezogen wurde. — Der österreich ungarische Botschafter am Berliner Hofe, Graf Szechenyi, hat fich am Freitag nach Friedrichsruhe zum Fürsten BiSmarck begeben. Daß diese Reise mit den Vorgängen auf der Balkanhalbinsel in Verbindung steht, darf wohl als selbstverständlich angenommen werden. Wie von gut unterrichteter Seite verlautet, haben die Kreuzerfregatte „Stosch' und die Kreuzerkorvette „Marie", welche zu dem vor Zanzibar liegenden Ge schwader gehören, Ordre erhalten, mit der ausgedienten Mannschaft die Heimreise nach Wilhelmshaven anzu treten. Zuvor soll jedoch ein Austausch von Leuten, welche freiwillig an der ostafrikanischen Küste verbleiben ""'L Z°r"ckb"" "'S b-id« A"" auS dm oft-ftik-msch«» schen Krieg-sM ff Admiral Knorr seine Mission Uß, dar-2 im W-s-m»»«. erfüllt A E ' l," Mmistrrrrfidml in Marokko, ist »E «dschlnff. nn-i d.°,s<t-m-roN-ms»m b,°°ll«ächng, wo,den und wird sich ^ drü nErn Tag.» °°" blicklich weilt, nach Tanger ernschlffen. D-r Lerios von Gumberland hat unter dem 22. S«,mb.r-u« Mwundrn rin Schr-ib-n an dir druttchm «undr-rrgirrungrn «dir pr.uß.s». au-grnommrn, nl-ff-u, in wrlchrm rr noch -mm-' s-i°- a°, d» Reaieruna im Herzogthume Braunschweig geltend macht. Jn° ??m sch^ Schriftstücke werden die sämmtlichen Argumente, welche der Herzog für seine Aa- p7üche berettS^bei früheren ^-^nhnten --geführt hat, wiederholt, auch wird betont, daß die fetten- der Welfen beansprucht- Srbfolg- in Hannover mtt d" R-ich-vn- faffung nicht in Widerspruch steh«. SS ist biSher mcht bekannt geworden, daß daS Schreiben deS Herzog» seitens irgend einer Regierung eine Beantwortung erfahren hätte. — Wie auS Braunschweig gemeldet wird, soll die Wahl deS neuen Regenten am 19. d. M stattfinden. Der Reichstag dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach zum 17. November d. I. einberufen werden. — Alle diejenigen Betriebsunternehmer, welche ihre Betriebe noch nicht nach Maaßgabe deS UnfallverficheruogS- GesetzeS angemeldet haben, werden von amtlicher Seite ermahnt, dies schleunigst bei den unteren Verwaltungs behörden, in deren Bezirk der Betrieb gelegen ist, thuo zu wollen, weil fie fich sonst der Gefahr auSsetzen, daß fie in eine Ordnungsstrafe biS zu 300 Mark genommen werden. Wie auS Hannover mitgetheilt wird, hat der Führer der dortigen Konservativen, General v. Löbell, vom preußischen Minister v. Puttkamer ein Schreiben erhalten, welche- die Konservativen vor der Unterstützung welfischer Kandidaten gelegentlich der bevorstehenden Neuwahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus« warnt. Trotzdem haben die Konservativen Hannover- beschlossen, dem von den heißblütigen Welfen aufgestellten Kandi daten Maurermeister Braun- ihre Stimmen zu geben, wenn die Welfen ihrerseits die Kandidatur de- konser vativen Oekonomen Schrader unterstützen wollen. Auf Anregung deS Ober-Bürgermeister- von Berlin und einer Anzahl von Reichstagsabgeordneten, Fabri kanten, Kaufleuten und Bankier- ist ein Komits in der Bildung begriffen, welche- die Ansammlung eine- FovdS bezweckt, der zur Unterstützung der Hinterbliebene« der Feuilleton. Schuldbeladen. Original-Roman von Julius Keller. (42. Fortsetzung.) „Wollen Sie mir imponiren, Herr Holm, indem Eie den Großmüthigen spielen? — ES ist schon seit l-ager Zeit ein arger Riß in unseren freundschaftlichen Leziehungen entstanden, sollen dieselben ganz in die Lrüche gehen?" „Warum halten Sie keine Ruhe? — Sie haben tcch den Schein in Händen —" „Bah — den Schein! — WaS kann in Jahresfrist »icht Alles geschehen! Ja, wenn Sie eS unterließen, »ich («^während zu hintergehen, dann würde ich mich beruhige«, so aber Sie umschwärmen ja bereit- nor andere junge und reiche Dame, die Tochter deS Banquier Sternberg!" „Ah — woher wissen Sie da-?!" .Hm — hm — also war meine Vermuthung richtig! Eie selbst haben mir da- soeben bestätigt!" „Verdammter Kerl!" murmelte Holm, aber nicht so teste daß Merten- eS überhörte. „Ich weiß, welch' freundliche Gefinnungen Sie gegen »ich hegen", sagte er mit kaltem Hohne, „ich kenne Sie! Und weil dies der Fall ist, so soll Ihre Verbindung mit ! meiuer Tochter auch durchaus zu keinem herzlichen Zu- ! sommenleben führen. — Sie soll nur Ihre Frau und ' sschergesiellt — ich aber — Ihr Schwiegervater sein, - taS ist Alles! Sie für Ihre Person mögen meinet wegen treiben, waS Cie wollen! GS ist mir lieb, wenn , Gls« so wenig wie möglich mit ihrem — „Gatten" zu thun hat!" „Ich untersage Ihnen diese beleidigenden Redens arten!" rief Holm in unwilliger Erregung auS. „Pst, pst, mäßigen Sie Ihre Stimme, wir sind noch innerhalb der Stadt. Wenn wir vorm Thore ange langt find, dann dürfen Eie Ihrem Grolle erst Luft machen. Uebrigens ist der Weg nicht allzuweit und wir find noch nicht im Reinen mit einander — lassen Sie unS also etwas langsamer gehen. EinS glauben Eie mir nur, Herr Holm: ehe nicht der Tag Ihrer Ver mählung mit meiner Tochter definitiv b-stimmt ist, ehe betteten Sie Ihr HauS nicht wieder! ' Eine so feste, unerschütterliche Entschlossenheit drohte aus den Blicken MertenS, daß Eugen Holm kein Wort zu entgegnen vermochte. Seine Lippen aber preßten sich in ohnmächtigem , Zorn« aufeinander und die Nägel seiner Finger gruben > sich tief in die Handflächen ein. „Es ist nicht mit Ihnen auSzukommen", sagte er heiser. „Sie verbittern Einem daS Leben, daS ohnehin ! scheußlich genug ist!" , , „Ich weiß, ich weiß, die Flucht Walter Barthold- i macht Ihnen zu schaffen — glaub'S gern. Man hat j noch immer keine Spur von ihm und auch Ihre Ver- suche, durch die Frau deS Entflohenen Aufschluß über i seinen Verbleib zu erhalten, um ihn dann der Polizei : auSzuliefern — blieben bisher ohne jeden Erfolg." „Mensch — mäßigen Sie Ihre Stimme!" „Nicht wahr — ich verstehe ,S meisterhaft, Ihre , geheimsten Gedanken und Absichten zu durchschauen?" „Sie sind ein Teufel!" „Mit Verlaub — nur sein Bändiger!" Sie schritten ewige Augenblicke schweigend neben einander her, während das Blut Holm - immer mehr sich erhitzte und er den Zorn, die Wuth über die Tyrannei seine- Portier- kaum mehr zu unterdrücken vermochte. Die Adern seiner Stirn waren hoch angeschwollen und in seinen Augen glühte ein unheimliche- Feuer. „Wir nähern un- immer mehr dem Ziele", begann MertenS endlich in entschlossenem Tone „und noch immer belieben Sie über den fraglichen Punkt ein geheimniß- volleS Stillschweigen zu bewahren." „Ich begreife nicht, Mann — daß Ihre Tochter mich will!" „Meinen Sie, daß Else will?! — Unsinn! — Sie weint und jammert Tag und Nacht, weil fie einen Andern -*-cht mir durch ihr Seufzen und Schluchzen das Leben sauer, trotzdem fie noch nicht einmal weiß, wer und waS ihr zukünftiger Gatte eigentlich ist." , » Ahne« Ihre Rückficht', sagt- Holm spötttsch, s-tzt« dann abrr frag-nd hinzu: „Und haben Sie denn kein Mitleid mit Ihrem armen Kmde?" „Nein. In diesem Punkte nicht. ES find Alle- Embtldungen denen sie sich hingiebt. — Die Eh- mit Ihnen wird eine leichte sein, Else wird trotz derselben ,e^n können, wen sie will, na — und Sie werden ja auch emeS TageS sterben!" - „Unverschämter Mensch!" Holm, leben nicht lange. — E" ^d I"? rechten Holze geschnitzt, ich us der Unruhe und Ceelenangst, in welche