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Dresdner Journal : 19.11.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186911197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-11
- Tag 1869-11-19
-
Monat
1869-11
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 19.11.1869
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Freitag, den IS. November. 186S. 270. AtzimmneitiPrekst: ü» »«rack /NbrUob: S 1 dir. — K^r ^jiikrlicd: I „ lb ,. Hoü»t!icd: - „ 1b „ Lu>-«lo« K»ww«rl>: 1 ,, l»kr«»i»«» iritt^ldrliok 8 Ulr. 8t«ll>l>«I,s«di>dr, »u„«rd«lb a«» Konlä. Lanä«» ?o»t uoä 8truip«I»u»«:bl«^blll»v rmeraienprrtse: t'W ä«ll einer ^«epeltsneo Leil«: 1 Vvter „Linxeennät" äi« L«U«: S Kxr. Lrschrtar«: r>iUU«d, Wit n»n»bm« cker 8oo» Nllck keiertnL«, ^devä» kür äeo kolxeoäen DreMerIomnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »ostratenamiatzmr mswSN«: k» Humnui-looK- ä«» Oreeüoer ^ooroel»; «d«oä»,.: II. L-01.«», kv»«» t'oer; S»mdnrM->»rU»- Vi,i> -I.«ix,i^ ->»»«I-rr»i>kw-t ». U.: IleL.ex.rii« t Vookü«, LsrUv. Onurivescl,« üuedk., Nu-«»u, itvool.ru bloiee; Ireweo L. 8vu>.»rr»; Lr»«I»u i I, 8ituoru'e Xnvon'«r^ureeu, iLX--, N,-» äi I'uuvili'i kreuilturt ».U.: »'»ob« Nuebk.! Nöl»; ^v. lttv»:»»«. H^vL,, I^trrirL, IU».i.i>i« Li o., (8, ki-lv« 6« I» Nour»«): kr»^- b» kuueiou » Luobb.» Visu: Xi. Orrul-n« qrrall-grdrr: ULoixl Llp«ä>tioo ä«i Ilreivo«- ^ourllui», Oreeüeu, dl,ri»u,tr»»»e Lio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 18. November. Seine Majestät der König stnv gestern Abend 8 Uhr von Jahnishausen wieder hier eingetroffcn. Bekanntmachung, die Wasserbau-Jnspectionsbezirke Chemnitz und Rochlitz betreffend. Nachdem das Finanz-Ministerium beschlossen hat, vom 1. Januar 1870 ab die Wasserbauinspection Roch litz einzuziehcn und dieselbe mit der Wasserbauinspection Chemnitz dergestalt zu vereinigen, daß der Bezirk der letzteren die Amtshauptmannschaften Rochlitz, Döbeln, Chemnitz, Annabrrg und Freiberg, mit Ausnahme je doch des Weiseritzgebietes, umfaßt, sowie die Verwal tung des neugebildeten Jnspcctionsbczirks dem Wasser- bauinspector Weber zu Rochlitz, unter Versetzung des selben nach Chemnitz, von demselben Zettpunctc an zu übertragen, so wird solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 9. November 1869. Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Hartmann. Bekanntmachung.*) Nachdem die k. k. privilegirte erste österrei chische Feuerversicherungs-Gesellschaft in Wien bereits im Jahre 1867 die Einstellung ihres Geschäftsbetriebes innerhalb des Königretcks Sachsen beschlossen hat, ist neuerlich bet der Brandvcrsicherungs- Commiision angezeigt worden, daß nunmehr auch die letzten Verbindlichkeiten der genannten Gesellschaft im gegenseitigen Einverständnisse beider Vertragscontra- hcnten gelöst seien. In Gemäßheit der Bestimmungen in 8 30 der zum VI. Abschnitte des Brandversicherunpsgesetzes gehörigen Ausführungsverordnung vom 20. Oktober 1862 wird dies vor Zurücknahme der crtheiltcn Concession mit der Aufforderung öffentlich bekannt gemacht, die etwa noch ungelöst gebliebenen Versicherungsverträge und Entschädigung?ansprüchc binnen sechs Wochen unter der Verwarnung bei der Brandvcrsichcrungs Commis sion anzumclden, dc.ß außerdem dergleichen Ansprüche gegen die Versicherungsanstalt im Verwaltungswege nicht berücksichtigt werden. Dresden, den 1. November 1869. Königliche BrandversicherungS - Commission. Schmidt. Rudolph. *) Die Herausgeber von Amtsblättern haben diese Be- kavnlmachung gemäs 8 21 des PrehgesetzeS vom 14. März 18S1 in eine der nächsten Nummern ihrer Zeilschrist auszunehmen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. rrlegrapbische Nachrichten. Zeitungsschau. (Provinzial-Corrcspondenz. — Econo mist. — Rigasche Zeitung ) LageSgeschichte. Dresden: Kammcrverhandlungen. Inhalt des neuesten Gesetz- und Verordnungsblattes. — Berlin: Herrcnhaussitzung. Provinzialsynoden. — Koblenz: Galadejcuner.— Sternberg: Vom Landtage. — München: Urwahlen. Pcnsionirung. — Karlsruhe: Kammervcrhandlungen.— Wien: Vom Jnsurrcctionsichauplatze in Dalmatien. — Paris: Neues Journal. Wahlangelegrnheit. — Florenz: Geburt eines Prinzm. — London: Vom Hofe. Feuer in Windsor. Beilage. LandtagSverhandlungkn. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 17. November.) Statistik und VolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Sternberg, Donnerstag, 18. November. (W. T. B.) In der Ständrversammlung hat Bürger Feuilleton. Theater und Musik. Das Trauerspiel „Die Gräfin*, dessen Verfasser Heinrich Kruse, Redactcur der „Kölnischen Zeitung", gelegentlich der jüngsten Verleihung deS Schillerpreises von Sr. Majestät dem Könige von Preußen die große goldne Medaille für Kunst empfing, dürfte seine besten Erfolge in der Presse als Buchdrama gefeiert haben. Das Stadttheater zu Leipzig war die erste größere Bühne, welche die der friesischen Geschichte, resp. Sage entlehnte Tragödie zur Aufführung brachte; aber der Erfolg war unge achtet sorgfältigster Einstudirung ein nur mäßiger. Ueber die Leipziger Theaterzustände ist neuerdings in der dortigen Lokalpresse eine Polemik ausgebrcchen, die sich beinahe zu einer Kriegserklärung Rudolph Gottschall's gegen Heinrich Laube zuspitzt. Ein Artikel Paul Lin dau'- in der „Nat.-Ztg." über Laube's nunmehr un gefähr drrivierteljährige Wirksamkeit als Theaterdirec tor in Leipzig scheint unS, weil die Mitte haltend, das Rechte zu treffen. „Schon jetzt," schreibt Lindau, „hat sich klar hrrauSgestellt, daß sowohl dir Enthusiasten auf Credit, wir die voreingenommenen Unzufriedenen im Unrecht waren ... Von der „Musterbühne," welche in einigen schwärmerischen Köpfen spukte, sind wir aller dings noch weit entfernt. Laube weiß genau, wohin Jmmrrmann sein Traum einer „Musterbühne" geführt hat: in den Abarund deS finanziellen Ruin», und Laube ist nicht nur rin ausgezeichneter dramatischer Dichter, sondern auch rin gutrr GrschäftSmann. Und ist denn Geld verditvrn nicht Portisch? Man fragt nur vr. Etroußberg. ES ist Laube nicht in den Sinn gekom men, dem Phantom einer deutschen Musterbühne nach meister Pohle im Auftrage deS Schweriner Ma gistrats den Antrag auf Protest gegen den Bun- deShandelSgerichtShof (vgl. unt.r „TagrSgesch^chie") zurückgezogen. Der Antrag Manecke'S auf Be rufung der LandeSsynodc wurde abgelehnt. Wien, Mittwoch, 17. November, AbendS. (Corr.-Bür.) Aus Port-Said wird gemeldet, daß der Kaiser von Oesterreich nach einer gefahrvollen, iedoch, ungeachtet deS stürmischen Wetter«, glück lichen Einschiffung von Jaffa vorgestern daselbst wohlbehalten anlangte, wonach der Austausch der üblichen Besuche stattfand. Die Suite des Kaisers traf erst gestern ein. Se Majestät bat vor seiner Abreise von Jaffa den Jordan und daS todte Meer besucht nnd den Kirchen Jerusalems und Bethle hems auS seiner Privatschatulle je 60,000 Francs gespendet. Die „N. fr. Pr." meldet auS Eattaro vom heutigen Tage: DaS Kommando der in der Eri- voschic operirenden Truppen hat gemessene Ordre, weder türkisches noch montenegrinisches Gebiet zu betreten. Pesth, Mittwoch, 17. November. (Corr. Bür.) Die „Pesther Correspondenz" meldet, daß die Fi nanzcommission deS Unterhauses sich für die Auf hebung de« Zeitungsstempels aussprechen werde. Paris, Mittwoch, 17. November, AbendS. (W. T. B.) Einer Mitthrilung der „France" zu folge wird der Kaiser wahrscheinlich nächsten Frei tag nach Paris kommen und bis Dienstag (während der Wahltage) daselbst bleiben. Emile Ollivier wird heute, der Fürst und die Fürstin Metternich werden morgen hier erwartet. Nach Berichten aus Kairo vom heutigen Tage ist die Kaiserin der Franzosen gestern in Port- Said gelandet und vom Vicekönige empfangen wor den. Heute sind der „Aigle" und andere Schiffe nach Jsmaila abgegangen Paris, Donnerstag, 18. November. (W. T. B.) DaS „Journal officiel" bringt folgendes Te legramm aus Jsmaila vom 17. November: Die kaiserliche Pacht „Aigle" dat, gefolgt von 40 an- dern Schiffen, die erste Strecke des SuezcanalS zurückgelegt und Jsmaila passirt. (Nack einem Te legramm des „T. B. f. N." haben die Festlichkeiten der Einweihung am 16. November bereits begonnen. Unter freiem Himmel wurde eine religiöse Feier von Ulcmas und katholischen Geistlichen veranstaltet. Mon signore Dauer, Beichtvater der Kaiserin Eugcnie sprach den Segen unter großem Enthusiasmus. Zugegen waren der Khedive und seine Minister, die Kaiserin Eugenie, der Kaiser von Oesterreich, der Kronprinz von Preußen, die Prinzen der Niederlande und von Hessin, Vertreter aller Nationen und eine große Anzahl distinguirter Gäste.) Madrid, Mittwoch, 17. November. (W. T. B.) Im heutigen Ministerrathe ist die auf die bayrische Note wegen des ConcilS zu ertheilende Antwort berathen worden. Der „Jmparcial" erklärt das Gerücht, daß Figuerola eine neue Anleihe vorbereite, für un- begründet. Eine auö Havana eingegangene Depesche zeigt an, daß in dem östlichen Theile der Insel die In surgenten geschlagen worden sind und dabei 2.70 Todte verloren haben. Der Aufstand nimmt ad, das Vertrauen kehrt wieder. Dresden, 18. November. In Bezug auf den im preußischen Hcrrcnhausc ein- gcbrachten Antrag des Grafen zur Lippe brachte gestern die osficiclle „Provinzial-Correspondenz," noch bevor die Entscheidung des Hauses (vgl. unter „Tagesgeschichte") bekannt war, folgenden Artikel: Das Herrenhaus wird dem Vorschläge der Commission zujagen, sondern er hat sich als verständiger, weltklu- gcr und erfahrener Bühnenleiter darauf beschränkt, die Kräfte, welche er vorfand, weislich zu benutzen und zu fördern und andere, jüngere heranzuzichen und zu ent wickeln. Laube besitzt die beiden vornehmsten Eigen schaften eines dramatischen Direktors: er versteht sein Handwerk und ist unermüdlich fleißig. Er überwacht jede Probe, corrigirt undarrangirtunverdrossen, wird nie ungeduldig, bis er das Maximum der Leistungs fähigkeit, wie er es für möglich hält, erreicht hat." Am Schlüsse seines Artikel's beklagt Lindau, daß Laube sich nicht gern auf „Novitäten" einlasse, und weist hierbei auf den „Propheten im Vaterlande," Rudolph Gott schall hin, der sein Lustspiel „Annexion" nach Berlin senden müsse. Die Aufnahme, welche dieses Stück jüngst tm dortigen Wallnerthrater fand, spricht aber jeden- falls nicht zu Ungunsten der „übertriebenen Vorsicht und Aengstlichkeit" Laube's. Die „Post" skizzirt den Inhalt desselben kurz folgendermaßen: „Wer ein we nig Phantasie besitzt, kann sich mit Hilfe deS Theater zettels die ganze Geschichte leicht zu'ammenfügrn, Hand lung, Verwicklung und Lösung vorhrrbestimmen. Der Titel des Lustspiels heißt „Annexion", und eS treten darin einige preußische Regierungsbeamte, bekannt als gute Liebhaber mit ausgesprochener Neigung zum An- necttren zarter Frauenherzcn, dann zwei heirathSfähige und liebenswürdige junge Damen, der Marschall eines kleinen Hofes, welcher so oder so das Geschäft eines segnenden Vaters übernehmen muß. Die mit patrio tischen Phrasen aufgrputzte Handlung ist also leicht zu rrratben und daS Kurze und Lange davon: Nachdem daS Land annectirt ist, werden auch die empfänglichen Frauenhrrzen gewonnen; die kleinen Hindernisse wegen politischer Meinungsverschiedenheit werden glücklich be seitigt, man verständigt sich, heirathet sich, läßt dir An- und somit dem Anträge deS Grafen zur Lippe schwer lich beitreten: dasselbe würde sich durch einen solchen Entschluß in Widerspruch mit der Bundcspolitik unsrer Negierung setzen, welche es seither bereitwillig unter stützt hat. Tas Gesetzgebungsrecht des Norddeutschen Bundes ist, wie Kreits früher ausgesührt worden, in keiner Beziehung an die Mitwirkung der einzelnen Lan- dcsvertretungen gebunden; dasselbe findet seine natur gemäße innere Schranke nur in den vertragsmäßig fcst- acstcllten Zwecken und Aufgaben deS Bundes. Das Herrenhaus «benso wie unsre Bundesgenossen dürfen der preußischen Negierung vertrauen, daß sie nicht die Hand dazu bieten werde, eine vertragswidrige Erwei terung der Bundcsb.fugnisse hcrbnzusührcn. Dagegen muß die Negierung, um der Entwickelung des Nord deutschen Bundes einen heilsamen Fortgang zu sichern und die vertragsmäßigen Aufgaben des Bundes nach allen Seiten hin in vollem Umfange zu erfüllen, auf die ernste und aufrichtige Unterstützung aller preußi schen Patrioten rechnen können. DaS Herrenhaus wird in seimr Mehrheit keinen Zweifel darüber aufkommen lasten »ollen, daß es auch seinerseits „mitbetheiligt an der Erbschaft politischer Macht und politischer Pflichten, welche Preußen 1866 zugefallcn," auch entschlossen sei, „diese mit der Staatsregierung für Preußen und Deutsch land zu vertreten." Das Londoner finanzielle Wochenblatt der „Eco nomist" bringt einen sehr ausführlichen Artikel über die Vorschläge des neuen preußischen Finanz ministers, welcher die preußischen Liberalen, die sich dem Camphausen'schen Plane widersetze», davor warnt, dem Gegner in die Hand zu arbeiten. „Herr Camp hausen, sagt der „Econ.", will die Deckung des an sich geringfügigen Deficits in folgender Weise erreichen: Die Regierung muß jährlich ein Procent der Schulden tilgen, etwa 1*4 Mill. L. Das ist ein recht gutes Gesetz, so lange das Geld durch Steuern aufgebracht wird und also dem Staat nichts kostet; aber das eine Procent muß dem Gesetze zufolge auch getilgt werden, wenn kein Uebcrschuß da ist, und Geld zu 5 borgen, um eine 4proceni»gc Schuld zu tilgen, ist reine Ver schwendung. Herr Camphausen schlägt daher vor, von der Tilgung abzustehen, die Schuld zu lassen wie sie ist und die Gläubiger für diesen Verlust au Sicherheit zu entschädigen; und so gelingt es ihm, sein Deficit beinahe aus der Welt zu schaffen, ohne die Steuern zu erhöhen. Sich einem solchen Plane zu widersetzen, mag eine auf hohe Gesinnungen gegründete Politik sein, und sie ist cs in der That, allem klug ist diese Hanhlu»gswLise nicht. Als Alternative bleibt Herab setzung der Armee, die dem Volke nicht genehm wäre, weil man an einen französischen Angriff denkt, oder höhere Besteuerung, die ihm ab.r so wenig zusagt. Wofern nicht das preußische Volk von jedem andern Volke in der Welt verschieden ist, wird es eine der artige Opposition als eine sehr unangenehme Art allzu großer Lust am Tadel anschen. Daß man dabei auch den Camphausen'schen Vorschlag zur Deckung des Nestes der Schuld bekämpft, macht die Sache nicht besser. Domänen sind bei den Liberalen durchaus nicht beliebt, weil dieselben die Negierung zu unabhängig machen. Ob die Masse der Steuerzahler mit dieser Abneigung übcrcinstimmt, ist zweifelhaft. Die Mehrzahl sieht in der Regel mit Vergnügen, daß sich der Schatz füllt, wenn cs nur nicht aus der eigenen Tasche kommt. In der Idee haben die Liberalen übrigens Recht und soll ten daher den Plan des neuen Finanzministers in die ser Hinsicht willkommen heißen. Da sie das nicht können, ohne auch den andern Theil zu billigen, und nun gcnöihigt sind, einen Plan, den sie selbst befür wortet , zu verwerfen, blos um einen Vorschlag bei Sette zu schieben, der den Schatz ohne weitern Nachiheil und ohne höhere Besteuerung füllen würde, so scheint es uns nicht, daß die Partei, welche ihnen folgt, Aus sicht auf bedeutenden Anhang und Beifall hat." Am Schlüsse erörtert der „Economist" die Frage, ob in der That wohl die Controle der Staatsausgaben durch die Landesvcrtrctung eine hinreichend starke Handhabe sei, ncxion hoch leben und den Vorhang niederfallen und damit ist die Sache abgethan." Auch ein ausführliches Referat der „Nat.-Ztg." bemerkt, daß die Gottschall'sche Comödie sich „keines sonderlichen Erfolges" zu erfreuen hatte und daß der Dichter „sich dies Mal in der äußer lichen Wirkung etwas verrechnete." — Dasselbe Blatt constatirte jüngst die überraschende musikalisch-stati stische Thatsache, daß von den weiblichen Mitglie dern der königlichen Oper in Berlin nur drei in Norddeutschland geboren sind; alle andern hat Oesterreich gciandt, und zwar Wien allein fünf. — Seit dem 1. Oktober, dem Tage, an welchem die neue Ge werbeordnung des Norddeutschen Bundes in Kraft ge treten ist, sind in Berlin 8 neue Theater entstan den, so daß man nunmehr im Ganzen 17 öffentliche Theater zählt, die Privatbühnen ungerechnet, und neue Projecte entstehen noch täglich, die ihrer Verwirklichung über kurz oder lang entgegensetzen. Gleichzeitig mit den Concessionsbeschränkungen ist das bisherige Mo nopol des Hoftheatrrs hinsichtlich der Ausführung von Tragödien gefallen. Im Victoriatheater sind infolge dessen unbeanstandet gelegentlich des Gastspiels von Hendrichs und der Vestvali „Egmont", „Hamlet", „Struensee" und „Essex" gegeben worden, aber keiner andern Berliner Bühne ist es bis jetzt eingefallen, in ihr Repertoire ein Trauerspiel auszunehmen, einfach deshalb, weil die Directoren nicht gegen ihren eigenen Vortheil vorgehen und ihre Kaste nicht schädigen wollen. In vereinzelten Fällen, etwa beim Gastspiel eines aus wärtigen Künstlers, wird eS ihnen willkommen sein, daß das Monopol gefallen ist, tm Uebriaen werden sie sich hüten, von ihrem bisherigen Repertoire abzugehen, dem sie ihr Bestehen und ihre Prosperität verdanken. Die „Nat.-Ztg.", der wir die hier mitgetheilten Facta entnehmen, girbt eine Uebersicht Desjenigen, was die um die Politik der Negierung zu beherrschen. Bei einer sparsamen Negierung scheint ihm das nicht der Fall. U- b-rhaupt bei reiflich r U bcilegung gicbt eS nach seiner Ansicht nur eine sichere Bürgschaft der Frei heit, nämlich die Vollmacht, die Armee abzuschaffcn durch die einfache Weigerung, die zur Aufrechterhal tung der Disciplin nöthigen Gesetze zu genehmigen. Den neulich von uns erwähnten Protcstcn der rus sischen Blätter gegen die in der europäischen Presse laut gewordene Vcrdächt'gung, als ob die russische Ne gierung bei den dalmatinischen Unruhen die Hand im Spiele habe, schließt sich auch die „Rigasche Zei tung" entschieden an, indem sie schreibt: „Selbstver ständlich konnten die russischen Zeitungen diese In sinuation nicht übersehen, und auch wir müssen dagegen unsre Stimme erheben. Wir schließen uns dem ener gischen Proteste der russischen „Pet. Ztg." gegen die Verwirrung an, in welche das europäische Publicum durch solche Darstellungen bineingezogen wird." Der Erfolg der österreichischen Waffen, schließt das Haupt organ der deutschen Ostseeprovinzcu, könne keinem Zweifel unterli gen und nur als eine Frage der Zeit betrachtet werden; der Schwerpunkt der Schuld aber sei in die Unterdrückung der slawischen Sprache und in die schroffe Haltung der centralisirten Regierungsbehör den zu verlegen. Tagesgtschichte. Dresden, 18. November. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung in Gemäßheit eines Vor schlags der zweiten Abtheilung ihrer Finanzdeputativn (Referent: Abg. Esche), sowie mehrerer von den Abgg. Schnoor und Ploß bezüglich der Eisenbahnangelegen heit Chemnitz-Adorf folgenden Beschluß gefaßt: Die köm-l. Staatsregierung 1> zu ermächtigen: Ur. Stroubberg und Genossen, resp. der vou denselben zu bildenden Aktiengesellschaft, Concession zu er- thetten zum Baue einer zweigleisigen Ciienbabn von Chem nitz über Zwönitz, Aue, Jägersgrüu, Schöneck nach Adoif, mit eingleisigen Zweigbahnen von einer Zwönitz möglichst naheliegenden Stelle aus nach Stollberg und Lugau, so wie von Schöneck über Klingenthal, Gralilitz nachFalkenau, vorausgesetzt, daß daS dazu nöthige Bau apckal zur Halste >n Stammoctieu nachgewi scn sei, wählend die andere Halste nachgelassen werde, in Priorilälsichemen, mit Verzinsung von döchpenS 5 Procent, ausznqeben, nachdem 4» Procent aus die Slammaclien eingezahlt uod zum Baue verwen det sind; L) zu ersuchen: zu vermitteln, daß den Interessen Markneukir- cheoS Rechnung getragen werde, sei es dmch möglichst« Hcran- bringnng der Hauptbahn selbst in dieRähe von Markneukirchen oder durch eine Seiteubahn von Adorf nach Markneukirchen, so angelegt, daß deren Weiterführung nach Klin^euthal ent weder jetztzugleich mit zugesagt werden könne, oder daß der selben wenigstens später keine Hindernisse im Wege stehen; S) zu ersuchen: ») mit Ur. Stroubberg, resp. mit der von ihm zu bildenden Actiengeseüschast, zu vereinbaren, daß der Bau ohne Verzug in Angriff genommen und inner- halb der nächsten drei Jahre beendet werde, d) zu be dingen, daß die Bahnhöfe, resp. Haltestellen, möglichst nahe und vortheilhafl für die Orte angelegt werden, deien In teressen vorzugsweise zu dienen sie bestimmt sind, ohne daß denselben deshalb besondere Gcldopser angesonnen werden dürfen, o) daraus zu sehen, dab die Aussuhlung des Baues in solidester Weise betrieben und die Bahn mit Betriebs mitteln in ausreichender Weise versorgt werte; 4) zu ermächtigen, nachdem die vorerwähnten Verhältnisse ge ordnet sind , die Anwendung deS Expropriationsaesetzes so wohl für die Bahnen, laut Punkt Eins, wie auch eventuell für die von Punkt Zwei eintieien zu lassen und diese Er mächtigung auch aus eine Linie Friedrichsgrün-Falke, stein erst, ecken, wenn die Unternehmer zur Herstellung der Linie FriedrickSgrün Falkenstein bereit sein sollten, S) eventuell dieselbe zu ientbinden von der Ausführung deS ständischen Beschlusses untcrm 28. Mai 188«, gerichtet auf den Bau einer eingleisigen Eisenbahn auf Staatskosten vou Ane nach Jägersgrüu. Dagegen wurde ein Antrag dcs Abg. vr. Rentzsch: die Finanzdeputativn mit der Untersuchung und Bericht erstattung der principiellen Frage zu beauftragen: ») ob überhaupt und d) unter welchen feststeheuden Bedingungen für allgemeine volkSwirthschastliche Interessen die Ausgabe von Prä mienanleihen in Sachsen gestattet sein soll, mit 45 Stimmen von der Kammer abgelehnt. neu entstandenen kleinen Theater bieten, die nur den Namen gewechselt haben, aber im Grunde Oskö ckantsnt» geblieben sind, und schließt mit folgenden Worten: „Es ist eine schmerzliche Empfindung, die wir von unserm Rundzange mit nach Hause nehmen: die Concessions- freiheit in Theatcrsachcn ist bisher nur von Besitzern von Vergnügungslocalcn benutzt worden; kein fähiger Kopf hat noch daran gedacht, ein wirkliches VolkSthea- ter in Berlin zu gründen. Das voi städtische Theater der Frau Gräbert ist noch immer das einzige Institut, das den Namen einer Volksbühne vei dient und ohne jegliche Concurrenz dasteht." — Joachim, der in Ber lin bisher nur mit Begleitung dcs Orchesters oder dcs Claviers gespielt hatte, ist an die Spitze eincö Streich« quartetts getreten, dem außer ihm die Herren Schic- ver, de Ahna und Müller angehörrn. Die Erstern, die sonst gewohnt gewesen, ähnliche Unternehmungen anzuführen, haben sich hier mit einer zweiten Stelle begnügt, und der Cellist war die bewährte Stütze deS jungen Müller'schcn Quartetts. Die Eröffnung der Thätigkett dieser Künstlervereinigung dürste jedenfalls den Beginn einer neuen Epoche der Pflege der Kam mermusik in Berlin bezeichnen. Literatur, vr. L. Ettmüller, altnordischer Sagenschatz in neun Büchern. Uebersetzt und erläutert. Leipzig, Frdr. Fleischer. 1870. In 8. (VIII, u. 488 SS.) ' Diese neun Bücher nor discher Sagen sind von dem berühmten Germanisten Herrn Professor Ettmüller zu Zürich für das größere Publicum bestimmt. Ihr Inhalt ist zum allergrößten Theile wohl für. die meisten Leser völlig neu, denn die Handbücher der nordischen Gütterlehrr, welche allen falls in den Händen derselben sind, befassen sich nur entfernt mit einigen Episoden deS vorliegenden BucheS.
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